Ich hatte oft das Gefühl, dass ich „zu spät dran bin.“ Nach der Schule kam es mir so vor, als wüssten alle um mich herum schon welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten. Das dachte ich zumindest. Im Gegensatz zu meinen Klassenkameraden fühlte ich mich unsicher und irgendwie zugleich verloren, weil ich zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung hatte, was ich eigentlich genau machen möchte. Mit der Zeit habe ich bemerkt, dass mich der berufliche Weg für den ich mich damals entschieden hatte, unglücklicher denn je machte. Nach langem hin und her grübeln hatte ich mich dazu entschieden die Ausbildung, die mir Tag für Tag Magenschmerzen bereitet hat, endgültig abzubrechen.
Aber wie geht es nun weiter nachdem ich meine erste Ausbildung abgebrochen hatte? Was möchte ich beruflich überhaupt machen? Was liegt mir und was nicht? Tag und Nacht zerbrach ich mir den Kopf darüber. Ich war so unsicher und hatte Angst zu versagen. Ich hab mich bemüht, alles wieder gerade zu biegen, aber das ging nunmal nicht von heute auf morgen. Diese Zeit war schwierig für mich, aber danach schien es langsam wieder bergauf zugehen und ich habe eine neue Ausbildung angefangen, die mir sogar gefallen hat und welche ich auch erfolgreich abgeschlossen habe, aber den Drang mich ständig mit anderen zu vergleichen, konnte ich bedauerlicherweise noch nicht ablegen. Damals dachte ich, dass Leute aus meinem Umfeld, die in meinem Alter sind, alles im Griff haben, während ich erst die neue Ausbildung angefangen habe, mir gewisse Dinge im Leben überhaupt nicht leichtfielen, Selbstzweifel mich plagten und ich gerade dabei bin mich selbst zu finden. Ich habe leider zu sehr den Fokus auf andere Erwartungen und Vorstellungen gelegt. Ich dachte, ich werde erst gemocht und bekomme Anerkennung, wenn ich bestimmte Ziele im Leben erreicht habe. Dass jeder Mensch sein eigenes Tempo hat und andere Erfahrungen im Leben macht, habe ich damals irgendwie komplett außer Acht gelassen. Mein Weg ist nicht derselbe, wie der meiner Freunde, Schulkameraden oder Familienmitglieder. Unter ständigen Druck zu leben und im Glauben zu verharren, dass ich bis zu einer bestimmten Altersgrenze dieses und jenes unbedingt erreichen muss, um nicht als Versagerin abgestempelt zu werden, macht auf Dauer auch keinen Spaß.
Mittlerweile bin ich 26 und muss mich hin und wieder dran erinnern, dass ich es mir erlauben darf in meinem eigenen Tempo an bestimmten Ereignissen zu reifen und zu wachsen. Es ist in Ordnung, sich die Zeit für sich zu nehmen, die man braucht. Ich muss nicht immer alles perfekt erledigen. Wenn ich mal etwas nicht gleich schaffe, ist das genauso in Ordnung. Das Älterwerden besteht wohl aus Höhen sowie Tiefen, die unseren Charakter und Lebenseinstellung prägen und ich glaube, wenn man bereit ist auch an den Misserfolgen im Leben etwas für sich persönlich dazuzulernen, kommt man schon ein Stück weiter.