Bunte Haare gegen soziale Ängste

Ich entschuldige mich schon mal im Vorfeld für meinen einfallslosen Blogtitel mit dieser grandiosen und vielsagenden Beschreibung. Tatsächlich hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass ich keine gute Blogverfasserin bin. Zu oft überkommt mich die Schreibfaulheit oder der zu hohe Anspruch an mich selbst, wenn ich mich eingehend mit einem Thema befassen und dies niederschreiben möchte. Also wird hier womöglich wenig oder auch gar nichts mehr passieren. Dennoch schwirrte mir ein Thema im Kopf herum, welches ich einmal niederschreiben wollte. Und da bietet sich diese Plattform gerade gut an. :>

Der Titel dieses Eintrags mutet etwas seltsam an, ich weiß. Nein, bunte Haare sind natürlich kein Heilmittel gegen soziale Ängste; da müssen schon andere Schritte unternommen werden, als sich einfach die Haare zu färben. xD Ich hoffe, ich kann im Verlauf meines Textes deutlich machen, was ich damit (für mich persönlich) meine.

Seit ca. drei Jahren färbe ich mir meine Haare bunt. Damit meine ich nicht Rot; diese Farbe hatten meine Haare immer mal wieder. Ich meine knalliges Lila, Rosa, Türkis und Blau. In meine blauen Haare habe ich mich besonders verliebt, und auch aktuell habe ich sie blau gefärbt.

Immer mal wieder sprechen mich Menschen (Bekannte, Fremde oder Freunde) an und sagen mir, dass sie sich nie trauen würden, mit einer so auffälligen Farbe öffentlich herumzulaufen.

Soweit so gut. Nun könnte man glauben, ich wäre eben einfach sehr selbstbewusst und die Meinungen anderer interessieren mich nicht. Vorhersehbare Wendung: Das ist nicht der Fall (jedenfalls nicht gänzlich).

Als Teenager habe ich unter einer sozialen Angststörung gelitten; so sehr, dass diese therapeutisch behandelt werden musste. Ich würde behaupten, dass ich in den letzten Jahren einiges an Selbstbewusstsein und Offenheit dazu gewonnen habe (in einem sozialen Beruf wie meinem brauche ich diese Eigenschaften auch), aber wie viele Menschen, die an einer psychischen Störung leiden oder gelitten haben, wissen: Komplett verschwinden tut sie nicht; man muss mit den kleinen und großen Rückfallen umzugehen wissen. Ich bin immer noch ein Mensch mit einigen Selbstzweifeln und Ängsten, und leider ist es mir noch wichtiger als mir lieb ist, was andere von mir denken. Schauen mich Leute offensichtlich an, denke ich im Normalfall eher darüber nach, was an mir nicht stimmen könnte, als dass es mir egal wäre.

Und nun sagen andere, teils deutlich extrovertiertere Menschen zu mir, dass sie sich nie trauen würden, blaue Haare zu tragen, das aber eigentlich echt cool finden. Das führte dazu, dass ich mir selbst die Frage gestellt habe, warum ausgerechnet jemand wie ich, die nicht allzu gern im Mittelpunkt steht, sich so wohl mit bunten Haaren fühlt. Dabei kam mir ein Gedanke, der mich zu diesem Blogeintrag inspiriert hat: Gerade WEGEN meinen Unsicherheiten liebe ich bunte Haare (und natürlich weil sie cool aussehen xP).

Insbesondere seit meinen blauen Haaren macht es mir absolut nichts mehr aus, wenn mich Menschen anschauen. Man könnte sagen, dass sie ein Schutzschild sind; habe ich früher darüber nachgedacht, ob etwas an mir vielleicht blöd ausschaut, denke ich mir heute „Joa, hab halt blaue Haare.“ Es könnte zwar sein, dass Menschen in der Tat denken, was für ein scheußliches Outfit ich doch an habe und deswegen gucken, aber darüber mache ich mir keine Gedanken mehr. Zum einen, weil mein Selbstbewusstsein ohnehin nicht mehr so klein ist wie damals, zum anderen... ja, wegen meinen Haaren. Menschen schauen halt auf Dinge, die nicht alltäglich sind.

Und so muss ich innerlich etwas schmunzeln, wenn mich wieder jemand als ach so mutig und selbstbewusst tituliert, weil ich mich traue, mit blauen Haaren herumzulaufen. Das bin ich in keinem überdurchnittlichen Ausmaß, und dennoch liebe ich es. Deswegen liebe ich es.