
DIESER BLOG ENTHÄLT SPOILER ZUM JEWEILS THEMATISIERTEN ANIME.

Typisch, erst so ein Projekt ankündigen und es dann doch nicht durchziehen. Falls das jemand dachte, kann ich es niemandem verübeln. Aber zu meiner Verteidigung: Ich hatte einfach einiges zu tun und kam schlichtweg nicht dazu. Denn wenn schon, denn schon, dafür wollte ich mir auch wirklich Zeit nehmen.
An diesem Wochenende hatte ich nun endlich einmal ausgiebig Zeit und auch Lust, mit dem ersten Anime auf der Liste "Hanbun no Tsuki ga Noboru Sora" zu beginnen. Aber so einfach sollte es dann leider doch nicht werden. Es war nämlich gar nicht so leicht, den Anime in akzeptabler Qualität zu finden. Zuerst habe ich natürlich geschaut, ob er jemals in Deutschland lizenziert wurde. Leider ist das nicht der Fall. Also machte ich mich auf die Suche. Tatsächlich gibt es alle sechs Folgen auf YouTube, allerdings in einer so miserablen Qualität, dass man fünf Meter vom Bildschirm entfernt sitzen muss, um nicht nur Pixelbrei zu sehen.
Als Nächstes fand ich die damalige deutsche Fansub-Seite, die zu meinem Erstaunen immer noch online war. Leider fehlte genau dieses Werk sowohl in deren IRC-Channel als auch im Torrent-Archiv. Nun ja, das Ende vom Lied war, dass ich ihn schließlich auf einem deutschsprachigen „Streaming-Portal“ in geringfügig besserer Qualität gesehen habe.
Worum geht es in diesem Anime überhaupt?
Grob gesagt dreht sich die Geschichte um den an Hepatitis A erkrankten Ezaki Yuuichi, der ein langweiliges Dasein im Krankenhaus fristet. Diese Langeweile soll sich jedoch bald in Luft auflösen, als er die gleichaltrige Akiba Rika kennenlernt, welche im Ostflügel liegt. Nach und nach entwickeln sich zwischen den beiden mehr als nur freundschaftliche Gefühle. Doch aufgrund von Rikas unheilbarer Herzkrankheit hängt ihr Glück stets an einem seidenen Faden.
Bevor ich mich ausführlich dazu äußere, greife ich die Antwort auf die Kernfrage schon einmal vorweg,
„Würde ich, nachdem ich den Anime jetzt noch einmal gesehen habe, ihm erneut die 10 von 10 Punkten geben wie damals als Teenager?“
Die klare Antwort, nein.
Ich weiß genau, was mein jüngeres Ich dazu bewegt hat, diese Bewertung zu geben, aber das hatte wenig mit einem neutralen Blick auf den Anime zu tun. Hier spielten eher eine Mischung aus Sentimentalität und der Wunsch nach dem eigenen Liebesglück die Hauptrolle.
Die Kernhandlung an sich ist ein guter Ausgangspunkt für ein Romance-Drama, zwei Langzeitpatienten, die sich ineinander verlieben, einer davon mit dem Leben am seidenen Faden.
Leider hapert es an einigen Stellen, wodurch der Anime stellenweise unglaubwürdig wirkt. Vieles ist dabei dem Pacing geschuldet. Ich bin mir sicher, dass ein paar Folgen mehr manche Szenen glaubwürdiger gemacht hätten.
Ein Beispiel: Gleich zu Beginn, in der ersten Folge, wirkt es wenig plausibel, dass Yuuichi sofort Gefühle für Rika entwickelt, vor allem, da sie sich anfangs von ihrer sehr speziellen Seite zeigt. Ein etwas längerer Verarbeitungsprozess dieses ersten Treffens hätte hier gutgetan. Auch werden manche Handlungsstränge nicht zu Ende erzählt. Zum Beispiel die Sache mit der Kamera: Yuuichi hat den Film offenbar nicht richtig eingelegt, sodass die Bilder vermutlich nichts geworden sind. Das wird aber nur mit einem „Zeig mir die Bilder nach der OP“ abgetan. Da dies aber nie eine Auflösung erhält, ist das Einzige, was mir diese Szene sagt, dass er sie vor der OP mithilfe dieser Lüge nicht belasten wollte, was wohl eine Form von Charakterentwicklung darstellen soll. Mir war das in diesem Moment aber zu dünn.
Abseits davon ist der Arzt Natsume Goro eine komplette Katastrophe. Problematisch ist, dass man seine Handlungen, die im echten Leben wohl direkt in einer Haftstrafe geendet hätten, erst gegen Ende der Geschichte nachvollziehen kann. Zunächst muss man als Zuschauer leider davon ausgehen, dass es sich um einen Perversen handelt, der etwas von seiner minderjährigen Patientin will. Der Grund dafür liegt neben dem unrealistischen Verhalten auf dem Dach auch wieder am Pacing. Wir haben schon kaum genug Zeit für die beiden Hauptfiguren, und dann wird noch versucht, eine dritte Geschichte hineinzupressen. Das ist in sechs Episoden einfach nicht gut umsetzbar.
Da ich den Anime letztlich in einer Art Pixelbrei gesehen habe, kann ich zu den eigentlichen Animationen leider nicht viel sagen. Was ich erkennen konnte, war für 2006 aber vollkommen in Ordnung und ist für diese Zeit typisch in einem Stil wie Clannad oder Kanon(2006) gehalten. Die musikalische Untermalung ist nichts Besonderes, und an einer Stelle dachte ich nur: Das klingt wie die Hintergrundmusik aus einer typischen Visual Novel.
Das klingt jetzt vielleicht sehr negativ, aber für dieses Genre und das Erscheinungsjahr finde ich den Anime immer noch gelungen. Manche Charaktere mag ich mehr und andere weniger, allen voran natürlich den eigentlichen Helden der Geschichte, ZEBRA MASK, der nicht nur einmal den Tag rettet.
Aus heutiger Sicht gebe ich dem Anime 8 von 10 Punkten und kann ihn allen, die gerne Dramen schauen, als kleinen Geheimtipp ans Herz legen.
So, ich freue mich, wenn jemand diesen ersten richtigen Beitrag, vielleicht ja sogar bis zum Ende, gelesen hat.
Noch mehr würde es mich freuen, falls jemand mit mir darüber in den Kommentaren diskutieren möchte. Gerne lese ich eure Meinung zu diesem Beitrag, wie auch zum eigentlichen Anime. Als Nächstes werde ich mir Kanon(2006) vornehmen.
Bis dahin.