Es ist dunkel
Ich sehe seinen Schatten in der Tür
Mit langsamen, dumpfen Schritten
Kommt es auf mich zu
Schritt für Schritt
Ich liege in meinem Bett
Starr vor Angst
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals
Höre nur deine dumpfen Schritte
Höre nur sein leises Atmen
Jetzt steht er neben meinem Bett
Setzt sich auf die Bettkante
Ich setze mich ruckartig auf
Seh' ihm ins Gesicht
Erkenne ihn
Es ist mein Bruder
Er weint
Die Tränen laufen über seine Wangen
Er sieht mir in die Augen
In seiner Hand sehe ich etwas Silbernes aufblitzen
Er nimmt mich in den Arm
Weint immer noch und flüstert mir ins Ohr
"Ws tut mir leid, so leid!"
Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz
Schreie leise auf
Das Blut rinnt an der Klinge entlang
Doch ist es nicht der körperliche Schmerz
Der mir so wehtut,
Sondern die Tatsache,
Das mein eigener Bruder mich umgebracht hat
Ich sacke in mich zusammen
Ich frage dich:
"Wieso nur?! Warum hast du das nur getan?"
Ich wache auf
Schaue mich benommen um
Plötzlich weiß ich wieder
Ich weiß,
Wie ich gestorben bin
Meine weißen Flügel strecke ich empor
Federn wirbeln in der Luft
Das weiße, schneeweiße Kleid
Flattert im Wind
Ich steige in die Lüfte
Und weiß, warum ich hier bin
Hier oben über den weißen, weichen Wolken
Doch habe ich dir verziehen, mein Bruder
Du brauchst nicht mehr zu weinen!
Ich hab dich lieb
Und das, was ich dir jetzt erzählt habe
Ist mein einziger Schatz, den ich noch habe
Denn mein Schatz,
Sind meine Erinnerungen!