Bon voyage!
ANNO 20.07. 2000
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was berichten!
Getreu diesem Spruch werde ich folglich die Feder nicht hängen lassen und einen Bericht einer Reise auf das Papier bringen. Einer Reise mit sicherlich etwas skurriler Zielsetzung.
Nun ja. Die Computergames “Tomb Raider I-IV” mit seiner schöne Protagonistin Lara Croft kennt sicher fast jeder. Ebenso die Anziehungskraft jener Cyber-Amazone, die 1996 im englischen Derby das Licht der (Computer-) Welt erblickte. Auf welche Art und Weise, soll hier nicht näher dargelegt werden. Meine erste Fahrstunde bei der Fahrschule war jedenfalls ganz ähnlich verlaufen: Mein allererster Anfahrversuch endete rückwärts in zwei Aschekübeln ...
Meine Wenigkeit ist sehr versessen, wenn nicht gar schon verliebt in das entzückende Ballerbiest! (Das so viel geschossen wird, verdanken wir den Programmierern des Spiels und nicht etwa Lara Croft!). Und so füllten nun Fan-Artikel aller Art und zuletzt auch die 40 cm hohe Lara-Statue mit echtem Steinsockel meine Regale.
Tage später schon war ich DRIN! In meinen Regalen? - Au, neee! Im Internet! (Mutti, Nutella essen!). Dort kehrte ich in Sachen Lara Croft das Oberste zu Unterst und überschwemmte meine Festplatte mit Bildern und Storys.
Und dann traute ich meinen Augen kaum: Verkaufte doch einer eine lebensgroße (!) Lara Croft-Figur zum sagenhaften Preis von 850 DM. Immerhin kostete dieses Duplikat des Entwurfes aus Herrn Klinnerts OXMOX-Studio in Köln als Neuware über 2400 Märker. Sie war ein Ausstellungsstück.
Also wieder rauf auf die Daten-Piste und gleich eine E-Mail auf die beiden jungen Leute losgelassen. Antwort kam schon kurze Zeit später, und am Folgetag stand schon der Reisetermin, um Lara abzuholen. Noch ein paar Mails hin und her zum Abstimmen. Und dann saß ich Donnerstag früh in meinem Suzuki SWIFT, um die Lara-Figur, Standort Kirchardt bei Heilbronn, direkt an der schwäbischen Alb, aufs Korn zu nehmen. Die nötige "Kohle" war auch verladen, der Ölstand und der Luftdruck, sowie der Motor geprüft. Da die Technik gleicher Meinung war wie ich auch, konnte die Fahrt beginnen.
Die Strecke war mit der selben identisch, die ich schon in den 90ern zum Berufsförderungswerk Heidelberg unter die Räder genommen hatte. Folglich kannte mein SWIFT die Strecke besser als ich, so dass ich, noch etwas müde von zu kurzer Nacht, getrost hätte schlafen können.
Nun, aus den erhofften Schlummerstündchen wurde nix. Schon kurz hinter Chemnitz, vor der Ausfahrt Hartenstein, überholte mich ein Opel Vectra, dessen Fahrer dann wohl genau in diesem Moment einfiel, dass er wohl nach Hartenstein abfahren wollte. Und zwar an der 100-Meter Bake ... Also scherte er bei wohl Tempo 150 ganze drei (!) Meter vor meinen deppert dreinglotzenden Guckern in meine Spur und raste auf den letzten Metern vor Ultimo in die Ausfahrt. Ich hatte dabei ein Gefühl, als wäre mir eine Eisenkugel in den Magen gefallen. Eine 5 kg schwere, wie sie die Olympiakämpfer beim Kugelstoßen benutzen.
Nun, das ging ja noch mal gut ...
Weil ich möglichst noch bis Mittag bei den beiden Freunden und Lara eintreffen wollte , drückte ich dann doch bisschen mehr auf die Tube. Die Vogtland-Autobahn war merkwürdig leer. Ich kam gut voran, um dann hinter Hof auf die A9 nach Nürnberg einzuschwenken.
Kaum hatte ich das auch diesmal ohne Blessuren bewältigt, hatte ich beim Überholen einer langen Lasterkolonne den ersten “Lichthuper” im Nacken, hinter dem offensichtlich der Teufel her gewesen sein musste. Oder er hatte Durchfall gehabt. Oder Geburtswehen...... was weiß ich.
Bei 160 Sachen auf der Überholspur, rechts ein Laster nach dem anderen, kann man da schon nasse Pampers kriegen, wenn da einer hinten an der Stoßstange klebt. Ihn auszubremsen, verbot sich von selbst. Ich fuhr mit Vollgas!
Also, nun mal langsam, lieber Zeitgenosse! Nun lässt du mir bitte genügend Zeit, um meinen Überholvorgang ordentlich zu beenden.
Meine Geste “Silence, Silence...” (ruhig, ruhig ... ) wurde mit einem wütenden Stinkefinger und einer eindeutigen Geste beantwortet, die etwa so viel bedeutete wie: Solche wie Sie haben auf der Überholspur nix verloren, wenn ICH komme! ... Wixer, dammichter ... Nimm dir Zeit, und nicht das Leben!
Na, ruhig bleiben, alter Knabe, dachte ich kopfschüttelnd. Denk’ lieber an Lara, du hast sie gern, sie dich bestimmt auch, und nu’ biste zu ihr unterwegs. Der Kerl wird wohl den Brass gehabt haben. Vielleicht ist ihm gerade jemand anders auf die Zehen getreten. Oder Zoff mit dem Chef oder der Ehefrau. Oder sonstwie ‘ne Laus über die Leber gelaufen. Sind meist Leute mit Minderwertkomplexen. Oder solche, die zu Hause oder in der Firma nichts zu sagen haben. Oder eben einen "ganz Kleinen" in der Hose.
“Il’s sont plemplem, les Alemands!” pflegt der eher geruhsame Franzose zu schimpfen, wenn er von ebenso geschnitten wird. Der Franzose schimpft, ohne zu beleidigen, während seine “Ente” beim Ausweichmanöver derart abenteuerliche Schräglagen erreicht, dass der Nachfolgende vor Schreck die Gewalt über sein Auto verliert.......
Nürnberg! Wie oft bin ich da schon gefahren. Es gibt einige Möglichkeiten, sich zu verfahren. Und die wurden sogleich wieder von mir genutzt. (Natürlich wieder!) So geriet ich dann auf ein Stück der A74. Ein “Pinkel”-Stop (die Aufregung! I‘m Sorry!) wurde mit kurzem Blick auf die Karte verbunden. Und - Freu! Nur ein kleiner Umweg zur A6, Wenden unnötig.
Endlich die A6.
Die Sonne schien durch dünne Wolken. Es wurde warm im Auto. Also alle Fenster auf, Käsequanten aus dem Seitenfenster, Kopf aus dem Schiebedach, Hosenstall auf, Schniepl raus, .... (Der Wagen kannte ja die Strecke, fuhr wie von allein!). So wurde die Weiterfahrt erträglicher.
Bald meldete sich der Hunger und der Durst. Ich machte ausgiebig Pause mit zweitem Frühstück aus dem Rucksack. (Bei solchen und ähnlichen Reisen gleicht mein SWIFT einer mobilen Verpflegungsstation. *gggg*)
Ich liebte Lara, mochte sie von Anfang an. Vorfreude auf den Besuch und den Kauf der schönen Figur. Ich kannte Laras hübsches und energisches Antlitz mit den großen Kulleraugen und den weichen vollen Lippen. Sinngemäß glich Lara einer Schauspielerin. Als Figur konnte sie kaum eine echte Frau ersetzen. Aber egal. Die würde ich auch noch finden. Ich vertraute darauf. Sportlich, energisch, und schön. Eben eine Lara Croft!
Die Weiterfahrt mit sattem Magen konnte geruhsam in Angriff genommen werden. Ich lag besser in der Zeit als ich gehofft hatte. Der erwartete dicke Verkehr war ausgeblieben. Erste Wirkung der Öko-Steuer und der hohen Spritpreise? Laster waren seltener, als ich das von der Heidelberger Zeit her kannte. Auffällig viele “Samtfüße” brachten einige eilige Drängler zum Zähneknirschen. Autobahnalltag in Zeiten der Spritkrise.
Bald hatte ich wieder Durst. Aber da der Fußraum des Beifahrersitzes mit Wasserflaschen verbarrikadiert war, konnte ich das Problem schnell aus der Welt schaffen. Weil aber das oben reingeschüttete Mineralwasser irgendwann unten wieder raus wollte, war schon bald der nächste Stopp fällig...
Was mir unterbewusst immer wieder auffiel, waren die Spuren offenbar schwerer Unfälle. Alle dutzend Kilometer mehr oder minder “kunstvolle” Reifenspuren auf dem Asphalt. Vielerorts auch umgebügelte und erneuerte Stellen der Leitplanken.
Die Ursachen dieser Unfälle sind schnell aufgezählt: Unaufmerksamkeit, Rücksichtslosigkeit, Panik bei bedrängten Fahrern und natürlich auch bis zum Bodenblech durchgetretene Gaspedale.
Ja, man kann mit einem Mercedes Kompressor schnell fahren, zum Beispiel mit 200 Sachen, ist aber nicht verpflichtet dazu. Andererseits wird man dann mit manchem Politiker vergleichbar: Eingeschränkter Blickwinkel. Und wenn dann 40 Meter voraus plötzlich ein Hindernis auf der Fahrbahn auftaucht, etwa ein Reh oder ein “Pannenheinrich”, dann hat es schon geknallt, bevor das Bild unser Gehirn erreichen kann.
Zum Glück kann man mit einem Suzuki Swift 1.0 GLS nur FAHREN und nicht rasen. Zumindest auf der Autobahn.
Endlich Heilbronn! Bei der nächsten Abfahrt Bad Rappenau konnte ich runter von der Piste. Kirchardt wurde von dem Lara-Fan folgendermaßen bezeichnet: “Kirchardt ist ein kleines Dorf.”
Das “kleine Dorf” erwies sich als Kleinstadt, so groß wie Zschopau hier im Erzgebirge. Zwei Landstraßen und eine Fernstraße trafen sich hier. Die Suchfahrt war damit vorprogrammiert. Verzweifelt suchte ich das Grundstück, bei dem “am Garagentor eine große Mickeymaus” zu sehen sein sollte. Dabei fiel den Freunden gar nicht ein, dass ihre Garage offen stand und von dem Mäuseviech daher nix zu sehen war.
Nach 15 Minuten Irrfahrt Fand dann mein SWIFT das Grundstück eher als ich selbst. Hochfahren, Maschine aus, Handbremse an, und ...Oooops ....
Herzklopfen. Wegen Lara ......
Kommt schon, Leute!
Und sie kamen, bevor ich mich ausschiffen und mir die Finger wund klingeln konnte.
Kaffee wurde angeschleppt, und Kuchen. Richtung Gartenpavillon. Ich folgte, wieselte um die Ecke unter das Zeltdach - und Schock! Da stand SIE! Groß, schön, energisch, mit sanftem Lächeln, hoch erhobener Maglite in der Linken und schussbereiter Automatik-Wumme in der Rechten ...
Lara Croft!
Wollte sie mich umlegen? - Aber nein! Ich durfte sie sogar umarmen. War ich noch normal? War das Erlebte überhaupt normal? Gab es das überhaupt, ein “Normal”?
Insider wissen: “Normal” ist nur alles Verrückte auf Terra. Lebensgroße Modelle von Lara Croft waren limitiert und daher überall bei Tom-Raider-Fans begehrt. Limitiert deswegen, weil Lara eben nicht in der Werbebranche verheizt werden sollte. Somit können Geschäftsleute sich von ausgesuchten Kunst- oder Mannequin-Studios eben Lara per Auftragsarbeit bauen lassen und dann im Geschäft, Videothek o. ä. aufstellen. Danach konnte der Besitzer die Figur behalten, verkaufen oder auch (Bedingung: Für wohltätige Zwecke!) versteigern. Nur, die Figuren waren streng limitiert. Das machte sie zugleich so begehrt.
Nun sollte ausgerechnet ICH eine lebensgroße Lara-Figur ergattert haben. Für schlappe 850 DM? Recht glauben wollte ich es nicht. Aber es war KEIN Scherz von Seiten des viel strapazierten “Schicksals”. Andererseits sind starke Wünsche auch stark magnetisch und ziehen das Ersehnte leicht an. Und wenn ich Lara auf diese fast unglaubliche Fügung fand, warum dann eigentlich nicht auch einen Arbeitsplatz? Den suche ich zur Zeit auch intensiv, ohne zu glauben, dass das wahr werden könnte. Aber es war vorher ebenso unglaublich, dass ich nur eine Woche später im Besitz einer lebensgroßen Lara sein sollte. Das sehe ich als Achtungssignal!
(Postscriptum anno 2001: Ein Job wurde von mir inzwischen tatsächlich auf diesem Wege gefunden! ......)
Wie üblich in solchen und ähnlichen Situationen, hatte ich wieder den meisten Kuchen gegessen. (Je mehr du wiegst, desto schlechter kannst du entführt werden - Schütze dich selbst und iss KUCHEN!) Lara ist hübsch und schön. Ihr Anblick trug zum Appetit durchaus bei. Sie stand vor uns, eine Zweite im Hintergrund in der Wohnung. (Eigentum der beiden Fans). Die beiden haben schon vorher viele Figuren gehandelt und sich damit schon den Ruf von Figuren-”Zuhältern” eingefangen. Was nicht abfällig, eher witzig gemeint ist.
Die Lara ist aus Polyester, mit eingelassenen festen Metall-Anschlussteilen für Arme, Beine und Haarzopf. Der ist aber nicht aus Haaren, sondern aus massivem Polyester, so dass Lara ihn als Knüppel benutzen könnte ...
Nun, sie tat es nicht, sie lächelte nur sanft: “Na, dann wollen wir mal! Ich komme mit Dir, wie Du es wünschst!”
Nun hatten die beiden Freunde in der letzten E-Mail an mich etwas von einem oder zwei Kartons geschrieben, in die Lara untergebracht werden könne. Von denen war aber weit und breit keine Spur. Die Zwei wussten nicht mal, wie Lara demontiert werden soll und mussten erst mal anrufen.
Als das geschafft war, brachte die Hausbesitzerin ihren kompletten Lumpensack angeschleppt und wir bauten auf der Ladefläche des SWIFT ein weiches Nest für Lara. Bis eben das Kunststück vollbracht war, Lara in der Tat sicher und gut abgepolstert unterzubringen. Ihr schönes Gesicht war von draußen zu sehen.
Abschied.
Ich schmiss den Motor an und fand dann wahrhaftig ohne weiteres Suchen wieder die Autobahn.
Die Temperatur im SWIFT war kaum gesunken. Was ich auf den heißen “Feger” hinter mir auf der Ladefläche zurückführte.
Schon bald fuhr ein erster Laster verdächtig dicht auf. Wenn ich Zeit habe, fahre ich nämlich nicht schneller als 80 bis 100, um Benzin zu sparen. Meist als “Mitschwimmer” in der Lasterkarawane auf der rechten Spur. Die war aber wiederum fast leer. Diesmal fuhr ich auch wegen dem wertvollen Ladegut vorsichtiger.
Warum überholte der Kerl denn nicht? Ach ja, die Lara! Der Fahrer hatte die Figur im Auto gesehen und fuhr vermutlich auch deswegen nicht schneller, weil er nur noch eine Hand am Steuerrad hatte. ;-)
Immer wieder bremsten überholende Fahrzeuge ab und die Leute glotzten. Das führte immer wieder zu heiklen und für Nachfolgende auch ärgerlichen Situationen. Alle diese Erscheinungen zeugten vom ungeheuren Bekanntheitsgrad Laras.
Richtig brenzlig wurde es kurz vor der Kochertal-Brücke, als wieder Leute abbremsten, um sich an Lara zu ergötzen, zugleich aber ein “Bleifuß” nahte und mit höherem Tempo überholen wollte. Dann sah ich im Rückspiegel eine blaue Rauchwolke hochwirbeln. Wahrscheinlich von den qualmenden Reifen in Folge einer Vollbremsung. Wie bei der Formel 1. Aber was geschehen ist, konnte ich nicht wahrnehmen. Zumal meine Hintermänner auch nicht abbremsten. Also konnte ich nicht einfach anhalten. Es kommt öfter vor, dass auf der Autobahn einer voll in die Eisen treten muss.
Nun, etwas Entspannung konnte nicht schaden. Also gleich mal raus auf den Rastplatz an der wuchtigen Kochertal-Brücke, die immerhin über 800 Meter lang und in der Talmitte 45 Meter hoch ist. Vom Rastplatz aus kann man das Bauwerk bei einem gemütlichen Spaziergang (Achtung, es war kein Geländer am dortigen Steilhang!) Von unten her anschauen.
Natürlich machten die Leute große Augen, als sie die “Ladung” meiner motorisierten Geh-Hilfe entdeckten. Ich behielt den Wagen scharf im Auge. Man konnte ja nie wissen.
Am Folgetag soll übrigens eine Meldung in der “BLÖD”-Zeitung gestanden haben. Angeblich sei auf der A6 ein Autofahrer mit einer Frau auf dem Beifahrersitz gesehen worden sein, die zwei Pistolen in den Händen hielt. Die neunmalklugen “BILD”-Macher vermuteten eine Entführung. Aber das erfuhr ich erst später......
Schließlich stoppte mich die Polizei. Lara auf der Ladefläche sorgte mit ihrer Präsenz auch hier für einigen Wirbel. Und ich wurde, wohl zum ersten Mal in meiner Autofahrer-Karriere, dazu aufgefordert, doch ETWAS SCHNELLER zu fahren, um den Verkehr nicht zu behindern.
Lach ... !
Das stelle man sich mal vor: Ich fahre auf der relativ leeren Autobahn mit 100 Sachen, um Sprit zu sparen und die Ladung sicher heim zu bekommen. Andere bremsen immer wieder, statt zügig zu überholen. Und die Polizei fordert mich auf, schneller zu fahren. Wo sie doch sonst immerzu drauf versessen scheint, Schnellfahrer zu blitzen und finanziell auszunehmen.
Waren ganz schön im Zwiespalt, die Brüder. Sie wussten, alles war wegen der hübschen Dame in meinem Wagen. Schließlich gab es kein Gesetz, das unter Strafe verbot, eine “lebensgroße Lara Croft-Figur mit Pistolen in den Händen im Auto sichtbar zu transportieren”.
Lara sieht natürlich so scharf aus, dass ich mich nur wundere, dass mich die Polizei nicht auch noch nach einem Waffenschein abgeklopft hat. Lara zuzudecken weigerte ich mich. Mein SWIFT ist schließlich kein Leichenwagen!
Na, Polizisten sind auch nur Menschen. Ich machte nette Miene zur zugegeben heiklen Situation. Beamte in der Zwickmühle, da weiß keiner so recht, was dann noch kommt.
Mit Alkohol habe ich eh keine Sorgen, weil ich mich seit 3 Jahren entschlossen habe, keinerlei Alkohol mehr zu trinken (außer als Bestandteil pflanzlicher Arznei). Ich brauche ihn nicht als “Stimmungsmacher”. Und wenn du mies drauf bist oder/und gar handfeste Probleme hast, hilft der Alkohol auch nicht; er erschwert sogar noch die Lösung der Probleme, weil sie verdrängt werden.
Schließlich wurde ich (mit weiterhin unbedeckter Lara im Auto) wieder auf die anderen Autobahnbenutzer los gelassen. Die anderen feixten, nachdem ich noch eine handfeste Bemerkung in Sachen Lara Croft und Tomb Raider losgelassen hatte.
Meinen neuen Spitznamen habe ich als Gehörloser auch schon weg: “TAUB RAIDER”. Den haben andere befreundete Lara-Fans rausgesteckt. Ich hätte sie am liebsten dafür über’s Knie gelegt.... *grinsel*
Die Fahrt wurde jetzt ruhig. Es fing an dunkel zu werden. Die A72 war wiederum wie ausgestorben. Nur ein paar wenige Brummis waren unterwegs, kaum ein Auto. Und das mittwochs!
Ich konnte weiterhin schön mit 90 Sachen trödeln und die Fahrt genießen. Aber auch das Zuckeln im Brummi-Konvoi ist entspannend. Keine Drängler (Schutz von hinten!), außerdem noch Windschatten bei Gegenwind. Ich habe dann auch nur etwa 5 Liter NORMAL auf 100 km gebraucht für Hin- UND Rückfahrt. Ist ja mein Geld!
Zeitgewinn ist jedenfalls für mich kein Kriterium mehr beim Auto fahren. Einige Fahrten und Vorhaben sind NUR MIT DEM AUTO in annehmbarer Weise möglich. (Flexibilität!) DAS ist der eigentliche Vorteil des Autos! Schneller als mit Bus und Bahn kommst du mit dem Auto heutzutage eh nicht mehr voran.
Ich fahre früher los und genieße schon die Fahrt selbst, z.B. auch bei der Fahrt in den Urlaub. Der Zeitgewinn beim Schnellfahren ist nämlich gar nicht so bedeutend, wie es scheint. Und wenn ich völlig gehetzt und mit “abgewickeltem” Nervenkostüm meine Lara und die beiden Fans hätte begrüßen müssen, wäre uns auch nicht gedient gewesen. Jede mit Gewalt raus geschundene Minute verkürzt das Leben um rund zehn Minuten! Das kann ich auch billiger haben und das eingesparte Geld in einen besseren Sarg investieren, wenn ich auf vernünftige Weise sterben kann, natürlich eben.
Der Tod ist kein Spaß. Auf den Übergang in die andere Ebene ist man besser vorbereitet, wenn man nicht gedankenlos ins Sterben rammelt und dem Körper schon vorher mit Rauchen, Suff, falscher Lebensweise etc. arg zusetzt. Wer vom Tod überrascht wird, war nicht gut vorbereitet. Die meisten Krankheiten und Unfälle lassen sich VERMEIDEN, das Sterben in Ruhe vorbereiten. Das ist meine Sicht von den Dingen.
Endlich Chemnitz. Von Lara sah jetzt kaum noch einer etwas. Aber unerwartet dicker, zäher Verkehr in der Stadt kostete mich noch fast 40 Minuten, bis ich die Wohnung erreicht hatte. Dort gleich das nächste Problemchen: Der Entlade-Parkplatz war von einem Umzugs-LKW “okkupiert” worden. Also schleppte ich Lara zusammengebaut über die ganze Straße. Denn mehrmals zu gehen, dazu hatte ich keine Lust.
Passanten und Autos blieben stehen. Es war eine Schau! Die Leute guckten ganz genau so wie die Kühe in den Harz-Bergen (Urlaub 1994), als mein damaliger Freund auf gräßlichste Weise versuchte, zu jodeln! Die Kühe haben gleich zu fressen aufgehört. Wie sehr wir sie wirklich erschreckt hatten, kann heute keiner mehr sagen.
Ich habe Lara an der Hüfte umarmt getragen. Konnte sie ja nicht in Querlage über’n Trottoir bugsieren, ohne noch weitere Personen, diesmal ungewollt, in die Seitenlage zu befördern.
Lara wirbelte auch ohne Jodeln gut zwei Kilo Staub auf. Ich war jedenfalls froh, als Lara endlich hier oben stand und ich mir schweißüberströmt die Wäsche vom Körper reißen konnte, um endlich zu duschen. Dann säuberte ich Lara von den Fettabdrücken der verschwitzten Hände und stellte sie auf, direkt vor dem Balkonfenster.
Inzwischen habe ich hier Tratsch mitbekommen, von wegen “beim Schrempp” hätte eine Frau an der Balkontüre gestanden und immerzu das Nachbarhaus beobachtet.
Nun, sie schaute nicht nach draußen, sondern nach drinnen. Aber dass konnte aus der Entfernung nicht unterschieden werden. Wenn hier Licht brennt, ist Lara von draußen zu sehen, allerdings nur ihre Schattenseite, uns es ist nicht zu erkennen, ob sie von vorn oder von hinten zu sehen ist.
Nun hat sich der Tumult gelegt. Leute besuchen mich ab und zu, weil sie die Figur von draußen gesehen haben und besichtigen wollen.
Hin und wieder umarme ich sie zärtlich. Ich mag Lara sehr. Und ein Teddybär besteht schließlich auch “nur aus Plüsch”, wie die Lara-Figur “nur aus Plastik” ist. Über Lara fand ich auch den ersten Freund hier am neuen Wohnort. Wir spielen Tomb Raider oft gemeinsam oder machen mit Lara zusammen Wettrennen auf der Übungsstrecke ihres Anwesens.
Kurzum: Friede-Freude-Pflaumenkuchen (den esse ich am liebsten)! Die Reise werde ich, wie auch die Fahrten zur Ausbildung an der Fachschule in Heidelberg, in schöner Erinnerung behalten.
Der BLITZ aus Tazmanien!
(Ähem - naja - Chemnitz: ;-) )
Apro-POPO-pos: Je mehr du wiegst, desto schwieriger kannst du entführt werden! Schütze dich selbst und ISS KUCHEN!