Die Entwicklung der Anime-Genretypen

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  • In dieser Woche schrieb ich ein paar Einträge für die hiesige Anime- und Datenbank und begann innerlich über die Definition der Genretypen innerhalb des Mediums Anime und Manga zu philosophieren.


    Früher war es irgendwie einfacher, einen Anime zu klassifizieren. Heutzutage wird jedes Genre und jede Eigenart spezifiziert. Aber warum? Nun, kaum ein Medium hat hat derart viele Werke zu Tage gefördert, wie Manga und Anime. Und ebenso hoch wie die Zahl der Werke, ist auch die Vielschichtigkeit in Erzählweise und Genre zu sehen. 1995 konnte ich einen Anime noch getrost als "Comedy" oder "Horror" bezeichnen. Heutzutage hingegen geht das nicht mehr. Denn wie ein Baum hat jeder Genre-Ast weitere kleinere Äste hervorgebracht, an denen wieder weitere Äste spriessen. Es lässt sich nichts mehr klar von einander abgrenzen. Immer mehr Genretypen und Eigenarten werden miteinander vermischt. 8|


    Bei einer Geschichte wie "Tenchi Muyo" oder "Oh my Goddess!" reicht es nicht mehr aus, diese einfach nur als Comedy zu betiteln. Beide würden eher unter den Aspekt "Romantic Harem-Comedy" fallen, wobei das eine eher in Richtung "Mythology" und das andere in Richtung "Science Fiction" tendiert. Wo hat dieser Genre-Mix-Wahnsinn denn bitte ein Ende? Und würde ich mir zum Beispiel etwas vergleichbares wie jenes "Tenchi Muyo" empfehlen lassen wollen und gehe nur davon aus, dass es eine "Harem-Serie" sei, kann ich damit rechnen, etwas vollkommen anderes serviert zu bekommen. Am Ende empfiehlt mir jemand "Higurashi no Naku Koro ni", das zwar auch "Harem" ist, aber von der Darstellung, Erzählweise und meinem geschmacklichen Gusto derart abweicht, dass ich denjenigen, der es mir empfohlen hat, für dämlich halte, weil ich etwas anderes erwartete. Auch die Genre-Spezifikationen "Shonen", "Shojo", "Seinen" und "Josei" sagen alles und nichts aus. Je nach Erfahrungsgrad des Konsumenten, stellt sich jeder unter dem Begriff "Shonen" etwas anderes vor. Der eine denkt an Sportserien, ein anderer an an kämpferisch orientierte Serie, wieder andere vielleicht an was vollkommen anderes. Das Genre-Chaos ist perfekt. ?(


    Auch beobachte ich ein immerwährendes Anwachsen von jenen Spezifikationen. Es nimmt kein Ende. Sobald der Markt übersättigt ist und sich ein Mangaka oder Produzent traut eine neue Nuance oder Ausrichtung einzuführen, gibt es ein paar Nachahmer. Und das allein begründet bereits ein neues Genre. Beispielsweise waren die Sportserien lange Zeit recht ausgelutscht. Es gab zu praktisch jeder Sportart eine eigene Serie und als das nicht mehr genügte wurden Themen am Sport-Anime orientiert so aufgezogen, als handele es sich um einen sportlichen Wettbewerb. Kochen, Backen und Brettspiele.... dürfen die ein jeweils eigenes Genre begründen. Tatsächlich gibt es ja schon einige Gambler-Serien, zu denen man "Kaiji", "Akagi", "Legendary Gambler Tetsuya" und zu Teilen auch "Hikaru no Go" zählen kann. Doch jede dieser Serien hat auch unterschiedliche Teilaspekte, die auch wieder neu definiert werden. Zum Beispiel kann man "Hikaru no Go" auch wieder zum Genre der Denk&Logikspiele zurechnen, zu denen ja dann auch Serien wie "Death Note", "Liar Game" oder "Spiral" gehören würden. 8o


    Ihr seht, ich schneide das Thema nur an und schon jetzt nimmt es unbegrenzte Ausmaße an. Es sprengt, umso intensiver man über die Klassifizierung von Anime nachdenkt, regelrecht mein Gehirn.


    Um jetzt die Diskussion mit Euch anzufachen, stelle ich Euch folgende Fragen:


    - Womit beginnt für Euch eine Klassifizierung, aber vor allem: Womit hört es für Euch auf?
    - Habt Ihr eine persönliche Grenze für Definitionen von Anime oder findet ihr zusätzliche Defintionen sogar hilfreich?
    - Versteht ihr jede Genre-Defintion in den verschiedenen Anime- und Manga-Datenbanken des World Wide Webs, oder seht Ihr zunehmend mehr Fragezeichen?
    - Könnt Ihr zum Beispiel Cyberpunk von Mecha und Science Fiction abgrenzen oder Mystery von Krimi und Horror? Einen Krimi vom Thriller?
    - Seid Ihr der Meinung, dass diese Spezifikationen von Nöten sind, um Euren Geschmack und Eure Vorlieben klarer zu klassifizieren und Eure Suche nach einem passenden neuen Anime zu erweitern, oder habt Ihr eine vollkommen andere Vorgehensweise?
    - Sofern Ihr Eure Suche nach einem geeigneten Anime nicht von der Genre-Definition abhängig macht, findet Ihr, man sollte diese deswegen kleiner aber übersichtlicher gestalten?


    Fragen über Fragen, auf die ich natürlich auch persönliche Antworten zum Besten geben könnte, aber ich möchte Euch erstmal zu Wort kommen lassen. Ich hoffe, Ihr könnt Euch auf das Thema einlassen und dass wir eine lebhafte Diskussion führen. ;)

  • Ich finde das Thema ziemlich interessant. Deswegen bin ich umso mehr verwundert, wieso keiner bisher etwas dazu gesagt hat. Na, dann fange ich jetzt einfach mal damit an ^^


    Ich bin auch oft am verzweifeln, in welche Kategorie ich den oder den Anime einordnen sollte. Wenn man im Internet recherchiert, werden mehr als nur ein Begriff der Genre benannt. Einerseits finde ich es ganz praktisch, da man sich vorher darauf einstellen kann, was so alles an Großthemen auf einem zukommen. Andererseits finde ich es nicht so praktisch gewählt. Die Genre soll nur sagen, worum es hauptsächlich geht. Nehmen wir mal Detektiv Conan. Worum geht es? In jeder Folge passieren Mordfälle, die aufgeklärt werden müssen. Aber kann man das dann wirklich Krimi nennen, wenn auf der gleichen Schiene die Liebesprobleme zwischen Ran Mori und Shinichi Kudo in den Vordergrund geschoben werden? Ist das dann nicht vielleicht doch eher Romance?


    Ich denke aber, dass ich das "Problem" schon erkannt habe. Wie du schon sagtest, gibt es von der und der Genre so viele Anime, dass einfach noch etwas hinzugefügt werden müsste. Somit wird aus einer Genre gleich zwei Genres, die zum Anime passen. Wie zb hier bei Detektiv Conan: Krimi & Romance.


    Ich finde es ganz in Ordnung, wenn der Anime 1-2 zusätzliche Genres beinhalten, die angegeben werden. Übertrieben wird es dann, wenn aus dem Anime wirklich alles entnommen wird, was darin zu finden ist. Beispielsweise wie Candidate for Goddess: Drama, Sci-Fi, Action, Mecha, Abenteuer (siehe Wikipedia). Meiner Meinung nach ist diese Einordnung einfach zu groß. Ich brauchte eigentlich nur Sci-Fi und Mecha lesen, schon wüsste ich es zuzuordnen. Dass darin wohl ein "Abenteuer" und "Drama" enthalten wird, spricht meiner meinung nach für sich. Das sind zumindest so Themen, die ich zu Sci-Fi und Mecha einordnen würde. Bei Star Wars ist das ja nicht viel anders, dass Abenteuer und Drama vorhanden sind.


    Meiner Meinung nach sollte ein Anime nicht mehr als 3 Genre-Kategorien haben, obwohl ich das schon zu viel finde. In der beschreibung eines Anime kann man einfach kurz und knapp beiläufig erwähnen, worum es noch geht. Nehmen wir wieder Detektiv Conan: die Genre kann in Krimi gesetzt werden und in der Beschreibung beiläufig erzählt, dass eine Love-Story zwischen zwei Protagonisten stattfindet. Meiner meinung nach würde das vollkommen ausreichen, denn das Hauptthema des Anime wird in der Genre benannt.
    Möglicherweise könnte man "zusätzliche Genreinhalte" erwähnen und alles andere darunter auflisten, um ein Bild davon zu bekommen, was einem noch so in dem Anime erwartet.


    Ehrlich gesagt muss ich immer wieder einige Genre-Begriffe mit Hilfe von Google recherchieren, um mir ein genaueres Bild davon machen zu können. Es ist oft so, dass jeder, wie du es auch schon erwähnt hast, unter einem bestimmten Begriff etwas ganz anderes versteht, als ein anderer. Es gibt aber auch Fälle, in denen einige Genres nicht so überwiegend vorhanden sind, sondern nur an einigen Stellen angeschnitten wird. Und dennoch wird genau diese genre erwähnt, das für den Anime den Anschein macht, dass fortlaufend diese Genre in Erscheinung tritt.


    Da ich mich eigentlich gar nicht mit Cyberpunk, Mecha und Sci-Fi beschäftige, sage ich lieber etwas zu Mystery. Ich hab schon zu Detektiv Conan gesagt, dass es Krimi ist, aber auch auf dem Mangacover steht, soweit ich weiß, Mystrey drauf. Ich habe auch ein Psycho/Horror-Manga, worauf ebenfalls Mystery steht, aber sich komplett von Detektiv Conan unterscheidet. Ich finde, bei so Genres muss man wirklich gut aufpassen und recherchieren, was für Unterthemen zu diesen Kategorien passen. Wie du schon zb sagtest kann Mystery Krimi oder Horror sein. Oder vielleicht doch was anderes? Ich finde, da sollte demnach nicht Mystery stehen, sondern wirklich Krimi, Horror, etc.


    Ich denke, dass solche Spezifikationen nicht besonders schlecht sind, aber viele übertreiben das einfach und man sieht eine Vielzahl an Genre. Für mich würde es vollkommen reichen, wenn Detektiv Conan unter Mystery - Krimi fällt. Was will man mehr darüber sagen? Das kann man alles in der Beschreibung verfassen. Also, 1-2 weitere Klassifizierungen sind ok, aber nicht mehr. Man sollte es nicht übertreiben. Immerhin nimmt es auch die Spannung und die Erwartung des Animes weg.
    Wenn ich mir einen Anime anschauen möchte, dann lasse ich mich meist von anderen beraten, die diese schon gesehen haben und mir eine kurze und knappe Zusammenfassung geben. Davon weiß ich dann direkt, ob der Anime etwas für mich ist oder nicht. Nur ganz selten schaue ich auf die Genre, denn es schreckt mich oft ab, wenn so viele Themengebiete in einem Anime sehe. Da braucht nur eins erwähnt sein, das mich nicht anspricht, schon würde ich den Anime nicht ansehen, und das obwohl diese genre eig gar nicht oder nur angerissen vorhanden ist.


    Ganz klar sollte die Genre-Definition sehr stark gekürzt werden. Es nimmt einfach, wie schon gesagt Spannung und Erwartungen weg, wenn wirklich alles aus dem Anime kategorisiert wird. Man sollte einfach klare Entscheidungen treffen und den Anime gut und klein verpacken. Jeder Anime hat ein Kernthema und eine Grundidee. Und genau das ergibt die Genre eines Animes. Alles weitere, das neben diesem Grundthema mitläuft, sind Genrethemen, die nur kurz angeschnitten werden sollten.


    Ich merke schon selbst beim schreiben wie schwierig dieses Thema eigentlich ist xD Mich würde es aber auch schon sehr interessieren, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass die Genrekategorisierung eines Animes so groß geworden ist. Ich finde, dass es doch dem Zuschauer eher stören wird. Wenn jemand beispielsweise nur Sci-Fi guckt und sieht, dass auch Romance vorhanden ist, dann schreck es ihn vielleicht eher ab, sodass er den Anime dann doch nicht anschaut. Und das, obwohl Romance in dem Anime wenig behandelt wird und es hauptsächlich um Sci-Fi geht. ich finde bei sowas sollte klar gesagt werden, was der Kern des Animes ist und nicht, was nebenher noch so schönes zu finden ist.


    Puhh, schwierig schwierig :D