Die in Großbritannien geborene, heute in Australien lebende Autorin Gillian Rubinstein veröffentlicht seit 2002 unter dem Pseudonym Lian Hearn Bücher, die sich mit dem feudalen Japan befassen. Sie verweben historische Elemente mit Fantasy-Aspekten.
Am bekanntesten ist ihre Reihe Der Clan der Otori (Tales of the Otori), die auch in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurden. Sie bestand zunächst aus der Trilogie Das Schwert in der Stille (Across the Nightingale Floor, 2002), Der Pfad im Schnee (Grass for His Pillow, 2004) und Der Glanz des Mondes (Brilliance of the Moon, 2005). Dann wurde sie um Der Ruf des Reihers (The Harsh Cry of the Heron, 2006) ergänzt, das die Geschichte von Otori Takeo und seiner Familie weiterführt. Schließlich kam noch Die Weite des Himmels (Heaven's Net is Wide, 2007) hinzu, das die Vorgeschichte von Lord Otori Shigeru bis zum Beginn von Das Schwert in der Stille erzählt. Die Romane aus der Otori-Reihe zählen zu meinen Lieblingsbüchern. Mein Lieblingscharakter ist eindeutig Shigeru, weshalb ich mich sehr gefreut habe, in Die Weite des Himmels mehr über ihn erfahren zu können.
Klappentext von Das Schwert in der Stille:
ZitatBislang hatte Takeo nicht gewusst, was Menschen einander antun können, nichts von den wilden Schlachten der Clans. Doch als seine Familie ermordet wird und er selbst dem Tod nur knapp entkommt, verbindet er sein Schicksal mit dem Clan der Otori. Denn Otori Shigeru selbst war es, der ihm mit dem Schlangenschwert das Leben rettete. Von ihm lernt Takeo die Bräuche der Clans. Neben Schwertkampf und Etikette widmet er sich jedoch noch anderen, dunkleren Künste: seiner Fähigkeit an zwei Orten zugleich zu sein, sich unsichtbar zu machen, seinem außergewöhnlichen Gehör. Ohne diese Fähigkeiten würde er nicht überleben, mit ihnen aber gerät Takeo in eine Welt der Lügen, der Geheimnisse und der Rache. Und seine Liebe zu Kaede, deren Schönheit die Menschen verstummen lässt, zieht ihn noch tiefer hinein in das Ränkespiel der Clans…
Mit Blossoms and Shadows erschien 2010 ein weiterer Roman unter dem Pseudonym Lian Hearn, der die Geschichte der jungen Tsuru erzählt, der Tochter eines Arztes, die selbst Ärztin sein möchte und fasziniert ist von der Medizin der Weißen, die seit der "Öffnung" Japans durch die amerikanischen Kriegsschiffe Commodore Perrys (1854) zunehmend ins Land kommen. Während die Otori-Reihe mit den Angehörigen des Stammes (The Tribe) deutliche Fantasy-Elemente aufweist, handelt es sich bei Blossoms and Shadows eindeutiger um einen historischen Roman, in dem auch zahlreiche historische Persönlichkeiten vorkommen, die in der Bakumatsu-Zeit vor der Meiji-Restauration (1868) eine Rolle gespielt haben.
The Storyteller and His Three Daughters (2014) knüpft lose an Blossoms and Shadows an und erzählt die Geschichte des fünfzigjährigen Geschichtenerzählers Akabane Sei. Dieser hat das Gefühl, dass seine traditionellen Geschichten nach der "Öffnung" Japans und zunehmenden Verwestlichung nach der Meiji-Restauration nun nicht mehr genügen. Da erhält er Kontakt zu einem Mann, der ihn mit europäischen Autoren wie Baudelaire bekannt macht, deren Geschichten er auf ganz eigene, japanische Art zu interpretieren beginnt. Im Gegensatz zum eher brutal-realistischen Blossoms and Shadows ist The Storyteller and His Three Daughters ein sehr poetisches Buch. Die Dialoge sind wie bei einem Drama geschrieben, als wäre es selbst eine Geschichte, die Sei seinen Zuhörern erzählt (was im Grunde auch der Fall ist).
Liest hier noch jemand Bücher von Lian Hearn? Wie findet ihr ihre Romane?