The Promised Neverland
Der kindlich-süß verpackte Wahnsinn.
Psychisch gestörte Frauen bei der Kinderbetreuung.
Monster, die Kinder(-gehirne) fressen.
Wo bin ich hier bitte gelandet?!
Aber das ist nur der Anfang und die Spitze des Eisbergs. Der Name sagt es ja schon: "Neverland" - der Ort, an dem man nicht erwachsen wird. Ich finde, dass es dieser Peter-Pan-Vergleich ganz gut trifft. Auch wenn es hier etwas brutaler zugeht.
Um es kurz zu machen: die stürmische Emma, der clevere Norman und der ruhige Ray sind Charaktere, die man schnell ins Herz schließt. Als sich dann nach nicht mal 20 Minuten das Wahre Gesicht dieser "perfekten Welt" zeigt wird aber auch ziemlich schnell klar, dass den Dreien ein Wettlauf gegen die Zeit bevorsteht.
Nun beginnt die eigentliche Geschichte aus Intriegen und einem nicht enden wollenden Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Kindern und ihrer "Mutter". Mit Hintergrundinformationen oder Erklärungen wird dabei sehr sparsam umgeganen, sodass die Welt vorerst auf das Weisenhaus beschränkt bleibt.
Dadurch kann sich ausgiebig den Abgründen der einzelnen Personen gewidmet werden.
Ein schlüssiges Konzept, dass mich sofort in seinen Bann gezogen hat - bis zum Ende.
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Die härtesten Momente in der Story waren für mich ganz klar 3 Szenen:
1. Der Moment, als klar wird, dass Norman stirbt. Der Drecksack denkt gar nicht dran zu fliehen, sondert arbeitet in Anbetracht seines Todes auch noch einen perfekten Fluchtplan für die anderen aus. Spätestens ab da wird er zu meinem unangefochtenen Helden der Serie - Er geht lächelnd in den Tod.
2. Diese Bitch Isabella, die immer lächelnde "Mama" haut Morddrohungen raus und beseitigt Schwester Kone. Okay, so weit so gut. Aber wie zum Henker kommt man darauf einem Kind (Emma) einfach mal so das Bein zu brechen?!?!??!?!? Und dann erzählt man den Kindern so ganz nebenbei noch, dass er erste von ihnen morgen sterben wird...
3. Die Flucht.
Ray kommt auf die Idee das Heim abzufackeln.
Ray übergießt sich selbst mit Öl und will als menschliche Fackel für Ablenkung sorgen - Emma verhindert das.
Ray und Emma schneiden sich kurzerhand die Ohren (!) mit dem Peilsender ab, schnappen sich die Kinder und türmen.
Bis dahin: Respekt!
Aber der größte Knüller kommt in einer Rückblende von Isabella: Als sie die Kinder auf der Mauer verfolgt und sich Emma noch theatralisch von ihr verabschiedet erinnert sie sich an ihr Leben. Ihre Auslieferung. Die Ausbildung zur "Mama". Ihre Schwangerschaft.
Und dann sitzt da Ray unter einem Baum und Summt Isabellas Lied - das Lied, dass sie ihrem Ungeborenen vorgesummt hat.
Ray ist Isabellas Sohn.
Eines muss man dieser Frau aber zu gute halten: den Kindern gelingt die Flucht und Isabella blickt ihnen hinterher mit den Worten: "Lebt und findet einen besseren Ort. Ihr habt es geschafft."
Am Ende ist sie vielleicht doch nicht so herzlos wie gedacht und vertraut auf die Kraft ihrer Schützlinge.
Kurz noch zu den technischen Details:
Die Musik ist genial, die deutsche Synchro extrem gut gelungen und die Animationen sind der Hammer.
Selten hat ein Anime diese Beklemmungsgefühl in mir ausglöst - diese Perspektiven und das Gefühl ständig beobachtet zu werden sind schon echt gruslig.
Auch da widerkehrende pendeln der Kamera von rechts nach links - wie ein Uhrpendel, dass den Countdown runterzählt.
Dieser Anime ist einfach ein Gesamtkunstwerk aus guter Story und noch besserer Verpackung.
An dieser Stelle muss ich mich auch echt nochmal bei AsunaYuuki bedanken, dass sie mir die Serie so hartnäckig ans Herz gelegt hat - der Manga ist bis dato nämlich völlig an mir vorbeigegangen.
Jetzt freue ich mich auf Staffel 2 und werde wahrscheinlich doch mal den Blick ins gedruckte Medium wagen - ich bin gespannt wohin der Weg unsere kleinen Helden noch führen wird.