Hey! Ich muss sagen, dass sich unsere derzeitige Situation nicht wirklich ähnelt, aber ich habe trotzdem jetzt mal Lust etwas dazu beizutragen. Wir haben ja einen relativ großen Altersunterschied und du bist mit Mobbing in der Schule schon durch. Ich würde jetzt einfach mal schlichtweg behaupten, dass die Schulzeit (Pubertät halt) am meisten prägt und ich habe ja noch was vor mir (bin 15). Ich will jetzt nicht damit sagen, dass ich gemobbt werde, aber ich glaube der Begriff "Depression" beschreibt meine derzeitige (seit einem Jahr währende) Lage ganz gut. Im Gegensatz zu dir habe ich Suizidgedanken, aber das hat nichts damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, dass es niemanden interessieren würde, wenn ich weg wäre. Ganz im Gegenteil, genau das ist ja mein Problem. Nach meiner Sicht ist das Leben sinn- und wertlos (das mag dich jetzt nicht besonders aufmuntern, aber ich möchte erstmal meine Situation und Gedanken beschreiben, bevor ich zu dir komme.) Ich bin nicht gläubig, wäre es aber gerne. Durch den immerwährenden Gedanken, dass im endeffekt nichts, was ich mache, einen Unterschied macht bin ich die ganze Zeit gereizt und müde. Manchmal überwältigt mich das Leben mit all den Gefühlen, Problemen und Menschen und das ist so erschöpfend. Wie du bin ich auch das Leben müde. Außerdem bin ich der geborene Pessimist: Wenn ich z.B einen Moment glücklich bin, bin ich den nächsten Augenblicken umso trauriger, weil mir sofort in den Kopf schießt, dass es eben nur ein Moment ist.Ich sehe meinen herumalbernden Klassenkameraden zu und male mir aus, wie sie wohl sterben werden. Wer wird alles auf der Beerdigung erscheinen? Vielleicht sogar ich? Vielleicht passiert es schon morgen. Wie gedenke ich zu reagieren? Werde ich den Gedanken ertragen können, dass ich es mir bereits ausgemalt habe? Wenn ich an Klippen stehe oder Messer sehe denke ich darüber nach, wie überwältigend der Gedanke ist, dass ich in ein paar Sekunden zur Erinnerung werden könnte. Und dann erschrecke ich mich, weil ich Sehnsucht danach verspüre. Dazu kommt, dass ich jede Nacht kaum schlafen kann und, wie klischeehaft es auch klingen mag, ich mich in den Schlaf weine. Weil ich wirklich ALLE meine Taten, die ich an dem Tag vollbracht habe zutiefst bereue. Klar, manche mehr als die anderen, aber wirklich viele sind es durchaus. Ich hätte das besser machen können, das war irgendwie unsensibel, das hat sie bestimmt verletzt, ich nerve doch eigentlich bloß. Wenn ich mal einem nervenden Klassenkameraden sage, dass er den Mund halten soll, ist das schon einer der größten Gründe meiner Schuldgefühle. Dämlich, was? Deswegen sage ich eigentlich so gut wie nie was und versuche, wie ein Schatten zu leben. Wenn ich in Kontkt mit anderen Menschen komme, mache ich alles falsch. Ich weiß, dass ich so nicht ewig durchkommne kann und dass das dumm ist und ich damit praktisch meine Existenz hasse. Wirklich, ich hasse es zu exestieren. Sätze wie: Ich exestiere nicht mehr. Ich bin nicht mehr da. Ich lebe nicht mehr. Das klingt so verlockend. Nach entgültigem Frieden und Ruhe. Übrigens: Das hier werde ich wahrscheinlich trotz der Anonymität auch bereuen, wer weiß, ob ich es überhaupt abschicken kann. Puuuuuh, sry. Aber hier geht es nicht um mich: Ich finde es sehr schön, dass du vernünftig genug bist, das Leben nicht zu verweigern. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht,was ich dir raten soll, da ich selbst drinnen stecke. Mir fällt nur das übliche ein: Finde etwas, in dem du dich entfalten kann, trau dich auf neue Leute zuzugehen etc. Wenn sich deine jetzigen Mitmenschen nicht für dich interessieren, dann versuche neu anzufangen. Klar, Familie kann man nicht ersetzten, aber ich denke Freunde sind die spätere Familie.