Wow, schon fünf Antworten! :)
Dann möchte ich mal nachziehen und auch meine Meinung schreiben:
Bis ich in die zwölfte Klasse kam, mochte ich von den Gedichten, die wir in der Schule durchnahmen, vor allem die Balladen, weil sie eine Geschichte erzählen und deshalb für mich leichter zu verstehen waren. Mit Gedichten, in denen es um Naturphänomene ging, konnte ich dagegen meist weniger anfangen - es sei denn, sie waren düster, wie z.B. Mörikes "Feuerreiter" (wobei das zugleich auch eine Ballade ist); hier geht es mir also wie Elminster. Bei den Balladen hatte es mir besonders "Prometheus" von Goethe wegen des "jugendrebellischen" Tons angetan:
Zitat
Bedecke deinen Himmel, Zeus, / Mit Wolkendunst, / Und übe, dem Knaben gleich, / Der Disteln köpft, / An Eichen dich und Bergeshöhn; / Mußt mir meine Erde / Doch lassen stehn, / Und meine Hütte, die du nicht gebaut, / Und meinen Herd, / Um dessen Gluth / Du mich beneidest. […]
@Kruadon: Gedichte mit politischen Themen, z.B. Gedichte von Freiligrath oder Herwegh aus der "Vormärzzeit", mochte ich auch immer, weil mich auch Geschichte von Anfang an interessiert hat und ich die Gedichte deshalb immer gut in ihren historischen Kontext einordnen konnte. Von Zeit zu Zeit lese ich gerne politische Gedichte, auch aus anderen Epochen (ich liebe Tucholsky!). Aus der "Vormärzzeit" hat es mir u.a. "O Freiheit, Freiheit!" von Georg Herwegh angetan, ein Sonett, dessen letzte Strophe lautet:
Zitat
Nicht stolze Tempel wollen dir gebühren,
Drin wir als Opfer unsern Stolz dir bieten -
Wärst du die Freiheit, wenn wir vor dir knieten?
Wie wahr. - Apropos Sonette: Barock-Sonette z.B. von Andreas Gryphius fand und finde ich zwar einfach zu verstehen und (wegen des in Varianten immer gleichen Schemas) zu analysieren. Andererseits empfinde ich sie aber auch als wahnsinnig langweilig (wegen der in Varianten immer gleichen Themen und dem petrarchistischen Schönheitskatalog) und umständlich geschrieben.
Mit modernen Gedichten aus den letzten ca. 65 Jahren - ob gereimt oder nicht - kann ich in der Regel auch nicht mehr viel anfangen (mit Ausnahmen), aber das gilt im Grunde auch für moderne Kunst und sogenannte "Neue Musik" (also die moderne Form der Klassischen Musik, bei der es im Grunde keine Melodien oder Melodiebögen mehr gibt). In der Hinsicht muss ich mich dann einfach als Kunstbanause "outen". Aber immerhin bin ich konsequent, auch Geschichte nach ca. 1949 finde ich eher langweilig. :D (Für Politik interessiere ich mich dagegen sehr wohl, aber ich betrachte die Geschehnisse dieser Zeit eben als Politik und Sozialkunde und nicht als Zeitgeschichte, d.h. nicht aus historischer Perspektive.)
In der 12. Klasse hatte ich dann einen sehr guten Deutschlehrer, der es geschafft hat, mir v.a. auch impressionistische und expressionistische Gedichte mit Naturbezug näher zu bringen. Dabei habe ich auch allmählich meine Abneigung gegenüber Gedichtinterpretationen in Klausuren überwunden.
Mein Englischlehrer, der ebenfalls ein Faible für Gedichte hatte, musste da bei mir nicht so viele Hürden überwinden, weil er v.a. Balladen durchgenommen hat. Allerdings fand ich seinen Ansatz, englischsprachige Gedichte über Songtexte zu vermitteln, ziemlich gut. So haben wir uns zuerst den Song von Iron Maiden angehört, bevor wir "The Rime of the Ancient Mariner" von Samuel Taylor Coleridge durchgenommen haben. Nachdem es sowohl im Gothic/Symphonic Metal-Bereich als auch bei Folk-Songs häufiger vorkommt, dass in einem Songtext Anspielungen auf Literatur gemacht oder Gedichte vertont werden, ist es in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder vorgekommen, dass mich ein Songtext dazu gebracht hat, ein Gedicht zu lesen. Aber ich bin auch generell jemand, dem Songtexte sehr wichtig sind. Zwar nicht so sehr, dass ich einen Song, bei dem mir die Musik sehr gefällt, weniger mögen würde, nur weil die Lyrics nicht so gut sind. Es ist aber schon auffällig, dass mir bei meinen Lieblingssongs in aller Regel nicht nur die Musik, sondern auch der Text viel bedeuten (z.B. "The Human Stain" von Kamelot, "Dance of Fate" von Epica oder "The Cabal" von Elvenking).
Im Verlauf meines Studiums habe ich allmählich auch mehr englische Gedichte gelesen. Mein Faible für "epic poetry" ist geblieben, aber ich kann inzwischen auch mit nicht-düsteren Naturgedichten aus der englischen Romantik wie mit Keats' Ode "To Autumn" was anfangen. (Nicht mit allen romantischen Naturgedichten, aber mit einigen.) "Dark romanticism" bzw. die "Nachtseite" der Romantik/die "Schauerromantik" hat es mir aber nach wie vor deutlich mehr angetan. Um ein paar englische Beispiele zu nennen: Keats' "La belle dame sans merci" oder die drei großen Balladen von Coleridge, den schon genannten "Rime of the Ancient Mariner", "Kubla Khan" und "Christabel".
Selbst Gedichte geschrieben habe ich auch schon, vor allem als Teenager. Die Themen waren teils aus Anime/Manga und Büchern entlehnt, die mir gefallen haben (sind z.B. auch ein paar Digimon-Gedichte darunter xD ), teils auf selbst ausgedachte Geschichten bezogen (mein Faible für Balladen ^^ ) und teils (meist düstere) Naturgedichte. In letzter Zeit schreibe ich nur noch selten Gedichte - und wenn, beziehen sie sich meist auf etwas, das ich gelesen habe, und/oder auf historische Themen.
@Elminster: Blake und vor allem Milton mag ich auch sehr! Bei Schiller besonders die Balladen.
@Fenrir: "Mondnacht" von Eichendorff finde ich auch echt schön. :)