Was mich bei Mythologien besonders interessiert sind die Zusammenhänge!
Stimmt, die Zusammenhänge verschiedener Mythologien sind ein interessantes Thema. Beispielsweise gibt es ja in fast jeder Kultur einen Sintflut-Mythos. Auch die Verbindung zwischen einzelnen mythologischen Gestalten finde ich spannend. So wird in dem Buch, das ich zur Zeit lese (Whiskey and Water von Elizabeth Bear) ein Zusammenhang zwischen dem Prometheus-Mythos (der den Menschen das Feuer brachte, das ursprünglich nur den Göttern zugedacht war, sodass die Menschen dann nicht mehr so abhängig vom Wohlwollen der Götter waren; Prometheus wurde als Strafe dafür an einen Felsen gekettet, wo ihm ein Adler jeden Tag die Leber heraushackt, die immer wieder nachwächst) und dem Fall Luzifers hergestellt. Tatsächlich ist der "Fall" aus der Gnade der Götter bzw. Gottes den beiden mythischen Gestalten durchaus gemeinsam. Den Gedanken finde ich auch deshalb sehr anregend, weil ich Prometheus durchaus positiv als eine Art jugendlichen Rebell (Goethe ist schuld ;) ) und auch die Sündenfall-Geschichte nicht negativ sehe: Dem Mythos zufolge gäb's ohne Adam und Evas Naschen vom Baum der Erkenntnis wohl keine Kultur und Wissenschaft! Insofern haben sowohl Prometheus als auch die Schlange den Menschen ja was Gutes getan.
Übrigens ist sich auch die moderne Bibelwissenschaft weitgehend einig, dass die Geschichten im Buch Genesis von Priestern hauptsächlich "erfunden" bzw. adaptiert wurden, um den Menschen damals zu erklären, wie sie entstanden sind, d.h. es ist kein Problem, wenn man als Christ an die Geschichten von der Entstehung der Welt nun nicht glaubt. (Es sei denn, man gerät an irgendwelche Erzkonservativen oder Evangelikalen, aber das ist eine andere Geschichte…) Außerdem glaube ich ja erklärtermaßen nicht an "den Teufel" als einzelnes Wesen; der Mensch mit seinem (weitgehend) freien Willen und seiner Kurzsichtigkeit in Bezug auf größere Zusammenhänge schafft's schon selbst, genug Schlechtes in die Welt zu bringen, da braucht's aus meiner Sicht nicht auch noch eine symbolische Personifikation namens Satan, Luzifer oder whatever dafür.
Aus meiner Sicht sind Mythen, Literatur, Geschichte, Politik etc. und v.a. das Verhalten der Protagonisten dabei (menschlich oder nicht, real oder fiktiv) etwas, das man immer neu kombinieren bzw. deuten/interpretieren kann, und das finde ich daran interessant. Aber vielleicht ist da auch einfach etwas in uns, das neugierig ist den Dingen auf den Grund gehen will. Deshalb finde ich ja den Faust-Stoff so interessant, weil ich Faust da wirklich gut verstehen kann. Er hat nur eins am Anfang noch nicht kapiert - und zwar, dass es überhaupt nicht erstrebenswert ist, zu "erkennen, was die Welt / im Innersten zusammenhält", weil es danach nämlich nichts mehr gäbe, auf das man sein Erkenntnisinteresse noch richten könnte. ;)
Mythologien sind nun mal ein wichtiger Bestandtteil der menschlichen Entwicklung, weswegen sie wohl auch so einfach unser Interesse weken können. (Dies macht sich die Medienindustrie nunmal auch gerne zu nutzen, ob nun im guten oder schlechtem SInne XD )
Okay, mit "im guten Sinne" meinst du vermutlich Literatur etc, aber was ist für dich denn "im schlechten Sinne"? Religion im Sinne Karl Marx' als "Opium des Volkes", das nur dazu dient, den Menschen "klein" zu halten?