Kapitel 55
Zum Glück war Screams Porogestalt nun so weit bekannt, dass er Darqueria nicht in die Damenduschen folgen konnte. Sie fragte sich, gegen wen sie wohl als Nächstes antreten würde... und überhaupt, was würde sie tun, wenn dieser Wettkampf zuende war? Bisher hatten sie einiges an Gold für ihre Kämpfe bekommen... aber das würde ihr auch irgendwann ausgehen. Sie spielte mit dem Gedanken Kopfgeldjägerin zu werden... andererseits... Sie hatte geschworen, niemals gegen Ionia zu kämpfen. Was wenn ihr Opfer von dort kam?
Einige Zeit später holte sie ihre gewaschenen Klamotten ab und anschließend kehrte sie zu Scream zurück. Er schien schon lange zu warten, doch grinste wie üblich, als er sie sah. “Ihr schlagt euch ganz gut.“, sagte eine Stimme. Das seltsame Wesen gegen das Scream gekämpft hatte, schien sich erholt zu haben. “Man nennt mich Tahm Kench. Und ihr zwei Häppchen habt mir grade meine Siegessträhne ruiniert.“, er rieb sich das wabbelige Kinn. Scream lächelte kalt, “Ja und das obwohl du versucht hast mich zu vergiften. Netter Versuch.“ Tahm Kench wirkte überrascht. Dann ging er wütend weg. Darqueria sah Scream fragend an. “Was? Hast du die Schleimspur hinter dem Tresen nicht bemerkt?“, er zuckte die Achseln, “Selbst schuld wenn er meinen Lieblingsstand ruiniert.“ “Hey. Ihr seid Kitty und Poro, oder?“, jemand näherte sich ihnen. Ein junger Mann, dunkelhäutig, mit weißem Haar, zu einem Irokesenschnitt frisiert. Dem seltsamen Gerät das er bei sich trug zufolge, stammte er wohl aus Piltover oder Zhaun... - seiner Kleidung zufolge wohl eher aus Zhaun. “Ich bin Ekko.“, sagte er, “Hab eure Kämpfe gesehen... echt krass.“ “Danke.“, murmelte Darqueria. Screams Foltereskapaden als “Krass“ abzutun... “Bist du auch ein Teilnehmer?“, fragte Scream gelangweilt. Ekko lächelte, “Jepp. Dachte mir, ich kundschafte die Konkurrenz aus, bevor es weiter geht. Übrigens - “, Ekko bedeutete ihnen mitzukommen. Darqueria wechselte einen Blick mit Scream und folgte ihm. Er verließ die Arena. Durch ein paar dunkle Gassen führte er sie zu einem zwielichtigen kleinen Markt. Schließlich blieb er stehen. “Die besten Hot Dogs der Stadt.“, sagte er und deutete grinsend hinter sich. Screams Augen leuchteten vor Glück, als er mit mehreren Hot Dogs zurückkam. Darqueria konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, “Ich glaube du hast da grade jemanden sehr glücklich gemacht.“ Ekko nickte, “Man findet die Gegend hier nicht so leicht. Das ist mein Geheimtipp.“ Sie setzten sich auf das niedrige Dach einer kleinen Hütte. “Sag mal... warum habt ihr eigentlich am Wettkampf teilgenommen?“, fragte er irgendwann. Gute Frage... “...naja. Wir reisen umher.. und brauchten Geld.“ Ekkos Blick blieb nachdenklich, “...verstehe...“ “Und du?“, mümmelte Scream. Ekko lehnte sich grinsend zurück: “Auch. Ich komme aus Zhaun. Die wenigsten Menschen dort sind.... naja.“ Darqueria kam Screams Geschichte wieder in den Sinn. Dieser schien nicht epicht darauf zu sein, mit Ekko zu sprechen. War das der Grund? “Ja.. wir waren schon mal dort... “, erklärte sie. “Ich weiß. Jetzt mal im Ernst, du warst auf jedem dieser dämlichen Seraphine-Plakate!“, Ekko lachte. Er schien nicht böse zu sein, dass sie Seraphines Auftritt ruiniert hatten. “...diese dumme Popstartussi glaubt wirklich, dass ein bisschen Musik alles ändern könnte... “, fuhr er fort, mit Bitterkeit in der Stimme. Irgendwie glaubte sie ihn zu verstehen, “ Ja... Sie ist wirklich naiv...“ “- das war der eigentliche Grund, wieso ich euch angesprochen habe. Ich wollte euch kennenlernen. Du bist in Zhaun zur Legende geworden, Darqueria - es gibt einige, die Seraphine nicht ausstehen können.“, Ekko lächelte wieder. “Oh und ich dachte du willst nur die Konkurrenz ausspionieren.“, erwiderte sie mit gespielter Empörung. “Das... vielleicht auch. Laut meiner Statistik bist du meine nächste Gegnerin.“, erklärte er. Just in diesem Augenblick leuchteten ihre Armbänder gelb auf. “Wir sollten langsam zurück.“, Scream zog Darqueria auf die Beine. “Warum hassen manche Zhauniter Seraphine eigentlich?“, fragte Scream schließlich, “Sie bringt schließlich... Farbe nach Zhaun.“ Ekko verdrehte die Augen: “Mal im Ernst, Mann. Ich weiß auch wer du bist. Da du auch aus Zhaun kommst, weißt du doch, dass es in Zhaun nicht so einfach ist. Schätze Zhaun hat dich zum Mörder gemacht. Ein paar Lieder ändern nichts. In meinen Augen ist diese Tusse eine profitgeile Schlampe. Sie ist nur auf Geld aus... Sonst würde sie ihre Karten nicht für solche Preise verticken. Das Problem ist, manche Leute sind süchtig nach dieser Stimme, diese Stimme die Hoffnung bringt. Und dafür verpulvern sie all ihr Geld. Um einen Auftritt von SERAPHINE zu sehen...“, Der Hass sprach aus Ekkos Stimme. Erst als sie wieder in der Arena waren, beruhigte er sich. “Ich glaube...nicht, dass Geld Seraphines Absicht ist. Aber ich glaube, sie ist zu blauäugig und sieht die Fäden nicht, an denen sie nun hängt.“ Ekko zuckte nur die Schultern und verschwand. “Dieser Typ ist seltsam.“, meinte Scream. “Findest du?“, Darqueria war sich da nicht sicher. Wenige Minuten später stand sie Ekko in der Arena gegenüber. Sein freundlicher Gesichtsausdruck war verschwunden: “Tut mir leid, Darqueria. Aber ich muss das hier gewinnen. Ich brauche das Geld.“ Darqueria blieb ruhig: “Das verstehe ich. Aber ich werde dich trotzdem nicht schonen. Ich will das hier gewinnen.“ “Alles klar.“, sagte er. Darqueria zog ihr Schwert. War es besser anzugreifen oder in der Defensive zu bleiben? Sie war unschlüssig, entschied sich jedoch anzugreifen. Erwischt! Oder... doch nicht? Sie hatte Ekko doch grade eben noch eine Wunde zugefügt! Sie wandte sich um. Ekko war unversehrt. Er grinste und warf ihr etwas zu - eine Waffe? Das seltsam blau leuchtende Ding explodierte und schien Darqueria zu verlangsamen. Es war als würde die Zeit um sie herum langsamer vergehen... Aber Ekko bewegte sich normal. Lag es an diesem komischen Energiefeld, das durch die Explosion entstanden war? Plötzlich schien sich dieses blau leuchtende Ding wieder zusammenzusetzen und flog zu Ekko zurück. Der Rückstoß schadete Darqueria - jedoch nicht lange. Sie wurde unsichtbar und griff Ekko abermals an. Doch Ekko machte eine gekonnte Ausweichrolle. Wie konnte er diesen Angriff vorhersehen? Noch während sie überlegte verschwand Ekko - er hatte sich neben sie teleportiert und ihr einen Schlag versetzt. Wie macht er das? Der Schmerz klang ab, ihre Wunde heilte sofort. Sie musste wachsam bleiben. Ekko warf erneut die blaue granate zu ihr - Darqueria konnte knapp dem Energiefeld ausweichen. Sie warf einen Dolch hindurch... er bewegte sich in Zeitlupe auf Ekko zu. Zeit... - Zeit! Konnte er etwa die Zeit manipulieren? Erneut unsichtbar griff Darqueria an - so schnell sie konnte, warf sie ihre Dolche auf ihn. Doch... Ekko blieb stehen und rannte zugleich weg. War das eine Illusion? ....nein... plötzlich stand er wieder auf seiner Anfangsposition. Darqueria bemerkte, dass er ins Schwitzen gekommen war. Anscheinend zerrte die Zeitverzerrung an seinen Kräften. Und all die Energie... ging von dieser blauen Kapsel aus, die er bei sich sich trug. Sie hatte eine Idee... Darqueria lief im Kreis um ihn. Sie hatte diese Technik nur einmal bei Kayn gesehen. Das Rhythmusecho - eine Schritttechnik bei der man die Illusion mehrerer Doppelgänger erzeugt. Ekko blieb in Verteidigungsposition. Doch als er ihr den Rücken zukehrte, schnappte sie sich den Apparat und sprang zurück. Panik stieg in Ekkos Gesicht auf - er ging zum Angriff über. Doch Darqueria sprang in die Luft. Ihre Messer hefteten Ekkos Klamotten an den Boden. Der Kampfrichter zählte runter, während Ekko verzweifelt versuchte sich zu befreien. “Verdammt - VERDAMMT!“, rief er, “ohne das Geld wird er...“ Darqueria wurde zum Sieger erklärt. Sie befreite ihn und gab ihm seine Erfindung zurück. Er sagte nichts und wandte sich zum Gehen. “...ich kann deinen Freund heilen. Ohne etwas dafür zu verlangen.“, sagte Darqueria. Ekko wandte sich um. “Deine Seele... sie spricht von ihm. Sein Name ist Jet, nicht wahr?“