Spare dir deine Memes bitte auf. Dadurch wirkst du nicht weniger kompetent wie ich. :D
So langsam wird es lächerlich. Wenn du ein konkretes Beispiel für strukturelle Probleme und systemische Benachteiligungen haben möchtest, dann schau dir die Einkommensschere an: Laut Statistiken verdienen Menschen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt deutlich weniger als Einheimische. Das ist kein Einzelfall, sondern ein Beispiel für systemische Ungleichheit, die tief in unserem Arbeitsmarkt verankert ist. Und diese Ungleichheit hat nichts mit dem persönlichen Ehrgeiz oder der Eigenverantwortung zu tun – sie ist ein Ergebnis von Diskriminierung und gesellschaftlichen Vorurteilen.
Das ist nur ein logisches Fazit und würde einem Deutschen in einem anderen Land vermutlich nicht anders ergehen. Zunächst einmal müssen sich Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Land eine Existenz aufbauen, was aber eben auch seine Zeit benötigt. Sie müssen die Sprache lernen und können nicht von heute auf morgen in einem Beruf durchstarten, der gewisse Kompetenzen mitbringt. Vielleicht mag vieles davon schwachsinnig erscheinen, aber es durchlaufen auch einheimische Bürger in unserem Land viele der Problematiken auf dem Arbeitsmarkt. Der Knackpunkt des Problems ist eben die Zeitspanne, die Migranten brauchen um mit den Kompetenzen der Einheimischen "aufzuholen". Mir ist bewusst, dass es immer noch ein klares Pay Gap gibt, aber das gibt es heutzutage auch immer noch alleine durch das Geschlecht.
Wenn es um Finanzierungen geht gibt es in Deutschland unzählige Strukturen, in denen das Geld investiert gehört. Zurzeit herrscht Krieg in Europa, dort gehen die Steuergelder hin. Unzählige Schulen und Bildungsstätten sind bis auf ihre Grundpfeiler Sanierungsbedürftig. Nah- und Fernverkehr gehört besser ausgebaut. Das Gesundheitssystem gehört reformiert. Unzählige weitere Themen befinden sich auf der Liste und alle müssen irgendwie abgearbeitet werden. Strukturen zu verbessern geschieht leider nicht von heute auf morgen und dahingehend gehen auch viele Meinungen auseinander wohin das Geld alles investiert werden soll. Den Wahlen zufolge will die Mehrheit der Deutschen keine Ausländer im Land haben, da ist es noch nicht einmal die Struktur an sich die nicht stimmt, sondern die Menschheit. Wir unterhalten uns noch um Jahre '21 über Menschenrechte und deren Verletzungen, dabei sind wir als Menschheit insgesamt noch nicht wirklich weit mit Akzeptanz und Toleranz. Meiner Ansicht nach wird es ein ewiges Problem der Menschheit bleiben.
Deine Sichtweise, dass Menschen, die keine Hilfe suchen, selbst schuld sind, ist fragwürdig bis verächtlich. Oft sind es psychische Probleme, soziale Isolation oder einfach der Mangel an Informationen, die Menschen davon abhalten, Hilfe zu suchen. Es wird immer deutlicher, dass du die komplexen Ursachen für das Scheitern vieler Menschen nicht wirklich begreifen willst. Es ist viel zu einfach zu sagen, dass es die Schuld der Menschen ist, wenn sie keine Hilfe suchen, ohne die zugrunde liegenden Probleme zu betrachten, die sie davon abhalten.
Menschen, die sich aus deinen genannten Gründen keine Hilfe suchen, denen kann man einfach nicht helfen. Es wird niemand von der Straße auf dich zugehen und dich einfach so fragen "Hast du ein Problem? Wenn ja, helfe ich dir." Es ist in meinen Augen keine Ausrede in der heutigen Zeit von Internet und Medien sich Hilfe zu holen. Telefonnummern findest du überall und es gibt öffentliche Beratungsstellen, wo sich die Menschen hinwenden können. Ich weiß nicht was im Unterricht heutzutage alles thematisiert wird, aber nahezu jeder junge Mensch hat heutzutage ein Smartphone und kann sich Hilfe holen. Nochmals: Wer nicht klar sagen kann, dass er Hilfe braucht, dem ist nicht zu helfen. Das ist die knallharte Realität und denkst du mir gefällt es eine solche Aussage zu tätigen? Es ist in meinen Augen nicht menschenverachtend das Problem zu benennen und auch klar zu sagen, dass es einfach Menschen gibt, die man eben nicht wirklich retten kann. Und selbst wenn diese Menschen Hilfe in Form einer Therapie erhalten haben bedeutet es nicht, dass die Depression auch geheilt ist. Ich denke nicht, dass man von einer Heilung sprechen kann. Ich kann eben nur von meiner persönlichen Erfahrung zu diesem Thema berichten, da ich durch meinen Beruf eben auch täglich mit Themen dieser Art konfrontiert werde. Ich lerne Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Kulturen kennen. Ich kann von zwei Klienten berichten, die in ihrem Leben überhaupt nichts mehr sehen obwohl sie Freunde und Familie haben und die sich nichts sehnlicher wünschen als den Tod. Ich kann dir beipflichten, dass dort alles vorgeschlagen worden ist, um die Lebensqualität irgendwie zu verbessern. Und nein, es sind nicht nur alte Menschen, die das Leben bereits gelebt haben.
Was mir noch gerade in den Sinn gekommen ist: Wenn Menschen rückfällig werden oder sich z.B. nicht an den Therapieplan halten weil sie Diabetes haben und die Ernährung nicht selbständig anpassen können werden sie zwangsläufig auch zu einem Problem in der Struktur. Dadurch blockieren sie vielleicht einen wichtigen Platz in der Notaufnahme oder stehen permanent auf dem Therapieplan beim Psychologen, obwohl ein anderer Mensch den Platz dann doch eher bräuchte...? Man könnte das ewig so weiterspinnen und es natürlich immer alles auf das ausbaufähige und ungerechte System schieben, aber nein. Es ist nicht immer nur schwarz oder weiß. Demnach bleibe ich bei der Meinung, dass jeder Mensch ein gewisses Maß an Eigenverantwortung für sein Leben trägt, aber die Verantwortung kann sehr oft abgeschoben werden wenn es keine ernsthaften Konsequenzen gibt.
Meine grundlegende Ambition zum Thema "Wo seht ihr euch in 10 Jahren" war zu sagen, dass man eine gewisse Akzeptanz gegenüber des eigenen Lebens an den Tag legen und nicht immer nur alles andere verteufeln sollte (Der Sündenbock). Viele Menschen leben zu viel damit, sich mit irgendwelchen Dingen auseinander zu setzen, vernachlässigen aber sich selbst oder machen sich selbst nieder für etwas, was eigentlich andere von einem erwarten oder verlangen. Selbstakzeptanz und ein positives Selbstbild sollten die Menschen meiner Meinung nach immer lernen, denn Unzufriedenheit bringt einem im Leben nicht weit. ^^
So, das waren meine 10 Cent zu diesem Thema und ich vermute ich habe bisher alles gesagt oder es wenigstens versucht. :D