Beiträge von Travor

    Durch das rumrätseln mit den Zahlen habe ich heute mehr Arbeitszeitbetrug begangen als die letzten Monate! :teatime:

    €: Hab nebenher den Plot-Award endlich bekommen! Mir ist ab jetzt alles egal. Gute Nacht!

    Die angesprochenen Probleme wie Rassismus, Machtmissbrauch oder sexuelle Übergriffe sind ohne Frage ernst und müssen in jeder Institution konsequent bekämpft werden – auch und gerade in der Bundeswehr. Allerdings gibt es diese Probleme leider nicht nur beim Militär. Auch Polizei, Schulen, Pflegeeinrichtungen oder selbst Handwerksbetriebe sind nicht frei davon. Wenn man also fordert, dass die Bundeswehr erst „reformiert“ werden müsse, bevor junge Menschen dort ein Pflichtjahr ableisten, müsste man diesen Maßstab eigentlich auf alle gesellschaftlichen Bereiche anwenden – inklusive Polizei, Justiz oder sogar dem Zivildienst. Natürlich soll man Kritik ernst nehmen. Aber es wäre schade, wenn wir die Debatte über ein mögliches Pflichtjahr vor allem über Missstände führen würden, die gesellschaftlich breit gestreut sind – statt auch über mögliche Chancen für Zusammenhalt, Verantwortungsbewusstsein und Gemeinsinn zu sprechen. Und wenn wir über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht sprechen – die ja wohlgemerkt nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt wurde – dann sollte auch klar sein, dass alle Geschlechter und Identitäten gleichermaßen einbezogen werden müssen. Trotzdem möchte ich betonen, dass ich persönlich gegen eine Zwangsrekrutierung bin. Verpflichtung allein schafft selten Motivation – und ohne echten gesellschaftlichen Rückhalt wird so ein Modell langfristig kaum tragfähig sein.

    Klar, Missstände gibt es in vielen Bereichen der Gesellschaft. Das bestreite ich gar nicht. Der entscheidende Unterschied ist aber: wenn wir über eine Reaktivierung der Wehrpflicht reden dann sprechen wir nicht über einen freiwilligen Beruf wie etwa bei der Polizei, sondern über ein Zwangssystem. Das heißt, Menschen würden dort gegen ihren Willen eingesetzt und genau deshalb muss die Messlatte für Struktur, Führungskultur und Sicherheit deutlich höher liegen. Außerdem ging es in der Diskussion ausschließlich um die Wehrpflicht, deshalb habe ich mich auch bewusst nur auf die Bundeswehr bezogen zu der ich eigene Erfahrungen habe. Bei der Polizei bin ich nur über die Medien informiert.

    Wenn die Bw Menschen verpflichten will muss sie vorher nachweisen können das sie: intern funktioniert, sie fair führt und dass sie keine Risiken für die psychische oder physische Integrität der Eingezogenen birgt. Da wird heutzutage ja glücklicherweise mehr wert drauf gelegt als früher. Insofern halte ich es für völlig legitim bei der Bundeswehr genauer hinzusehen bevor man das Thema Pflichtdienst überhaupt wieder auf den Tisch legt.

    Nur ein kurzer Gedanke zur Aussage über die „Gestalten“ in Ramstein: Ich finde, da sollte man ein bisschen vorsichtig sein. Viele der Leute, die in den USA zum Militär gehen, tun das nicht aus Abenteuerlust, sondern weil sie kaum Alternativen haben – soziale, wirtschaftliche oder bildungstechnische Gründe spielen da oft eine große Rolle - wie hier im Thread bereits erwähnt. Gerade deswegen verdienen sie nicht weniger Respekt, sondern vielleicht sogar mehr, weil sie in einer schwierigen Lage trotzdem einen Weg für sich gesucht haben. Klar ist das Rekrutierungssystem dort problematisch und oft auch ausbeuterisch – das sollte man kritisieren. Aber die Menschen, die am Ende in Uniform dastehen, pauschal als „Gestalten“ zu bezeichnen, greift meiner Meinung nach zu kurz.

    Ich meinte mit "Gestalten‘"nicht, dass die Menschen dort minderwertig oder lächerlich wären. Keine vom System ausgenutzten Redneck Boys. Es war eher der Eindruck, dass dort viele waren die eigentlich nie eine Waffe hätten in die Hand bekommen sollen. Teilweise sehr aggressive oder psychisch instabile Typen bei denen man sich fragt, wie sie überhaupt durch die Auswahl gekommen sind. "Gestalten" war sicher zu abwertend formuliert aber nicht völlig unzutreffend. Am Ende ist das natürlich anekdotische Evidenz und liegt inzwischen auch über 20 Jahre zurück.

    Mal zur Einordnung: der Begriff „politisch-medialer Komplex“ beschreibt im Grunde die Wechselwirkung zwischen Politik und Medien. Politiker brauchen Medien um ihre Botschaften zu verbreiten und Medien brauchen Politiker für Themen und Schlagzeilen. Diese Abhängigkeit gibt es und sie kann problematisch werden wenn zu viel Nähe entsteht.

    Eine große Verschwörung steckt da aber kaum dahinter. Was es allerdings gibt, sind echte Schwachstellen: Medienkonzentration, Lobbyeinfluss, PR-Netzwerke und so weiter die man ruhig als Geschwüre des Kapitalismus bezeichnen kann. Die gehören kritisch beleuchtet aber das ist eben etwas anderes als ein allmächtiger „Komplex“, der alle steuert.

    Da ist also nichts wirklich Kontroverses dran. Wer sich informieren will, findet heute problemlos unterschiedliche Perspektiven. Von öffentlich rechtlichen Sendern bis zu Formaten wie Nius oder Podcasts wie "ungeskriptet by Ben" die Themen bewusst außerhalb der großen Medienblasen aufgreifen. Das Bild eines geschlossenen Blocks hält dieser Vielfalt aus meiner Sicht nicht stand.