Ich habe mit dem Thema, leider, auch meine Erfahrungen gemacht.
Ich wurde von der 8. bis zur 10. Klasse durchweg gemobbt, Anfangs nur von einer Person, dann waren es 2, dann wurden es mehr und irgendwann war ich auch bei Schülern aus anderen Klassen auf der Liste, so richtig schlimm gemobbt haben aber nur 2 aus meiner Klasse, die eine davon extrem mit schubsen, Sachen nach mir werfen, aufgepustete Tüten auf den Kopf hauen, mich in Sport zum vorturnen zwingen, scheiße erzählen und mich vor allem als die Täterin bzw als die, die angefangen hat, hinzustellen. Der Rest hat sich wenigstens "nur" über mich lustig gemacht, z.B. darüber welche Sängerin ich mochte oder dass ich immer fettige Haare hatte und sowas.
Das ganze war aber so schlimm für mich, dass ich jeden Tag panische Angst vor der Schule hatte. Jeden Morgen stand ich am Bus und hab drüber nachgedacht, einfach wegzurennen, mich irgendwo zu verstecken bis die Schule aus ist und dann wieder nach Hause zu gehen, aber ich wusste meine Eltern würden Wind bekommen und dann hätte es richtig Ärger gegeben und die Angst vor meinem Vater war dann doch größer, als die Angst vor dem Mobbing. Ich habe meine Eltern ganz oft angefleht, mich von der Schule zu nehmen, aber meine Mutter meinte immer "Ach komm, hör auf" und "An einer anderen Schule ist das auch nicht besser".
In der 10. Klasse saß ich dann am Tag meiner Abschlussfeier heulend in meinem Zimmer und habe mich strikt geweigert, dort hinzugehen, wir sollten halt etwas auf der Bühne machen, irgendso ein Programm und da war ich mir ganz sicher, dass ich das beschissenste kriege und sich alle über mich lustig machen würden bzw auch, dass man mich absichtlich bloßstellen wird. Vor allem war es Tradition, dass jedem das Gesicht bemalt wurde und ich dachte, ich kriege bestimmt irgendwas bescheuertes aufgemalt, wie nen Pimmel oder "Loser" oder sowas. Meine Mutter wollte mich noch zwingen, es war dann erstaunlicher Weise mein Vater der sagte "Ja dann bleib halt zuhause".. wer weiß, vielleicht hat es ihm dann leidgetan, dass ich so geweint habe. Im Grunde war/bin ich ja meistens dann doch "Papas Prinzessin" gewesen, aber eben nicht so mit extrem verhätscheln..
Als ich dann auf der Berufsschule war, wurde ein Mädchen aus meiner Klasse gemobbt und aus Angst davor, auch wieder gemobbt zu werden, hab ich mich mit über sie lustig gemacht, mich aber dabei richtig schäbig gefühlt und mir tat das arme Mädchen so leid, aber ich hatte eben echt Angst, dann gleich das nächste Opfer zu werden. Ich habe sie aber nie direkt angesprochen, sondern nur beim "Hinterm Rücken lästern" mitgemacht. Ich war halt auch so froh, mal einen Anschluss in der Klasse zu haben und mich mit anderen zu verstehen, dass wollte ich mir nicht versauen. Ich war da eben auch noch jung, so 17-18.. ich bin da wirklich nicht stolz drauf und könnte ich das noch ändern, würde ich zurückgehen und dem Mädchen helfen, mich mit ihr anfreunden und ihr zeigen, dass es auch nette Menschen gibt aber geschehen ist leider geschehen.
Ich habe mich bei den Schülern und ihren Eltern entschuldigt, habe eine Anzeige nach der anderen in Kauf genommen, es hat sich aber richtig angefühlt.
Es tut mir heute noch leid wenn ich drüber nachdenke was ich den Menschen angetan habe.
Aber ich konnte zumindest mit den meisten reden, mich entschuldigen und habe heute noch zu zweien davon Kontakt.
Immerhin hast du Reue gezeigt und gefühlt, dich dem entgegengestellt, was du angerichtet hast, das finde ich auf jeden Fall sehr stark und das sage ich als ehemals gemobbte. Meine Mobber von damals haben das nicht gemacht, bei mir wurde sich nie entschuldigt (naja einmal, aber die hat sich nur entschuldigt, weil sie Angst hatte, ärger zu kriegen und wollte sich damit schön aus der Affäre ziehen, daher hab ich die Entschuldigung auch nicht angenommen, denn die war unaufrichtig hoch 10)