Kapitel 3
Der Strand, der kleinen Insel leuchtet hell in der Mittagssonne. Kiki läuft beherzt quer über den schmalen Strand, in die Richtung, in der sich hochwachsende Bäume mit viele Ästen und einem grünen Blätterdach, befinden. Als Kiki bei den Bäumen ankommt, bleibt sie kurz stehen und blickt die Stämme hinauf. Kleine Vögel zwitschern und fliegen umher. Kiki erkennt einen Trampelpfad, der durch den Wald zu laufen scheint, und läuft auf ihm langsam hinein.
Der kleine Stein läuft und läuft. Immer mit dem Gedanken schnell wieder bei Max zu sein.
Am Rand des Pfades zieren wunderschöne Blumen den Weg den Kiki läuft. Sie bewundert die wunderschönen Farben. Violett, zartes Gelb, rosa und tiefes Rot. All diese Farben schimmern in dem sanften Licht, das die Sonne durch die Baumwipfel wirft. Während Kiki weiterläuft, hört sie gespannt dem Gesang der Grillen zu. Ein kleiner schwarzer Käfer kreuzt ihren Weg. Er schaut sie mit engen, ernsten Augen an. „Wer bist du? Was willst du hier“, fragt der Käfer grimmig. Kiki guckt verängstigt den kleinen schwarzen Käfer an und antwortet freundlich: „ Hallo, ich bin Kiki. Und wer bist du? Ich möchte mir die Insel einfach nur anschauen. Keine Sorge, ich lasse mich hier nicht nieder. Wenn ich mich etwas umgeguckt habe, bin ich auch wieder weg.“
Das Gesicht des Käfers erhellt sich mit einem Schlag. „Kiki also. Ich bin Ikarus. Ok, umsehen kannst du dich, aber dann musst du auch wirklich gehen! Wir dulden hier keine Neuankömmlinge. Ich gehe dann auch wieder meinen Weg. Machs gut“, krächzt Ikarus und läuft in ein Gebüsch.
Kiki guckt verdutzt drein und ruft dem Käfer noch hinterher: „Mach's gut Ikarus. Und keine Sorge, ich bin bald wieder weg.“
Kiki läuft schnell weiter. Sie möchte Max doch nicht so alleine lassen. Ein grünes Gewächs liegt quer über dem Pfad. Unvorsichtig tritt Kiki auf die Pflanze. „Auuu!“, entfährt es Kiki. „Entschuldige liebe Pflanze, es war keine Absicht, dir weh zu tun,“ entschuldigt sie sich bei dem Gewächs während sie mit Tränen in den Augen versucht auf ihren Fuß aufzutreten. Das brennt so sehr, denkt Kiki traurig.
Langsam, unter Schmerzen läuft sie weiter und kommt auf eine Lichtung. Keine Bäume die das Licht der Sonne dämmen. Eine Hütte, nur aus Holz bestehend , steht auf dieser Lichtung.
Kiki setzt sich erschöpft ins grüne Gras und guckt ihren Fuß an. Die Sohle hat viele kleine Blasen bekommen und die Haut ist rot gefärbt. Ein dumpfes Geräusch lässt sie hochschrecken.
Die Tür der Hütte öffnet sich langsam und ein alter Mann bewegt sich schwerfällig raus und setzt sich auf die Bank, die gleich neben der Tür steht. Kiki sitzt unbeweglich da und mustert den Menschen mit ihren braunen Äuglein. Der Mensch ist schmal gebaut, hat weiße kurze Haare und einen kleinen Schnauzbart. Viele kleine Falten zieren sein freundlich, erscheinendes Gesicht.
Der Mann guckt in die Ferne. Betrachtet die feinen Äste der umliegenden Bäume. Aus seinem Blickwinkel bemerkt er etwas fremdes. Beschwerlich steht er auf und läuft mit seine Sandalen ein paar Meter. Er setzt sich nieder und überkreuzt seine Beine.
Kiki, nur wenige Zentimeter von dem Mann entfernt, guckt starr vor Angst in eine Blickrichtung.
„Wer bist du denn“, fragt der Mann freundlich den kleinen Stein, der vor ihm liegt. Kiki, immer noch starr vor Angst, schweigt und hält ihren Atem an um ja keine Bewegung zu zeigen.
Der Mann wartet eine Weile ab und versucht den witzigen Stein zu beruhigen. „Hab keine Angst, ich tue dir nichts. Ich bin der Chris und lebe hier.“
Etwas beschwichtigt antwortet Kiki leise und zaghaft: „Ich bin Kiki. Ich bin nur auf der Durchreise. Ich wollte mich nur ein bisschen hier umsehen.“ Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Mannes: „Kiki, das ist ein schöner Name! Was hast du denn hier schon gesehen?“
Kiki beruhigt sich etwas und atmet tief durch. Der Mann scheint nett zu sein.
„Ich bin durch den Wald gelaufen. Viele schöne Blumen wachsen dort. Und einen Käfer habe ich getroffen. Achja und ich bin aus Versehen auf eine grüne Pflanze getreten. Ich habe mich bei ihr entschuldigt, doch ich glaube sie ist böse auf mich“, erzählt sie eifrig und hält dabei schützend ihren kleinen Fuß Chris hört aufmerksam zu. „Hast du Schmerzen an deinem Fuß?“ „Ja, seitdem ich auf die grüne Pflanze getreten bin. Das brennt so sehr“, erwidert Kiki mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Oh, dann war das bestimmt eine Brennnessel. Warte ich hole mal eben etwas. Ich bin gleich wieder da.“ Der Mann steht auf und läuft in seine kleine Hütte. Noch bevor Kiki weiter darüber nachdenken kann, ob sie schnell wegrennen soll oder nicht, kommt Chris auch schon wieder und hält etwas in der Hand. Er kniet sich vor Kiki nieder. „Strecke mal dein Beinchen aus, bitte. Ich habe hier eine Salbe, die sollte gegen das Brennen helfen.“
Zögernd streckt Kiki ihr Bein aus und hält ihm den Fuß entgegen. Chris breitet ein kleines, Braunfarbendes Tuch auf dem Boden aus, stellt eine kleine Schale drauf, legt die Salbe daneben und eine Pinzette mit einem Stückchen Watte. Ein kleines Bisschen von der Salbe macht er in die Schale und nimmt die Pinzette mit der Watte und tunkt sie in die Schale mit der Salbe. Vorsichtig tupft Chris mit der Watte Kikis kleinen Fuß ab. „Das ist schön kühl und das Brennen ist auch nicht mehr so stark“, freut Kiki sich. „Ich danke dir sehr!“ Kiki springt auf und fängt voller Übermut an herum zu rennen und quiekt auf einmal vor Schmerzen und lässt sich auf den Boden nieder. „Es brennt zwar kaum noch, doch gesund ist dein Fuß deswegen noch nicht. Das braucht schon eine ganze Weile.“ Kiki guckt ganz traurig und schluchzt: „Aber, aber ich muss doch wieder zurück an den Strand. Max wartet doch.“ „Max? Wer ist denn Max?“ „Mein Freund. Ich muss zu ihm“, antwortet Kiki und steht langsam wieder auf. „Mh“, denkt Chris laut. „Wenn du möchtest, kann ich dich zurück an den Strand bringen.“ Kiki guckt ihn mit großen Augen an. „Aber du hast doch sicher zu tun. Das kann ich doch nicht annehmen.“
Der Mann fängt laut an zu lachen und erwidert : „Ich habe nichts zu tun, was nicht warten kann. Und ein kleiner Spaziergang würde meinen alten Knochen auch gut tun. Und wenn ich dir so helfen kann, dann mache ich das gerne. Nur wir sollten dann auch gleich los, bevor es dunkel wird.“
Chris öffnet seine Handfläche und legt sie vor Kiki nieder. Kiki denkt nach, soll sie oder soll sie nicht. Dann fasst sie allen Mut zusammen und humpelt auf Chris Hand und setzt sich dort nieder. Der Mann steht auf und läuft über die Lichtung hinein in den Wald.
Die Vögel zwitschern immer noch. Und Kiki kann ein Eichhörnchen sehen, das geschwind den Baum hochklettert. Langsam dringen immer weniger Lichtstrahlen durch die Decke des Waldes.