Das "Problem" an diesem Anime ist wohl, dass alles, was man so darüber liest, das Cover der Bluray-Box sowie das OP eine völlig andere Erwartungshaltung schürt und nicht ganz zu dem passen will, was einem letztendlich geboten wird. Es gibt zwar durchaus actionreichere Passagen, besonders in den Folgen 8-12, zumeist wird jedoch mehr Wert auf die Charaktere und die immer wieder angedeuteten Hintergründe des Geschehens gelegt. Ich glaube, bei diesem Anime ist es wichtig, dass von Anfang an der Funke überspringt und man sich darauf einlassen kann. Bei mir war das der Fall, bei vielen anderen wohl nicht.
Nochmal kurz zur Handlung, obwohl die hier schon beschrieben wurde. Zwölf Assassinen und ein angeblich normales Mädchen bilden die diesjährige Schwarze Klasse an der Myojo-Akademie. Dabei findet eine Art Wettbewerb statt: Derjenigen, die es schafft, das Mädchen, Haru Ichinose, als Erstes zu töten, wird ein Wunsch erfüllt. Um Haru töten zu dürfen, müssen sie ihr eine Karte überreichen. Von da an haben sie 48 Stunden Zeit, den Mord auszuführen.
Alles könnte so simpel sein, wenn nicht Tokaku Azuma, eine stoische Messerkämpferin, die Seiten wechseln würde. Vom ersten Moment an entscheidet sie sich dafür, Haru nicht zu töten, sondern zu beschützen ...
Wie gesagt, die Action steht nicht immer im Vordergrund, die Kämpfe sind auch nicht allzu blutig, dafür erfährt man immer mal hier, mal da etwas aus der Vergangenheit der Assassinen, die nicht alle ein wirkliches Interesse daran haben, Haru zu töten. Speziell kann man da Folge 7 hervorheben, für mich ein Highlight der Serie - ich sage nur "Romeo & Julia".
Im Fokus steht natürlich vor allem die Entwicklung der Beziehung von Haru und Tokaku, wobei man eigentlich von Anfang an merkt, dass es um
geht. Die Kämpfe sind allesamt spannend inszeniert, das Artwork und die Musik wissen auch zu gefallen. Hierbei möchte ich mal anmerken, dass ich es eine tolle Idee fand, die Sprecherinnen der Assassinen für ihren jeweiligen Charakter ein ED-Lied singen zu lassen, diese Songs waren allesamt klasse.
Natürlich ist nicht alles perfekt. Manchmal, besonders in der ersten Hälfte der Serie, geraten manche Folgen etwas langatmig und nicht alle Erklärungen zum Hintergrund des Geschehens leuchten wirklich ein.
Nun zum Ende, das ja wohl auch viele enttäuscht hat. Im ersten Moment hab ich auch gedacht, "wollen die mich verar....", aber mittlerweile stehe ich der ganzen Angelegenheit differenzierter gegenüber.
Zunächst einmal war es schon extrem traurig, dass sich Haru tatsächlich von Tokaku erstechen ließ, um zu beweisen, dass sie keine Primer ist und sie nicht irgendwie manipuliert hat - untermalt mit einem inneren Monolog, in dem sie eingesteht, dass sie ihre Zimmerkameradin liebt. Tokaku ist natürlich am Boden zerstört, erhält aber schließlich den Wunsch als Preis, doch sie kann ihn nicht aussprechen, da er "nicht mehr in Erfüllung gehen kann".
Von da an kann man, finde ich, den Rest der Folge auf zwei Arten interpretieren. Wir erleben, wie die Kirschen erblühen und Haru als einzige das Abschlussfest besucht, um alle Diplome entgegenzunehmen. Dank ihrer Narben und Titanium-Knochen hat sie den Messerstich überlebt, auch Nio (die Schiedsrichterin) und alle anderen Assassinen leben noch, sind glücklich und gehen ihrem alltäglichen Leben nach. Und dass, obwohl einige von ihnen eigentlich hätten tot sein müssen - wenngleich es bereits in früheren Folgen Hinweise darauf gab, dass das nicht stimmt. Beispielsweise hieß in der Folge nach Kirigayas und Chitarus Tod, dass sie beide im Krankenhaus wären, was ich damals als Falschinformation des unwissenden Klassenlehrers interpretierte. Bei allen anderen Charakteren war nie wirklich zu sehen, dass sie tatsächlich gestorben werden. Trotzdem hätte ich dieses Ende als extrem weichgespült empfunden, wenngleich man die Serie - wie von Tokakus Chef mehr oder weniger angedeutet - nicht ganz bierernst nehmen sollte. Ich habs trotzdem getan.
Die zweite Variante, die ich viel passender finde, wäre, dass alles, was nach Tokakus Zusammenbruch gezeigt wird, nicht der Realität entspricht, sondern eine Darstellung ihres Wunsches ist, der nicht mehr in Erfüllung gehen kann. Das wäre auch eigentlich logisch, da die Vorsitzende ihr ja den Wunsch zugesprochen hat, was wiederum bedeuten würde, dass Haru zu diesem Zeitpunkt schon tot sein muss.
Da Tokaku zu Anfang keinen Wunsch hatte, würde ihr jetziger sicher Harus Wunsch entsprechen, nämlich, dass die ganze Klasse ihren Abschluss macht und glücklich wird. Ich finde, das wird mit den Blüten, die diese Szenen beginnen und abschließen, auch ein wenig symbolisiert.
Kann sein, dass ich diese Interpretation exklusiv habe, aber damit kann ich leben.
So, abschließend gebe ich der Serie mal 8/10 Punkte. Trotz (oder wegen?) des Endes.
Die OVA passt übrigens nicht wirklich in den Serienverlauf und stellt eher eine Parodie der Serie dar. Einige Details sind dabei wirklich gelungen, die Charaktere werden ziemlich passend persifliert und manche Slapstick-Einlagen sind wirklich lustig. Alle Gags wollen allerdings nicht zünden, zudem ist das Artwork-Niveau deutlich niedriger als in der eigentlichen Serie.