Dem vorherig Geschriebenen möchte ich in ein paar Punkten widersprechen.
Es ist wahrscheinlich wahr, dass eine große Anzahl von Menschen mit genügend Zeit zur Verfügung ein sprachliches Niveau erreichen können,
das man als passabel ansehen wird. Das ändert allerdings nichts daran, dass ein netter Ausdruck kein gutes Gedicht begründet.
Was mir besonders ins Auge fällt, ist dieser Fokus auf den Reimen.
Ein Gedicht zeichnet sich durch eine ökonomische Sprache aus; das bedeutet vereinfacht: viel Bedeutung in wenigen Worten.
Weiterhin ist ein Gedicht etwas selbst-relfexives; das heißt der Gebrauch von Sprache wird in den Vordergrundestellt gestellt, sodass sich der Leser ihrerbewusst wird. Das geschieht durch ein breites Spektrum an rhetorischen und stilistischen Mitteln wie besipielsweise Assonanzen, Lautmalereien,
Alliterationen, Konsonanzen, Rhythmen, einem Versmaß, Assoziationen und - richtig - dem Reim. Da Reime einfach und effektvoll sind werden sie natürlich
auch nur allzu gerne genutzt in lyrischen Texten, nichtsdestotrotz brauch man sie nicht zwingendermaßen und Lyrik auf ein einziges Stilmittel zu
reduzieren ist schon grenzwertig.
Ja, es können sich sicher viele Menschen einen Reim ausdenken, oder eine witziges Wortspiel und damit ein Gedicht auf die Beine stellen; allerdings kein gutes.
Gut ist relativ, das ist mir klar, aber mal vollkommen abgesehen von persönlichem Geschmack:
Einen Text zu verfassen, der eine hohe Dichte an sprachlichen Mitteln aufweist - ohne wie eine tollpatschige Aneinanderhäufung von rhythmisch
inkonsistenen Wortspielen daherzukommen - und dann noch mit diesen Worten elegant und subtil eine Botschaft oder eine Bild zu vermitteln, das den Menschen berührt;
ihn zum Nachdenken anregt, das ist etwas komplett anderes und sicher nicht einem Jeden möglich.
Sollte euch das leicht fallen, dann gratuliere ich herzlich aber bitte verwechselt Reime finden nicht mit guter Lyrik.