Also, da hab ich ne ganz andere Sicht als vermutlich die meisten hier.
so wie ich das sehe, gibt es da draußen zwei Arten...nein, sagen wir besser Enden einer Skala, wie Menschen, die keine Anime-Fans sind, Animes bewerten:
Das eine Ende sind die Menschen, die wissen, was ein Anime ist, und zwar vollkommen, sie aber trotzdem nicht sehen, und dann die, dessen Geringschätzung nur auf Vorurteilen und ins Unterbewusst sein eingebrannte Abneigung bzw. Abneigung auf Grund diverser no-go Kriterien (Das Japanisch nervt mich) basiert. So. Die Grenze ist fließend, viele stehen dazwischen, aber ich würde sagen, dass ein nicht zu unterschätzender Teil Animes wirklich nicht mag, und zwar nicht deshalb, weil sie keine Ahnung haben und irrational sind, sondern weil es wirklich nicht ihr Fall ist. Ich habe viele Freunde, die zur letzteren Kategorie gehören.
Warum aber "mag" man keine Animes, und speziell keine Animes, und nicht etwa alles, was gezeichnet ist, nicht? Der Antwort auf diese Frage geht eine Erkenntnis voraus, die vielen nicht schmecken wird, wenn ich sie äußere, von der ich aber fest überzeugt bin, dass sie der Wahrheit entspricht. Und, bedenkt, ich bin ein "Fan", sonst wäre ich nicht hier :D
Animes(die meisten, die, über die wir eben reden) sind quirlig und laut, sie sprudeln vor Energie nur so über, sind hektisch und bunt, und das auf Kosten einer ausdifferenzierten Atmosphäre, einer Grundstimmung, man könnte auch sagen, eines künstlerischen Wertes. Das, was stattdessen den Unterhaltungswert vermittelt, wird aber gerade durch den "Drive", also durch das Tempo, und entweder fast ausschließlich über die starke visuelle und klangliche Ebene getragen, oder aber über das starke hervorheben der momentanen Situation und seiner Facetten. Naja, dabei werden oft Muster verwendet, die man wiedererkennen kann, wenn man darauf achtet, die also austauschbar und oft nicht sehr fantasievoll sind.
Was ich meine ist, dass einem Anime die Ruhe fehlt, die eine westliche Produktion hat. Ausgenommen Kinderserien. Ich persönlich kann verstehen, dass viele Leute Animes mit Kindersendungen verwechseln, denn auch wenn man sich dann misstrauisch einen anschauen will, stößt man auf ähnliche Muster. Der Inhalt ist nicht für Kinder gemacht, aber die "Darreichungsform" ist sehr ähnlich. Und das müssen wir uns auch mal eingestehen, dass ein Anime eben nicht das selbe ist wie eine amerikanische Serienproduktion wie Breaking Bad oder Game of Thrones ist. Das sind zwei völlig unterschiedliche Formen der Unterhaltung, die jeweils ganz andere Bedürfnisse befriedigen. Auf ihre Weise machen das beide gleich gut, aber vergleichen kann man es trotzdem nicht.
Das erste mal hab ich über das Problem wirklich nachgedacht, als ich mit einem Freund über den Japantag gelaufen bin. Wir hatten ein paar Bier getrunken, und haben uns ganz gut unterhalten. Man muss dazu wissen, dass mein Kollege keine Animes guckt, dachte ich damals, nicht, dass ich es bis dahin gewusst hätte. Von all meinen engeren Freunden ist er so der letzte gewesen, mit dem ich über Animes geredet hätte. Einfach, weil ich mir das bei ihm nicht vorstellen konnte, gar nicht. Jedenfalls haben wir uns unterhalten, und da kam das Thema dann zu Animes. Da meinte er so ganz plötzlich "Ja, ich hab mir neulich mal Elfenlied angesehen, das ist schon ein ziemlich cooler Streifen." Ich war krass überrascht, wie er dann nachher auch meinte "Also, oft kann ich mir sowas nicht antun, aber man kann ja sagen, was man will, aber Animes sind einfach extrem unterhaltend. Bunt, grell, und so extrem schnell in der Handlung, selbst amerikanische Blockbuster sind langsamer." Naja, und er hat einfach recht.
Denkt mal darüber nach, wenn ihr mal ganz ehrlich seid: Stellt euch vor, ihr habt einen Freund, den ihr von Animes überzeugen wollt, aber ihr wisst, der steht nicht auf Moe und/oder Ecchi, und ist vom ganzen Konzept "Anime" nicht überzeugt, weil es ihm zu schrill und durchschaubar ist, was zeigt ihr dem? Doch bestimmt nicht Luckystar, oder? Highschool DxD ist da wohl auch raus. Ebenso No Game No Life, denn, wenn wir ganz ehrlich sind, der Humor ist für einen Anime relativ dezent gehalten, schlägt jemanden, der es nicht gewohnt ist, aber trotzdem mitten ins Gesicht. Zudem ist der Aufbau - das müsst ihr zugeben - ziemlich durchschaubar. Man merkt einfach, woran man sich erfreuen soll, und das mögen viele nicht. Damit wären die meisten klassischen Romance/Drama/SoL Animes ebenfalls raus. NHK Ni Youkoso ist sicherlich nicht leicht durchschaubar, es wird auch viel wert auf die Geschichte und Charakterentwicklung gelegt, Dinge, die einem nicht-Fan beim schauen oft fehlen, aber dennoch ist auch dieser Anime zu grell. So kann man sehr lange weiter machen, und da frage ich, was bleibt am Ende noch übrig?
Claymore ist zu schnell und platt, Angel Beats ist zu aufgesetzt, Elfenlied ist nicht glaubwürdig, Gantz ist zu chaotisch, Code Geass und Deathnote, so extrem komplex und fantasievoll die Handlungen auch sind, aber der Zuschauer wird dennoch mit der Nase auf die markanten Punkte gedrückt, die man gut finden soll. Die Charaktere sind z.B. absolute Übermenschen, die zwar auch ihre Fehler machen, aber eben selbst dabei stets cool und lässig wirken. Das innere Fangirl kreischt dabei schon aus durch die Augäpfel "Ich will so sein wie die!" Das passt vielen eben nicht. Schon sind selbst die meisten Klassiker raus. Was bleibt übrig? Ghost in the Shell. Ergo Proxy. Serial Experiments Lain...Tenshi no Tamago. Miyazaki-Filme. Ja. Aber das sind keine klassischen Animes, viel eher Kunstwerke, die sich auch Zeit lassen, einfach ein Bild aufzubauen. Ihr müsst zugeben, dass solche Animes eher atypisch sind. Die haben mit z.B. Date a Live nicht mehr viel mehr gemeinsam, als den Anime-Zeichenstil, das kann man kaum abstreiten.
Den Meisten, die Animes nicht mögen, ist nicht bewusst, das sie oben genanntes stört. Ebenso wenig wie den meisten Anime-Fans nicht bewusst ist, dass sie Animes mögen, weil sie über gewisse "Schwachstellen" hinwegsehen können. Ich kann das immer noch, auch wenn ich es weiß. Ein Anime ist eben "extrem unterhaltend", bunt und grell, wie ein explodierender Regenbogen im Gehirn. Dass manche Dinge eben dafür platt und eindimensional sind, kann ich nicht nur in Kauf nehmen, sondern ist in dem Fall genau das, was Animes ausmacht, und wofür ich sie liebe. Manchmal will ich eben genau das, und kein Breaking Bad oder Alien 3 (oder auch Ergo Proxy). Manche wollen sowas nicht. Gar nicht. Manche wollen fast ausschließlich sowas, andere nur ganz selten (wie mein Kollege), und wieder andere, so wie ich, gucken beides sehr gerne. Ich würde nicht pauschal behaupten, dass jeder Anime-Verächter keine Ahnung hat. Das wird der Sache einfach nicht gerecht^^
(Sry für den Batzen Text, aber das wollt ich mal loswerden. Hoffentlich liest das überhaupt irgendwer :D)