@Ex4mp1e
Gut gemacht mit dem Thread. :)
@Topic
Ich muss sagen, dass mich der Ausgang der US-Wahlen schon ein wenig mit Schadenfreude erfüllt. Ich hielt Frau Clinton für keine geeignete Kandidatin. Wenn man Sie an Ihrer Arbeit unter Präsident Obama als Außenministerin oder an Ihren Äußerungen im Wahlkampf misst, kann man als Europäer froh sein, dass Sie nicht gewählt wurde. Eine nahöstliche Krisenbewältigung wäre bei Ihr sehr wahrscheinlich ohne Strategiewechsel fortgeführt worden, hinzu kommt eine weitere Aggressionssteigerung gegenüber Russland - sieht man ja wohin das führt. Das viele Medien und auch Menschen überrascht waren, dass am Ende nicht Clinton gewonnen hat, obwohl alle ("seriösen") Indikatoren das vorausgesagt hatten, zeigt einen Teil des Problems. Ich für meinen Teil fand es weniger überraschend. Donald Trump hat halt auf plumpste Weise Wahlkampf betrieben, mit rassistischen Äußerungen um sich geworfen und das geschrien, was die Menschen hören wollten. Das wird er nun erfüllen müssen um die Leute zu besänftigen, zumal viele (aber nicht die Mehrheit) davon auch Radikal orientiert sind und gebrochene Wahlversprechen mit Sicherheit dem Präsidenten übel nehmen werden. Schon die Mauer zu Mexiko wird schwierig werden, das die Mexikaner dafür bezahlen absolut unmöglich. Das die Steuern sinken und der Staat mehr investiert und seine Schulden senkt - komplett unrealistisch.
Der größte Vorteil von Donald Trump im Wahlkampf war seine Gegnerin Hillary Clinton selbst. Was viele Medien und Menschen in Deutschland nicht mitbekommen haben, ist, dass Clinton unglaublich unbeliebt beim Durchschnittswähler war. Ihr scheint einfach das Charisma und die Authentizität zu fehlen - in Amerika haben sich also viele gesagt, dass Clinton niemand ist, dem Sie Ihre Stimme geben würden. Das kann Trump zweierlei in die Hände spielen, entweder durch Fernbleiben der Wahl oder durch eine direkte Stimme für seine Partei. Der E-Mail-Skandal mit dem FBI tat sein übriges zur Sache, dass die Menschen Ihr das Amt einfach nicht zugetraut haben. Und so gut wie niemand traut auch dem Herrn Trump dieses Amt zu - es war wirklich, wie von @Hawke bereits erwähnt, die Wahl zwischen Pest und Cholera. Nachdem Clinton jedoch bereits im Jahr 2008 gegen Obama unterlag, wird Sie jetzt wohl eingesehen haben, dass Ihr Platz nicht an der Spitze der USA, als erste weibliche Präsidentin, ist.
Ich persönlich glaube, dass Trump für uns Europäer die bessere Wahl war. Die einzelnen Länder werden mit Sicherheit am "verlässlichen" Partner USA zweifeln und ggf. wieder eigene Wege gehen oder weniger Mitspracherecht für die USA einräumen. Die EU Kommission hat die Verhandlungen mit den USA auch im Bezug des Handelsabkommens TTIP ausgesetzt. Für sowas muss erst ein Donald Trump als "Schreckenspräsident" gewählt werden, da auf die Bürger mit Ihren berechtigten Vorbehalten und (Vor)urteilen nicht beachtet werden. Für Amerika selbst, so mein Eindruck, war es die schnellere Entscheidung Richtung "Chaos".
Die Art wie beide Kandidaten Wahlkampf betrieben haben wird, so meine Vermutung, auch bei uns Einzug erhalten. Zwar nicht so krass, aber niemand kann mir erzählen, dass alles von beiden Kandidaten nicht ohnehin von Ihren jeweiligen Wahlkampfteams -und Beratern abgesprochen und kalkuliert gewesen war. Und diese Taktiken werden nicht da drüben bleiben sondern auch hier adaptiert werden. Radikale Parteien agieren selten basierend auf logischen Fakten - das ist, in deren Augen, auch gar nicht notwendig. Jeder ordnet sich (leider) seine Fakten in sein eigenes Weltbild passend ein, das ist bewiesen und wird natürlich auch entsprechend von den Meinungsmachern genutzt.
Und wenn unsere Politikerriegen oder die bekannten Polit-Gesichter meinen, dass sich der Vorfall aufgrund des politischen Wahlsystems in den USA in Deutschland nicht abspielen kann, würde ich mal vehement widersprechen - wir sind schon mitten drin. Ähnlich wie in den USA gibt es auch bei uns kaum vernünftige Alternativen. Möchte man die alten Volksparteien nicht unterstützen hat man die Wahl zwischen zwei, drei nicht ernst zunehmenden Oppositionen und zwei radikalen Parteien. Am Ende wählt der unentschlossene (verärgerte) Bürger nicht das kleinere Übel, sondern den gröbsten Gegenpol gegen das bestehende Polit-System - (berechtigt) desinteressiert am möglichen Schaden.
Mit Bezug auf die Demonstrationen gegen Präsident Trump durch Clinton-Anhänger nach der Wahl, muss ich @Chojin recht geben. Zwar waren die Republikaner nach der Wahl von Obama nicht besser, sie waren aber auch nicht sonderlich übler. Das nun auch Petitionen gestartet werden, dass die Wahlmänner Ihre Meinung ändern mögen und doch Clinton statt Trump wählen sollen, halte ich für "Demokratie 2.0" höchster Güte. Sehr schlechte Verlierer.