Vorab: Tut mir Leid, dass ich dir nun Stück für Stück antworten muss, ich mag diese Zerpflückung von Beiträgen nicht, sah bei deiner Art der Zitierung jedoch keinen anderen Weg. Würde mich freuen wenn wir uns auf gänzliche Zitate einigen könnten.
Weiterhin ist das Problem, dass sich solche Parteien wie CDU, SPD, Grüne und Linke und alle anderen sehr oft aus der ländlichen Gegend zurückgezogen haben. In einem Zeitungsartikel hatte mal jemand was treffendes gesagt: (ist jetzt frei zitiert) „Die „Nazis“ von nebenan veranstalten die Feste auf dem Dorf oder fahren die älteren Leute zum Arzt. So wird dieses Gedankengut gesellschaftsfähig. Die Parteien lassen diese Gebiete alleine“.
Absolut! Gerade die NPD (und damit verbundene Vereine) sind sehr aktiv in den Problemgegenden und organisieren Feste oder Kinderbetreuungen. Das machen sie ohne Ihre Politik direkt zu propagieren. Dies geschieht dann im Hintergrund, bei den normalen Gesprächen oder einfach nur bei der "positiven" Assoziation mit eben jener Partei. Hatte ich in meinem letzten Absatz aber auch erwähnt, dass die Politik dort massiv versagt hat.
Das klingt so, als ob meine Vorfahren, Verwandte, Kollegen und alle anderen Ostdeutschen voll zufrieden waren damals. Dem ist nicht so, vieles ging damals nur über Tauschgeschäfte, wenn man etwas wollte und sie wollten damals mehr, als das was viele denken. Oder eben über Beziehungen, so kam meine Mutter auch nur an vieles ran, weil sie im Handel gearbeitet hatte. Ganz zu schweigen von den Autos, die auf dem Schwarzmarkt zu horenten Preisen dann verkauft wurden, weil viele eben keine 10 oder 15 Jahre warten wollten, bis sie eins bekamen. Arbeitslosigkeit gab es, vielen wurde auch das Studium oder die Anstellung in einem Betrieb verweigert. Die „freie Marktwirtschaft“ gab es in der DDR parallel zur Planwirtschaft, wenn auch eben nur unter der Hand.
Es gibt schon einen großen Unterschied zwischen einer "schwarzen Marktwirtschaft" und einer "sozialen/freien Marktwirtschaft". Und wenn man damals in der DDR keine Kontakte oder glücklichen Anstellungen hatte, dann war man genau so aufgeschmissen. Und warum sollte man die Personengruppen, die jetzt "außerhalb der Gesellschaft" leben mit ehemaligen DDR-Bürgern vergleichen, die damals Vorteile gehabt haben. In einer Gesellschaft gibt es immer Menschen die vergleichsweise gut und Menschen die vergleichsweise schlecht darstehen.
Dieser Vergleich ist, man verzeihe mir diesen Ausdruck, bescheuert. Die ex-DDR gehört geographisch, politisch, wirtschaftlich und mit etlichen weiteren Sachen zur heutigen BRD, sprich die „Ostdeutschen“ brauchten in der BRD kein Asyl zu beantragen, afaik auch nicht so wirklich, als es beide Staaten noch gab. Es war von vornherein klar, dass Deutschland wieder eins sein wollte, von beiden Seiten aus. Im Prinzip sagst du, dass das fliehen aus einem anderen, kulturell verschiedenen Land in ein anderes das gleiche ist, wie wenn ein Mensch innerhalb eines Landes bei gleicher Kultur z.B. Wirtschaftsflucht begeht.
Das Ziel war es auch nicht einen akkuraten Vergleich aufzustellen sondern zu zeigen, dass Gastfreundschaft für diese Menschen nichts sein sollte, was mit Füßen getreten werden darf, wenn man selbst diesen Dienst in Anspruch genommen hat. Dennoch gehörte die ehemalige DDR, übrigens ein Unrechtsstaat, damals weder geographisch, politisch, noch wirtschaftlich zur BRD. Die Ost-Flüchtlinge kamen haufenweise auf dem Weg in den Westen ums Leben und wurden vom Staat aktiv gehindert. Das sollte parallelen zur jetzigen Situation aufzeigen.
Es ist ja nur eine der Sachen, über die sich aufregen. Das verschleuderte Geld für die Banken, der Soli der nur zum minimalen Teil in Ostdeutschland ankommt, da das Geld nicht zweckgebunden ist (sich „Westdeutsche“ aber z.B. immer darüber aufregen, dass sie dem Osten Geld geben müssen), der Wohnungsmangel in den Großstädten, die Politik der z.B. in meiner Stadt die Leute egal sind und nur streiten und die anderen Fraktionen unterdrücken, die Abtrennung mehrerer Städte vom Fernverkehr der DB, der niedrige Lohn bei uns, die hohen Mieten, die Abwanderung vom Land in die Städte oder gar aus Bundesländern hinweg, marode Schulen, der Bau sinnlos überteuerter Gebäude, sinnlos ausgeschriebene und veranlasste Statistiken, Überprüfungen, Anklagen und sonstiger Scheiß, für das viel Geld rausgeschmissen wird. Aber Jugendclubs, Hilfsorganisationen, Gemeindetreffs, Kulturzentren und Clubs müssen geschlossen werden, weil man dafür keine Zeit und Geld aufbringen will.
Und die Flüchtlinge sind der richtige Ansprechpartner für diese Wut? Ich hätte nichts dagegen, wenn die Empöhrung und die Wut die richtigen Stellen treffen würde. Sich aber die nächst schwächeren zu schnappen, nämlich die Flüchtlinge, ist das dümmste was man tun kann. Diese Menschen ernsten dann mit Ihrem Hass auch eben nur selbiges - und verdienen es meiner Meinung nach auch. Nur weil um einen herum alles falsch läuft, hat man keine Ausrede dafür sich selbst aufzugeben. Und das ist zu einem gewissen Zeitpunkt bei jedem dieser Menschen passiert.
Tongue, du hast das Problem, du gehst momentan nur dem nach, was die Medien dir zeigen, was vorallem momentan bezüglich der Flüchtlinge ist. Wenn ich in Ostdeutsche Zeitungen schaue, sehe ich, wie viele Probleme es noch bei uns gibt. Die Gesamtheit macht es aus, die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge in Ostdeutschland ist einfach nur ein weiterer Punkt, der uns in der Region nervt, nicht der Menschen wegen, sondern des Geldes wegen. Es ist nach dem Motto „Ach plötzlich haben die für sowas noch Geld, aber für unser wohlergehen nicht.“, der Neid im Osten ist einfach höher. Ich finde es ja lustig wenn die Experten immer sagen „Ja die Ostdeutschen sind halt Frmedenfeindlich, weil sie sind andere Kulturen oder Religionen nicht gewohnt, weil DDR“ - Das ist Schwachsinn. Viele Leute kennen Ausländer an den Unis bei uns und sind mit ihnen befreundet, viele Polen, Türken, Araber, Russen, Tschechen, Vietnamesen, Menschen von den Fitschi-Inseln, Inder, Japaner, Chinesen, Ägypter, Afrikaner etc leben zumindest in den Großstädten und kleineren Städten unbeeindruckt und zufrieden ohne Angst neben „Deutschen“. Man sollte in diesem Thema mMn „Flüchtlingshetze“ und „allgemeiner Rassismus“ trennen, Da viele nichts gegen Ausländer an sich haben, sondern nur gegen die Leute, die momentan hier aufgenommen werden, bzw jene Leute, von denen die Medien reden.
Meinst du nicht eher, dass eher du deiner Sichtweise aus dem Osten nicht entkommen kannst? Ich meine du versuchst nun aktuelle deutschlandweite Berichte mithilfe von ost-regionalen Artikeln zu relativieren. Drehen wir den Spieß doch mal um. Warst du, als aufgeschlossener und potentiel fair denkender Mensch, schon mal zu Gast in einem der Flüchtlingsheime? Hast dich mit den Menschen unterhalten und die Situationen erklärt bekommen? Außerdem sind die neuen Bundesländer, ausgenommen Berlin, wohl einer der letzten Parteien, die sich über zu "viele" Flüchtlinge beschweren sollten.
http://www.zeit.de/gesellschaft/z…erteilung-quote
Die Leute haben nichts gegen Ausländer, sondern nur gegen "eben diese Leute die momentan hier aufgenommen werden". Gefällt mir fast besser als "Ich bin zwar kein Nazi, aber ...". Und nein, damit möchte ich dich nicht in irgendeine Ecke stellen, die Kongruenz dieser beiden Aussagen wollte ich aber schon darlegen. Und auf ein so schmales Brett wie "für diese Asylanten muss das Bundesland nun aufkommen, weshalb das Geld für XYZ fehlt" zu kommen, ist auch wieder ein perfekter Beweis für fehlendes Wissen. Jeder Unternehmer oder gelernter Kaufmann wird dir sagen, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat und dies vollständig eigene Budget-Töpfe sind. Und wenn es so verrückt um das Geld ginge, warum stehen die Leute dann nicht vor den Bankniederlassungen?
Nebenbei: Bitte hebe hervor, wo ich in meinem Beitrag verallgemeinert habe, dass ich den gesamten Osten meine und nicht nur die jetzigen Problemkinder. Das es auch "kultivierte" Gegenden im Osten gibt ist klar und brauch nicht erwähnt werden. Alleine Berlin ist eines der buntesten Städte in ganz Deutschland.
DABEI spielt das Geld wahrlich keine Rolle. Selbst im Osten nicht.
Bin ich anderer Meinung. Der Türke in Deutschland ist/wirkt anders als der Türke in der Türkei.
Das lustige ist, das dies wunderbar auf diesen Thread, etlichen weiteren und die Politik und Menschen in ganz Deutschland, vllt sogar der ganzen Welt zutrifft. Keiner hier hat die Absicht sich in die anderen hinein zu versetzen oder zu hinterfragen wieso weshalb warum, selbst du nicht. Du schreibst dein Zeug und bleibst dabei. Ist verständlich, absolut, aber nicht offen und nicht gut, sondern engstirnig, weltverschlossen, unnachgiebig, kompromisslos und nicht besser wie die Leute mit ihrem "rechten" Gedankengut und redest sie dennoch schlechter als du es bist, was aber nicht stimmt. Du bist wie die, wenn auch in einer anderen Richtung.
Es gibt feste Punkte in der Diskussion, darunter gehört bei mir zum Beispiel Gewalt und Fremdenhass. Ansonsten kann man mich gerne versuchen zu überzeugen, das Problem ist nur, dass es nie Fakten zu lesen gibt sondern immer nur die dummen Kommentare "besorgter Bürger".
Ich habe lediglich eine Bitte an dich tongue und auch an alle anderen: Setzt euch mit den Menschen, vor allem Ostdeutschen auseinander, befragt sie selber und redet mit ihnen. Denn eure momentane starre Position nach dem Motto „Vorallem die Ostdeutschen sind rechts, weil Statistiken und Medien sagen das ja.“ ist einfach nur voller Vorurteile. Wer sich damit zufrieden geben will über etwas zu reden, über das derjenige keine Ahnung oder eigene Erfahrungen hat, geschweige denn sich überhaupt damit auseinander setzen will, meinetwegen. Aber durch sowas ist diese Diskussion von der Absurdität her kaum zu übertreffen.
Diese Bitte versuche ich umzusetzen, fühle dich jedoch auch herzlich eingeladen, denn einseitig funktioniert der Prozess nicht. ;-)