Takeru Mikami,
Mein Puls steigt schlagartig an. Ich höre Refina aufschreien.Vor mir im Auto: Ein Zombie.
Hastig drücke ich die Wagentür wieder zu. Doch irgendwie will sie nicht einrasten. Mein Blick wandert durchs Fenster zum kleinen untoten Mädchen. Ihr blasses Gesicht wirkt kränklich. Dennoch drückt sie unaufhaltsam weiter gegen die Tür. Ihre markanten Augenringe sind schwarz unterlegt und nur noch ihre Pupillen und die Iris sind von dem blutroten Hintergrund zu unterscheiden, der ihre Augen fast komplett einfärbt. Mit einem willenlosen aber hungrigen Blick versucht sie durch das Fenster nach mir zu greifen.
Panisch versuche ich die Tür erneut zuzuschlagen. Einmal, Zweimal, Dreimal. Erfolglos. [Wieso geht die scheiße nicht zu?] Erst jetzt bemerke ich, wie die Finger des Mädchens an der Seite der Tür herausschauen. Nach zwei weiteren Schlägen, reagiert selbst der Zombie auf den Schmerz mit einem Aufstoßen. Es funktioniert. Die Tür geht zu! Die Finger des Mädchens liegen abgetrennt vor mir, während das Mädchen selbst noch immer ihr Gesicht an die Scheibe drückt um mir ihrem Mittagessen näher zu kommen. Kurz atme ich durch. Doch schnell blicke ich nach vorne. "Sou! Raus da!", rufe ich mit alarmierender Unruhe in der Stimme.
Die nichtsahnende Sou war in der Zwischenzeit weiter nach vorne gekrabbelt. Sie hielt sich am Lenkrad fest und untersuchte das Handschuhfach auf der anderen Seite. Da sie bereits eine Pistole gefunden hat, erhoffte sie sich mehr. Munition wäre wichtig gewesen. Doch bevor sie etwas nützliches finden kann, hört sie den Lärm der Hintertür. "Was soll der Lä...?", stoppt sie, als sie eine fremde Hand an ihrem Arm spürt. Ihr Blick fällt zu der weißen, kalten Hand, die ihr Handgelenk kräftig umschloss. "Fuck..", murmelt sie leise als sie zur Beifahrerin hoch sieht. Ihre Augen haben sich geöffnet und sie hatten den gleichen leeren Ausdruck, wie die des kleinen Mädchens. Erst jetzt erreicht sie das "Sou! Raus da!", welches ich ihr zu rufe. Kalter Angstschweiß läuft ihr den Nacken runter. [Nein..Scheiiße. Ich muss hier weg!] In dem Moment wo sie realisiert, dass ein Untoter sie am Arm hält, fängt sie an zu schreien und versucht sich schnell mit aller Kraft loszureißen. Überrascht von der raschen Bewegung gibt der Zombie kurz nach, hält sie aber dennoch fest. Sou versucht sich panisch mit der einen Hand vom Lenkrad abzudrücken. Die Pistole fällt dabei aus ihrer Tasche auf den Boden. Der Zombie lässt allerdings nicht nach. Wild versucht sie sich weiter loszureißen. Sie sieht bereits die halb faulenden Zähne des Zombies und mobilisiert alle Kräfte um ihren Arm freizubekommen. Mit einem starken Ruck und meiner Unterstützung ziehen wir sie dann raus.
Zusammen fallen wir leicht auf den Boden, da der Gegendruck des Zombies nachgelassen hat. Ich schnelle direkt wieder hoch und schmeiße die Tür instinktiv zu. Zwar ist der Zombie angeschnallt gewesen, doch das realisierte ich nicht. Ich wollte das Ding einfach von uns abschirmen. Mit geschlossenen Wagentüren fühlte man sich direkt sicherer. "Alles okay?", frage ich etwas aus der Puste. Das Adrenalin in meinem Körper nimmt ab und so langsam realisiere ich was hier gerade fast passiert wäre.
Immer noch geschockt antwortet Sou nicht. Ich helfe ihr hoch und stecke kurz die Waffe vom Boden ein. "Lass uns hier abhauen." - Sie nickt zustimmend. Trotzdem erkennt man, wie verängstigt sie noch ist. Der Schweiß läuft ihr immer noch den Hals hinunter und ihre Hände zittern übertrieben stark. Erst als wir einige Meter weiter weg sind - wieder bei Refina ankommen, löst sich ihre Angst. Sofort fällt sie Ref in die Arme. Sie klammert sich kurz fest. Keine Tränen, kein Schluchzen. Doch sie zittert immer noch.
Bei ihrem Anblick realisiere ich mehr und mehr in welch einer kranken Welt wir gerade leben. Doch bevor ich durchschnaufen kann, höre ich schon wieder Schüsse. [Scheiße... die Anderen?] Ich tausche kurz einen besorgten Blick mit Refina aus und blicke dann wieder zurück zum Van. [War es wirklich eine gute Idee eine Pause zu machen?]