Teil 2/2 von Teil 2
Sie hörte mich nicht, als ich lautlos
hereinkam. >Mrs Cope?< Die Frau mit den unnatürlichen roten
Haaren schaute auf und ihre Augen weiteten sich. Die kleinen Merkmale,
die sie nicht verstand, trafen immer alle unvorbereitet, selbst wenn
sie uns schon häufig gesehen hatten. >Oh<, stieß sie ein wenig
nervös hervor. Sie zog ihr T-Shirt herunter. Albern, dachte sie. Er
könnte fast mein Sohn sein. Zu jung, um so an ihn zu denken …>Hallo
Edward. Was kann ich für dich tun?< Sie klimperte mit den Lidern
hinter der dicken Brille. Unangenehm. Aber ich kommte charmant sein,
wenn ich wollte. Es war leicht für mich, weil ich immer sofort wusste,
wie meine Wortr und Gesten beim anderen ankamen. Ich beugte mich vor
und erwiederte ihren Blick, alsschaute ich ihr tief in die Augen. Schon
waren ihre Gedanken in Aufruhr. Es war bestimmt ein Kinderspiel.
>Ich habe überlegt, ob Sie mir wohl bei meinem Stundenplan
behilflich sein könnten< sagte ich mit der weichen Stimme, die ich
einsetzte, wenn ich die Menschen nicht verschrecken wollte. Ich hörte,
wie ihr Herz schneller schlug. >Natürlich, Edward. Wie kann ich dir
helfen? < Zu jung, zu jung, predigte sie sich. Damit lag sie
natürlich daneben. Ich war älter als ihr Großvater. Doch wenn man nach
meinem Führerschein ging, hatte sie Recht. >Ich habe überlegt, ob
ich statt des Biologiekurses einen andere Naturwissenschaft belegen
könnte. Zum Beispiel Phsik?< >Gibt es ein Problem mit Mr Banner,
Edward?< >Ganz und gar nicht, es ist nur so, dass ich den Stoff
bereits durchgenoommen habe …< >In der Schule für Hochbegabte,
die du in alska besucht hast, ich verstehe< Während sie darüber
nachdachte, schürzte sie die Lippen. Die müssten eigentlich alle auf
den College sein. Ich habe die Klagen der Lehrer gehört. Alle glatte
Eins-Komma-Null, nie ein Zögern bei den Antworten, nie ein Fehler in
den Klassenarbeiten – als hätten sie es raus, in allen Fächern zu
schummeln. Mr Varner denkt lieber, das einer schummelt, als dass ein
Schüler ihm überlegen ist … Ich wette, ihre Mutter unterrichtet sie …
>Edward, der Physikkurs ist zurzeit eigentlich voll. Mr Banner
möchte nicht mehr als fünfundzwanzig Schüler in einem Kurs haben
…>Ich würde auch nicht stören< Natürlich nicht. Doch nicht einer
von den perfekten Cullens. >Ich weiß, Edward. Aber es gibt schon
jetzt nicht genung Platz …< >Könnte ich den Kurs dann streichen?
Ich könnte die Zeit zum Selbststudium nutzen< >Biologie
streichen?< Ihr blieb der Mund offen stehen. Das ist absurd. Es kann
doch nicht soschwer sein, eine Stunde abzusitzen, in der man nichts
neues lernt! Da muss es doch ein Problem mit Mr Banner geben. Ob ich
mit Bob darüber reden sollte? >Dann hast du für den Abschluss aber
nicht genung Stunden belegt< >Die hole ich nächstes Jahr nach<
>Sprich lieber mit deinen eltern darüber< Hinter mir ging die Tür
auf, doch die Person, die da hereinkam, dachte nicht an mich, deshalb
ignorierte ich sie und konzentrierte mich auf Mrs Cope. Ich beugte mich
noch etwas weiter vor riss die Augen noch etwas weiter auf. Die Wirkung
wäre besser, wenn sie golden wären statt schwarz. Die schwarze Farbe
machte den Leuten Angst, das war ja auch Sinn der sache. >Bitte, Mrs
Cope.< ich ließ meine Stimme so weich und unwiederstehlich klingen.
>Gibt es nicht irgendeinen anderen Platz. Biologie kann nicht das
einzige Fach sein, das man in der sechsten Stunde belegen kann…< Ich
lächelte sie an, machte mein Gesicht weich und achtete darauf, die
Zähne nicht zu sehr zu zeigen, denn ich wollte ihr ja keine angst
einjagen. Ihr Herz schlug noch schneller. Zu jung, mahnte sie sich
verzweifelt. >Na ja, vielleciht kann ich mal mit Bob – ich meine Mr
Banner – reden. Ich kann mal sehen, ob…< Nur eine einzige Sekunde,
und alles war anders: die Atmosphäre im Raum, das, was ich hier wollte,
der Grund, weshalb ich mich zu der rothaarigen Frau beugte … Der Zweck
war plötzlich ein ganz anderer als zuvor. Nur eine einzige Sekunde
brauchte Smantha Wells, um die Tür zu öffnen, einen unterschriebenen
Verspätungszettel in den Ablagekorb an der Tür zu legen und wieder
hinauszurauschen; sie hatte es eilig, die Schule zu verlassen. Nur eine
einzige Sekunde, und der plötzliche Luftzug, der durch die geöffnete
tür kam, traf mich mit voller Wucht. Nur eine einzige Sekunde, und mir
wurde klar, warum mich die Person, die vorhin hereingekommen war, nicht
mit ihren Gedanken unterbrochen hatte. Obwohl ich mich nicht zu
vergewissern brauchte, drehte ich mich um. Ich zwang mich, es langsam
zu tun, und musste dabei gegen meine rebellierenden Muskeln ankämpfen.
Bella Swan war mit den Rücken an die Wand neben der Tür gepresst, sie
hielt irgendwelche Papiere krampfhaft in den Händen. Als sie meinen
grimmigen, unmenschlichen Blick sah, wurden ihre Augen noch größer, als
sie schon waren. Der Geruch ihres Blutes durchdrang jedes Partikel der
Luft in dem winzigen, heißen Raum. Meine Kehle ging in Flammen auf.
Wieder starrte mich das Monster aus dem Spiegel ihrer augen an, die
Maske des Bösen. Meine Hand blieb über der theke in der Luft hängen.
Ohne mich umzuschauen, hätte ich hinüberlangen und Mrs Copes Kopf mit
tödlicher Wucht auf den Schreibtisch knallen können. Nur zwei Leben
anstatt zwanzig. Ein guter Tausch. Gespannt wartete das hungrige
Monster darauf, dass ich es tat. Doch man hat immer eine Wahl – das
musste einfach so sein. Ich hielt die Lungen an und rief mir Carlisles
Gesicht vor Augen. Dann wandte ich mich Mrs Cope zu und hörte ihre
Überraschung beim anblick meines veränderten Gesichtsausdrucks. Ich
brachte die ganze Selbstbeherrschung auf, die ich in jahrzehntelanger
Übung gelernt hatte, und ließ meine Stimme ruhig und sanft klingen. Die
Luft in meinen Lungen reichte gerade noch, um einmal ganz schnell ewas
zu sagen. >Okay. Ich verstehe, dass es unmöglich ist. Haben Sie
vielen Dank für Ihre Mühe< Ich wirbelte herum und stürzte aus dem
Raum, ganz nah an Bellas Körper vorbei, und dabei versuchte ich die
Hitze ihres Blutes so gut es ging zu ignorieren. Ich lief viel zu
schnell und blieb erst stehe, als ich bei meinem Volvo war. Die meisten
Menschen waren schon fort, es gab also nicht viele Zeugen. Ich hörte,
wie ein Achtklässler, Austin Marks, etwas bemerkte, der Sache aber
keine weitere Beachtung schenkte … Wo kommt den Cullen plötzlich her –
als wär er aus dem Nichts gekommen … Da hat meine Fantasie mal wieder
einen streich gespielt. Mom sagt immer …Als ich mich auf den Sitz
gleiten ließ, waren die anderen schon da. Ich versuchte ruhig zu atmen,
doch ich schnappte nach Luft, als wäre ich gerade dem Erstickungstod
entronnen. >Edward?<, fragte Alice. Es klang besorgt. Ich
schüttelte nud den Kopf. >Was ist denn mit dir los?<, wollte
Emmett wissen und vergaß für einen Augenblick den Ärger darüber, dass
Jasper nicht in der Stimmung für eine Revanche war. Statt einer antwort
legte ich den Rückwärtsgang ein. Ich musste von diesem Parkplatz
runter, bevor Bella Swan mir auch noch hierher nachkam. Mein
persönlicher Dämon, der mich verfolgte … Ich riss den Wagen herum und
gab Gas. Noch ehe wir au der Straße waren, stand der Tacho auf sechzig.
Und ehe ich um die ecke bog, stand er auf hundertzehn. Ohne hinzusehen
wusste ich, dass Emmett, Rosalie und Jasper alle Alice anstarrten. Sie
zuckte die Achseln. Sie konnte nicht sehen, was geschehen war, nur was
kommen würde. Jetzt schaute sie für mich in die Zukunft. Wir verfolgten
beide, was sie in ihrem Kopf sah, und wir waren beide überrascht.
>Du gehst weg?,<, flüsterte sie. Jetzt starrten die anderen mich
an. >Ja?<, zischte ich durch die Zähne. Da sah sie, wie mein
entschluss in Wanken geriet und meine Zukunft eine dunklere Wendung
nahm. >Oh.< Bella Swan, tot. Meine Augen. Glühend rot von
frischem Blut. Die darauf folgende Fahndung. Dann das vorsichtige
Abwarten, bis wir es wagen konnten, den Ort zu verlassen und neu
anzufangen … >Oh<, sagte sie wieder. Das Bild wurde
detaillierter. Ich sh das haus von Polizeichef Swan zum ersten Mal von
innen, sah Bella in einer kleinen Küche mit gelben Schränken, wie sie
mir den Rücken zugewandt hatte, während ich mich aus dem Schatten an
sie heranpirschte … mich von ihrem Geruch locken ließ … >Halt!<
,stöhnte ich. Mehr konnte ich nicht ertragen. >Entschuldigung<,
flüsterte sie, die Augen weit aufgerissen. Das Monster frohlockte. Und
wieder änderte sich die Vision in ihrem Kopf. Ein verlassener Highway
bei Nacht, schneebedekte Bäume am Straßenrand, die mit einer
Geschwindigkeit von über dreihundert Stundenkilometern vorbeirasten.
>Du wirst mir fehlen<, sagte sie. Emmett und Rosalie wechselten
einen besorgten Blick. Wir hatten jetzt fast ie Stelle erreicht, wo der
lange Zufahrtsweg zu unserem Haus abzweigte. >Lass uns hier
raus<, sagte Alice. >Du sagst es Carlisle besser selbst.< Ich
nickte und brachte das Auto mit quitschenden Reifen zum Stehen.
Schweigend stiegen Emmett, Rosalie und Jasper aus; sie würden von alice
eine Erklärung verlangen, sobald ich fort war. Aliceberührte mich an
der Schulter. >Du wirst das Richtige tun<, murmelte sie. Das war
keine Vision – es war ein Befehl. >Sie ist Charlie Swans einzige
Angehörige. Es würde auch ihn umbringen< >Ja<, sagte ich, aber
ich stimmte nur der letzten Aussage zu. Sie stieg aus und ging zu den
anderen. Ihre Augenbrauen zogen sich nervös zusammen. Die vier
verschmolzen mit dem Wald und waren unsichtbar, noch ehe ich den Wagen
gewendet hatte. Ich gab Gas und fuhr zurück in die Stadt, und ich
wusste, das die Visionen in Alice Kopf wie die Lichtblitze eines
Stroboskops von hell zu dunkel wechseln würden. Als ich mit
hundertvierzig Sachen zurück nach Forks fuhr, wusste ich noch nicht, wo
ich hinwollte. Mich von meinem Vater verabschieden? Oder das Monster in
mir willkommen heißen? Die Straße flog unter den Reifen meines Wagens
dahin.
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morgen gehts weiter^.^
vlg,
Bee :D