Esther
Esther war verwirrt, denn Mitten in der Nacht war es schwerer als gedacht sich zurecht zu finden, zudem schien es ihr immernoch nicht wirklich gut zu gehen. Als sie sich eine Weile hingesetzt hatte, stand sie - wenn auch ziemlich torkelnd - wieder auf und kramte die Karte und ein Licht aus ihrer Tasche. Es war eine alte Taschenlampe, die schon flackerte und relativ schwach flimmerte.
Wie in aller Welt soll ich im Dunkel der Nacht dieses Lager finden, auf dem ich Zuko kennen lernen kann?
Sie hielt sich vorerst an der Mauer weiter fest, denn so konnte sie nicht stürzen und hatte gleichzeitig eine Orientierung. Das Licht leuchtete knappe zwei Meter weit und die Lichter der Stadt machten es immerhin möglich, dass auf den haupten Straßen alles gut zu erkennen war. Allerdings sah Nachts alles anders aus, als über Tag.
Ich sollte mir eine Übernachtungsmöglichkeit suchen, so werde ich das Lager niemals vor morgen finden...
Da kam sie an einem Pub vorbei in dem sich scheinbar gerade ein Tumult abspielte. Die Eingangstür stand offen und ein paar Betrunkene wankten hinaus. Esther hörte, wie ein Glas zerbrach und laute Rufe von Männerstimmen:
"verschwindet! Ihr kommt mir hier nichtmehr ins Haus!"
Dann grunzendes Gelächter und etwas Krachte. Die Männer die schon draußen waren und eben noch belustigt drein schauten erstarrten plötzlich und stierten ins Innere des Pubs. Von dort kamen weitere Männer, die nicht beschwipst wirkten, hinaus und bäumten sich bedrohlich vor dem Eingang auf.
"Ihr zahlt und geht!"
Als die Tunichtgute nicht reagierten gab der kleinste Mann den Kerlen einen Schwung mit einer Art Stock gegen die Seite und sie kippten ohne eine weitere Bewegung um.
"In meinem Pub! Das macht mich ganz wild..." Esthers Blick fiel auf den Gegenstand in der Hand des Mannes und sie erschrak so heftig, das sie einen Schritt nach hinten machte und sich nichtmehr anlehte, weshalb sie wieder umkippte: eine Lanze!
Nicht jetzt!
Die Taschenlampe fiel in eine Ecke zu Boden, wo sie unbeachtet liegen blieb.
So bemerkten die Hünen sie allerdings, obwohl sie dabei waren den Betrunkenen ihr Geld abzunehmen, welches sie dem Patron schuldeten.
"Zuko, schau dort drüben! Da liegt... ein Mädchen?!"
Der braunhaarige, junge Mann eilte zu Esther.
"Sie ist es, haha," rief er den anderen belustigt zu, "wir müssen sie nichtmal mehr suchen, Eren hatte recht, sie ist wirklich nicht wieder geflohen. Ich hätte das nicht geglaubt! Oh, entschuldigung, lasst sie uns erst reintragen!"
Als die Lancer Esther ins Pub geholfen hatten und ihr einen Krug voll Kakao unterbreitet haben, den sie leertrinken musste (unter großer Nötigung Zukos) ging es Esther besser.
"Du musst einfach mal zu Kräften kommen! Kein wunder, dass es diir so schlecht geht! Von heute an lernst du erst mal dich wie eine Lancerin zu ernähren!!!"
"...Zuko, ich bin hier, weil ich kämpfen will, ich will kein Teil dieses verdammten Plans sein, ich will..."
"Regel Nummer zwei, du sprichst deinen Meister mit Meister an und ich verbiete dir ab sofort "ich will" zu sagen!!!"
"Zuko, hör mir zu!" schrie Esther.
"Ich habe dir eine Anordnung gegeben und du verweigerst sie. Das ist deine Entscheidung. DU willst etwas lernen, aber ich möcchte keine neuen Lehrlinge mehr." antwortete Zuko in aller Ruhe und stand auf. Alle Lancer taten ihm gleich und begleiteten ihn an den Thresen wo er zahllte und kurz dem Patron etwas zuflüsterte.
Ohne eine weitere Würdigung verließ er das Pub und ging.
Esther war volkommen perplex. Was war das denn?
Sie hielt ihren noch warmen Kakao in Händen und fühlte sich verlassen. Erneut. Erniedrigt und schlecht. Wie konnte sie immer alle Menschen so gegen sie verkraulen!
Sie wollte schon auf und Zuko hinterher rennen, als der Patron rief: "Willst du nicht zahlen???"
Oh nein! Was tue ich nun??? "Ich... ich habe kein Geld..." stammelte Esther verzweifelt und suchte mit ihren Blicken nach einem Ausweg.
"Schon gut," beruhigte der Patron sie " Zuko hat alles bezahlt. Er sagte, du sollst heute hier ein Zimmer bekommen und dich ausruhen.
Esthers Augen leuchteten vor Tränen, da sie sich einfach überrumpelt und hilflos fühlte, aber auch dankbar.
"Ich bringe dich morgen zum Lager, wenn du seine Methoden schwörst zu akzeptieren, ansonsten sollst du morgen deines Weges gehen." erklärte ihr der Patron und hiellt ihr den Schlüssel zu Zimmer 04 hin.