In Bezug auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse ist es z.B. Technologie: Bessere Linsen, bessere Beschleuniger, mehr Energie. Also schlicht das grundlegende Prinzip stetig verbessern. In Bezug auf geistigen Fortschritt, naja. Hegels prozessuale Entfaltung des Weltgeistes?
Kann sein, Hegel wird sich seine Gedanken dazu gemacht haben, aber irgendwie was Handfestes gibts dazu, für mich, der sich eh nur selten so ganz für die Details des Puddings interessiert, dafür mehr für den Geschmack, letztendlich auch nicht. Und anders als Hegel sehe ich persönlich den Menschen auch eher nicht so ganz entkoppelt aus dem Gefüge, dass Hegel zu beschreiben versuchte. So wie der Mensch physisch nicht abseits seines Ökosystems existieren kann scheint es mir recht unwahrscheinlich, dass, wenn ein Geheimnis im Leben liegt dies allein nur im menschlichen Leben zu finden wäre.
Natürlich nicht, erst - wie du selbst sagtest - wenn Menschen anfangen, das zu kapitalisieren und arme Seelen denen auf den Leim gehen.
Dito. Aber der Mensch ist nunmal des Menschen Wolf, das fiel den Leuten ja schon in der Antike auf. Und Angst liess sich nunmal seit jeher schon ganz wunderbar zu barer Münze pressen.
Nicht alles passt zusammen und bestimmte Gesetze müssen eingehalten werden. Ist die Frage, ob das bei feinstofflichen Geistervorstellungen der Fall ist, um zum Thema zurückzukehren. Allerdings kommt mir persönlich Geisterglaube in gefühlten 90% der Fälle eh eher wie ein sozialer Marker vor, der eine bestimmte Einstellung/Weltanschauung reflektieren soll.
Das auch jenseits des bisher bekannten oder überhaupt menschlich begreifbaren bestimmte Gesetzmässigkeiten gelten scheint auch mir im logischen Schluss als anzunehmen. Ich persönlich würde aber die Sache mit dem Geisterglauben vielleicht etwas weniger harsch sehen als du. Sicher unterliegt auch er einer Mode und was wird im Internet nicht alles veranstaltet um vorzugeben was für ein weltoffener, universalgelehrter und schöngeistiger Mensch man doch ist.
Auf der anderen Seite liegt es aber vielleicht auch am Menschen selbst, und an der Zeit in der wir leben. Am Menschen weil er, wenn vielleicht auch nicht so ganz allein mit der Fähigkeit der Erkenntnis des Sterben müssens, lange schon vor der Frage stand wie er damit umzugehen hat und es nunmal keine von einem Rückkehrer verfasste Infobroschüre dafür gibt. Der Tod ist und bleibt für jeden eine Reise ins Unbekannte.
Und das bringt mich zur Zeit; Zum einen, obwohl ich manchmal wirklich so meine Schwierigkeiten habe sie wirklich aufgeklärt zu nennen; Es gibt nur noch wenige neblige Moore, mit Erscheinungen von weisshaarigen Frauen die vom baldigen Tod eines angehörigen künden und Donnergötter haben ebenso ausgedient wie Meerjungfrauen und Zyklope. Das tägliche Leben unterliegt geklärten Gesetzmässigkeiten und an Vernunft und Rationalität finde ich absolut nichts Schlechtes, im Gegenteil. Aber ich denke Menschen leben halt nicht nur vom Brot allein. Fantasie, Vorstellungen, Mystik und Geschichten sind ebenso Teil von ihnen und die Sehnsucht das Unerklärliche zu erklären wird sich auch kaum mal ganz wegrationalisieren lassen. Wär, meiner Meinung nach, auch tatsächlich Schade drum, würden sich Menschen irgendwann mal keine Geschichten mehr erzählen.
Der andere Punkt unserer Zeit ist der Tod selbst. Obwohl auch nicht fairer als das Leben erscheint mir er selbst sehr viel mehr als Teil des Lebens, denn als Gegensatz zu ihm. Und obwohl es für keinen von uns irgend eine Garantie dafür gibt, dass der eigene Weg nicht gleich vorne an der nächsten Strassenecke endet - der Tod ist zumindest in meiner Wahrnehmung dennoch ein grosses Tabu in der Gesellschaft. Man spricht ihn mal bei einer Beerdigung an, oder wenn man mal wieder hört das jemandem das Leben unerträglich wurde, aber das wars dann auch.
Ich denke schon, dass da auch ein bisschen System dahinter steckt; Warum sich mit der Vergänglichkeit befassen, wenn man sich dafür stattdessen doch auch glücklich kaufen kann (und soll..!)
Aber den Tod aus den Augen zu vertreiben bedeutet nicht, dass Menschen sich nicht zwischendurch mit ihm beschäftigen können und auch müssen, wenn wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt aus den falschen Gründen; Und wie oben gesagt: Angst schafft Markt.