Beiträge von Haggard

    Ungeachtet dessen, dass die Begräbniszeremonie für Haggard Hase vielleicht bereits abgeschlossen ist - und auch die Trauerphase längst überwunden :D - gehe ich einfach mal davon aus, dass sich die eine oder andere verirrte Seele vielleicht nach wie vor für sein Reisetagebuch interessiert. Und deshalb folgt, nachdem ich mir ja auch grosszügig Zeit damit gelassen habe, die Fortsetzung. (Wobei ich mir der Kursiv-Tradition breche. Es zerfleddert mir irgendwie die Formatierung wenn ich den Kram von Wordpad hier rüberkopiere und dann auf kursiv setzte. Und ich glaub, das lesen ist - vom Äusserlichen her, zumindest! - ja auch nicht unangenehmer so.

    Haggys Reisetagebuch, fünfter Eintrag.

    17. September

    Liebes Tagebuch; Stell dir vor! - Ich bin zur Abwechslung mal sauber und satt, und schreibe diese Zeilen von einem kleinen Gästezimmer aus, dass zwar jeden Luxus vermissen lässt, aber - für kleines Geld! - alles bietet was ich brauche. Ein schlicht getäfeltes Zimmer mit einem kleinen Ofen darin, gegen die Kühle der Nacht. Ein paar Stühle, einen alten Tisch mit einem Kerzenständer darauf - und ein bequemes Bett!

    Denn ich befinde mich in Whitehaven, einer Hafenstadt die in einer kleinen Bucht zum Ostmeer hin liegt, zu Füssen der Bergkämme des Distelgebirges, das sich nördlich der Stadt in den Horizont aufbäumt und sie in schützendem Halbkreis umschliesst.

    Wie ich hier herkam, wo doch weder ich noch meine Karte von dieser Stadt wussten? Das hat, wie du dir wohl denken kannst, mit dem Maulwurfmädchen zu tun. Sue, wie sie heisst. Oder eben: zu heissen behauptete. Denn auch wenn ich nach wie vor nicht sicher bin ob das denn stimmt, ich bin gewillt es einmal anzunehmen. Denn sie scheint mir, trotz ihrer Kampferfahrung (die sie sicher nicht auf dem Kinderspielplatz erworben hat...), der meist unfreundlichen, groben Art und der Geheimniskrämerei nicht die schlechteste Seele der Welt - sonst hätte sie mir kaum mein Hasenfell gerettet - und ich wünsche ihr alles Gute. Nun, da sich unsere Wege in dieser Stadt trennten.

    Und das nach einer bisweilen recht anstrengenden Reise. Denn vorgestern - als ich zum letzten Mal Gelegenheit fand dir zu erzählen - war mir nach all der Aufregung nicht viel an Rast geschenkt! Ein grober Stupps mit einem Stiefel, unterlegt von einem mürrischen "Los, steh schon auf, du Schlafsack! Wir müssen weiter!" riss mich nämlich ein paar Stunden später schon wieder aus den Träumen. Und ich hätte ja protestiert - aber der schiefe Blick des Maulwurfsmädchens den ich im spärlichen Mondlicht erhaschte gab mir zu verstehen dass ich wohl eher froh sein musste dass sie mich überhaupt geweckt hatte. Und mich nicht ohne Esel und Wagen alleine hier im Wald zurücklies.

    Ein Gedanke, der ihr - wie mir ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck eben verriet - durchaus gekommen sein mochte.

    Also rappelte ich mich schlaftrunken auf, packte wortlos mein Zeug zusammen und kletterte auf den Bock des Wagens. Zur Seite des Maulwurfmädchens, welches die Zügel schon in den Pfoten hielt und die Esel mit einem Zungenschnalzen vorwärts trieb. Ich selbst konnte zwar kaum etwas erkennen, denn das Mondlicht drang nur in spärlichen Sprenkeln durch die dichten Baumkronen, aber schlechte Lichtverhältnisse hatten das Mädchen auf dem Weg durch die Sümpfe ja auch schon nicht gestört, so führte sie auch diesmal Esel und Wagen sicher den schmalen Pfad durchs Unterholz entlang. Und da ich müde war, ohnehin nichts sehen konnte, eine Handgreiflichkeit mit dem Mädchen wohl zu meinen Ungunsten enden würde und ich den Weg aus den Wäldern alleine auch kaum finden könnte entschloss ich mich, das Beste aus der derzeitigen Lage zu machen - und mich vorerst in mein Schicksal zu fügen. Die wenigen Momente, die ich im Sitzen einickte dabei als Geschenk annehmend.

    Als der Morgen graute lichteten sich die Wälder und wir erreichten weitläufige Wiesen und Äcker, dessen reife Ähren, die üppig daraus hervorwuchsen sich im schwachen Wind neigten. Auch meine Begleitung (wenn ich mir auch nicht sicher war, wer hier eigentlich wen begleitete) schien die Gegend eher zu begrüssen. Zumindest deutete sich ihre Anspannung etwas zu lockern, und ich nutzte diese Gelegenheit um mir den Schlaf aus den Augen zu reiben, mir mit einem Gähnen und Räuspern meinen Rachen zu putzen, und mich danach zu erkundigen wo wir hier waren und wohin wir eigentlich fuhren, nun da der Habicht uns nicht länger zu verfolgen schien.

    "Tja..." begann das Maulwurfmädchen seufzend und warf mir mit einem "viel rumgekommen bist du wohl wirklich nicht, oder?" einen prüfenden Blick zu, den ich mit einem entschuldigenden Schulterzucken quittierte.

    "Sonst wüsstest du sicher dass man die Gegend hier die Ebene der Toten nennt..."

    "Die WAS?!" erwiderte ich erschrocken, was dem Mädchen nur ein hämisches Grinsen entlockte.

    "Ach, entspann dich, ich zieh dich nur auf; Das hier ist das Mohnblumental. Weite Ebenenen und gutes Klima und so. Die ganze Region baut hier Getreide, Gemüse und Obst an; Ist ne recht friedliche Gegend."

    "Sehr witzig..." erwiderte ich sarkastisch, da ich mich durchaus etwas ertappt und vorgeführt fühlte, und kramte nebenbei nach meiner Karte. "...aber was suchst du hier? Ich kauf dir nicht ab, dass du mit dem Ackerbau viel am Hut hast. Also wo willst du denn nun wirklich hin - und wie komm ich von hier in den Norden?"

    "Oh, unterschätz mich nicht, "schmunzelte das Mädchen "ich habe Erfahrung im Kartoffelanbau; Unser Familienvodka war nicht umsonst recht legendär. Aber erstmal will ich nur nach Whitehaven."

    "Whitehaven... Whitehaven..." wiederholte ich murmelnd, während ich die Karte studierte auf der ich weder eine Stadt dieses Namens noch ein Mohnblumental wiederfand.

    Das Mädchen beobachtete meine Bemühungen eine Weile mit schiefem Lächeln, ehe sie mich an der Schulter anstupste.

    "Ein kleiner Tipp für dich Hase; Wenn du das nächste Mal auf Reisen gehst..." begann sie und liess ihren Blick dabei über den Brillenrand wandern, "besorg dir deine Ausrüstung nicht wieder beim günstigsten Anbieter." und hielt dann inne, während ihr Zeigefinger kreisende Bewegungen machte um mich verstehen zu lassen, dass sich die Aussage nicht allein auf meine offenbar unzulängliche Karte bezog. "Bis dahin etwas Info vom Profi; Whitehaven liegt am Ostmeer, am Ende des Mohnblumentals, nicht mehr ganz zwei Tage von hier. Von dort führt eine Paßstrasse über das nordwestliche Distelgebirge zum Eingang der Marlbara- Schlucht. Von da aus kommst du in den Norden..." erklärte sie, und schob dann ein: "Wobei ich mich aber schon frage, was so ein Flachlandhase wie du im Norden will!?" nach.

    "Ich muss geschäftlich dahin..." antwortete ich kurz angebunden. Denn zum einen war ich ob des schlecht vorbereiteteten Flachlandhasen - selbst wenn es der Wahrheit leider recht nahe kam, liebes Buch - doch etwas eingeschnappt. Und ausserdem breitete sie ihre Absichten und Gedanken ja auch nicht wie ein offenes Buch vor mir aus, warum also sollte ich das tun? "und es wär ganz nett, wenn ich vor dem Winter wieder zu Hause wäre." fügte ich deshalb nur hinzu. Nur um zu unterstreichen, dass sie nicht die Einzige war, die augenscheinlich dringliche Ziele verfolgte und es offenbar eilig hatte.

    "Hm. Geschäftlich also; Dachte eigentlich, du wärst vielleicht so ein verträumter Naivling der zu viele Abenteuerromane gelesen hat und deshalb in die Berge aufbricht um für seine ausgesuchte Prinzessin ein Blümchen zu pflücken oder einen Drachen töten zu wollen oder so - aber stimmt schon..." erwiderte sie, und musterte mich dabei überdeutlich von oben bis unten, "dafür bist du wohl doch schon etwas zu alt."

    "Hm... wirklich Bemerkenswert." erwiderte ich nur trocken.

    "Ja?! Was denn?" fragte das Mädchen neugierig.

    "Deine Unverschämtheit." entgegnete ich nur, was das Maulwurfmädchen nur schmunzeln lies.

    "Na dann! Wenn die Katze ohnehin schon aus dem Sack ist brauch ich ja auch nicht mehr Bitte sagen. Hier nimm die Zügel und folge einfach dem Tal. Du hast die halbe Nacht und den ganzen Morgen geschlafen, jetzt bin ich an der Reihe."

    Damit warf sie mir die Zügel zu und sprang auf, nur um es sich kurzerhand auf der leeren Ladefläche gemütlich zu machen. Mit einem leisen Fluchen fing ich also die Zügel und fuhr weiter. Zum einen, weil mich ihre Dreistigkeit tatsächlich ärgerte - und der Umstand, dass mir nicht eingefallen war mich einfach auf der Ladefläche hinzulegen ärgerte mich auch.

    Aber das schöne Wetter, die friedliche Gegend und der Umstand, dass meine beiden Esel sich nicht allzu bockig aufführten besänftigten mich bald. Der Wald und die Sümpfe waren zwar ein Umweg gewesen, und das schöne Brennholz hatte ich verloren. Aber wäre ich in Puttingborough oder den Sümpfen umgekommen hätte das die Sache auch nicht besser gemacht. Und angesichts dessen, dass meine Karte diese nördlicheren Regionen offenbar nur noch sehr lückenhaft widerspiegelte würde es sicher nicht schaden mich in Whitehaven mit zusätzlichem Kartenmaterial zu versorgen. Wobei ich dort sicher den Teufel tun würde, und nochmal jemandem verraten, das ich alleine reiste...

    Als die Schatten kürzer wurden machten wir für eine Weile Rast am Ufer des Flusses, der das Tal durchzog, und dessen frisches, klares Wasser die beiden Esel mit schlürfendem Genuss in sich aufsogen. Und bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch, dass Sue der Name des Mädchens war - oder sie sich zumindest so nannte. Wobei ich mir allerdings auch den Vorwurf anhören musste, die Namen meiner beiden Esel nicht in Erfahrung gebracht zu haben - und dass ihre Bockigkeit angesichts solcher Respektlosigkeit nur allzu verständlich war.

    Deshalb versprach Sue den beiden Eseln, als sie sie wieder vor den Wagen spannte, mit einem Tätscheln ihrer Pfote über einen passenden Namen nachzudenken - und die beiden Mistkerle wieherten glatt vor Freude und Zustimmung, ehe Sue es sich wieder auf der Ladefläche bequem machte und wir unseren Weg fortsetzten.

    "Sag mal, Haggat Hase." begann Sue darauf hin, und legte entspannt die Beine übereinander.

    "Haggard..." korrigierte ich knurrend.

    "Hast du eigentlich was gegen Musik?"

    "Musik..?" erwiderte ich verwundert, und wandte den Kopf, nur um zu bemerken, dass Sue so etwas wie eine kleine hölzerne Okarina hervorgeholt hatte.

    Ich schüttelte den Kopf, was Sue aus den Augenwinkeln heraus bemerkte.

    Denn unangenehme Unterhaltungen störten mich, ebenso Beleidigungen - oder auch fortwährend meine eigenen Schwächen aufgezeigt zu bekommen... aber Musik eigentlich nicht.

    "Naja..." begann sie, und hielt die Flöte betrachtend in die Höhe. "Musik ist sicher zuviel Versprochen; Ich meine vielmehr Gedudel. Aber die beiden Tiere brauchen einen Namen - und Gedudel hilft mir beim Nachdenken!" lachte sie, und quälte wie zum Beweis eine erschreckend schräge Melodie aus dem Instrument.

    Ich seufzte selbstmitleidig. Einmal mehr hatte ich Entscheidungen getroffen ohne alle Konsequenzen zu bedenken.

    Allerdings legte sich mein Bedauern rasch, denn während wir weiterzogen entpuppte sich Sues Bemerkung doch als nur ein alberner Scherz. Denn eine Weile mochte sie mich noch mit einfältigen Melodien und schief wiedergegebenen Kinderliedern ärgern. Nach und nach schien sie das Interesse daran aber zu verlieren und sich stattdessen mehr und mehr in ihr Spiel zu vertiefen, sich gar darin zu verlieren. Und so fröhlich und leichtherzig manche Melodien begannen, so wie ein freundliches Willkommen, so schwer schien mir mein Herz, wenn sie endeten. Als erzählten sie ein Lebewohl. So verbrachte ich die nächsten Stunden schweigend, zuhörend, und in Gedanken.

    Als die Nacht einbrach schlugen wir das Lager unter einem Walnussbaum auf, was insofern praktisch war weil die mächtige Baumkrone verhinderte dass sich allzu viel Tau niederschlagen würde. Plus! Wir konnten auch den Proviant schonen; Die herabgefallenen Nüsse von denen wir das Gras befreiten um es etwas bequemer zu haben schmeckten ganz vorzüglich. Allerdings kam ich anschliessend nicht dazu dir vom Tag zu berichten, liebes Buch, da mir unerwarteterweise etwas Musikunterricht zukam. Leider muss ich dir aber gestehen kein besonders talentierter Schüler gewesen zu sein.

    Im Morgengrauen des nächsten Tages setzten wir unseren Weg Richtung Whitehaven fort, und seltsamerweise begann ich die Kurzweil die mir Sues Gesellschaft bereitete allmählich doch zu geniessen. So merkte ich aber auch, dass, je näher wir der Stadt kamen, sich ihr Gemüt etwas einzutrüben schien. Im Nachhinein denke ich, ich hätte vielleicht etwas klüger fragen sollen als nur ob denn etwas nicht stimmte als mir Sues Nachdenklichkeit aufgefallen war. Denn sie überlegte nur kurz, schüttelte den Kopf, lächelte und lenkte das Thema auf einige Biberkinder, die unten am Fluss den Dammbau übten - mit sichtbar wenig Ernst bei der Sache.

    Allmählich wurde es auch geschäftiger auf der Strasse, wir begegneten Händlern und Bauern mit Fuhrwerken und allerlei buntem Volk an Reisenden und gegen Nachmittag erblickte ich am Horizont auch die Stadtgrenze von Whitehaven. Obwohl es eigentlich keine wirklich klare Grenze gab, denn rund um die Innenstadt legte sich zwar eine Stadtmauer die jener von Hasington in Nichts nachstand, aber die Gebäude, Zelte und Höhlen die von der Talebene bis in die Hänge hinein angelegt wurden wirkten, als wäre die Stadt schon vor vielen Jahren über ihre Mauern hinausgeschwappt.

    Und vielleicht lag es auch an ihrer Grösse, oder dem Umstand dass Whitehaven eine Hafenstadt war und somit besser an die Verschiedenheit der Kulturen gewöhnt - aber die Atmosphäre der Stadt wirkte, ganz anders als in Puttingborough, zwar sehr durcheinander, aber dadurch auch bunt und exotisch, und trotz all der Geschäftigkeit relativ entspannt. So passierten auch wir Whitehavens Tore nicht ungesehen, aber ohne ungemütliche Grobheiten der Wachen. Sicherlich würde es auch in dieser Stadt die eine oder andere gefährliche Ecke geben, überlegte ich und beschloss in Gedanken, diesen jedenfalls tunlichst aus dem Weg zu gehen.

    Als wir am Marktplatz angekommen waren liess mich Sue mit einer kurzen Bemerkung wissen, dass dies die Endstation dieser Reise für sie war, ehe sie vom Wagen stieg. Ich weiss nicht, was mich dazu bewog sie danach zu fragen was sie nun vor hatte - sie schmunzelte bei der Bemerkung aber nur und erwiderte mir lachend, dass sie mich wohl töten müsste, würde sie es mir verraten. Ich quittierte die Bemerkung mit einem unsicheren "Ha...ha..."

    So wandte sie sich zum Gehen, hielt aber plötzlich einen Augenblick inne.

    "Hey Hase." begann sie, und drehte sich auf der Ferse zu mir um. "Wenn ich so drüber nachdenke; War doch ganz anständig von dir, dass du mich in Puttingborough nicht verpetzt hast. Deshalb... hier! Fang!" Ich war etwas überrascht und hätte den kleinen Gegenstand, den Sue mir plötzlich zuwarf beinahe fallengelassen, aber als ich meine Pfote öffnete lag darin ihre Okarina.

    "Hö?! Deine Flöte? Brauchst du die denn nicht mehr?" fragte ich verwundert.

    "Kein Ding, ich schnitz mir einfach eine Neue. Aber üb auch schön weiter, klar? Sollten wir uns irgendwann mal wieder sehen will ich nicht von dir enttäuscht sein müssen." lachte sie nur, und fügte dann, während sie kurz die beiden Esel streichelte noch "Und pass auch gut auf Ernie und Bert auf." hinzu.

    Ich schwieg einen Moment.

    "Hey Sue..."

    "Hm?"

    "Danke. Für naja... alles..."

    Sue lächelte nur, hielt mir den nach oben zeigenden Daumen ihrer Pfote entgegen, und war nach einigen Schritten inmitten der Geschäftigkeit des Marktplatzes verschwunden. Ich beschäftigte mich noch einen Moment mit der Flöte, betrachtete sie sorgfältig und überprüfte kurz, ob sich meine Fähigkeiten im Umgang mit ihr seit gestern schon gebessert hatten. Ich wurde aber schnell Zeuge davon, dass dem nicht so war, also steckte ich sie schulterzuckend wieder ein - und begab mich selbst auf die Suche nach einigen kleinen Besorgungen. (Etwas neue Schnur, damit ich mein Bündel endlich wieder ordentlich packen konnte, etwas Öl und ein Taschenmesser, ein wenig Proviant, eine bessere Karte, einige Graphitsplitter für meine Griffel und ein paar Kerzen.)

    Dabei brachte ich gleichzeitig auch in Erfahrung, dass man preiswerte aber ordentliche Quartiere am besten unten am Hafen suchte. Und wie du ja weisst, gutes Buch, bin ich ja auch fündig geworden.

    Und allmählich wäre es auch an der Zeit, den Tag für mich enden zu lassen, liebes Buch. Aber ich ertappe mich dabei wie meine Gedanken hin und wieder abschweifen, und ich an Sue denken muss, und daran, dass sie sagte das ihr Familienvodka einmal sehr legendär gewesen wäre. Ich war in dem Moment zu sehr mit mir und meiner Karte beschäftigt gewesen als dass es mir aufgefallen wäre - aber sie benutzte die Vergangenheitsform. Seltsam...

    Aber nun gut, es ist nicht zu ändern; Also Gute Nacht, liebes Tagebuch.


    "Was immer du verlierst wirst du irgendwann wiederfinden. Aber was du weggeworfen hast, bekommst du nie wieder zurück."

    Rurouni Kenshin


    "As time passes, the day will come when everything will fade to memories. But those miraculous days, when you and I, along with everyone else, searched together for just that one thing, will continue revolving forever somewhere deep in my heart, as my bittersweet memory."

    Honey and Clover

    Eine, imo, ausgesprochen gelungene englische Coverversion des japanischen Originals

    Servant Of Evil

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    Ich hoffe zwar, dass ich irgendwann - unter angenehmen äusseren Umständen... - an einem Herzinfarkt sterbe; Aber wenn ich wählen müsste - und der Schütze gut ist... dann wohl die Kugel.

    Wärest du Richter; Würde man dich mit einem Millionenbetrag bestechen können?

    Nein, zumindest soweit es mich betrifft bin ich noch nicht in Valhalla eingegangen. Was Haggard Hases Schicksal angeht... tja, da ist noch nichts entschieden... :klug:

    (Denn wie Katsu ganz richtig erwähnte: Auch ausserhalb Hasingtons ist das Leben kein reines Zuckerschlecken... :>)

    Aber der eine oder andere Tagebucheintrag kommt so oder so noch; Ist blos im Moment irgendwie schlechtes Schreibwetter bei mir ^^

    Da gif ja nur eine Abkürzung ist betone ichs immer mit dem graphics-g; ^^"

    Es gab mal den Myhtos, dass man nur 10 Prozent seines Gehirns nutzen würde (vermutlich gibts den sogar noch immer, obwohl natürlich Quatsch!)

    Aber nehmen wir mal an es wäre so, und du hättest die Chance zu entscheiden ob du mit der jetzigen Hirnleistung zufrieden und glücklich bist - oder ob du aufs Ganze gehen möchtest. Wobei aber niemand sagen könnte was dann mit dir geschieht; Du könntest genauso gut auf die Weltformel stossen und einen tieferen Einblick in all die Geheimnisse des Universums gewinnen - oder vollkommen den Verstand verlieren. So dass es deine Persönlichkeit in tausend Stücke zerfetzt und der Wind sie in alle Himmelsrichtungen der geistigen Umnachtung verteilt.

    Wie würdest du dich entscheiden?

    Haben sie euch im Literaturunterricht eher abgeschreckt oder habt ihr gerne Gedichte durchgenommen?

    Was (nicht nur, aber auch...) die Schulzeit angeht ist meine Erinnerung recht lückenhaft, aber an ein paar Pflichtgedichte die wir durchgenommen haben erinnere ich mich noch recht gut, wie zum Beispiel Heines Das Sklavenschiff, Fontanes John Maynard, Hausins Lied vom Gifttod - und auch Goethes Erlkönig.

    Wobei mir Goethe oder Schiller nicht sooo sehr am Herzen lagen, Brecht, Hesse oder vor allen Dingen Busch waren mir daneben meist lieber. Und sind es noch.

    Lest oder schreibt ihr selbst Gedichte? Wenn ja, welche Art(en) von Gedichten?

    Lesen ja, wobei es da nicht so sehr auf die Thematik ankommt, den Autor - oder ob sich ein Text nun reimt oder nicht. Oder ob es eine ganze Geschichte ist, oder nur ein Haiku. Die Poesie darin muss mich irgendwie berühren.

    Zum Beispiel eine kurze Passage aus Dürrenmatts Bühnenstück Es steht geschrieben an die ich mich grad erinnere:

    Ich weiss nicht, woher ich komme, ich weiss nicht, wohin ich gehe, ich weiss nicht den Namen meines

    Vaters!

    Großer, runder Mond!

    Sei du mein Vater, uraltes Gestirn mit steinernem Meer. Mit den Palmenwäldem aus Eis, mit den Talgründen aus Glas.

    Sei du meine Schwester, sei du mein Bruder, und mein älterer Onkel.

    Ich drehe mich vor dir, ich hüpfe auf einem Bein vor dir, auf schmalem First, gespannt von einer Unendlichkeit zur anderen!


    Sowas eben; Keine Ahnung ob das Anspruch auf Qualität hat, aber zumindest mir gefällts aufgrund seiner Bilder und Andeutungen.

    Am Niederkritzeln habe ich mich für eine Weile auch etwas versucht, ich versuchte darin meist kurze Geschichten zu erzählen, aber die Dinger waren nie was Halbes oder Ganzes. Haupstächlich gings darin um Melancholie, Hoffnung und Enttäuschung, Leid, Terror oder Krieg, Liebe und Einsamkeit. So Wirsch eben. Eine Abneigung hatte ich eigentlich stets nur gegen glückliche Enden... :3


    Hört ihr bewusst hin, worüber in einem Lied gesungen wird, oder lasst ihr euch eher berieseln?

    Naja, sofern meine spärlichen Sprachkenntnisse dazu ausreichen höre ich gerne hin worüber gesungen wird. Wenn ich ein Lied sehr toll finde forsche ich auch gerne mal nach; Hin und wieder geschieht es dabei leider auch, dass das Lied durch das Wissen um den Text etwas entzaubert wird, aber manchmal ist es auch bereichernd zu wissen, wovon das Lied handelt.

    Sind euch bei der Musik, die ihr gerne hört, Songtexte wichtig oder steht für euch klar die Musik im Vordergrund?

    Wie gesagt, wenn ich einen Song überhaupt verstehe achte ich auch auf den Text, auch wenn mir das Genuss von englischen Pophits oft ungemein vermiest. Denn auch wenn ja oft behauptet wird, das auf englisch alles sooo viel besser ist und klingt - übersetzt man so manchen Text im Kopf mal rasch ins Deutsche... dann hat man manchmal Texte vor sich die jedem Apreskischlager die Fremdscham ins Gesicht treiben.

    Von daher, nichts gegen englisch, nur die Sprache allein hebt die Qualität eines Textes in meinen Augen nicht. Egal ob geschrieben oder gesungen.

    Und wenn mir der Text nun gänzlich zu dumm ist... dann kann die Melodie oft einiges wieder gut machen. Aber eben nicht alles... :/

    @Erza

    So pray for me child, just for a while

    That I might break out yeah

    Pray for me child

    Even a smile would do for now...

    :exorcist:

    :D

    Haggys Reisetagebuch, zweiter Eintrag.

    13. September

    Liebes Tagebuch...

    Ich habe mein Nachtlager aufgeschlagen und würde dir gerne berichten, dass ich seit gestern Morgen gut vorangekommen bin und die Reise zu meiner Zufriedenheit verläuft - doch ich würde dich belügen.

    Denn natürlich ist es mein Wunsch mich aus vielerlei Gründen zu beeilen, und ich habe die Wiesen, Wälder und Felder Hasingtons mittlerweile auch jenseits des Horizontes zurücklassen können - trotz allem...

    Doch ich beginne mich zu sorgen ob ich nicht doch etwas überhastet aufgebrochen bin;

    Zumindest scheint es mir, wenn ich meinen Blick im spärlichen Mondlicht hinüber zu meinem Gespann wandern lasse, dass ich das Supersparangebot ausschlagen und Tiere und Wagen ganz gewiss hätte sorgfältiger prüfen und auswählen sollen. Sicherlich hätte ich was den Wagen betrifft für so eine Reise auch wenigstens etwas Öl und Werkzeug mitnehmen müssen... ich habe heute Nachmittag mit Entsetzen feststellen müssen, das die Lagerbeschläge der Hinterachse bedenklich abgenutzt sind, die Räder ächzen und knarren mittlerweile bei jeder Umdrehung - und selbst ich verstehe, dass dies bald schon dazu führen wird das der Wagen ein Rad verlieren könnte - oder gar das Holz der Achse durch die Reibung so sehr angegriffen wird, dass ich einen Bruch befürchten muss.

    (Denn auch von dem kleinen Stück Seife das ich bei mir hatte, und von dem ich Flocken abraspelte um sie in das ausgeriebene Lager zu füllen und das Schlimmste zu verhindern ist mittlerweile nur noch ein trauriger Rest übrig...)

    Meinen beiden Esel hingegen scheint mein Kopfzerbrechen wenig an die Substanz zu gehen. In dem Moment, in dem ich diese Zeilen niederschreibe grasen die Beiden keine zehn Meter von mir entfernt noch gemächlich im schon taufeuchten Gras - brav, und gelassen, und sichtlich im Reinen mit sich und der Welt.

    Die beiden blöden Böcke! Diese Meister der Verblendung! Denn kaum spanne ich sie vor den Wagen und dränge sie zum Vorwärtsgehen offenbart sich ihr wahres Gesicht! Sie sind genauso störrisch wie widerspenstig - und doppelt so gerissen! Liebes Tagebuch, ich schwöre dir, ich habe sie heute sogar einmal dabei beobachtet wie sie sich einen Augenblick lang hämisch und vielsagend zugrinsten ehe sie wie abgesprochen einmal mehr völlig abrupt in ihrem Schritt innehielten.

    Und kein betteln, kein schimpfen, noch nicht einmal das Beschwören von Himmel und Hölle lässt sie dann mehr einen Schritt weitergehen, ehe sie sich nicht an meiner Zerknirschung und Ungeduld sattgesehen haben und ihnen langweilig wird...

    So muss ich dir gestehen, liebes Buch, dass dererlei Schwierigkeiten durchaus Zweifel in meinem Herzen wecken was den Stern betrifft unter welchem diese Reise stehen mag - und die Versuchung mir auf durchaus vernünftige Weise zuflüstert, das Brennholz doch abzuladen um den Wagen zu entlasten und besser kehrt zu machen. Und es stimmt ja, ich wäre heute nicht der Hase der ich bin, wenn ich eine grundsätzliche Abneigung gegen das Aufgeben hätte! Es kann mitunter sogar klug sein aufzugeben, selten auch besonders schwer - und manchmal sogar profitabel und lebensverlängernd - aber noch kann und möchte ich mir in diesem Unterfangen kein Scheitern eingestehen. Laut meiner Karte sollte ich morgen Mittag ein kleines Dorf erreichen. Vielleicht kann ich den Wagen dort reparieren lassen.

    Und wer weiss... vielleicht betrachtet man dort ja auch Eselfleisch als Delikatesse und spannt deshalb lieber geflügelte Ochsen, tollwütige Wildschweine oder Dreiköpfige Giftschlangen vor Wagen; Ich hätte jedenfalls nichts gegen einen Tausch einzuwenden.


    Ich höre mich Seufzen, während ich diese Gedanken niederschreibe, denn ich bin müde, besorgt und wütend. Deshalb will ich mich nun dem Schlaf anvertrauen, in der Hoffnung, das er meinem Gemüt Linderung schenken schenken mag.


    Deshalb will ich hier nun enden. Gute Nacht uns beiden! Liebes Tagebuch.


    Ähh... Raluca; Den Umstand vorausgesetzt, dass du den Schmarrn hier überhaupt liest: Sollte ich mir jetzt oder später was aus den Fingern saugen, dass deiner Vorstellung dieser Welt in irgend einer Weise missfällt - zögere bitte nicht, mir das klar zu machen!

    Denn die Ereignisse mögen von ausserhalb Hasingtons erzählen, doch in deiner Welt ist DEIN Wort Gesetz - und auch ein potenzieller designierter zukünftiger Bürgermeister von Hasington hat sich diesem Machtwort zu beugen! :whaaat:


    Haggys Reisetagebuch, dritter Eintrag.

    14. September

    ...

    Entschuldige liebes Tagebuch, aber ich muss leise schreiben! Man pflegt in diesem Dorf zeitig schlafen zu gehen, und die Nachtruhe peinlichst genau einzuhalten wurde mir bereits mehr als einmal unmissverständlich klar gemacht. Denn ich befinde mich, gemeinsam mit Wagen und Eseln im Stall des Wirtshauses von Puttingborough - Ein kleines von Hühnern bewohntes Dorf am Rande eines Sumpfgebietes... Beschaulich im Grunde, wenn auch nicht gerade sehr gastfreundlich;

    Zumindest nicht für Hasington- Hasen, wie mich schon der hiesige Schmied wissen lies, als ich ihm heute am frühen Nachmittag begegnete. Überhaupt beachtet zu werden kostete mich ein Viertel meiner monetären Reserven, aber schlussendlich lies er sich doch dazu erweichen das Geld entgegen zu nehmen. Worauf er es ohne Dank unter seinem Flügel verschwinden liess, ehe er, mürrisch und auf ungeduldige Weise ungestüm, vier kurze Messinghülsen aus einer Kiste pickte und sie mir aus seiner Werkstatt heraus mit einer schwungvollen Kopfneigung vor die Füsse schleuderte. Und der hölzerne Hammer der hinterherflog gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass ich bei der Reparatur des Wagens von ihm auch keine weiter Hilfe zu erwarten hatte.

    "Den Hammer will ich wiederhaben!" krächzte er nur und kniff sein mir zugewandtes Auge zum Spalt, "Euch Hasington- Gesindel ist nicht zu trauen..." Mein Stolz wollte sich bei diesen Worten wie von einem Peitschenhieb getroffen aufbäumen, doch gelang es mir mit knapper Not meinen Unmut hinunterzuwürgen. Denn der Schmied hatte mein Geld schon eingesteckt - nun eine Szene zu machen brächte niemandem mehr Schaden ein als mir und meinem Vorhaben. Er betrachtete mein Schweigen eine Weile mit sichtlicher Genugtuung und gockelte arrogant zurück in den Schatten seiner Werkstatt.

    Also wandte ich mich um, blies meinen Unmut mit einem dampfen aus meinen Hasennüstern und machte mich dort wo ich stand, auf dem Dorfplatz vor der Schmiede, an die Aufgabe den Wagen zu reparieren. Glücklicherweise lies mich der Umstand meine Aufmerksamkeit den Wagenrädern widmen zu müssen meinen Ärger bald vergessen, und ich konnte auch einige dickere Äste auf meinem Wagen finden die sich als Hebel und Stützen eigneten um mich gefahrlos der Reparatur der Lager zuzuwenden. Doch die Arbeit war umständlich und beschwerlich.

    Ich hatte die Arbeit an einer Seite des Wagens gerade beendet und richtete mich auf um meinen Rücken durchzustrecken während ich mir mit einem Seufzen den Schweiss von der Stirn wischte, als von irgendwoher ein Schatten auf mich zugeschossen kam und mich beinahe zu Boden rempelte - ehe er in einer Gasse in Richtung Westen verschwunden war. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich gerade noch wie die Gestalt ihr Haupt einen Augenblick zu mir umwandte - sie hatte eine lange, kegelförmige Nase mit Schnurrhaaren, darauf sitzend eine übergrosse, russschwarze Brille.

    "Pass doch auf, wo du hin..." begann ich mit abschwellendem Poltern, schwächer werdend mit der Erkenntnis, dass der Schatten mich ohnehin schon nicht mehr hören würde.

    Also klopfte ich mir den Staub von den Knien und klaubte Äste und Hammer zusammen um mich auf der anderen Seite des Wagens an die Arbeit zu machen als zwei grossgewachsene Hähne in Uniform auf mich zukamen, während ihre Speere im Laufschritt wild unter ihren Flügeln wackelten.

    "Hey du! Hase!" für mich der Linke der Beiden ungehalten an. "Wo lang ist das verdammte Maulwurfgör gelaufen?"

    Ich brauchte einige Sekunden ehe meine Gedanken den Zusammenhang dieser Frage mit der Gestalt von vorhin herstellen konnten.

    "Wirds bald?!" schob er nach, während die Krallen der Beiden ob der Verzögerung schon ungeduldig im Staub scharrten.

    "Ich sags dir, Ricky!" begann der Rechte, während ich im Begriff war meine Pfote in Richtung Westen zu heben.

    "Wenn ich die Kleine erwische... pack´ ich ihren pelzigen Hintern, drück sie mit meinen Krallen zu Boden - Und dann pick´ ich ihr bei lebendigem Leib die Eingeweide aus dem Körper!"

    Und während er seinen Worten nachdruck verlieh, indem er seinen Hühnerkrallen in den Boden trieb und in wilder Wut auf sein imaginäres Opfer einpickte lies jene lebhafte Darstellung meine Pfote in westliche Richtung gleiten - um zielsicher im Süden anzukommen.

    Keinen Atemzug länger widmeten die Beiden mir ihre Aufmerksamkeit, sondern stürmten, eine Wolke aufgewirbelten Staubes zurücklassend, los in Richtung Süden. Der Umstand, dass ich die Beiden belogen hatte lies mich mit einem etwas mulmigen Gefühl zurück, vielleicht hatte ich eine Königsmörderin; Kriegsverbrecherin oder Brandschatzerin gedeckt...

    Allerdings kannte ich die Nachteile einer Lynchjustiz gut genug aus meiner eigenen Heimat - und auch wenn die Vorstellung, dass jeder Angeklagte einen fairen Prozess verdienen würde sicher realitätsfern und utopisch war, in meinem Herzen hoffte ich, dass die Welt irgendwann soweit wäre, dass Schuldige sich nicht länger freikaufen könnten - und die Unschuldigen verschont blieben. Und in welcher niemandem, egal ob schuldig oder nicht, bei lebendigem Leib die Eingeweide herausgepickt würden.

    In den späten Nachmittagsstunden hatte ich die Reparaturen abgeschlossen, es war anstrengend gewesen, und mit dem klobigen Hammer, dessen Stiel sich für Hasenpfoten sehr ungewohnt fasste hatte ich mir mittlerweile die selben auch grün und blau geschlagen. Und der Umstand, dass die Sonne bald am Horizont versinken würde lies mich mit geringer Vorfreude daran denken, auch noch das Nachtlager errichten zu müssen. Stattdessen sehnte sich mein geschundener Leib mehr nach einem Bad, einem Krug kühlen Apfelwein, und etwas Maisbrot... In der Hoffnung, zumindest etwas davon in dem hiesigen Gasthaus zu finden betrat ich es also, doch zu behaupten, mir wäre dort ein kühler Empfand bereitet worden wäre eine Untertreibung, liebes Buch.

    Denn auch dort hatte sich meine Herkunft schon herumgesprochen, und ich sah mich bald mit dem Vorwurf konfrontiert weder Essen noch Unterkunft zu bekommen, weil solche wie Ich sicher die Zeche prellen würden. Ich erklärte mich bereit, im Voraus zu bezahlen, doch kam man mir daraufhin mit Aufschlägen aufgrund dessen, so spät noch ein Zimmer herrichten zu müssen - und einer Ausländersteuer. Einen Umstand, der mir nach den Ereignissen des Tages endgültig die Hutschnur hochgehen lies. Wenn dem so sei, wetterte ich, so würde ich die Nächte in Zukunft lieber auf einem Nagelbrett verbringen während Geier über mir kreisten, als noch einmal einen Fuss in dieses Gebäude zu setzen.

    Ich war schon im Begriff wütend aus der Tür zu stapfen, ehe diese sich vor meiner Nase öffnete und ich einer Gestalt gegenüberstand, die sich als Hühnerdame entpuppte. Schlank und gutaussehend, mit glänzenden weissbraunen Federn unter einem Kleid aus feinem Zwirn. Und hinter ihr, zwei stämmige Hähne, in der selben Uniform von heute Nachmittag.

    Der Tummult in der Wirtsstube legte sich schlagartig bei ihrem Anblick, denn wie sich herausstellte war sie das Dorfoberhaupt von Puttingborough.

    Ob ich denn alleine reiste? fragte sie mich, und ich bejahte. Müde - und nach allem auch etwas selbstmitleidig. So tätschelte sie meine Schulter mit der Flügelspitze und erklärte mir freundlich, dass es wohl tatsächlich zu viel von den Wirtsleuten verlangt wäre heute noch ein Zimmer herzurichten - nun, da schon bald Schlafenszeit wäre. Ausserdem hätte man in Puttingborough schlechte Erfahrungen mit Läusen gemacht, die sich schlecht aus den Matrazen vertreiben lassen und dann das Gefieder von Hühnern strapazieren.

    Und nicht zuletzt wäre die Bedrohung durch Wölfe auch in Puttingborough sehr real, und so müsse ich das Misstrauen verstehen, doch ich könne vielleicht mit etwas ehrlicher Arbeit viel an Vertrauen gewinnen. Wenn ich also bereit wäre, die zum Gasthaus gehörenden Stallungen neu einzusträuen könnte ich mir dort ein Lager aus frischem Stroh einrichten und meine Tiere versorgen. Ich müsse für dieses Quartier nicht bezahlen, und sie würde persönlich dafür sorgen, dass mir ein grosser Krug Wein und ein ordentliches Stück Maisbrot zugestellt würde, ehe der Betrieb seine Türen schliesst. Wenn ich denn auch versprach, die Nachtruhe einzuhalten!

    Die Sache mit den Läusen - und die Unterstellung, die dahinter versteckt lag - kränkte mich zwar ein wenig, aber das warme Lächeln mit dem sie ihr Angebot beendete versöhnte mich ebenso wie die Aussicht auf Wein und Maisbrot - Gratis!

    Und, liebes Buch, ehe ich dir zu erzählen begann bin ich auch damit fertig geworden, auch die Tiere sind versorgt und die Hühner haben ihr Versprechen eingehalten. Neben mir steht ein ansehnlicher Tonkrug mit Wein - und ein Maisbrot, das herrlich duftet und mich sicher nicht nur heute Abend sattmachen wird. Und diesen Leckereien will ich mich nun zuwe...

    ...

    Entschuldige, liebes Buch, ich glaube ich habe ein Geräusch ge-

    ....


    Haggys Reisetagebuch, vierter Eintrag.

    15. September

    Mein liebes Tagebuch... nun da Aufregung und Todesangst meinen Körper allmählich wieder verlassen nimmt die Müdigkeit einer schlaflosen Nacht deren Platz ein. Doch ich habe mich gestern nicht von dir verabschieden können, so will ich dir noch von den heutigen Ereignissen berichten - wo ich doch noch, trotz meiner Leichtgläubigkeit und Dummheit, am Leben bin. Denn das Geräusch, das ich gestern Abend zunächst als Sinnestäuschung abgetan hatte rührte in Wahrheit von dem Maulwurfsmädchen her, dass sich in den Stall schlich. Und von dem ich zunächst nicht mehr erkannte als eine Gestalt mit Kapuze - und ihre klauenartige Pfote, mit der sie mir plötzlich von hinten den Mund verschloss! Mein Instinkt lies mich einen Angriff vermuten, einen Überfall! Eine Vorstellung die ich geradezu lächerlich fand - wo ich doch in einem Stall hauste, nicht in einem Spa! - und ich versuchte mich zappelnd des Griffes zu entledigen.

    "Sei ruhig Hase!" zischte es darauf hin in mein Ohr. "Ich bin gerade dabei dir dein Leben zu retten, aber wenn du weiter Ärger machst vergesse ich meine gute Kinderstube! Also gib keinen Mucks von dir und hör zu!"

    Ich konnte nicht behaupten, dass ich die Tragweite dieser Aussage zu diesem Zeitpunkt verstanden hätte, aber sie verunsicherte mich ein wenig, so dass ich die Bemühungen frei zu kommen etwas weniger eifrig fortsetzte, was ihrerseits den Griff ein wenig lockerte.

    "Hast du was davon gegessen? Getrunken?" drang es darauf hin an mein Ohr, und ich bemerkte an der Bewegung der kegelförmigen Nase über meiner Schulter, dass der Blick auf dem Maisbrot und dem Wein liegen musste.

    Ich schüttelte den Kopf - so gut es eben ging. "Immerhin etwas; Wenn ich dich also jetzt loslasse - wirst du schön still und artig sein?" Ich überlegte und, wenn auch widerwillig, nickte ich. Auch so gut es eben ging. Meine Angreiferin hielt ihr Wort, lies mich los und machte sich hastig daran, die beiden Esel vor den Wagen zu spannen, während sie mich anwies ihr dabei zu helfen. Aber in aller Stille gefälligst, wie sie mich ermahnte. Was das alles sollte verstand ich noch immer nicht, nur, dass es offenbar galt heimlich aus dem Dorf zu verschwinden. Und dass mit dem Maisbrot etwas nicht in Ordnung zu sein schien, da das Maulwurfmädchen mein Vorhaben es einzustecken mit einem entschlossenen Klaps auf meine Hasenpfoten quittierte. Draussen lag die Nacht über dem Dorf, die nur das Licht der Sterne erhellte, der Mond war noch nicht aufgegangen, und ich hatte Schwierigkeiten in der bläulichen Dunkelheit etwas zu erkennen. So erschrak ich beinahe zu Tode, als ich plötzlich ein dumpfes, emotional aufgewühltes Glucken neben mir wahrnahm. Es war einer der beiden Hähne von heute Nachmittag, der dort im Staub lag - verschnürt wie ein Bündel, mit einem Sack über dem Kopf.Vorsichtig führten wir das Gespann zum Dorfrand und bestiegen dann den Wagen, wo sich das Maulwurfsmädchen die Zügel krallte und die Esel in Richtung Osten wies - in Richtung der Sümpfe!

    "Was soll das?! Ich will in den Norden!" protestierte ich mit verärgertem Zischen. Denn weder hatte ich vor nach Osten zu fahren - noch geradewegs in stockdunkler Nacht auf die Sümpfe zuzusteuern. "Dann steig doch ab und lauf meinetwegen in den Norden - oder bleib gleich hier, das machts Ryanne nur noch einfacher. Die Sümpfe sind der einzige Weg, auf dem die Hühner uns nicht folgen werden..."

    Aber, wandte ich ein, ich könnte kaum meine Pfote vor Augen erkennen! Wie sollten wir uns in den Sümpfen zurechtfinden ohne als Moorleichen zu enden, wo doch Maulwürfe bekanntlich doch auch so schlecht sehen! Und überhaupt, was hies hier eigentlich "uns?" Die Hühner mochten nichts von Gastfreundschaft verstehen, aber zumindest ich hatte mich wohl keines Verbrechens schuldig gemacht!

    Das Maulwurfmädchen wandte mir bei diesen Worten ihren Kopf zu und senkte ihn dabei, so dass mich ihr skeptischer Blick traf - geradewegs über die schwarzen Augengläser hinweg, aus zwei funkelnden, erbsengrossen Äuglein.

    "Du glaubst aber auch alles, was dir die Leute erzählen, hm?! Wir Maulwürfe sehen ganz ausgezeichnet - und wenn wir schwarze Brillen tragen, dann nur, weil uns das Tageslicht zu grell ist!"

    "Und vielleicht hätte ich doch einfach von dem Maisbrot essen lassen sollen; Es wäre sicher unterhaltsam dabei zuzusehen wie du morgen früh von Thorgan in Stücke gerissen wirst, als mir weiter dein Gejammer anhören zu müssen!"

    Diese Worte, gepaart mit dem Umstand, dass das Maulwurfmädchen den Wagen zielsicher auf dem Schotterweg in Richtung der Sümpfe führte liessen mich etwas peinlich ertappt zurück, und ich suchte mein Heil im Schmollen.

    Für eine Weile, denn während wir die Sümpfe erreicht hatten (die dem Maulwurfmädchen nicht fremd zu sein schienen) quälten mich ihre kryptischen Andeutungen doch zu sehr, um nicht danach zu fragen, was es all dem auf sich hatte, wer diese Ryanne war - und wer oder was ein Thorgan war. Und nach und nach gelang es mir die Puzzlestücke, die ich dem Mädchen nach und nach aus der Nase ziehen konnte zu einem Bild zusammenzusezten. Einem erschreckenden Bild! Denn zwar erfuhr ich weder den Namen des Maulwurfsmädchens, noch was sie in Puttingborough zu suchen hatte, aber ich erfuhr, dass ich Ryanne schon begegnet war - als das Dorfoberhaupt! Und wie sich die Sache darstellte war Thorgan, ein mächtiger Habicht, das Fundament ihrer Macht! Vor Jahren habe sie von einer Gruppe von Leuten den Habichten ein Ei stehlen lassen. Dieses brütete sie aus - und der junge Habicht, der daraus entschlüpfte und Ryanne für seine Mutter hielt gedieh prächtig. Bald schon nahm er es angeblich sogar mit den Wölfen auf, die auch für Puttingborough eine Gefahr darstellten, und so wurde Ryanne zur gefeierten Heldin des Dorfes. Aber als die Wölfe das Dorf mit der Zeit mieden wurde Thorgan hungrig und missmutig. Und da es für Ryanne längst nicht mehr in Frage kam das Werkzeug ihrer Macht fort zu schaffen oder in die Freiheit zu entlassen wählte sie im Geheimen eine andere Lösung: Alleinreisende aus fremden Gegenden sollten Thorgan fortan sowohl satt als auch bei Laune halten.Eigens zu diesem Zweck arbeitete Ryanne auch an einer Rezeptur aus seltsamen Kräutern, dass sich dem Essen beimischen lies, zu dem sie Fremde einlud. Zunächst wirkte diese Mixtur beruhigend und einschläfernd, so dass Reisende sich wohl fühlten und rasch zu Kräften kämen - doch nach einigen Stunden vernebelte es ihnen den Verstand, sie fühlten sich aufgewühlt und rastlos, wären kaum noch in der Lage still zu halten oder einen klaren Gedanken zu fassen. Und dann wäre der Zeitpunkt für die Jagd gekommen.

    Und sicher, so meinte das Maulwurfsmädchen, wäre es für Thorgan ein herrlicher Spass gewesen einen Hasen zu jagen, der wie von Sinnen war - ohne auch nur an die Möglichkeit denken zu können sich zu verstecken; Der stattdessen, wie ein Berserker den sinnlosen Kampf mit ihm aufnehmen würde, ohne schon bei den ersten abgeschärten Armen oder Beinen aufzugeben oder tot umzufallen.

    Die Stunden die verstrichen liessen das Maulwurfmädchen seltsamerweise noch wortkarger werden, während ihr Blick hin und wieder kurz zum Horziont wanderte, der bald schon von der Dämmerung kündigen würde. Was mich mit mir und meinen Gedanken alleine lies. Ich wusste nicht, liebes Buch, was ich von der ganzen Geschichte halten sollte; Natürlich wurde mir mein Herz klamm bei der Vorstellung, im Wahndelirium von einem Habicht in Stücke gerissen zu werden. Aber! Hatte sie mich nicht selbst gefragt, ob ich denn alles glauben würde was mir erzählt wurde? Warum sollte ich also ausgerechnet diese Geschichte glauben?!

    Allerdings lies die aufgehende Sonne, die eine fliegende Silhouette am Himmel abzeichnete welche uns aus westlicher Richtung in rasender Geschwindigkeit folgte meine Zweifel schwächeln.

    Ein gezischtes "Verdammt..." lies mich verstehen, dass diese auch dem Maulfwurfmädchen nicht verborgen geblieben war, und sie trieb die Esel an sich zu beeilen.

    "Darf ich vorstellen..." begann sie dann, während sie mir ihren Blick zuwarf, "...Thorgan! Fang besser schonmal an zu beten, dass wir die Wälder erreichen. Und wirf dabei auch gleich den ganzen Mist vom Wagen, wenn du schon zu knauserig für Pferde warst." Nun war das Fass aber endgültig voll! Alles, was ich mit Sicherheit wusste war, dass nichts von alledem hier in meinem Sinne war; Okay, vielleicht war ich ein bisschen knauserig gewesen - aber Pferde auszuleihen hätten mich ein kleines Vermögen gekostet - und schliesslich bin ich auch nicht Mammon! Und weder wollte ich von dem Mädchen in irgendwas hineingezogen werden, dass mich ja vielleicht gar nichts anging! Noch wollte ich auf Nahrung und Schlaf verzichten, noch nach Osten fahren! Und ganz bestimmt wollte ich nicht jetzt auch noch das Holz vom Wagen werfen das ich zum einen so mühsam aufgeladen hatte - und zum anderen bestimmt auch noch bitter nötig hätte, würde ich die Murmeltiere denn je erreichen! Jedoch wurde meine Tirade von einem scharfen "Kopf runter!" unterbrochen, und erst jetzt hatte ich den riesigen Habicht bemerkt, der uns mittlerweile eingeholt hatten und mit einem Kreischen zum Sturzflug ansetzte. Sein Körper fuhr mit wildem Rasen auf den Wagen nieder, seine Krallen wollten den ganzen Wagen packen, doch erwischten sie nur das lose Brennholz, dass unter splitterndem Krachen mühelos von ihnen zerfetzt wurde während sich der Habicht wieder in die Lüfte erhob, um erneut anzugreifen. In aller Eile schob, hiefte und warf ich nach und nach das Holz vom Wagen, den das Maulwurfmädchen in kurvigem Schlingern hin zum Rand der Sümpfe steuerte, denn diese Darstellung hatte mich meine Skrupel gegen den Vorschlag schlagartig vergessen lassen.

    Als ich damit fertig war befahl mir das Mädchen die Zügel in die Hand zu nehmen. "Dorthin! "rief sie, und deutete zum Horizont, dort wo der Sumpf zu enden schien, da der Boden nicht mehr nur Moos und Büsche zu tragen schien, und wieder Bäume wuchsen.

    Seltsam, aber nicht unerfreulich war dabei der Umstand, dass ich diesmal die Esel nicht zu überzeugen brauchte sich zu beeilen. Ihre Hufe pflügten ob der Präsenz des Habichtes nur so über den moderigen Boden und liessen den Wagen aufspringen, dort wo sich ein Stein oder morsches Stück Holz unter dem Moos verbarg. Und ich staunte nicht schlecht, als ich aus den Augenwinkeln bemerkte dass das Mädchen - aufrecht stehend auf der Ladefläche, trotz all dem Gewackel! - eine Art kurzen Strick aus ihrem Umhang zog, sternförmig verknotet - und am Ende mit kleinen Steinen beschwert. Als der Habicht erneut zum Sturzflug ansetzte lies sie den Strick in ihren Klauen rotieren, und das Gewicht der kleinen Steine spannten ihn durch die Fliehkraft auseinander - und als der Habicht herunterstürzte schleuderte sie ihm den Strick entgegen, der sich durch die Rotation um dessen Klauen verfing - und sie ihm mit pfeifendem Schwung verschnürten. Wütend kreischte der Habicht auf und hob sich wieder in die Lüfte während sich die Sehnen seiner Klauen spannten wie Drahtseile - und den Strick kurzerhand zerfetzten. "Na grossartig..." entfuhr es dem Mädchen mit bitterem Sarkasmus, ehe sie ihren Blick wandern lies; Hin zum sich nähernden Waldrand, herüber zum Wagen - und über dessen leere Ladefläche.

    Oder fast leere Ladefläche, denn des angespritzen Haselnussstockes hatte ich mich nicht entledigt.

    Mir war nicht entgangen, dass das Maulwurfmädchen offenbar zu kämpfen verstand, wofür ich ihr in diesem Moment durchaus dankbar war. Und so erfüllte es mich auch mit etwas Stolz, als sie nach dem Stock fasste und dessen Spitze prüfend betrachtete. Vielleicht war er also doch zu gebrauchen, überlegte ich mit Genugtuung - ehe das Mädchen den Stock kurzerhand über ihrem Knie entzwei brach. Wobei sie das armlange Stück behielt - und den angespitzen Teil achtlos vom Wagen warf... Dann band sie ein Stück Schnur an den Stock (die Schnur erkannte ich als aus meinem Proviantbündel stammend wieder...) und an die Schnur band sie den Korken eines kleinen Fläschchens, dass sie aus ihrem Mantel zog. Mittlerweile hatte der Habicht einen neuen Kreis gezogen um auf uns herabzufahren. Schneidend durchpfiffen seine Flügel die Lüfte als er seine Krallen spreizte um uns zu packen, da fasste das Mädchen den Stock am untersten Ende - und führte ihn mit rasendem Schwung im halbkreis in Richtung des Vogels. Das Fläschen schleuderte davon, während der Korken von der Schnur herausgerissen wurde, und als das Fläschen den Vogel traf und auf seiner Schnabelspitze in Stücke barst legte sich eine Wolke des beissendsten Gestankes, den man sich vorstellen konnte über ihn; Und uns - und das ganze Moor. Der Vogel schlug hart zu Boden, aber rappelte sich wie wild auf. Flügelschlagend und würgend versuchte er mit den groben Klauen die kleinen Nasenlöcher am Schnabelansatz zu reinigen... Offenbar hatte uns dieses neue Ziel des Habichtes in seiner Dringlichkeit abgelöst.

    Nicht ohne eine gewisse Selbstzufriedenheit betrachtete das Mädchen die Szene, ehe sie sich zu mir auf den Bock gesellte. "Und jetzt hinein in den Wald, aber hurtigst..."

    Offenbar liessen die dichten Waldkronen, die wir nun erreicht hatten mit der Kombination mit der Schwefel-faule Eier- ranzige Milch - Stinkbombe den Habicht seine Verfolgung abbrechen, dennoch fuhren wir noch einige Zeit, ehe wir eine geeignete Stelle suchten, um uns und den Tieren etwas Rast zu verschaffen. Wofür ich, wie du vielleicht vestehen magst, liebes Buch, mittlerweile auch dankbar bin...
    Haggys Reisetagebuch

    12. September

    Mein Entschluss steht fest: Ich werde in den Norden aufbrechen um Speckstein für die Öfen des Waisenhauses zu besorgen...

    Mein Minderwertigkeitskomplex flüstert mir zwar ständig ins Ohr dass nicht nur der Umstand, dass der Vorschlag mich zu begleiten auf wenig Gegenliebe stiess mir doch zu Denken geben sollte - aber ich bin mehr als nur meine Selbstzweifel.

    Ich bin nicht klug, aber meist vom Glück gesegnet, ich bin stark und gesund, ein Hase im Zenith seiner Leistungsfähigkeit und seiner Ausdauer; Und ausserdem der zukünftige Bürgermeister Hasingtons, und wie hat doch mein Hasenonkel aus Amerika immer gesagt? A Leader knows the way; He shows the way; And he goes the way!

    Nun, er starb im Irrenhaus, ohne auch nur einen Hasennickel bei sich zu haben, den er mir hätte vermachen können. Aber wo er recht hatte...

    So habe ich also heute in Herrgottsfrühe ein Eselsgespann und einen Wagen angemietet, mit dem ich zunächst beim Sägewerk vorfuhr um Holzabfälle zu erbetteln die man als Brennholz benutzen kann.

    Das deshalb, weil schon die Miete für das Gespann empfindlich an meinem Budget kratzte, und bestimmt werden die Murmeltiere ihren Speckstein nicht einfach so verschenken...

    Vielleicht kann ich die Preisverhandlungen für Speckstein etwas zu meinen Gunsten beeinflussen, wenn ich Brennholz für ihre Essen und Schmieden geladen habe. Und auch die beiden Esel können sich so etwas an Gewicht gewöhnen und verdenken es mir vielleicht weniger, wenn ich den Wagen auf dem Rückweg mit Steinen belade. Ich hoffe es zumindest.

    Auch ein starker Haselnussstock war bei den Abfällen dabei. Aber wenn dieser selbstangespitzt auch eine etwas armseelige Waffe darstellt - Sollte ich mich gegen Greifvögel verteidigen müssen (vor denen ich mich in Acht nehmen sollte, wie Katsu mich gestern noch auf vielsagende Weise warnte...) wird mir der Stock gute Dienste leisten. Und nun nehme ich meine Karte, meinen Proviant, meinen Strohhut, meinen Regenponcho - und dich, liebes Tagebuch - und breche auf, um noch einige Stunden gen Norden zu ziehen, ehe der Tag zur Neige geht...

    Und naja, ich denke man selbst wird den Erwartungen anderer ja auch nicht immerzu gerecht. Zumindest bei mir ist es so, dass ich wenn ich mal lichte Momente habe vielleicht auch mal positiv überraschen kann - aber dann gibts eben auch das andere Ende des Spektrums an denen ich an simpelsten Zwischenmenschlichkeiten scheitern kann, oder ich gar kein Gespür für die Bedürfnisse anderer habe weil ich in Gedanken nicht zur Ruhe komme und ich mich auf garnichts konzentrieren kann.

    Von daher, auch ich enttäusche Menschen nicht selten, und bin deshalb immer heilfroh wenn Menschen nicht wegen diesem oder jenem Mal an dem ich sie enttäuscht habe gleich alles in die Tonne treten was sie gut oder wenigstens akzeptabel an mir fanden.

    Und deshalb find ichs eben auch nur gerecht ebenso zu denken und den Umstand, dass andere Menschen eben auch Fehler haben mehr als das zu akzeptieren was es ist; Eben Menschlich.

    Und mir klar zu machen, dass Menschen ihre Fehler haben und deshalb nicht bei allem was mir sauer aufstösst immer gleich böse Absicht dahinter steckt lässt mich irgendwie auch entspannter mit Enttäuschungen umgehen. Is dann halt so; Morgen ist ein neuer Tag.

    Hmmm. Kinder mögen sich mancher Gefahren nicht bewusst sein, deshalb ist es wichtig sie zu ihrem Schutz im Auge zu behalten. Doch wie sollen sie ihre Fähigkeiten entwickeln und Reife und Eigenverantwortung erlernen wenn man ihnen keine Möglichkeiten hierfür gibt? Von daher halte ich die Idee Kinder beim Bau des Waisenhauses mithelfen zu lassen für sehr gut.

    Ausserdem, der Stolz, selbst beim Bau ihres Hauses mitgeholfen zu haben erinnert sie später vielleicht in so mancher übermütiger Stunde doch etwas daran, doch nicht allllllzu grob mit ihrem Haus umzugehen.

    Was die Öfen angeht... als NOCH nicht offiziel eingeführter Bürgermeister von Hasington habe ich leider keinen Zugriff auf den Haushaltsetat. (Zumindest nicht in dem Umfang, der Bauvorhaben dieser Grössenordnung betrifft...) Jedoch gibt es - Gerüchten zufolge - oben im Norden, jenseits der Marlbara- Schlucht, einen Stamm von Bergarbeitermurmeltieren, die Speckstein abbauen. Würde ich nun für kleines Geld Esel und Wagen mieten und in den Norden aufbrechen könnte ich mit Specksteinen und einigen Kisten Wasserglaspulver zurückkehren. (Denn Wasserglas eignet sich super, sowohl als Mörtel für den Speckstein, als auch als natürlicher brandhemmender Anstrich für Holz...)

    Allerdings müsste ich mich beeilen, denn die Murmeltiere werden die Saison bald beenden und sich für den Winterschlaf bereit machen. Und der Weg ist doch etwas weit, und nicht ganz ungefährlich für einen alleinreisenden Hasen (selbst wenn er so wie ich noch im Sommer seines Lebens steht...)

    Sofern wäre es nicht von Nachteil noch ein oder zwei Mitreisende dabei zu haben. Zum Zweck der Kurzweil - und der Wehrhaftigkeit...

    (Tut es woohool...)

    Und richtig... Ikuto arbeitet ja im Rathaus... :3

    Und Haggy du wirst nie Bürgermeister, wenn du Erza miteinbeziehen willst. ó-ó

    @Raluca


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    A-a-aber ich dachte für die Grausamkeit in Hasington wären Wölfe da - nicht politische Gewissenskonflikte... :wein::wein::wein:

    ErzaTheLight Ich könnte deine Brauerei an Blue weiterempfehlen. Man hat ihn zwar schon eine Weile nicht mehr in der Stadt gesehen, aber in Sachen Braukunst halte ich ihn nach wie vor für einen Meister der alten Schule...:hero:

    Und gib Bescheid falls ihr beim Bau des Waisenhauses noch eine helfende Hand brauchen könnt. Ich habe Defizite in gar einigen Bereichen des Lebens aber ich bin vielleicht nicht ausgerechnet der unfähigste Handwerker der Welt. Und von meiner Mithilfe würde nicht nur das Waisenhaus profitieren, sondern auch ich selbst; Zum einen ist es vielleicht nicht schlecht für meinen Ruf dort gesehen zu werden - zum anderen... manchmal hilft körperliche Betätigung dabei, den Kopf frei zu kriegen. Und ich brauche einen freien Kopf um unser Bürgermeister-Vizebürgermeister Dilemma zu lösen...:quarz:

    Haggy, du bist einfach ein weiser Bürgermeister! Vielen Dank für die Zusage <3

    Ich wäre wohl kaum ein guter potenzieller designierter zukünftiger Bürgermeister, wenn ich nicht selbst an mich und meine Fähigkeiten Hasington zu einer besseren Stadt machen zu können glauben würde - aber dennoch: Danke! :shy: Und ich bin mir sicher, dass auch du und dein Unternehmen erfolgreich sein werden!

    Natürlich kann ich selbst als Bürgermeister niemanden dazu zwangsverpflichten für dich zu arbeiten... (Nunja... können vielleicht schon... Aber Zwangsarbeit anzuordnen scheint mir besagter besserer Zukunft Hasingtons eher abträglich.) Jedoch bin ich mir sicher, dass es in Hasington durchaus einiges an echtem Know-How in der Herstellung von Kohlscotch, Rübenrum und Möhrenlikören gibt. Bestimmt würden sich fähige Häsinnen und Hasen finden, die gerne für dich arbeiten würden um so ihrer eigenen Leidenschaft zu folgen. Nur eben durch deine Brauerei in sicherer und sauberer Umgebung.

    Während es schwarzen Schafen schwer gemacht würde aus reiner Profitgier den Markt mit Billigfusel zu überschwemmen ohne die Risiken durch explodierende Eigenbaukessel oder die Gefahren des Alkoholsmissbrauchs für Gesundheit, Gesellschaft und Jugend zu hinterfragen.


    Von daher hoffe ich, dass alles klappt; Qualität benötigt natürlich seine Reife und Zeit, dahingehend möchte ich dich natürlich nicht hetzen. Aber nunja, der Winter naht - und wenn ich dann vor dem knisternden Kamin in meinem Schloss Rathaus sitze wärs schön, wenn ich auch was im Glas hätte, das sich schön sinsister schwenken lässt :3

    Zunächst muss aber vor dem Winter noch Katsus Waisenhaus umgesetzt werden, damit die armen Kinder es diesen Winter wohlig warm haben;

    Und ich meine wohlig warm - ich spreche nicht von gedünstet warm, nicht wahr, Katsu?! :quarz: