Vergessen
14.11.2008
Ich möcht' so gern vergessen, was mir bis heut' geschah.
Nicht hat es mich zerfr essen, nicht weil ich vieles sah,
Nicht weil es mich verbrannte, nicht weil es mich verbrennt,
Es ist nur das Bekannte, was mich bald von euch trennt.
Ich möcht' so gern verdrängen, vergessen, was gesagt,
Mein Leben soll nicht hängen an dem, was mich geplagt.
Ich möchte morgens wachen, frei geben, was man nimmt.
Nicht alles, was wir machen, vom Gestern noch bestimmt.
Auch alle meine Tränen und Worte sind verschenkt,
Denn im naiven Sehnen ist alles, was man denkt,
Ja, jede kleine Lüge und noch so falsches Wort,
Womit ich mich betrüge, nicht in der Zukunft fort.
Sie brennen tiefe Wunden in mein verlog'nes Fleisch,
Betäuben manche Stunden mit schmerzendem Gekreisch,
Sie beißen sich und krallen sich an den Schultern fest,
So werden sie nicht fallen, an meinem Leib gepresst.
Sie flüstern mir laut lachend meine Taten in mein Ohr,
Über meine Schritte wachend, halten sie sie mir gleich vor.
Die schaurigen Dämonen in meinem Kopf verzerrt,
Die Halluzinationen, verflucht und doch begehrt.
Ich möchte so gern schreien, die Knie auf kaltem Stein,
Doch steh' ich in den Reihen, stillschweigend und allein.
All' meine Aggressionen, sie werden neu gebor'n.
Möcht' ich euch doch verschonen, mein Schrei in euren Ohr'n.
Die vielen kleinen Teufel, sie kriechen hoch hinein,
Das pochende Geträufel auf zischend heißem Stein.
Der Dampf in meinem Haupte, der Schmerz in meinem Kopf,
Der Pakt, den ich erlaubte, mein Selbstzerstörungsknopf.
Wagt ihr ihn nur zu drücken, vergessen möcht ich ihn,
Und gleichsam alle Lücken, laut zwischen uns geschrien.
Die vielen Shilouetten erreichen mich doch nie.
In zornentbrannten Ketten fall' ich auf meine Knie.
Vergessen und verschonen, was mich schon von euch trennt,
Die Schreie, die Dämonen, die Wut, die nicht verbrennt.
Könnt' ich es nur verdrängen, was ich zu viel gesagt,
Nicht länger in den Fängen von dem, was mich nun plagt.
Ich würde stumm ertragen, was sich schon angebraut,
Würd' jede Last ertragen, die sich schon angestaut.
Würd' jeden Schmerz belächeln mit einem sanften Blick,
Nicht länger würd' ich schwächeln, den Griff auch im Genick.
Ich will mich nur bedanken für jeden Atemzug,
Der mich noch ohne Wanken zu eurer Wärme trug.
Ihr wolltet in mir lesen und habt es gern getan,
Doch hat mein bitt'res Wesen schon einen finst'ren Plan.
Nach endlos vielen Wochen hat es in kurzer Zeit,
Schon wieder mich gebrochen und brachte neues Leid.
Ich will nicht einmal sagen, es brachte es zu mir-
So will ich auch nicht klagen, ich selbst bin doch das Tier.
Ich habe selbst gerissen, verteufelt und verflucht,
Nicht mit Gewissensbissen, dämonisch gar, verrucht,
Die Basis bald geschaffen, das Fundament gelegt,
So griff ich zu den Waffen, auf Worten aufgelegt.
So habe ich zerschmettert, was ihr für mich getan,
Hab meine Wut entblättert in meinem kranken Wahn.
Hab alles bald gegeben, was nur zerstörend war.
Und muss nun damit leben, was nur durch mich geschah.
Ich möcht' so gern vergessen, nicht weil es mich verbrennt,
Es wird mich nur zerfr essen, dass ich selbst uns getrennt,
Ja, jedes Wort selbst nannte, das nun mich selber trifft,
Nachdem ich euch verbrannte, mit süßlich buntem Gift.
Ich beuge mich in Reue, vergeben kann ich nicht.
Versuch' es nicht aufs Neue, zu schwer wär das Gewicht.
Ich hoff' nur, ihr könnt leben, mit dem, was ich geschafft,
Ich würde alles geben, läg' es in meiner Kraft.
Ich heb' nicht meine Blicke, nicht mein zu schmerzend' Haupt.
Verknüpfe stumm die Stricke, wenn ihr es mir erlaubt.
Ich bitte alle Geister, sie ließen mich allein.
Das Schweigen sei mein Meister, vergessen will ich sein.