Was ist mit dir passiert ? Wo bist du ? Darüber möchte ich schreiben

Hallo liebe Freunde,


zu erst einmal möchte ich sagen: "Frohes Weihnachtsfest und eine schöne Zeit euch allen". Und nun zu mir, zu dem was mir passiert ist und wie dies mein Leben verändert hat. Nach jahrelangem schweren Krebsleiden mit Demenz und Bettlägerigkeit .. ist am 17.Oktober mein geliebter Stiefvater dem Krebs entkommen. Die letzten Monate (3) waren mehr als schlimm, aber er hat noch seinen 75 Geburtstag erlebt..:<3: 16 Tage später ist er gestorben.


Den Tod eines Familienmitgliedes hatte ich schon mal früher erlebt, aber jetzt mit über 30 Jahren, da ist es etwas ganz anderes. Viel mehr "real", viel mehr ergreifend, du musst dich um so viel kümmern - die Welt fokussiert sich auf die Überlebende, und egal wie man es dreht und wendet - Sie alle wollen dein Geld und deine Aufmerksamkeit. Die Ämter, die Krankenkasse, das Rentenamt, die Beihilfe..so viele Rechnungen. Ich habe mich persönlich um alles gekümmert da meine Mutter geh-behindert ist sowie eine Telefonphobie hat und letztlich habe ich auch den Platz ausgesucht und mich um die Beerdigung ansich gekümmert. Der Bestatter Inhaber war großartig, er kannte meinen Stiefvater (den ich ab jetzt Vater nenne) und hat sich persönlich sehr bemüht. Er war verständnisvoll und respektvoll - wir waren bei der Bestattung "Karl Gobrecht" in Kassel und können nur sagen, dass es gut war einen Bestatter gehabt zu haben der meinen Vater kannte.


Jede Zeile hier fällt mir sehr schwer.. Worte zu finden für meine Emotionen ist schwer. Wir sind dankbar das er nun nicht mehr leiden muss, trotzdem weine ich wenn ich seine Fotos sehe. Wenn ich durch die Wohnung gehe und an seinem Tisch sitze und auf sein Lieblingsplüschtier schaue..;-(Mir tut so viel weh. Aber ich weiß auch das es wieder weggehen wird.. da fällt mir ein, vielleicht wollt ihr ja meine Grabrede lesen ? Ich weiß das sie nicht perfekt war, aber irgendwie möchte ich sie hier auch verewigen. Damit ein Teil von meinem Vater hier im Internet ..rumgeistert.


Heute haben wir uns hier versammelt um Pety (so nannten wir ihn immer) die letzte Ehre zu erweisen. Er war ein guter und großherziger Mann, der uns aufgenommen hat und mich großzog - er hat alles immer für unsere Familie getan. Er hat mich ohne Vorurteile sofort als seinen Sohn angesehen und obwohl ich mich am Anfang sehr gewehrt habe …zum Schluss war er mir mehr Vater als mein Echter ! Er war aber auch störrisch, kindisch frech und ich sage nur "Witze" (sauische), mehr muss ich dazu nicht sagen. In den seltenen Momenten wo er seine Fassade fallen ließ, wo er einfach nur er selbst sein konnte, da sah man einen Mann der liebte und sich um jeden sorgte ..außer um sich selbst. Ich kenne keinen Menschen der größeres Leid ertragen konnte als Pety, über 20 Jahre Krebsschmerz - und was tut er ? Nichts, er hat es einfach still und leise ausgehalten - wie ein Mann mit Würde und Anstand. Den Willen zu leben, diese unbändige Liebe nicht am Leben loszulassen, er wollte einfach meine Mutter nicht allein lassen. . . Heute hier, jetzt kann ich fair und ehrlich sagen: "Pety ich bin so stolz auf dich, du hast den Kampf nicht verloren sondern gewonnen. Ehre gebührt dem Mann den ich Vater nennen durfte - und deswegen sage ich von ganzem Herzen Danke für die Liebe, danke für dies alles. Ich liebe dich ! Und wie jede Nacht sage ich dir zum Abschied : Gute Nacht Mc Pety, Schlaf gut -Träume süß von sauren Äpfeln;-("


Diese Rede war die schwerste meines ganzen Lebens. Besonders die Verabschiedung am Ende, da weine ich bis Heute noch immer. Bald ist Weihnachten, und diesmal ist es ein kaltes ..dunkles Weihnachten. Doch ich möchte nicht das wir weinen, ich möchte das wir in Gedenken ein schönes Fest feiern! Aber Leute es ist so schwer, so unendlich schwer zu lachen wenn dir nach weinen zumute ist. Dieser Moment wenn du weißt das es jetzt zu Ende ist, das er niemals sehen wird wie ich meinen Führerschein zuende machen werde, dass er nie wissen wird wie sein Enkel heißen wird.....ich hätte ein so viel besserer Sohn sein sollen, ich hätte dieses Leben mehr schätzen sollen..oh Pety wie ich mich schäme, für all meine Fehler, für alles - dass ich dir nie genug gesagt habe das ich dich lieb habe.. wenn ich doch nur ein besserer Sohn gewesen wäre..ich vermisse dich so;-(


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Entschuldigung. Ich habe mich wieder gefangen. Wirklich, es ist wieder Ok. Manchmal muss man ..einfach..losweinen, ich bin allgemein ein sehr emotionaler Mensch. Danke das ihr das noch lest, wirklich danke. Um wieder zum Punkt zurückzukommen - ich hatte mich um meinen Stiefvater gekümmert, weil er ins Heim kam (wegen Demenz und Krebs), ich war oft da. Habe mich mit ihm unterhalten und miterlebt wie er..langsam verhungerte, das sprechen verlor und plötzlich ging es ihm großartig - er redete wieder und es war fast wie früher :) einen Tag später war er tot. Ich konnte nicht hier sein, es ging nicht. Ich war immer gerne hier, ihr seid großartige Leute und auf die ein oder andere Art hab ich euch auch lieb. Und ich hatte es versprochen, dass ich mehr hier sein würde und mich mehr einbringen wollen würde - aber ich muss ehrlich zu euch sein. Die letzten Momente meines Vaters zu erleben, war mir wichtiger. Trotzdem möchte ich noch hier sein, und euch auch noch etwas länger als Community Mitglied erhalten bleiben.


Dies wars auch schon - Danke. Danke fürs lesen, ich habe euch gern.:yukiko-freudig:


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Why would you do this to me, brother? Do you want to teach me that there is no hope, there is no saviour?...
Well, I cannot give up. My spirit will not be broken. I believe! I will fight the Red Lanterns, no matter how many may come!
All will be well!

Kommentare 2

  • Hallo, Saint Walker, ich habe gerade erst deinen Blogeintrag entdeckt. Auch von mir mein aufrichtiges Beileid. Ich habe selbst bereits einige liebe Menschen in meinem Leben verabschieden müssen. Einige gingen ganz plötzlich und viel zu früh (mein großer Bruder, mein Vater, eine sehr gute Freundin), andere gingen ihren letzten Weg, als sei der Tod ein alter Freund, den sie gerne empfangen möchten. Dennoch schmerzt es. Für mich war es am Schlimmsten als mein Bruder starb. Ich musste mit darum kämpfen, dass er eine Beisetzung erhielt, die seinem jungen Alter angemessen war. In einem erzkatholischen Ort undenkbar. Bei meinem Vater kam die Existenzangst dazu. Als Familie haben wir dies durchgestanden, doch es hat tiefe Wunden hinterlassen. Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft und hoffe, dass ihr dennoch die Festtage etwas genießen könntet. Ganz liebe Grüße

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  • Mein Beleid. Viel Kraft für dich und deine Familie und dennoch eine fröhliche Weihnacht!

    - Er ist bei euch, ganz tief in eurem Herzen ist er da. Bleibt stark. ♥

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