Schreibblockaden

                                                                              Schreibblockade

(durch Mangel an Inspiration, Ausbleiben von Einfällen o. Ä.) Unfähigkeit, zu schreiben, etwas zu verfassen

- Duden.de


Soweit ich denken kann war ich schon immer ein großer Schreiberling gewesen. In der Schule hatte ich schon immer lieber geschrieben als geredet. Verwunderlich, dass ich nicht für so etwas wie eine Schülerzeitung tätig war. Könnte daran liegen, dass es so etwas in meiner Schule nicht gab und ich nicht der Anführertyp war, um selber eine auf die Beine zu stellen und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Ich wollte immer nur schreiben. Egal was. Seien es Aufsätze, Interpretationen, Kurzgeschichten, später noch Tagebücher. Mir fiel es auch im Normalfall nie schwer irgendetwas zu schreiben. Das war ein Prozess, der bei mir wie von alleine losging. Mein Hirn sprudelt so vor lauter Gedanken, Fantasien, Träume, Vorstellungen, die zu Papier gebracht werden mussten. Anderen war es ein Rätsel warum mir das Schreiben immer so leicht fiel und so viel Spaß machte. Mir war es wiederum ein Rätsel warum diese Leute sich damit so schwer taten und immer wieder bei Analysen, Interpretationen und Gedichte schreiben im Deutschunterricht kläglich versagten.


Nun wie gesagt. Im Normalfall läuft es bei mir stets ohne Probleme mit dem schreiben. Doch auch ich komme mal in diese Momente, diese Phasen wo ich einfach vor meinem Bildschirm oder Büchlein sitze. Die Finger schon im Anschlag vor der Tastatur oder den Kuli in der Hand balancierend. Wild darauf irgendwas neues zu schreiben. Doch es kommt nichts raus. Egal wie lange ich da sitze. Und sagt jetzt bloß nicht, dass ich dann eben mehr nachdenken muss. Das hat auch nicht geholfen. Es auch nicht besser gemacht. Also was war los bei mir? Bin ich ausgebrannt? Hab ich es mit dem Schreiben in letzter Zeit übertrieben? Hab ich innerlich einfach so viel um die Ohren, dass mein Verstand das nicht mehr sortieren und verarbeiten kann?


Fragen über Fragen. Im Normalfall würde ich dafür mein Tagebuch heranziehen, um diese Gedanken niederzuschreiben. Mir persönlich hilft es so mit mir ins reine zu kommen. Doch was ist das? Mehr als Bruchstückhafte, unvollkommende, unzusammenhängene Satzteile kriege ich einfach nicht zustande. Meine Atmung wird stärker. Ich spüre wie mein Puls langsam immer schneller wird und der Drang irgendetwas an die Wand zu werfen stärker wird. Bevor das passiert gönne ich mir erst mal einen Schluck Wasser. Es ist ohnehin eigentlich schon Schlafenszeit. Vielleicht sieht die Welt am nächsten Tag besser aus. Ausschlafen, mal was anderes machen, auf andere Gedanken kommen. Mhm. Das muss ich doch direkt in meinem Tagebuch festhalten.


Da merke ich bei mir ein komisches Gefühl. Dieses Gefühl, was mich daran hindert mein Tagebuch herauszuholen, was mich seufzen lässt und mich am Ende dazu bewegt davon abzulassen. Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe immer jeden Tag was in meinem Tagebuch geschrieben und auf einmal hab ich kein Bock drauf. Das gibt es doch nicht. Auch kann ich es nicht mehr übers Herz bringen nochmal meine Kurzgeschichten durchzugehen. Das hatte ich doch eigentlich gerne gemacht. Nicht nur die Geschichten zu schreiben, sondern auch nochmal die Rohfassungen zu überarbeiten, mit neuen Ideen zu ergänzen und die grobschlächtigen und langweiligen Satzformulierungen auszuschleifen.


Das war bei mir nicht Normal und mir war klar, dass da bei mir der Wurm drin ist. Doch was war der Grund, die Ursache? Diese und alle bisherigen Fragen die ich diesbezüglich hatte schwirrten um meinen Kopf herum. Es ließ mich nicht mehr los. Normalerweise würde ich, welch Überraschung, darüber schreiben. Das Problem erörtern, analysieren. Doch das konnte ich nicht. Ich wollte schreiben, doch ich konnte nicht. Zum ersten mal verstand ich wie sich die anderen aus meiner Klasse fühlten, die sich schwer taten was zu Papier zu bringen. Für mich ein schreckliches Gefühl. Wie ein Fußballer, der gerne auf dem Bolzplatz kickte und plötzlich mitten im Spiel einfach nur doof auf dem Spielfeld stand und nicht wusste was zu tun war.


War das also Burnout. Mhm. Soweit würde ich nicht gehen. Ich hatte schon einiges um die Ohren, aber es war jetzt nicht so, dass ich völlig gestresst und überarbeitet war wie etwa irgendwelche Spitzenpolitiker während nächtelanger und zäher Koalitionsverhandlungen. Was es auch war. Es hinderte mich am Schreiben. Es verging einige Zeit ehe ich mich erst mal mit anderen Dingen beschäftigte. Raus an die frische Luft, Fahrrad fahren. Da fühlte ich mich auch gut.

Problematischer wurde es aber so richtig als sich das auf meine Leistungen im Deutschunterricht auswirkte. Irgenwie konnte ich die geforderten Aufgaben noch durchführen. Allerdings reichten sie nicht an meine bisherige Qualität heran, was mich schon etwas frustrierte.


Ist nun das Ende der Fahnenstange erreicht? Ehe ich zu dieser Frage kam überlegte ich mir warum ich überhaupt irgendwas schreibe. Ich fing an mir eine innerliche Mind-Map aufzuzeichnen. Nachdem ich gedankenversunken erst mal in meinem Bett lag kam ich zu dem Schluss, dass das schreiben für mich mehr oder weniger zu einem Selbstzweck verkommen war. Ich wollte schreiben wegen des schreibens wegen. Nicht weil ich in erster Linie was erzählen wollte. Ich wurde verbissener je mehr ich an meine Grenzen stößte und verkrampfte schließlich als meine Triebe mich immer wieder zum schreiben bewegen wollten, aber mein Verstand da schon die schotten dicht machte.


Was sollte ich also machen, dachte ich mir? Zunächst mal mich anderen Hobbys widmen und mir vornehmen nur was zu schreiben, wenn ich auch wirklich den Drang habe was zu erzählen, zu berichten. Das führte dazu, dass ich seltener irgendwas geschrieben hatte im privaten Rahmen, aber es klappte. Mit der Zeit konnte ich wieder mehr und besser schreiben und im Deutschunterricht lief es für mich auch wieder besser.


Das ist jetzt schon viele Jahre her und ich hoffe, dass dies meine letzte Schreibblockade ist. Ich zwinge mich nicht mehr dazu was zu schreiben. Das führte dazu, dass meine Tagebucheinträge unregelmäßiger wurden und meine kreativen Kurzgeschichten umso seltener wurden. Meine letzte Kurzgeschichte ist jetzt auch schon 4 Jahre her. Mich stört es aber nicht. Wenn es wieder an der Zeit ist ist es wieder an der Zeit.
Mein früheres Ich hätte im übrigen wohl jeden Tag hier irgendeinen Blogartikel geschrieben.

Was das betrifft halte ich es heute wie mit allem anderen Dingen, die mit meiner Schreiberei zu tun haben. Das führt im Endeffekt auch hier dazu, dass die Blogartikel unregelmäßig und sprunghaft kommen. Mal kommen längere Zeit keine, mal in einer Zeitperiode doch mehr Artikel. Ist für mich auch besser so.


Für mich war es jedenfalls eine kleine Zeitreise gewesen mich geistig in diese Zeit wieder zurückversetzen zu lassen mit all meinen damaligen Gedanken. Meine Probleme und Fragen. Keine Ahnung warum ich jetzt auf einmal anfange an diese Zeit nachzudenken und mich dahin zurückversetzen zu lassen. Über das warum mache ich mir bei sowas schon lange keinen Kopf mehr. Wenn ich solche Momente habe dann ist klar. Hier habe ich wieder was zu erzählen. (';