Ist die Auswahl an Kameras allein schon nicht groß genug, kommt man dann was die Objektive betrifft richtig ins Schwitzen. Denn hier gibt es (Achtung Übertreibung) unzählige!
Die Kamerahersteller bieten hier ein gewisses Repertoire an, dazu kommen noch viele andere Marken, dir ihrerseits Objektive für die diversen Kameras anbieten. Es gibt Objektive für allerlei Einsatzzwecke, in diversen Qualitäten, von ganz billig bis hin zu Preisen vergleichbar mit denen eines Neuwagens. Objektive machen die Systemkameras flexibel.
Bei Teleskopen gibt es den Spruch: „Jedes Teleskop hat seinen Himmel“. Ähnlich kann man es mit den Objektiven handhaben. Ganz grob kann man die Objektive in (Tele-)Zoom und Festbrennweiten unterscheiden.
Die Zoom-Objektive decken dabei einen variablen Brennweitenbereich ab. Ein typisches Standardzoom hat z.B. einen Bereich von 16-50 mm. Festbrennweiten, naja, wie der Name schon vermuten lässt, diese haben nur eine Brennweite. Dafür liefern qualitativ gute Festbrennweiten in der Regel eine bessere Bildqualität als qualitativ vergleichbare Zoom-Objektive die auf die entsprechende Brennweite eingestellt sind. Außerdem sind sie in der Regel günstiger. Die Zoom-Objektive sind dafür im Einsatz flexibler und man muss das Objektiv nicht ständig wechseln.
Mit neuen Kameras werden oft einfache Standardzoom-Objektive mitgeliefert. Diese umfassen dann je nach Marke und Kamera einen gewissen Brennweitenbereich und machen die Kamera sofort einsatzfähig. Ich persönlich finde die Verarbeitungs- und Bildqualität dieser Kit-Linsen durchaus brauchbar, allerdings sind sie meistens nicht besonders Lichtstark, so dass es dann bei schwierigeren Lichtverhältnissen schwieriger wird gute Bilder hinzubekommen. Trotzdem: zu Beginn, für die ersten Gehversuche mit der neuen Kamera sind diese absolut in Ordnung und je nachdem was man so fotografieren möchte, reichen diese Objektive vielleicht auch schon aus.
Angaben / Technische Daten
Wenn man sich nach Objektiven umschaut, wird man gerne mit Zahlen bombardiert, mit denen nicht jeder etwas anfangen kann, daher ein kurzer einfacher Erklärungsversuch für jene, die damit bisher noch gar nichts am Hut hatten.
Ich habe hier gerade meine Nex 5 liegen, mit ihrem Kit-Objektiv, dem Sony E 3.5-5.6 / 18-55 OSS, das nutze ich jetzt mal als Beispiel.
In diesem Beispiel bedeutet das E, dass es für den Sony E-Mount gedacht ist (Zu den Anschlüssen gleich mehr) 3.5-5.6 gibt die Lichtstärke an (Manchmal auch mit einem F davor, also F3.5-5.6), je kleiner die Zahl, desto weiter öffnet sich die Blende, desto mehr Licht fällt ein, je größer die Zahl desto mehr schließt sich die Blende, es fällt weniger Licht ein. 18-55 ist der Brennweitenbereich in mm. Je größer die Zahl, desto höher die Vergrößerung. Das OSS dieses Objektivs steht für Optical Steady Shot und bedeutet das dieses Objektiv stabilisiert ist.
In diesem Beispiel ist die F3.5-5.6 variabel. 3.5 hat das Objektiv nur im unteren Brennweitenbereich, die Blende wird dann zum langen Ende (Richtung 55mm) immer kleiner und beträgt dann nur noch 5.6. Es gibt aber auch Zoomobjektive, die eine durchgehende konstante Lichtstärke haben, diese sind dann aber teure.
Bei manchen Objektiven gibt es nur die Bezeichnung "AF". Das steht für Autofokus. Bei einigen Objektivherstellern (Dritthersteller) gibt Objektive in der manuellen Version, dann muss man von Hand fokussieren und eben die AF-Variante, dann könnt ihr den Autofokus nutzen. Bei den Objektiven eurer Kameramarke ist in der Regel der Autofokus vorhanden und wird nicht extra durch ein Kürzel angegeben.
Diese Angaben finden sich meistens irgendwo auf dem Objektivgehäuse und/oder an der Frontlinse. Dort findet man auch noch eine Angabe für den Filterdurchmesser im mm und meist auch eine Angabe für die Naheinstellgrenze – also wie nah man maximal an das Motiv herangehen kann um es noch scharf abbilden zu können.
Anschlüsse / Mounts
Wenn ihr euch ein Objektiv zulegen wollt, dann schaut zuerst darauf welchen Anschluss eure Kamera besitzt. Viele Kameras haben ihre eigenen Anschlüsse, oft haben auch verschiedene Reihen eines Herstellers unterschiedliche Anschlüsse. Welchen Anschluss eure Kamera genau hat, findet ihr auf dem Datenblatt oder im Internet, ggf. ist es auch direkt auf der Kamera vermerkt. Bei Sony sind das z.B. der E- und A-Mount. Würde man sich nun ein Canon (z.B. EF-S oder EF-M) oder Olympus (Micro Four Thirds) Objektiv kaufen, könnte man diese nicht an die Sony-Kamera anschließen. Es gibt allerdings diverse Adapter mit denen man sich behelfen kann. Das ist besonders dann interessant, wenn man schon alte liebgewonnene Objektive besitzt und diese nach einem Systemwechsel weiter nutzen möchte. Bei den Adaptern gibt es dann jene die eine Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv erlauben oder ganz einfache ohne Kontakte, dann müsste man das Objektiv manuell bedienen.
Objektivarten - Beispiele
So, was braucht man nun an Objektiven? Das richtet sich im Prinzip danach was man fotografieren möchte. Wie schon gesagt, dass oft beiliegende Kit-Objektiv, ein Standart-Zoom, reicht für viele Alltagssituationen (z.B. Landschaften oder Urlaub) im Prinzip vollkommen aus. Wenn man oft oder nur diesen Brennweitenbereich (bei den MFT und APC-C Kameras oft irgendwas um 16-55mm / bei Vollformat oft bis 70mm) nutzt, könnte man überlegen ein qualitatives Update vorzunehmen. So habe ich z.B. meine Kit-Linse gegen ein Sigma-Objektiv ausgetauscht, welches lichtstärker (F2.8 – im Vergleich zu F3.5 des Kit-Objektivs) und deutlich schärfer ist. Außerdem kann ich die F2.8 über das gesamte Brennweitenspektrum des Objektivs nutzen.
Allerdings holt man mit 50 bzw. 70mm viele Motive nicht besonders nah ran. Möchte man entfernte Objekte näher ran holen, braucht es mehr Brennweite. Das kann z.B. interessant werden wenn man draußen in der Natur Tiere fotografieren möchte. Diese lassen einen bekanntlich nicht in ihre Nähe, also muss man aus der Ferne knippsen. Hier gibt es viele Objektive bis um die 200mm Brennweite in unterschiedlichen Stärken und Qualitäten. Auch hier gilt: nutzt man diesen Bereich seltener, muss es kein teures Objektiv sein, nutzt man die Brennweite häufiger oder für spezielleres (z.B. Astro-Nebel, Sport oder Wildlife), dann macht es durchaus Sinn ein paar Scheine mehr für mehr Lichtstärke, Bildqualität, Funktionen oder noch mehr Brennweite zu investieren.
Freunde von Landschafts-, Architektur, oder Astrofotografie können auch einen Blick auf ein Weitwinkelobjektiv werfen. Diese gibt es dann vor allem als Festbrennweiten, z.B. 12 oder 16mm, und sind oft recht Lichtstark. Sie bieten also einen weiten Bildwinkel damit auch möglichst viel von der Landschaft aufgenommen werden kann. Soweit ich gelesen habe, werden Weitwinkelobjektive auch gerne von Video-Bloggern oder Streamern eingesetzt - sucht ihr also dafür Objektive, wären die Weitwinkel evtl eine Möglichkeit.
Dann gibt es noch Makro-Objektive. Für viele ist die Makro-Fotografie ein wichtiges Thema und da braucht es dann speziellere Objektive mit möglichst großem Abbildungsmaßstab (z.B. 1:2, 1:1,). Die Makros sind in der Regel Festbrennweiten im Bereich zwischen 40 und 100mm Brennweite, recht lichtstark und besitzen eine sehr geringe Naheinstellgrenze.
Als letztes Beispiel für „speziellere“ Objektive seien noch die Portrait-Objektive genannt, ebenfalls Festbrennweiten, oft um die 80-90mm, mit hoher Lichtstärke für ein schönes Bokeh, wie es in der Portraitfotografie gerne gesehen ist.
Meine Empfehlung
Ich empfehle für den Einstieg ein Standartzoom (Kit-Objektiv) und ein günstigeres Tele-Zoom. Damit ist man vom Weitwinkel bis in den Tele-Bereich ausgerüstet und kann sich austoben. Wer dann mehr möchte kann ggf. aufrüsten oder sich mit spezielleren Objektiven eindecken. Mein Setup sieht auch ähnlich aus: Mit meinem Sigma 18-50 F2.8 habe ich ein "Alltags-Objektiv", welches ich für die meisten Einsätze nutze. Zudem habe ich mir das günstige Sony SEL 55-210 F4.5-6.3 geholt, für mehr Brennweite wenn ich z.B. Vögel oder Mond fotografieren möchte. Diese beiden Objektive nehme ich immer mit und decken im Prinzip alles bei mir ab. Wenns doch spezieller wird, habe ich noch ein Tokina 500mm F8 Spiegelobjektiv und ein Pentax 50mm F1.7 zur Hand, zwei Festbrennweiten welche ich bei Bedarf mittels Adapter einsetzen kann.
Es müssen auch nicht Objektive der entsprechenden Kameramarke sein. Wie schon erwähnt kann man auch Objektive anderer Kamerahersteller nutzen, dann braucht es eben einen Adapter. Es gibt aber auch viele Hersteller die nur Objektive für verschiedene Kamerasysteme herstellen. Das sind z.B. Sigma, Tamron oder Samyang. Hier bekommt man oft gute bis sehr gute Bild- und Verarbeitungsualität für vergleichsweise wenig Geld. Für Leute mit ganz kleinem Geldbeutel gibt es auch noch Marken wie Neewer oder Meike. Das sind dann meist „China-Linsen“, aber auch hier gibt es manchmal noch relativ gute Linsen, sie sind aber meist nicht mit denen der anderen genannten Hersteller zu vergleichen und sie sind dann oft nur manuell zu bedienen, haben also keinen Autofokus und auch die Blende muss von Hand eingestellt werden.
Außerdem bietet natürlich auch der Gebrauchtmarkt viele Objektive. Hier verkaufen Leute ihre alten Linsen, da sie diese nicht mehr benötigen oder gewechselt haben. Manchmal werden dann Objektive angeboten die kaum genutzt wurden und sich in einem neuwertigen Zustand befinden, aber auch mal das eine oder andere ältere Objektiv, sogenanntes „Altglas“, von bekannten Marken wie z.B. Minolta. Diese sind dann meist günstig weil sie schon älter sind, haben aber oft hohe Qualität und ihren eigenen Charme. Ggf. wäre dann auch ein Adapter von Nöten. Ich selbst nutze z.B. ein paar ältere Objektive meines Vaters. Diese kommen zwar in der Bildqualität nicht an modernere Linsen heran, mir gefällt aber der Look.
Ich weiß nicht inwiefern es andere Systeme betrifft, aber Sony baut APS-C und Vollformat Kameras mit dem E-Mount. Für beide Varianten gibt es spezielle Objektive. Vollformat Objektive haben einen größeren Bildkreis um den größeren Sensor entsprechend auszuleuchten. APS-C Objektive haben hingegen einen kleineren Bildkreis, speziell für die kleineren APS-C Sensoren. Ein Vollformatobjektiv lässt sich problemlos an einer APS-C Kamera nutzen. Andersherum (also APS-C Objektiv an einer Vollformatkamera) kommt es allerdings durch den kleineren Bildkreis des APS-C Objektivs zur deutlich sichtbaren Randabschattung, da eben nicht der ganze Vollformatsensor ausgeleuchtet wird. Es gibt aber Kameras, die einen Crop-Modus haben, damit wird dann nicht die gesamte Sensorfläche genutzt, sondern nur der „APS-C-Bereich“
Man kann sich also für eine APS-C Kamera auch ohne Probleme ein Vollformatobjektiv kaufen, diese sind nur aufgrund ihrer Größe und dem damit verbundenen Materialaufwand um Einiges teurer.
Inwieweit das auch Kameras anderer Marken betrifft, weiß ich wie gesagt nicht, ich wollte es aber der Vollständigkeit halber ansprechen.
Es sei hier meinerseits der Rat gegeben, dass es durchaus sinnvoll sein kann auf ein etwas besseres Objektiv zu sparen. Gute Objektive überleben in der Regel eine Kamera und können so auch bei der Nächsten genutzt werden. Ein Freund von mir sagte mir mal den Satz: Kameras wechselt man hin und wieder, Objektive kauft man sich fürs Leben. (Nun, sicherlich nicht ganz so lang.)
Wie bei den Kameras gilt auch hier: informiert euch vor dem Kauf! Lest viele verschiedene Rezensionen, schaut euch Erfahrungsberichte auf Youtube an, usw. Gleichen sich die Berichte überwiegend, seid ihr mit Vor- und Nachteilen zufrieden, dann könnt ihr zuschlagen.