Salzig
Salzig schmecken ihre Lippen, während sie durchs Dunkel geht.
Nicht ein Wort ist heil geblieben, das sie heute noch versteht.
Längst zerbrochenes Geflüster eines falschen Liebespaars,
Eine bunt geschmückte Lüge, eine treu erhalt’ne Farce.
Wie zum Tanze beide luden, als die Welt noch ihre war!
Die Figuren ihrer Spielchen waren so berechenbar,
Haben sie sich doch zusammen jede Zukunft aufgebaut
Und dann heimlich und verstohlen schon zur and’ren Seit’ geschaut.
Wie sie ihre Worte sagten, lächelnd und mit süßem Blick!
Jeder drehte aus den Sätzen seinen eig’nen Galgenstrick.
Nun sind Drehbücher zerrissen und die Bühne staubbedeckt,
Doch ich fürchte, aus dem Traum wurd’ eine noch nicht aufgeweckt.
Noch steht sie erstarrt und reglos hinter’m Vorhang aus Brokat
Und streicht langsam wie vergessen über jede schiefe Naht,
Wartet dort auf ihren Einsatz, der nie wieder kommen wird,
Während sie mit sachten Blicken Muster auf die Dielen stiert.
Einmal möchte sie noch tanzen, auf dem goldverzierten Grund,
Möchte schweben, wehen, fliegen mit dem Prinzen wild im Rund.
Kurz noch schimmert blass das Abbild ihres Traums in dem Gesicht,
Als in Tränen auf der Wange dieser letzte Wunsch zerbricht.
Wäre er ein letztes Mal die Bühnentreppen hochgestiegen,
Müsste dieses schwere Ende nicht so bitter auf ihr wiegen.
So wird aber ihre Trauer auf den Bühnenbrettern bleiben
Und ihr wieder Tränen auf die salzigroten Lippen treiben.
Noch steht sie vom Prinz gebrochen, ihrem dunklen Herzensdieb,
Der ihr nicht zum letzten Mal die Tränen in die Augen trieb.
Bis zur nächsten Maskerade wartet sie wohl auf den Dielen,
Bis auf goldgeschmücktem Grund sie dann die nächste Liebe spielen.