Autor/in:ElfenliedsLucy
Titel: Schwarze Sonne
Genre: Horror? xD Woher soll ich das wissen xDDD
FSK: 16
Kapitel: Gute Frage, nächste Frage O_O das werd ich sehn wenns fertig ist xD auf ins Geschehen ^^
Kapitel 1: Regen
Die Wolken hatten eine undurchdringbare Decke erschaffen die uns in geheimnisvolles schweigen hüllte. Und der Regen ließ nicht nach. Er wusch unsere Trauer davon und spülte jedes Gefühl das unsere Herzen einst füllte in einem donnernden Strom davon.
Das ist es, was unser Leben ausmacht. Tag für Tag. Alles zerfließt. Alles schwimmt davon im Fluss der Zeit. Und irgendwann bleibt jegliche Erinnerung verschollen in dem schwarzen Loch, das sich immer wieder auftut und das Leben in sich einsaugt.
Schwach loderten vergangene Szenarien vor meinen Augen auf und mein Herzschlag verebbte im Rauschen meiner Erinnerungen.
Es war bereits dunkel als ich die Party verlassen wollte und sich mir dicke Nebelschwaden wie eine uneinnehmbare Festung in den Weg stellten. Mike hatte es sich nicht nehmen lassen mir wie ein Dackel hinterher zu rennen. Er bestand darauf mich nach Hause zu fahren, schließlich hätte mich weiß Gott wer auf der Straße aufsammeln und entführen können. Er war ein begriffsstutziger Nichtsnutz der seine Sorgen in Alkohol und Drogen zu verschütten drohte. So vermasselte er auch letzten Endes seine Doktorarbeit und setzte den letzten Anker für das Ende unserer Beziehung. Von dem was ich so an ihm geliebt hatte, war nicht einmal mehr ein kläglicher Fetzen übrig geblieben.
„Alice! Nun steig schon ein, oder willst du in dieser Nebelsuppe etwa wurzeln schlagen?!“
Widerwillig öffnete ich die Beifahrertür seines 45.000 Euro schweren Schätzchens, das schnurrend den Dreh am Zündschlüssel quittierte.
„Also, wo soll’s denn bitte hingehn meine Dame?“ witzelte er „darf ich sie auf einen Kaffe bei mir Zuhause einladen?“
Scharf blickte ich ihn an.
„Lass deine dummen Witze! Ich möchte nach Hause! Nirgendwo sonst will ich hin!“
Enttäuscht sah er mich an und setzte den Wagen in Bewegung.
„Ist ja schon gut! Ist ja gut!“ lallte er und hob beschwichtigend die Hände. Wie üblich hatte er seinen Alkoholpegel in hoffnungslose Höhen getrieben. Seine daraus resultierenden Ausraster waren allseits gefürchtet. Jetzt allerdings war er damit beschäftigt mich mit seinen irrwitzigen Manövern zu beeindrucken und so riss er das Lenkrad von links nach rechts um das Auto wie die Wogen des Meeres hochschaukeln zu lassen.
„Lass das gefälligst!“ schnauzte ich ihn an.
„Weißt du Alice“ setzte er an und ließ den Wagen wieder ruhig die Kurven der Straße hindurch gleiten „es gibt nur einen einzigen Menschen auf der Welt, für den ich sterben würde“
Er war gerade dabei sich erst in Sentimentalität hineinzureden und anschließend einen Ausbruch der superlative zu erbrechen. Seine Gefühlsausrutscher waren nicht mehr länger die aufrichtigen Gefühle eines jungen Mannes für mich. Nein, vielmehr waren sie Ausdruck dessen wie weit sein geistiger Verwesungsprozess, angefeuert durch Alkohol- und Drogenexzesse bereits fortgeschritten war.
„Hörst du mir überhaupt zu?“ erkundigte er sich und musterte meinen abwesenden Blick der sich durch den Nebel hindurch zum Waldrand bohrte.
„Entschuldige“ gab ich ruhig von mir „was hast du gesagt?“ Müde blinzelte ich ihn an. Es war bereits spät und meine bleischweren Glieder sehnten sich einzig und allein nach einer warmen, weichen Stelle in der sie sich betten durften.
„Ich sagte, es gibt nur einen einzigen Menschen auf der Welt für den es sich zu sterben lohnt!“ wiederholte er seinen Satz bissig.
„Warum hörst du mir nie zu Alice? Warum lässt du mich nur so eiskalt abblitzen?! Ich liebe dich doch!“
Unweigerlich musste ich lächeln. Ich wandte mich vom Fenster ab und richtete meinen Blick direkt in sein sorgenzerfressenes, übermüdetes Gesicht.
„Das fragst du mich noch?“ gab ich grinsend von mir „Sieh dich doch an. Alles was du mit harter Arbeit, Fleiß und Stolz aufgebaut hast, hast du dir von deinen dummen Freunden, die ohne jede Zukunftsplanung durch ihr leben straucheln, verderben lassen. Du bist nicht mehr der, der du warst. Du bist nicht mehr der, den ich geliebt habe.“
Tränen füllten seine Augen und ich wartete nur darauf bis er das Auto anhielt und sie sich aus dem Gesicht strich. So wie er es etliche Male zuvor getan hatte, wenn er mich davon überzeugen wollte, dass er der einzige für mich sei.
„Ist das alles?! Ist das der Grund?! Oder hast du heimlich vielleicht schon einen anderen?!“
Aus witzeln wurde reden, aus reden wurde eine vorsichtige Diskussion und aus dieser vorsichtigen Diskussion wand sich ein gekränkter Männerstolz, der nicht zulassen konnte, dass negative Veränderungen eher früher als später das Ende bedeutet hatten. Doch dieses Mal war irgendetwas anders. Ich wusste nicht was, konnte es weder erahnen, noch präsent spüren.
„Was soll das Mike?“ fragte ich ruhig. „Du wolltest es wissen. Du wolltest unbedingt hören warum wir nicht mehr…
„NEIN!“ unterbrach er mich barsch. „Du gehörst MIR! MIR ALLEINE!“
Es begann. Er war gerade dabei jegliche Selbstkontrolle aufzugeben. Und ich würde mich gegen einen, von so vielen Wutausbruch wehren müssen. Es war nicht der Erste. Doch in all der Zeit in der er mich tyrannisiert hatte, war ich zumindest fähig zu lernen mich gegen ihn zu behaupten.
„Schlag dir das aus dem Kopf“ zischte ich ihn bösartig an.
„Du gehört mir, Alice!“ presste er zwischen seinen Zähnen hervor „mir!“ und schlug zornig auf sein Lenkrad ein. Wenn es etwas gab was er nicht ertragen konnte, dann war es, wenn man ihn mit leiser Stimme anschrie und ihm seinen Halt raubte.
„Es ist besser wenn du mich jetzt aussteigen lässt, ich laufe den Rest zu Fuß. Vielen Dank fürs mitnehmen Mike.“
Er packte mein Handgelenk und riss mich zu sich heran.
„So einfach kommst du mir nicht davon! Du gehörst mir! Und wenn du glaubst du könntest einfach so verschwinden…
„Lass mich gefälligst los!“ Mit aller Macht wehrte ich mich gegen seinen Griff der sich bereits so fest um mein Handgelenk geschlungen hatte, dass ich glaubte meine Knochen knacken zu hören.
„HÖR MIR GEFÄLLIGST ZU!“ schrie er mich an und riss mich noch ein Stückchen näher an sich heran. Unter dem hektischen Handgemenge geriet nun auch das Auto ins schlingern.
„Wenn ICH dich nicht haben kann, Alice, dann soll dich NIEMAND haben!“
Plötzlich gab er dem Lenkrad einen kräftigen Ruck und steuerte sein Auto gegen den nächsten Baum der sich ihm in den Weg stellte.
Von diesem Augenblick an war es schwärzeste Nacht. Ich wusste nicht wie lange ich weggetreten war, ob ich überleben würde. Ich wusste ja noch nicht einmal mehr dass ich überhaupt existiert hatte. Für einen kurzen Moment schien meine Existenz tatsächlich ausgelöscht zu sein. Und erschreckender Weise fühlte ich mich in dieser Unwissenheit verborgen zum ersten mal in meinem Leben richtig wohl…..
Ein Regentropfen verirrte sich auf meine Wange und rollte mit der Vertrautheit einer Träne hinab, um sich wie alle Traurigkeit im Nichts zu verirren. An diesem verregneten Märztag wurde jedes Gefühl einträchtig in eine schmutzige Matschdecke eingetrampelt. Auf dem Pfad des Abschieds.
„Liebe Trauergemeinde“ setzte der Pfarrer seine Rede an und richtete sich mit einem flüchtenden Blick an jeden der sich um den Sarg geschart hatte. Eine Woche war das Dilemma her. Eine Woche in der ich langsam wieder zu mir finden musste und mich von dem Aufprall der meinen Kopf und sein Gedankengut durcheinander würfelte erholen musste. Glücklicher Weise war ich nur mit einer mittelschweren Gehirnerschütterung und ein paar Kratzern davon gekommen. Dennoch reichte es aus um mich eine Weile vor dem tristen Alltag fern zu halten, der mich beständig und um keinen Preis aus seinen Klauen gelassen hätte.
„Wir haben uns hier versammelt um von Mike Freudenstern, der durch einen tragischen Autounfall ums Leben kam, abschied zu nehmen. Mit seinen 23 Jahren ist er viel zu früh von uns gegangen und wir fragen uns, Gott, warum hast du ihn aus unserer Mitte genommen?“
Das war sie, die Rede eines übereifrigen Pfarrers, der sich von Familie und Freunden Informationen geborgt hatte, um für diesen Bastard der vor unsern Füßen in einem Sarg verschlossen lag, die passenden Worte zuzuschneidern.
„Doch vergessen wir dabei, es ist nicht an uns zu entscheiden, wann der rechte Moment gekommen ist, dass Gott seine verirrten Schafe in seinen Schoß zurück holt….“
Diese gefühlvollen Worte für einen Menschen, der mich in seinem grenzenlosen Egoismus töten wollte. Der mich auslöschen wollte damit ich selbst in der Ewigkeit durch ihn gefesselt wäre. Wofür das alles? Warum verdient ein Mensch wie er so viel Trauer und Mitgefühl?! Mein Inneres war bis zum Rand prall gefüllt mit Zorn und Vergeltungsdrang. Doch kam ich nicht um den Gedanken herum, dass längst alles vergolten war, mit dem Fehltritt den Mike selbst begangen hatte.
„In seiner Barmherzigkeit gibt er Leben und er nimmt es wieder. Der Tod ist nicht das Ende, nicht die Vergänglichkeit. Der Tod ist nur die Wende, der Beginn der Ewigkeit. Allmächtiger Gott, du bist die Auferstehung und das Leben, wir bitten dich, nimm diese Seele in deine Obhut und vergib ihm seine Sünden. Mike Freudenstern, in unseren Herzen wirst du ewig weiter Leben. Amen. Liebe Trauergemeinde, lasst uns beten“
Die Rede strich an mir vorbei und verflüchtigte sich wie die alkoholische Essenz eines Reinigungsmittels das man auf eine verschmutzte Fläche pumpte. Unbemerkt und ohne eine Spur oder großen Eindruck zu hinterlassen. Erst der Nervenzusammenbruch Mike’s Mutter riss mich aus meinen Gedanken und für einen kurzen Augenblick loderte ein Funke Mitleid für sie auf. Was für ein geschundenes Wesen sie doch war. Erst musste sie sich abplagen um unter größten Schmerzen ihr lang ersehntes Wunschkind auf die Welt zu bringen, nur um dann mit ansehen zu müssen wie ihr Liebling auf die schiefe Bahn geriet und durch nichts und niemanden wieder zu retten war.