Anime und Manga beinhalten oftmals detaillierte Zeichnungen und Charaktere die, was das Verhalten, das Umfeld und auch die Entwicklung angeht, ebenso detailliert daherkommen. Die Serien vermitteln, neben von übernatürlichen Phänomenen und allerlei Superkräften geprägten Situationen, auch viele an den Alltag angelehnte Situationen, welche die Charaktere sehr menschlich und greifbar erscheinen lassen. Es gibt ja auch nicht wenige Serien, die sich nur an letzterem bedienen und auf das alltägliche Leben der Hauptcharaktere konzentrieren - die „Slice of life“-Story ist nicht umsonst ein beliebtes Genre innerhalb der Anime- und Manga-Branche. Insgesamt wird also bei diesen Medien oft Wert auf eine aufwendig konstruierte fiktive Realität gelegt, mit der man sich als Zuschauer/Leser zumindest in einigen Zügen gut identifizieren kann und bei der man versucht, sich tiefer in die in ihr vorkommenden Charaktere hineinzuversetzen, um für die Zeit des Konsums Teil ihrer Welt, also auch ihrer Lebensgeschichte, zu sein. Ein tragendes Element dabei ist sicherlich auch die optische Darstellung der Charaktere, denn wenn man etwas äußerlich ansprechend findet, steigert das in der Regel das Sympathiegefühl und das Konsumverlangen.
Der Konsument fühlt sich im Falle von ihn optisch sehr ansprechenden Charakteren, welche häufig auch durch interessante Beziehungen zu anderen Charakteren sowie bestimmte Verhaltensweisen gekennzeichnet sind, mal mehr - mal weniger bewusst, oftmals zu jenen Charakteren hingezogen und entwickelt daraus nicht selten sogar eine Schwärmerei, die dann auch über das Konsumieren der Serie hinaus eine Rolle spielt. Oft leben die Fans solcher Charaktere ihr Fandasein dann in Form von eigenen Geschichten (Fan-Fictions), Zeichnungen (Fan-Arts), Webseiten (Fan-Sites), RPGs oder Cosplays aus.
Gerade die Cosplays nehmen in Hinblick auf das Thema Schönheitsideal eine interessante Stellung ein, da durch sie versucht wird, dem Anime-/Manga-Vorbild so weit wie möglich zu entsprechen und stellenweise über das äußere Erscheinungsbild hinaus auch seine Verhaltensweisen anzunehmen. Man möchte in solch einem Fall aussehen wie der Charakter, den man virtuell so anziehend findet oder man geht auf Konventions, um sich Menschen anzusehen, die eben genau das tun. Davon lebt die Szene und auch, wenn sie im realen Leben der Meisten nur einen Bereich ausmacht, der nicht den Alltag, sondern eher ein abgesondertes Hobbie, darstellt, betrachte ich sie unter anderem als einen großflächigen Versuch, die Schönheitsideale, welche in Anime und Manga vermittelt werden, auf das reale Leben und real existierende Menschen zu übertragen.
Und damit wären wir auch beim Kern dieses Threads angelangt, denn ich möchte von euch wissen, inwieweit euch Anime und Manga hinsichtlich eurer persönlichen Schönheitsideale – sei es vorrangig in Bezug auf euer eigenes Erscheinungsbild oder auf das von anderen Menschen – beeinflussen.
Wünscht ihr euch manchmal eine blauhaarige Freundin mit großen funkelnden Augen und niedlicher Stimme?
Oder habt ihr aufgrund der Bishônen, die uns im Bereich Anime-/Manga ständig vor Augen gehalten werden, vermehrt das Verlangen, einen äußerlich sehr feminin wirkenden Mann mit „Emo“-Frisur kennenzulernen?
Steht ihr selbst vielleicht morgens, angekurbelt von einer Anime-Serie, des Öfteren vor dem Spiegel und überlegt euch, wie ihr einem Charakter aus der zuletzt angeschauten Serie ähnlicher werden könnt? Wenn ja: Wie habt ihr das konkret versucht umzusetzen?
Habt ihr vielleicht schon einmal erlebt, wie Menschen aus eurem Bekannten-/ Freundeskreis in hohem Maße versucht haben, sich den Idealen aus diversen Serien anzunähern oder gar aufgrund der Serien den Sinn für ein real greifbares Schönheitsideal verloren haben?
Was glaubt ihr, ist ausschlaggebend für das Entwickeln neuer Ideale auf Basis von Anime-/Manga-Serien?
Nur, um einmal ein paar diskussionsanregende Fragen in den Raum zu werfen. Videospiele können übrigens gerne auch miteinbezogen werden.
Ich äußere mich später zu dem Thema, wobei ich vorweg schon sagen kann, dass mich im Laufe meines Fandaseins einige Charaktere so sehr fasziniert haben, dass ich ihnen letztlich auch ähnlich werden wollte.