Community Update 6 - Bring and Buy
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  • Hey
    Ich wollte fragen, ob jemand Lust hat mir zu helfen, eine sehr große Anzahl an Gedichten verschiedenster Art hier zu sammeln.
    In letzer Zeit interessiere ich mich sehr für Gedichte, daran ist nicht zuletzt die Schule Schuld xD, deshalb würde ich gerne wissen, welches eure allerliebsten Gedichte von berühmten Dichtern sind.
    Ihr könnt sie alle hier aufschreiben, wenn ihr Lust habt. Wenn möglich, bitte wie folgt:

    Joseph von Eichendorff: Mondnacht (1837)

    Es war als hätt' der Himmel
    die Erde still geküsst,
    dass sie im Blütenschimmer
    von ihm nun träumen müsst'.

    Die Luft ging durch die Felder,
    die Ähren wogten sacht,
    es rauschten leis die Wälder,
    so sternklar war die Nacht.

    Und meine Seele spannte
    weit ihre Flügel aus,
    flog durch die stillen Lande
    als flöge si nach Haus.


    Das Gedicht erinnerte mich so sehr an Sakura aus Tsubasa, vor allem die letzte Strophe. Als würde Eichendorff den Manga kennen...
    *schmacht*

  • Mm. Also ich find die Idee prima! Ich kenn zwar nicht so wahnsinnig viele oder besonders tiefgründige, aber eins Posten möcht ich doch, von Christian Morgenstern - grad weils auch zum Tag passt... o_OV

    Ein einunddreissigster August

    Das war der letzte leuchtende August:
    Der Sommer gipfelte in diesem Tage.
    Und Glück erklang wie eine Seegrundsage
    in den Vinetatiefen unsrer Brust.

    Ein leises fernes Läuten kam gegangen -
    und welche wollten selbst die Türme sehn,
    in denen unsres Glückes Glocken schwangen:
    so klar liess Flut und Himmel sie verstehn.

    Der Tag versank. Mit ihm Vinetas Stunde.
    Septembrisch ward die Welt, das Herz, das Glück.
    Ein Rausch nur wie von Tönen blieb zurück
    und schwärmt noch über dem verschwiegnen Grunde...

    Wherever we are, it is but a stage on the way to somewhere else,

    and whatever we do, however well we do it,

    it is only a preperation to do something else that shall be different.

    Robert Louis Stevenson

  • Joseph von Eichendorff: Nachtzauber
    Hörst du nicht die Quellen gehen
    Zwischen Stein und Blumen weit
    Nach den stillen Waldesseen,
    Wo die Marmorbilder stehen
    In der schönen Einsamkeit?
    Von den Bergen sacht hernieder,
    Weckend die uralten Lieder,
    Steigt die wunderbare Nacht,
    Und die Gründe glänzen wieder,
    Wie dus oft im Traum gedacht.

    Kennst die Blume du, entsprossen
    In dem mondbeglänzten Grund?
    Aus der Knospe, halb erschlossen,
    Junge Glieder blühend sprossen,
    Weiße Arme, roter Mund,
    Und die Nachtigallen schlagen,
    Und rings hebt es an zu klagen,
    Ach, vor Liebe todeswund,
    Von versunknen schönen Tagen –
    Komm, o komm zum stillen Grund!

    Ich musste dieses Gedicht als Hausaufgabe interpretieren, und es hat wunderbar geklappt xD
    Ich war fast selbst stolz auf mich. Ich hab ein faible dafü bekommen xD

  • Von Eichendorff schreibt aber auch Klasse o_O"

    Ansonsten, zum Thema tragisches Liebesgedicht, da kenn ich eins von Heine, das zwar vielleicht nicht soo poetisch rüberkommt, aber dafür nur so strotzt vor Drama und Bitterkeit - in meinem Empfinden halt xD"

    Sie haben mich gequälet

    Sie haben mich gequälet,
    Geärgert blau und blaß,
    Die einen mit ihrer Liebe,
    Die andern mit ihrem Haß.

    Sie haben das Brot mir vergiftet,
    Sie gossen mir Gift ins Glas,
    Die einen mit ihrer Liebe,
    Die andern mit ihrem Haß.

    Doch sie, die mich am meisten
    Gequält, geärgert, betrübt,
    Die hat mich nie gehasset,
    Und hat mich nie geliebt.

    Wherever we are, it is but a stage on the way to somewhere else,

    and whatever we do, however well we do it,

    it is only a preperation to do something else that shall be different.

    Robert Louis Stevenson

  • Was für ein wundervoller Thread! Und mit "Mondnacht" hast du eigentlich schon mein absolutes Lieblingsgedicht reingestellt xD
    Mit Ausnahme vielleicht von "Die Vergeltung" von Annette von Droste-Hülshoff. Dessen Ende hat mich schlicht weggehauen - und ich kann die Strophen, die wir in der Schule lernen sollten, immer noch auswendig xD Für den Thread kommt es mir allerdings ein wenig zu lang vor, aber ich pack's mal in den Spoiler, das müsste klappen.

    (Also, es ist ECHT lang. Aber ich finde es toll *_*)

    Spoiler anzeigen


    Die Vergeltung
    (Annette von Droste-Hülshoff, 1842)

    I.

    Der Kapitän steht an der Spiere,

    Spoiler anzeigen


    Das Fernrohr in gebräunter Hand,
    Dem schwarzgelockten Passagiere
    Hat er den Rücken zugewandt.

    Nach einem Wolkenstreif im Sinnen

    Die beiden wie zwei Pfeiler seh'n.

    Der Fremde spricht: „Was braut da drinnen?"

    Der Teufel", brummt der Kapitän.

    Da hebt von morschen Balkens Trümmer
    Ein Kranker seine feuchte Stirn,
    Des Äthers Blau, der See Geflimmer,
    Ach, alles quält sein fiebernd Hirn!
    Er läßt die Blicke, schwer und düster,
    Entlangs dem harten Pfühle gehn,
    Die eingegrabnen Worte liest er:
    Batavia. Fünfhundert Zehn."

    Die Wolke steigt, zur Mittagsstunde
    Das Schiff ächzt auf der Wellen Höhn,
    Gezisch, Geheul aus wüstem Grunde,
    Die Bohlen weichen mit Gestöhn.
    Jesus, Marie! wir sind verloren!"
    Vom Mast geschleudert der Matros,

    Ein dumpfer Krach in allen Ohren,

    Und langsam löst der Bau sich los.

    Noch liegt der Kranke am Verdecke,
    um seinen Balken, fest geklemmt,
    Da kommt die Flut, und eine Strecke
    Wird er ins wüste Meer geschwemmt.
    Was nicht gelang der Kräfte Sporne,

    Das leistet ihm der starre Krampf

    Und wie ein Narwal mit dem Horne

    Schießt fort er durch der Wellen Dampf.

    Wie lange so? Er weiß es nimmer,
    Dann trifft ein Strahl des Auges Ball,
    Und langsam schwimmt er mit der Trümmer
    Auf ödem glitzerndem Kristall.

    Das Schiff! - die Mannschaft! - sie versanken.
    Doch nein, dort auf der Wasserbahn,
    Dort sieht den Passagier er schwanken

    In einer Kiste morschem Kahn.

    Armsel'ge Lade! sie wird sinken,
    Er strengt die heisre Stimme an:
    Nur grade! Freund, du drückst zur Linken!"
    Und immer näher schwankt's heran,

    Und immer näher treibt die Trümmer,

    Wie ein verwehtes Möwennest;

    Courage!" ruft der kranke Schwimmer,
    Mich dünkt, ich sehe Land im West!"

    Nun rühren sich der Fähren Ende,
    Er sieht des fremden Auge Blitz,

    Doch plötzlich fühlt er starke Hände,

    Fühlt wütend sich gezerrt vom Sitz.
    Barmherzigkeit! ich kann nicht kämpfen."
    Er klammert dort, er klemmt sich hier;
    Ein heisrer Schrei, den Wellen dämpfen,
    Am Balken schwimmt der Passagier.

    Dann hat er kräftig sich geschwungen,
    Und schaukelt durch das öde Blau,

    Er sieht das Land wie Dämmerungen
    Enttauchen und zergehn in Grau.
    Noch lange ist er so geschwommen,

    Umflattert von der Möwe Schrei,

    dann hat ein Schiff ihn aufgenommen,
    Viktoria! nun ist er frei!

    II.

    Drei kurze Monde sind verronnen,
    Und die Fregatte liegt am Strand,

    Wo mittags sich die Robben sonnen,

    Und Burschen klettern übern Rand,
    den Mädchen ist's ein Abenteuer
    Es zu erschaun vom fernen Riff,

    Denn noch zerstört ist nicht geheuer

    Das greuliche Korsarenschiff.

    Und vor der Stadt da ist ein Waten,
    Ein Wühlen durch das Kiesgeschrill,
    Da die verrufenen Piraten
    Ein jeder sterben sehen will.
    Aus Strandgebälken, morsch, zertrümmert,
    hat man den Galgen dicht am Meer,
    In wüster Eile aufgezimmert.
    Dort dräut er von der Düne her.

    Welch ein Getümmel an den Schranken!
    -
    Da kömmt der Frei - der Hessel jetzt -
    Da bringen sie den schwarzen Franken,
    der hat geleugnet bis zuletzt."
    Schiffbrüchig sei er hergeschwommen",
    Höhnt eine Alte: „Ei, wie kühn!
    Doch keiner sprach zu seinem Frommen,
    Die ganze Bande gegen ihn."

    Der Passagier am Galgen stehend,
    Hohläugig mit zerbrochnem Mut,
    Zu jedem Räuber flüsternd flehend:
    Was tat dir mein unschuldig Blut?
    Barmherzigkeit! - so muß ich sterben

    Durch des Gesindel Lügenwort,
    O mög' die Seele euch verderben!"
    Da zieht ihn schon der Scherge fort.

    Er sieht die Menge wogend spalten -
    Er hört das Summen im Gewühl -

    Nun weiß er, daß des Himmels Walten
    Nur seiner Pfaffen Gaukelspiel!
    Und als er in des Hohnes Stolze

    Will starren nach den Ätherhöhn,

    Da liest er an des Galgens Holze:
    Batavia. Fünfhundert Zehn."

  • @ Cazuh Lynn: O mein Gott!
    Danke. Ich finde wirklich du hast Recht. Das Gedicht gefällt mir auch sehr. xD Ich liebe Gedichte über die Nacht und generell Problemgedichte. Da passt die Vergeltung wirklich dazu. Es ist nur wirklich extrem traurig am Schluss.


    Joseph von Eichendorff : Nachts

    Ich wandre durch die stille Nacht,
    Da schleicht der Mond so heimlich sacht
    Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
    Und hin und her im Tal
    Erwacht die Nachtigall,
    Dann wieder alles grau und stille.

    O wunderbarer Nachtgesang:
    Von fern im Land der Ströme Gang,
    Leis Schauern in den dunklen Bäumen -
    Wirrst die Gedanken mir,
    Mein irres Singen hier
    Ist wie ein Rufen nur aus Träumen