Kein Anime-Games-Forum ohne Visual Novels!
Doch was sind Visual Novels (manches mal auch Sound Novels genannt) überhaupt? Der Name sagt es eigentlich schon, nämlich visuell (sprich mit Bildern) untermalte Romane, oftmals auch mit mehr oder weniger schwerwiegenden Entscheidungen gespickt (andere wiederum bleiben natürlich auch der Buchform treu und setzen aufs völlig geradlinige Lesen). Wie auch die normale Literatur decken VNs alle möglichen Genres ab: sei es SciFi (Steins;Gate, Policenauts), Thriller (428), Fantasy (Fate/Stay Night) Horror (Saya no Uta, Higurashi no Naku Koro Ni) oder auch Datingsims, sowohl für die männliche (oft auch Galge genannt, zB. Clannad, ef) als auch für die weibliche (meist als Otome-Games bezeichnet, bspw. Hakuouki, UtaPri) Zielgruppe.
Viele der größeren VN-Schreiber haben in Doujinshi, sprich Amateur-Kreisen angefangen, so zum Beispiel Kinoko Nasu, der Mitbegründer von Typemoon und Autor von Werken wie Kara no Kyoukai und Fate/Stay Night veröffentlichte sein erstes Werk Tsukihime noch als Doujin-Projekt beim WinterComiKet 2000. Gen Urobuchi, heute vorallem durch seine Arbeit an Anime wie Madoka oder PSYCHO-PASS bekannt, hatte da schon mehr Glück und kam direkt bei nitro+ unter, und durfte frei seiner nihilistischen Schreibe frönen.
Gute Tipps für Einsteiger kann ich nicht wirklich geben, dafür hab ich insgesamt doch zu wenig gelsen, also werfe ich einfach mal in die Runde, was ich zuletzt gelesen hab: Phenomeno von nitro+, basierend auf den ersten 2 Kapiteln (die Geschichte "Das Haus, das Wünsche erfüllt") der gleichnamigen Reihe von Ninomae Hajime, illustriert von Yoshitoshi ABe (Haibane Renmai, Serial Experiments Lain). Das Ganze wurde Mitte '12 als Werbung für die Romane veröffentlicht und ist gratis über die Webseite zu haben, eine entsprechende und größtenteils ordentliche englische Übersetzung findet sich ebenfalls in den Weiten des World Wide Webs. Das Spiel misst in übersetzter Form knapp 1Gb und läuft in einer Auflösung von 1024x576, sprich im 16:9-Format.
Die Geschichte handelt von dem 18-Jährigen Yamada Nagito, der zum Studieren nach Tokyo kommt und sich in einem etwas ungemütlichen Haus, genannt das Haus, dass Wünsche erfüllt, am Rande der Hauptstadt in einem Wald einmietet. Jede Nacht um Punkt 2 Uhr hört ein merkwürdiges Kratzen und eines Morgens entdeckt er schließlich eine eingekratzete Zahl. Und schließlich noch eine. Ein Countdown scheint abzulaufen, und schließlich wendet er sich an eine Online-Community für Okkultismus, Ikaigabuchi, von denen er sich Hilfe verspricht. Dabei trifft er auf die rätselhafte Yoishi, die laut anderen Community-Mitgliedern eine geradezu wahnsinnig machende Wirkung auf andere Leute haben soll.
Die VN ist kurz, je nach Tempo (und dem zwischenzeitigen Einwurf von Herztabletten) liegt die Lesezeit zwischen 1,5-3 Stunden, ein kurzer aber richtig rienknallender Horror-Spaß. Die Zeichnungen sind detailliert, die Umgebungen aus ordentlich verfremdeten Fotos (die aber dennoch genug Raum für fieses Kopfkino lassen) und obendrauf garniert mit einem feinen Klaviersoundtrack und punktgenau eingesetzten Soundeffekten. Nix für Zartbesaitete, auch wenn sich das meiste im Kopf abspielt und eher weniger auf Gewalt als viel mehr tatsächlich auf Mysterien setzt. Leider endet die Novel dann auch am spannendesten Punkt und zwingt einen zum Weiterlesen der Romane.
Mal sehen, als nächstes folgt wohl, je nachdem, was ich zuerst durchspiele ein kurzer Text zu Fate/Stay Night, Tsukihime oder Umineko. Oder sollte endlich mal die Mahoutsukai no Yoru-Übersetzung erscheinen, eben jenes hochqualitative Werk.