Zwischen Zombies und Kannibalen

  • Ein Fanfiction von 5 fleißigen Schreibern und 6 Charakteren, davon 3 weibliche OCs und 3 bekannte Schauspieler (Dylan O'Brien, Tyler Hoechlin und Channing Tatum).


    Es war das größte Glück für Chastity und ihre zwei besten Freundinnen gewesen, als Chas die Reise für alle drei zum The Walking Dead Drehort gewonnen hatte und zudem dann auch noch von allen dreien die Lieblingsschauspieler eine Gastrolle besaßen. Zumindest dachten die drei es so, dass jedoch kurz nach ihrer Ankunft tatsächlich die Hölle auf Erden los brechen sollte, konnten sie ja nicht ahnen.


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    Kapitel 1 >>Akira<< —

    Langsam öffnete ich meine Augen, als ein Ruck durch meine Umgebung ging. Ich ließ meinen Blick langsam über die gebogenen, metallenen Wände gleiten, ich war scheinbar noch im Flugzeug. Rechts von mir konnte ich eine Bewegung wahrnehmen und drehte den Kopf, nur um das rote Haar von Chastity und das zerzauste, blonde Haar von Evolet, meinen besten Freundinnen, wahrzunehmen. Ich spürte den leichten Druck eines Kopfhörers in meinem linken Ohr und passend zu der eher holprigen Landung, lief gerade mein absolutes Lieblingslied: Rock you like a Hurricane von den Scorpions. Hach, ich weiß noch, wie ich deren Sänger, Rudolf Schenker, zufällig in Nürnberg am Hauptbahnhof getroffen hatte, als ich Evolet vom Zug abholen wollte. Der aschblonde war auf einmal vor mir aufgetaucht, als ich zum Gleis 3 hechtete. Natürlich ergriff ich die Chance und fragte, ob ich ein Foto mit ihm machen könne und ob er mir das Handy signieren würde, was er beides bejahte. Bevor ich allerdings weiter in Gedanken versunken konnte, begann Chastity an meiner Schulter zu rütteln. „Akira! Wir müssen raus!“ zischte sie, während Evolet bereits unsere Taschen aus den Gepäckfächern holte. Ich griff sofort nach dem schwarzen, mit einem von Flammen umgebenden Pentagramm und dem Text „saving people. Hunting things. The family business“ bedruckten, Rucksack. Ach Ja, ich liebte Supernatural so unnatürlich stark, aber noch mehr liebte ich Teen Wolf, allein weil Tyler Hoechlin mitspielte. Ebenso wie in der neuen Staffel von The Walking Dead. Ein Ruck ging durch mich, wir mussten ja zum Set! Immerhin hatte Chas das Preisausschreiben gewonnen und durfte mit zwei weiteren Personen nach Los Angeles fliegen, um am Set der neuen Staffel zu sein und beim Dreh zuschauen zu können. Natürlich haben sich viele unserer ehemaligen Freunde gemeldet und jeden hat sie abgelehnt, da wir drei von vorn herein gesagt haben, dass, wenn eine von uns gewinnt, sie die anderen beiden auch mitnimmt. Und dann kam vor zwei Wochen, gegen 03:35 Uhr, der Anruf der mahagonifarbenen, wo sie mir ins Ohr schrie, dass sie gewonnen hatte. Sofort kam Evolet mit dem nächsten Zug aus Stuttgart gefahren und wir drei hockten uns sofort zusammen, um zu besprechen, was wir alles erleben wollten und was wir besichtigen würden. Dabei kam doch recht viel zusammen, unter anderem der Sunset Boulevard und das Hollywood sign. Ich konnte nicht verhindern, dass ich uns einen Camaro ZL1 reservieren wollte, doch leider hatten sie nur noch einen weinroten Chevrolet Tahoe, naja besser als nichts, dachte ich mir und reservierte den SUV. Als wir am Nürnberger Flughafen ankamen, war ich plötzlich erleichtert, dass ich den Tahoe genommen habe, da sowohl Evolet, als auch Chastity, scheinbar die größten Koffer, die sie finden konnten, mitgenommen haben. Dagegen war mein Koffer ja winzig. Aber hey: Weder Wechsel ich drei mal am Tag das Outfit, noch hau ich mir tonnenweise Make-up ins Gesicht, um am Ende wie ein Zombie auszusehen. „Wo ist das Gepäckband? Ich möchte meinen Koffer nicht wirklich verpassen“ hörte ich Evolet, kaum dass wir das Flugzeug verlassen hatten. „Gute Frage... oh, hey da ist es ja!“ sagte Chastity und ich konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, während ich zum Gepäckband ging. Dabei hörte ich, wie Chas und Evolet über Dylan O‘Brien und Channing Tatum zu reden begannen... mal wieder. Konnten die es nicht lassen, bis wir zumindest am Set waren, sodass ihre Angebeteten das Gespräch mitbekommen würden? Doch leider kannte ich sowohl Chastity, als auch Evolet, weshalb ich wusste, dass die beiden, kaum dass wir ankommen würden, kein Wort mehr über die Lippen bringen werden, naja, nur noch Gestotter. Nun standen wir also vor dem Gepäckband und warteten auf unsere Koffer. Als erstes entdeckte ich meinen Koffer, die Ansammlung an Band-Aufnähern war unverkennbar. Ich schnappte mir den Griff und wuchtete den Koffer vom Band. Kurz darauf folgten auch schon die Koffer von Chastity und Evolet und wir gingen los, um den Mietwagen zu holen. Der Tahoe war eine Überraschung, da beide davon ausgingen, dass ich uns einen Honda oder einen Audi reserviert habe. Wortlos ging ich zur Autovermietung des L.A. international Airports und gab dem Mann hinter dem Schalter meinen Führerschein, welchen er mit den hinterlegten Daten abglich, ehe er in einem Schub zu kramen begann. Ich konnte zwar nicht sehen, was er tat, aber das Rascheln und Klimpern legte die Vermutung nahe, dass er nach dem Autoschlüssel suchte. Als er dann ein schwarzes Mäppchen vor mich legte, warf er mir zeitgleich ein schüchternes Lächeln zu.//Oh Gott Hilfe!// „Ähm sorry... aber du bist nicht mein Typ und... du bist zu alt“ sagte ich, schnappte mir das Mäppchen und ging dann eilig raus, weg von dem komischen Kerl. „Na, Aki? Was hast du uns ergaunert? Audi oder Honda?“ wurde ich von Evolet begrüßt, kaum dass sie mich entdeckte. „Oder bist du Hals über Kopf geflohen, da sich jemand an dich geworfen hat?“ fügte Chastity mit einem breiten Grinsen hinzu, während sich mein Gesicht zu einer angewiderten Fratze verzog. „Scheinbar ist der Typ ein Ekelpaket“ kommentierte Evolet, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte, woraufhin beide zu kichern begannen. Himmel hilf, die benahmen sich wie Kleinkinder. Also nahm ich meinen Koffer und ging dann zum Parkplatz, auf welchem unser Mietwagen stand, wobei ich nicht verhindern konnte, dass sich ein Grinsen auf meinen Lippen bildete. „Ist das unser Auto?“ murmelte Chastity hinter mir und, anstatt zu antworten, ging ich zur Fahrertür und öffnete diese. „Scheinbar schon“ hörte ich Evolet Flüstern, ehe die beiden die restlichen Türen öffneten, sodass der Zigarettenrauch aus dem SUV ziehen konnte, während ich hinter das Auto ging, um den Kofferraum zu öffnen und meinen Koffer in diesen hieven, gefolgt von Evolet‘s und anschließend von Chastity‘s Koffer. „Na dann lasst uns mal losfahren“ meinte ich, bevor ich mich hinter das Lenkrad hockte und mich anschnallte. Chas pflanzte sich neben mich und Evolet breitete sich auf der Rückbank aus, nur um ihren Laptop rauszuholen und dann, mal wieder, Sims zu spielen. Nachdem die beiden angeschnallt waren, startete ich den Motor und fuhr los in Richtung Silverlake, einem Stadtteil von Los Angeles, in welchem die Dreharbeiten für die neue Staffel stattfinden sollten. Endlich würde ich Tyler Hoechlin treffen, da waren so viele Fragen, die ich ihm stellen wollte, aber ich wusste nicht, mit welcher ich anfangen sollte. Dabei fuhr ich ruhig durch die Straßen, während Evolet immer wieder leise lachte. Nach einer Weile sagte die blonde auf einmal: „He Aki. Dein Charakter hat Zwillinge bekommen“ gefolgt von einem lauteren Lachen, welches allerdings von Chastity kam, woraufhin ich meine Lippen aufeinander presste, um nicht laut zu fluchen, obwohl mir dennoch ein leises „Verdammt“ in Form eines Zischen entwich. Gottseidank war es zu leise, als dass die beiden es hören könnten. Nach einer Weile hielt ich neben einem Jeep, was Chas fast zum weinen brachte. „Ein blauer 1980er Jeep CJ5! Und dann noch die Robin‘s Egg Blue Limited Edition! Oh Himmel, er hat schwarze Türen und ein schwarzes Verdeck! Ich glaube, ich spinne!“ rief die rothaarige mit funkelnden Augen aus. ‚Jap, sie ist immer noch ein Teen Wolf Freak‘ schoss es mir durch den Kopf. „Falls du es vergessen hast, der CJ5 kommt als gepanzerter Fluchtwagen in der Staffel vor“ sagte Evolet ruhig, wobei ihr Alter Ego, der größte The Walking Dead Nerd, zum Vorschein kam. „Ist ja gut..“ murmelte Chas und strich, wie um sich zu verabschieden, über die Fahrertür. Währenddessen ging ich zu einem Sicherheitsmann, der uns misstrauisch beäugte. „Hallo! Wir sind die Gewinner von dem Preisausschreiben“ sagte ich eilig und deutete auf die anderen. „Chastity Flanders, Evolet Smolli und ich bin Akira Mitchell“ fügte ich freundlich hinzu, ehe mein Blick nervös wurde, als der Security nach seinem Funkgerät griff, um unsere Mannen abzufragen. Als eine positive Rückmeldung kam, seufzte er nur kurz. „Okay, folgt mir“ sagte der Sicherheitsmann in gebrochenem Deutsch und drehte sich dann ruckartig um, nur um loszulaufen. „Worauf warten wir noch? Hinterher!“ rief Chastity elangeladen aus und sofort rannten wir hinter dem Security her, um jenen nicht plötzlich zu verlieren. Nach wenigen Minuten war ein hektisches Gerede zu vernehmen und wir konnten, als wir um die Ecke bogen, den Regisseur auf uns zu rennen sehen. „Hey! Willkommen!“ rief er aus und schüttelte nacheinander unsere Hände. „Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit für euch“ sagte er und wirkte beschämt. Der Regisseur hatte zwar einen Akzent, aber das war kein amerikanischer, das war ein deutscher. Und dann noch ein schwäbischer, was für ein Zufall. Ich war schon wieder so in Gedanken verloren, dass ich zusammenzuckte, als plötzlich der Name „Tyler Hoechlin“ fiel. Langsam drehte ich mich zu den anderen um, deren Augen funkelten. Ergo mussten auch die Namen „Dylan O‘Brien“ sowie „Channing Tatum“ gefallen sein. Himmel Hilf, wir waren schon Fangirls vom Feinsten. Gerade wollte ich fragen, was der Regisseur gesagt hat, als ich den herunter tropfenden Speichel an Chas‘ Mundwinkel bemerkte und ein amüsiertes kichern drang aus meiner Kehle. Daraufhin merkte die rothaarige, dass etwas nicht stimmte und wischte sich eilig den Sabber weg, als wir eine neue Stimme vernahmen. „Hey, seid ihr die Gewinner des Preisausschreibens?“ sprach die fremde, tiefe Stimme und ich wusste sofort, wer das war: Tyler Hoechlin, mein Idol und der Kerl, in den ich mich verliebt habe. „Genau, die sind wir“ quietschte Evolet, dieses Geräusch gab sie normalerweise nur von sich, wenn sie Channing irgendwo sah. Dann war er wohl da und Dylan höchstwahrscheinlich auch. Als ich wieder zu Chas blickte, bestätigte sich mein Verdacht, da sie an mir vorbei sah und fast wieder zu sabbern anfing, jedoch konnte sie dies gerade noch verhindern, indem sie die Lippen aufeinander presste. Langsam drehte ich mich rum und besah mich der Neulinge. Jup, das waren Tyler, Dylan und Channing. Ein kurzes Seufzen war von dem grünäugigen Mann zu vernehmen und er drehte sich in die Richtung, in welche der Regisseur verschwunden war. „Kommt! Wir schauen beim Dreh zu“ sagte Dylan mit einem breiten Grinsen, ehe er, gefolgt von Channing und Tyler folgte. „Ja, Mann! Auf geht’s!“ schrie Evolet und sofort folgten wir den drei Männern, nur um kurz darauf neben dem Kameramann zu stehen und neugierig zu schauen, wie die Zombie-Schauspieler sich langsam vorwärts bewegten. Plötzlich drang ein starker Verwesungsgeruch in meine Nase und ich sah mich um, während ich etwas nach hinten rutschte, näher zu Tyler. „He, ihr! Es wird nicht an Kollegen geknabbert!“ schallte auf einmal die Stimme des Direktors und das was ich nun sah, nahm mir jegliche Farbe aus dem Gesicht. Da waren zwei von den Schauspielern und sie Bissen einen dritten, bis das Blut wortwörtlich herausströmte und die Schreie des Manns in ein gurgeln übergingen. Moment... Schauspieler? „Fuck! Das sind echte Zombies“ stieß ich hervor, bevor mich jemand am Oberarm packte und eilig zu den Autos zog. Ein kurzer Blick verriet mir, dass Tyler mich mitzog und dass Chas, Dylan, Evolet und Channing dicht hinter uns waren. „Tyler! Ich und die rothaarige nehmen den CJ!“ rief Dylan und zog meine Freundin zu dem Auto. „Wer von euch hat die Schlüssel für den SUV?“ fragte Tyler und ich hielt ihm die Schlüssel hin, ehe ich mich auf den Beifahrersitz warf, während Channing und Evolet auf den Beifahrersitz sprangen und Tyler sich den Fahrersitz krallte.

  • Kapitel 2 >>Chastity<<-


    Ich war so wahnsinnig aufgeregt als wir am Set ankamen. Endlich war ein Traum war geworden und icb durfte endlich Dylan O'Brien endlich live und in Farbe sehen, als ich dann noch den CJ 5 sah in der Limited Edition wars bei mir ganz vorbei und ich lief die ganze Zeit mit glasigen Augen hinter meinen Freundinnen her. Als ich dann wenige Minuten später auch noch Dlyan zu Gesicht bekommen hatte schlug mir das Herz bis zum Hals. wie konnte jemand nur so verboten heiß aussehen. Seine dunkelbraunen Haare trug er wie so oft verwuschelt.

    Nachdem uns der Regisseur empfangen hatte und gegangen war, wurden wir von den drei Schauspielern wärmsten empfangen. Wir gingen mit ihnen zum Rand des Sets um uns den Dreh der neusten Folge anzusehen. Es war spannend und an manchen Stellen hielt ich die Luft an. Dylan erklärte uns zwischendurch immer mal wieder, wie welche Szene zustande gekommen war oder umgesetzt wurde. Ich hatte von sowas schlichtweg keine Ahnung aber ich lauschte aufgeregt seiner rauhen Stimme.

    Dann plötzlich wurde es hektisch. Wir hörten Schreie, welche eindeutig nicht zur Szenerie passten und einfach ohne Vorwarnung abbrachen. Verwirrt blickten sich die drei Männer um. Es machte mich nervös und ich sah auch in Akiras und Evolets Gesicht, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Dann waren da plötzlich zwei Männer in Zombieverkleidung und fielen über einen Kollegen her. War das ein blöder Scherz? Wollten sie uns etwa erschrecken? Aber dann hätten Dylan, Tyler und Channing nicht so ein Gesicht gemacht.

    Akira war die erste, welche die Situation erkannte und uns eilig an den Händen zog. "Das sind echte Zombies! Wir müssen hier sofort raus!"

    Wir nahmen gerade die Beine in die Hand und rannten los als die ersten Zombies schon aus der Menge taumelten und wiederum andere über die anderen Angestellten her machten.

    Tyler zog Akira zum SUV, ich hechtete neben Dylan her während Evolet und anschließend Channing als Schlusslicht folgte. Dylan entschied, dass ich mit ihm im Jeep CJ 5 fahren würde und die anderen vier den Tahoe.


    Sprachlos und mit stark zitternden Händen saß ich nun in meinem absoluten Traumauto und stand unter Schock. Als ich nun all das Revue passieren ließ kam mir in Erinnerung wieviel Blut dort gespritzt und sich auf Kleidungsstück, Boden und toten Körpern verteilt hatte.

    Dylan fuhr einfach hinter Tyler her und sah ebenso mitgenommen aus wie ich. "Hey,", sagte er und legte eine Hand auf meine. "geht's wieder?"

    Ich sah ihn mit meinen grünen Augen an und nickte nur knapp.

    Er nahm seine warme Hand wieder weg und sah auf die Straße, wo man Leute hektisch rumrennen und ihre Sachen packen sahen.

    "Du bist Chastity, nicht wahr?" Der dunkelhaarige schien zu versuchen mit mir Smalltalk zu halten aber wieder war meine Antwort nur ein Nicken. Meine Stimme wollte mir einfach nicht gehorchen.

    So saßen wir schweigsam nebeneinander ehe Dylan hinter Tyler neben einem Geschäft anhielt. Scheinbar war einer der anderen so geistesgegenwärtig gewesen um daran zu denken das wir uns nicht wehren konnten, denn wir standen mitten vor dem Cerakote, einem Waffenladen.

    Ich eilte aus dem Wagen und stützte mich an der Wand des Gebäudes ab und übergab mich. Ich vertrug viel und hatte Horrorfilme ohne Ende gesehen aber die Realität war dann doch noch ein Stück weit heftiger.

    Jemand hielt mir die Haare zur Seite. Es waren Akira und Evolet. Sie sahen genauso blass aus wie ich.

    "Geht's?" Es war Evolets Stimme und wieder brachte ich nur ein Nicken von mir. Akira hielt mir ein Taschentuch und eine Flasche mit Wasser hin. Ich bedankte mich flüsternd und nahm einen kräftigen Zug aus der Falschen den ich dann auf den Bodeb spuckte. Mit dem Tuch wischte ich über meinen Mund und Kinn und ließ es dann ebenfalls in die eklige Lache vor mir fallen.

    "Können wir?" Es war die unruhige und drängende Stimme von Channing, der bereits an der Ladentür stand und diese aufbrach.

    Ich richtete mich auf und straffte mich kurz. Mein Blick fiel auf Dylan, der mit Tyler versuchte zu helfen. Zu dritt schafften sie es zum Schluss hin und nur eine Minute später standen wir in dem verstaubten Laden.

    Meine Augen suchten sofort die Wände ab und fanden kurz darauf, dass was sie finden wollten und ich ging darauf zu. Ein Drake Savaria sagte mir sofort zu. Es war ein ungarischer Reiterbogen. 52 Zoll und 65 lbs. Kurz und gut in der Handhabung mir ordentlicher Reichweite. Ohne darüber nachzudenken, riss ich die Verpackung auf und nahm den OnePiece Bogen aus der Hülle. Die Sehne spannte ich unter großen Mühen in die Kerben des Bogens ein und packte mir ein paar Dosen Sehnenwachs in die Taschen. Ein Seitenköcher folgte dem Ganzen ebenso wie etwa zwei Dutzend Pfeile mit Übungsspitzen. Ich sah zu den anderen, die sich bereits gut bestückt hatten und nun die restlichen Schusswaffe und Patronen in eine Tüte warfen.

    Bevor ich jedoch zu den anderen ging wechselte ich meine normalen Stiefel gegen ein paar bequeme Brandit Stiefel Phantom Boots aus Nubukleder.



    Wochen waren num vergangen seit dem die Apokalypse über uns herein gebrochen war. Lebende Menschen traf man jetzt kaum noch, sondern nur fauchende und keifende Untote. Wir hatten uns so langsam an das ganze gewöhnt und zogen quer durch die Stadt um leere Gebäude zu plündern. Sogar einen Anhänger mit Abdeckung hatte uns Akira organisiert um noch mehr transportieren zu können.

    Wir waren gerade an einem der Kaufhäuser der Umgebung angekommen um nach Essen zu suchen.

    Aus einem der letzten Läden hatte ich mir ein langes Survivalmesser mit Sägezahnung in schwarz mitgehen lassen. Exakt dieses hielt ich nun in der Hand als ich neben der Tür stehen blieb und Akira und Tyler mit gezogenen Waffen den Vortritt ließ. Hinter mir standen Channing, Dylan und Evolet. Ebenfalls mit gezogenen Messern und Schusswaffen.

    Wir waren alle sehr angespannt.

    Ich folgte als dritte im Bunde und sah mich um, während ich mir eine meiner mahagoniroten Strähnen aus dem Gesicht wischte, die sich aus meinem festen Pferdeschwanz gelöst hatten.

    Akira nahm rechts neben sich eine Dose aus dem Regal und warf diese auf den Boden. Scheppernd rollte sie auf den Steinfliesen. Unsere Gruppe lauschte aufmerksam, nichts war zu hören, außer dem leisen Surren der Klimaanlage die noch zu funktionieren schien.

    Also teilten wir uns in Zweier Teams auf und durchforsteten die Gänge. Akira ging mit Tyler, Evolet mit Channing und Dylan mit mir. Wir warfen alles was Essbar war, in Dosen und Gläsern konserviert oder getrocknet in unsere leeren Seesäcke für die Plünderungen. Proteinriegel, Nüsse und all das landete ebenfalls zwischen den Dosen. Wir nahmen einfach alles mit was auch nur irgendwie satt machte. Was wir aber am dringendsten brauchten war Wasser. Welches Channing und Evolet gerade durch unseren Gang in rauhen Mengen zu den Autos trugen.

    Als Dylan und ich in den nächsten Gang einbogen hörten wir plötzlich ein statisches Rauschen. Dort lag im Regal eingeschaltet ein Funkgerät. Dann auf einmal eine Männerstimme. "Hallo?" Ein Knacken war in der Leitung zu vernehmen. "Hört mich...." Das Signal war weg. Alarmiert sah sie zu Dylan.

    "Das müssen wir den anderen zeigen!" Die Überraschung in meiner Stimme war genauso groß, wie seine weit aufgerissenen karamellfarbenen Augen. Ich steckte das Funkgerät in die Seitentasche meiner neuen Armeehose.

    Wir beeilten uns dabei unseren letzten Gang eilig abzuarbeiten und schnellst möglich in unser Versteck abzutauchen.


    Wir hatten uns in einer alten Tiefgarage eingeigelt, welches nur eine Etage besaß und somit für uns sehr übersichtlich war. Unser Vorteil war, wir konnten die Autos und den Anhänger mit hinein nehmen und verstecken.

    Keine halbe Sekunde nachdem der CJ 5 aus war, sprang Dylan aus dem Wagen und rannte zu den anderen. Seine Schritte hallten leise durchs das Gewölbe. Langsam folgte ich ihm.

    "Ihr glaubt nicht was wir gefunden haben?!", fing der dunkelhaarige sofort an zu erzählen. Doch weiter kam er nicht da plötzlich das Funkgerät wieder ansprach.

    "Hallo? Hört mich jemand?" Wieder ein Knacken in der Leitung. "Für alle Überlebenden: Wir haben einen sicheren Platz gefunden. Er befindet sich....."

    Wieder war das Signal weg.

    Wir sahen uns alle gegenseitig an.

  • Kapitel 3 >>Evolet<<


    Ich starrte ungläubig auf das Funkgerät und spürte, wie die Freude in mir aufschäumte, die kurz darauf verblasste und eine starke Frustration hinterließ, als der Funkspruch abbrach. „Verflucht!“ konnte ich ein Zischen von Akira vernehmen und kurz darauf ein lautes „Scheiße!“ von Chastity. Ich fühlte mich in diesem Moment nicht anders, doch hielt ich mich zurück. Dennoch konnte ich ein leises Fluchen meinerseits nicht unterdrücken. Mein Blick wanderte über die Menschen, mit denen ich in den letzten Wochen ums Überleben gekämpft habe. Akira hatte ihre linke Hand an der Desert Eagle, die an ihrer linken Seite hing. Chastity hatte einen Carbonpfeil in den Drake Savaria eingelegt, ihre Finger ständig an der Sehne. Dylan´s Blick wanderte ruhelos, aber aufmerksam von einer Seite der Garage zur anderen. Tyler war sichtlich angespannt und dennoch hatte er sich vollkommen unter Kontrolle, weshalb ich fast übersah, wie er einen Arm um Akira´s Schultern legte und sie dadurch näher zu sich zog. Zu guter letzt fiel mein Blick auf Channing, dessen Blick hektisch hin und her wanderte. Wow, der Kerl in den ich verliebt war, hatte scheinbar Angst.

    „Es wird spät, wir sollten schlafen gehen“ meldete sich Dylan zu Wort und sofort gingen wir zu den Autos, während Akira zum Tor ging, scheinbar hielt sie die erste Wache. Ich hockte mich auf den Rücksitz des Tahoe´s und kuschelte mich sofort in die Kissen, um kurz darauf in einen traumlosen Schlaf zu sinken.


    Es schienen einige Stunden vergangen, als Akira mich anstupste. „Evoli, du bist dran mit Wache halten“ murmelte die schwarzhaarige und ich blinzelte ein paar Mal, bevor ich mich leise aus dem Auto schob. Das schwache Licht verriet mir, dass der Mond bereits hoch am Himmel stehen musste. „Okay.. dann hau du dich aufs Ohr“ flüsterte ich und sah zu, wie sich meine Freundin auf den Beifahrersitz hockte und sofort ihre Kissen über sich zog. Jeder von uns hatte sich Kissen und Decken mitgenommen, aber uns schien es momentan noch zu heiß, um letzteres zu nutzen. Nach wenigen Augenblicken fiel Aki gegen Tyler, dessen Kopf sofort alarmiert hochschoss, bis er das schlafende Mädchen an seinem Arm bemerkte und sich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zurücklehnte. Wahnsinn, ich hab ihn noch nie so lächeln sehen und wir waren bestimmt schon drei Wochen unterwegs. Langsam begab ich mich zum Wachposten, eigentlich war es ein ehemaliges Pförtnerhäuschen, dessen Rollo´s sehr weit nach unten gelassen waren. Es war noch so viel Platz vorhanden, dass wir durchsehen konnten, ohne selbst gesehen zu werden, da die Fenster von außen verspiegelt waren. Ebenso gab es ein kleines Fenster, das wir öffnen konnten und da es hier drin sehr stickig war, war dieses eigentlich ständig auf. Gottseidank war das Fenster gerade mal so groß, wie der Lauf meiner Waffe. Vorsichtig ließ ich mich auf dem Stuhl nieder und legte die G29, mein Scharfschützengewehr so auf dem Tisch nieder, dass der Lauf auf jene Öffnung zielte, ohne diese zu verlassen. Sollte ich jedoch schießen müssen, so konnte ich die G29 einfach vorschieben und sofort drauf los ballern, wie ich es immer so schön sagte. Heute Nacht war es scheinbar windstill, denn ich konnte ein entferntes Heulen eines einzelnen Zombies hören. Während meiner Wache ließ ich die Gedanken schweifen. Hauptsächlich dachte ich über den abgebrochenen Funkspruch nach. Was mich nicht in Ruhe ließ, wer waren diese Leute und wo kamen sie her? Und vor allem: Wo sind sie jetzt? „Sind das wirklich gute Menschen? Oder wollen sie uns in eine Falle locken, um uns die Vorräte zu nehmen?“ fragte ich in die Stille, erwartete keine Antwort und bekam auch keine. Kurz darauf schweiften meine Gedanken ab. An den Mann der auf dem Rücksitz des Tahoe´s schlief und vermutlich davon träumte, wie ihm heiße Chick´s jeden Wunsch von den Augen ablasen. Konnte er mich nicht einfach mal in den Arm nehmen? Musste er mich jedes Mal ignorieren? Dieser Gedanke versetzte meinem Herz einen kurzen, schmerzhaften Stich und ich beschloss, solche Gedanken die restliche Nacht über zu verbannen. Den Rest der Nacht hielt ich also schweigend meine Wache. Hin und wieder stolperte ein Zombie vorbei, der mich jedoch nicht bemerkte.


    Langsam aber sicher färbte sich die Straße rosa, das hieß, dass die Sonne aufging. Eine weitere Nacht ohne Zwischenfälle, super! Denn Tagsüber, so hatte Dylan herausgefunden, wurden die Zombies langsamer und somit auch unschädlicher für uns, leider wissen wir noch nicht, warum dies geschieht. Ich wartete, bis sich die letzten Untoten auf der Straße in ihre Unterschlüpfe, oder wohin auch immer sie gingen, verkrochen, bevor ich mich langsam erhob und das Gewehr schulterte. Mit leisen Schritten begab ich mich zurück zu den anderen und sah, wie sich der bekannte Rotschopf aus dem Jeep erhob. Meiner Meinung nach schnitt sich das rot ihrer Haare mit dem Blau des Jeeps, aber da wir uns mitten in der Apokalypse befanden, beschloss ich, nichts dagegen zu sagen.

    „Guten Morgen, Chas“ sagte ich stattdessen und ging mit wenigen Schritten zu ihr. „Oh, Guten Morgen, Evolet“ erwiderte diese mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „War alles ruhig da außen?“ fügte Chas eilig hinzu. „Es sind vereinzelt Zombies vorbeigelaufen, aber die haben mich nicht bemerkt“ erwiderte ich ruhig. ´Aber bei dem Schnarchen von Tyler hätte es mich nicht gewundert´ dachte ich.

    Meine Zweifel wegen der anderen Überlebenden behielt ich vorerst für mich, immerhin wirkten alle zu euphorisch, als dass ich mit einer Vermutung ohne Beweise zu ihnen hätte vordringen können. Während es in der Garage heller wurde, erwachte nach und nach auch der Rest der Gruppe. Zuerst Dylan, welcher sich mit zerzausten Haaren aus dem CJ5 erhob und erstmal ausgiebig gähnte. Nach wenigen Momenten gesellte sich Channing zu uns, seine Haare waren mal wieder tipptopp gepflegt, vermutlich kämmte er sie, bevor er aus dem Auto stieg. „Na alles ruhig soweit?“ fragte er mich dann und ich konnte einen kurzen Anflug von Verärgerung nicht unterdrücken. Natürlich musste sich der Vogel mal wieder wie ein Anführer benehmen. Dabei hatten uns seine Entscheidungen in den letzten Wochen mehrmals fast in die Arme der Zombies geritten und nur durch ein beherztes Eingreifen von Chas und Aki konnte dies verhindert werden. Hatte er sich jemals bei meinen Freunden dafür bedankt? Nein, er hielt das für selbstverständlich. „Ach sei doch ruhig, du komischer Vogel“ knurrte Dylan, scheinbar war ich nicht die einzige, welche die Schnauze von Channing´s Anführer Gehabe voll hatte. „Wer nennt mich hier komischer Vogel, du zerzaustes Huhn?“ erwiderte der angesprochene knurrig und es dauerte nicht lange, bis Akira und Tyler auftauchten. Ich konnte einen Anflug von Mitleid gegenüber meiner Freundin nicht verhindern. Sie hat sehr viel von der Wache übernommen, um uns allen Schlaf zu gönnen. Davon konnten mittlerweile die Augenringe in ihrem Gesicht ein Lied singen. „Channing, sei ruhig“ knurrte Tyler und wieder einmal merkte ich, wie hitzköpfig dieser war. „Tyler, komm lass es… der ist es nicht wert“ flüsterte Akira und legte eine Hand auf die Brust des größeren, woraufhin sich dieser beruhigte und zu meiner Freundin sah. „Ich mach das nicht für jeden“, konnte ich den bärtigen murmeln hören und ein Stich der Eifersucht drang in mein Herz. Ich konnte doch nicht wirklich eifersüchtig auf Aki sein, oder? Naja, sie verstand sich ziemlich gut mit Tyler und dann war ich, die mit Channing vielleicht gerade einmal eine Begrüßung tauschte. Ich wollte den Großen besser kennenlernen, aber er schien jedem Gespräch mit mir aus dem Weg zu gehen. Hoffentlich würde sich das bald ändern.

    „Also, wir fahren nach Silver Lake, um zu schauen, ob wir die Menschen, die gefunkt haben, irgendwo finden. Denn eine große Reichweite hat das Funkgerät nicht.. und vielleicht finden wir irgendwo sogar noch Batterien, dass es uns nicht abstirbt.“ konnte ich Akira vernehmen und grinste kurz. Wenn es einen Anführer in dieser Gruppe geben würde, dann hatte Akira definitiv meine Stimme, denn sie hatte sich wirklich gemausert. Channing blickte zu mir, fast als ob ich irgendwas zu seiner Verteidigung sagen sollte. ´Ach jetzt auf einmal soll ich dir helfen? Nö, kannst du knicken´ dachte ich und sah stumm weg. „Dann lasst uns mal essen machen“ sagte Dylan, jetzt wieder fröhlicher und ging, mit Chastity im Schlepptau zum Anhänger, um eine Packung Pökelfleisch sowie Obst zu holen. Nun meldete sich mein Magen zum ersten Mal seit dem letzten Essen, gestern Abend, zu Wort. „Uhh ich nehme zwei Äpfel bitte“ sagte ich und griff dankbar nach dem grünen Obst. Sofort biss ich hinein und merkte, wie sich der leicht saure Geschmack in meinem Mund ausbreitete. Mal wieder hatte Chastity mir meine Lieblingssorte, Granny Smith, gegeben. Akira nahm sich zwei Streifen des Pökelfleisches und einen Pfirsich. Tyler nahm das gleiche, während Channing sich eine Banane nahm und sich abseits von uns ein Plätzchen suchte. Scheinbar war er am Schmollen. Dylan und Chastity teilten sich das restliche Fleisch und brachten das übrige Obst zurück in den Anhänger. Nach wenigen Minuten hatten wir alle aufgegessen und begaben uns in die Auto´s.

    Chastity und Dylan fuhren mit dem CJ5, während sich Tyler und Akira wieder auf die vorderen Sitze des Tahoe´s begaben, was hieß, dass ich mir den Rücksitz mal wieder mit Channing teilen musste. Allerdings hatte ich wenig Lust auf ein einseitiges Gespräch, weshalb ich, kaum dass ich saß, meine Kissen zu einer Art Wand zwischen ihm und mir stapelte. `Und jetzt kann ich mich etwas ausruhen..´ dachte ich erleichtert und lehnte mich an die Tür, nur um kurz darauf einzuschlafen.

    Es fühlte sich an, wie fünf Minuten, als ich von Akira geweckt wurde und öffnete mit einem Brummen meine Augen. „Tyler und ich waren auf der Suche nach den anderen Überlebenden, als wir eine Zombiehorde entdeckten.. nicht dass du dich jetzt wunderst. Aber wir hauen hier alle ab.“ flüsterte sie und ich konnte nur nicken. Eine Zombiehorde..? Ich merkte, wie mein Mund trocken wurde und mir das Schlucken schwer fiel. Waren deshalb alle Zombies in eine Richtung gelaufen? Um sich zu sammeln? Besorgt ließ ich meinen Blick wandern, wo war der blaue Jeep? „Wo..?“ fing ich an, wurde jedoch von Channing unterbrochen, welcher meine Mauer aus Kissen einriss und zu seinem Fenster zeigte. Sofort blickte ich hinaus und ein erleichtertes Seufzen verließ meine Kehle. Chastity und Dylan waren direkt neben uns. Nach wenigen Minuten ließen wir die Wolkenkratzer von Los Angeles hinter uns und kamen kurz darauf an einem Schild vorbei, welches sagte: „you´re now leaving Los Angeles“ Ob wir je hierher zurückkommen würden?

  • Kapitel 4 >>Tyler<<


    „You’re now leaving Los Angeles“. Nun waren wir tatsächlich raus aus der Stadt, die ich wohl ungelogen meine Heimat nennen konnte. Viele Jahre meines Lebens hatte ich hier verbracht und es ohne zu merken, ist sie wohl auch ein Teil von mir geworden. ‚Wie viele Rollen ich hier schon gespielt habe?‘ dachte ich und ein leichtes Schmunzeln glitt über meine Lippen, als ich an jene Zeit zurückdachte. Ich träumte vor mich hin, als ein kleiner Huckel auf der Straße mich in die Realität zurück brachte.


    Mein Blick wanderte über die ganze Landschaft doch meine Empfindung war gleich. Egal wo man hinschaute nach rechts oder links, ob vor uns oder hinter uns, es war nur noch eine Einöde zu sehen. Leere Straßen, dunkle Bäume, zerstörte Häuser, diese völlig trostlose Gegend sah einfach nur noch nach Zerstörung und gähnender Leere aus. Es war dieselbe gähnende Leere, welche wir auch schon von der Innenstadt Los Angeles kannten. Diese welche wohl auch die Ursache dafür war, dass meine Stimmung des Öfteren kippte und ich dann auf eine leicht melancholische Schiene überlief. Doch zum Glück hatte ich sie. Akira, ich blickte zu meiner Beifahrerin und wie von Zauberhand konnte ich mich wieder entspannen und den anstrengenden Alltag vergessen. Es war schon Glück im Unglück, dass ich der Schwarzhaarigen an dem Tag der Ausbreitung begegnet bin.


    Wir waren noch keine zwanzig Kilometer gefahren, als ein lautes Piepen und die rote Anzeige im Armarturbrett auf den leeren Tank des Autos aufmerksam machten. ‚Welcher Penner hat vergessen zu tanken?‘ dachte ich in einer leicht genervten Art. Während ich die Fragerei von hinten bewusst ignorierte, um mir selbst meine eigene Frage zu beantworten, erinnerte ich mich. „Scheiße“ murmelte ich, ich selbst hatte mich für die Betankung des Tahoe bereiterklärt und Dylan hatte noch behauptete, dass sowas passieren wird. ‘Naja egal.‘ dachte ich und ein leichter Seufzer kam über meine Lippen, während Akira den Fragenden hinter uns erklärte, dass wir nur noch fünfzig Kilometer fahren konnten. „Okay ich denke wir sollten wohl Dylan und Chastity Bescheid sagen, dass wir an der nächsten Tanke halten.“ zustimmend nickte Akira mir zu, während ich nun langsamer wurde und die Warnblickanlage aktivierte.


    Schnell bemerkte Dylan das irgendwas bei uns nicht stimmte und brachte schließlich den blauen Geländewagen rechts von uns zum stehen. „Was ist los?“ fragte Dylan durch die große offene Tür des CJ5. Zum Glück hatte er irgend so ein europäisches Model genommen, wodurch ich ihn durch das Fenster des Tahoes, der sein Lenkrad auf der rechten Seite hatte, gut verstehen konnte. „Der Tank ist leer, wir kommen nur noch maximal fünfzig Kilometer.“ rief ich durchs Fenster. Dylans Blick wanderte kurz zu Chastity und drehte sich erst dann wieder zu mir. „Ja dann fahren wir die nächste Tanke an.“ antwortete Dylan gelassen und ich war überrascht, dass mir der Maze Runner Schauspieler keine Vorwürfe machte.


    „Nächste Tankstelle 3km“ zeigte das Schild, welches sich direkt vor uns befand. ‚Dann ist es ja nicht mehr weit.‘ dachte ich mir und mein Fuß drückte das Gaspedal des Tahoes ordentlich durch. Die Beschleunigung presste uns leicht in die Sitze und abermals wanderte mein Blick durch die Landschaft. ‚Wie viele Überlebende es wohl gibt?‘ fragte ich mich, als ich durch die leere Gegend schaute. Es war schon verwunderlich, dass wir immer noch nicht auf andere Überlebendende getroffen sind. ‚Gab es wirklich nur so wenig Überlebende?‘.


    An der Tankstelle angekommen, hielt ich den SUV direkt neben der Zapfsäule an und fing an ihn zu betankem, als ich mich auf einmal beobachtet fühlte. Vorsichtig schlich ich mich zum Anhänger des SUVs, ich hatte dort eine meiner Schrotflinten versteckt und holte sie nun hervor. Langsam bewegte ich mich zur Tür, während Akira mir einen leicht verängstigten aber auch irritierten Blick zuwarf. Ich war fast an der Tür angekommen, als Dylan der bereits mit dem CJ5 direkt hinter uns geparkt hatte, mir zurief „Pass auf das du nicht die Zapfsäulen triffst.“. Verärgert blickte ich ihn an, als ein Gewehrprojektil an meinen Augen vorbeischoss und ein Knall ertönte.


    Geschockt stand ich da, ich war bewegungsunfähig. Das Projektil war nicht einmal zehn Zentimeter vor meinen Kopf vorbeigeflogen. Mein Schock riss mich auf den Boden und ich realisierte das ich beinahe gestorben war. Es war wie ein Dämmern in dem ich vereinzelte Stimmen wahrnahm. „Spinnst du?!“ kam es von der Tür und ich drehte meinen Kopf zu dieser. Nun erkannte ich drei Männer, welche sich im Vordergrund wegen des Schusses stritten und zwei weitere im Hintergrund, welche interessiert unsere Fahrzeuge musterten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich weiter zur den Streitenden, als eine beunruhigte Akira meinen Namen rief. Sie stellte mich vor mich und schaute mir in die Augen, doch ich konnte mich nicht beruhigen. Ich war zwar geschockt, doch so gleich dachte ich daran dem Typen Mal ordentlich eine zu verpassen. ‚Was dachte sich dieser Idiot dabei?!‘ dachte ich in meinem Zorn, wobei mir seine Antwort relativ egal gewesen wär. Ich ballte meine Faust und wollte gerade zu ihm hingehen, als die Schwarzhaarige meine Hand ergriff. Wieder schaute sie mir in die Augen und ich hatte das erste Mal die Gelegenheit, die verschiedenen Augenfarben des Mädchens wahrzunehmen. Fasziniert blickte ich in ihre Augen und sagte „Du hast echt schöne Augen, Aki.“. Ihre Gesichtsfarbe änderte sich leicht und sie antwortete verlegen „Danke, du bist der Erste, der mir deswegen ein Kompliment macht. Die meisten finden es, naja seltsam oder komisch, wenn jemand zwei Augenfarben hat. Es ging sogar mal soweit das, welche mich deswegen mobbten.“. „Oh das ist ja grauenhaft,…“ Ich wollte eigentlich noch mehr sagen, doch bemerkte ich gerade, dass die Situation vielleicht etwas unpassend war und wandte den Blick von Akira ab.


    Die Anderen waren bereits aus den Autos gestiegen und die Jungs aus der Tanke hatte, wohl allmählich bemerkt wer wir waren. Zusammen mit Akira stand ich auf und wir stellten uns den tätowierten Typen gegenüber. „Tatsächlich, das sind Tyler Hoechlin, Dylan O’Brian und Channing Tatum“ sagte der blondhaarige Kerl, welcher einen auffälligen orangenschwarzen Pulli trug. „Ja und wer seid ihr?“ fragte Channing und die Fünf, die mittlerweile wirklich alle aus dem Verkaufsraum zu uns gekommen waren. „Wir sind die Mitglieder der Band Hollywood undead und ich bin Danny.“ antwortete der Blonde und machte eine kurze Kunstpause, ehe er fortfuhr. „Die neben mir sind Dylan, Johnny, Jorel und Jordan.“, Johnny das war der Komiker, welcher mir beinah ein drittes Nasenloch verpasst hätte. Er war wie alle anderen tätowiert und hatte sonst kaum Auffälligkeiten, welche ihn von den Anderen stark unterschied. Das Einigste, was mir auffiel war seine Cap, er hatte sie nicht wie Jorel und Jordan nach vorne, sondern nach hinten gedreht, sodass man die Aufschrift nicht erkennen konnte. Ich starrte ihn finster ins Gesicht und das Gespräch fuhr fort. „Ja und wir sind Chastity, Evolet und Akira“ antworteten die drei Mädels, wobei jeder seinen Namen sagen durfte.


    Nach einem kurzen Smaltalk und einer ätzenden Fanbefragung, hatten sich alle nach drinnen verzogen um weiter belanglose Gespräche zu führen. Nur ich hatte mich schlussendlich nach draußen gewagt um einmal etwas frische Luft zu tanken, obwohl dies wohl nur mein Vorwand war, um der Fragerei aus dem Weg zu gehen. Draußen war es inzwischen dunkel, wie kalt geworden und ich schaute in die Richtung Los Angeles, als ich dort grelles rotes Licht wahrnahm. Es war Feuer, die Stadt brannte und eine riesige Qualmwolke zog über uns hinweg. „Wow, was für ein Inferno.“ kam es von einer mir wohlbekannten Stimme. Sie musste sich wohl meinetwegen Sorgen gemacht haben und trat nun langsam an mich heran. „Wie geht’s dir?“ fragte sie, als sie sich zu mir auf den trockenen Rasen vor Tankstelle setzte. „Gut und dir?“ antwortete ich etwas monoton und starrte dabei weiterhin in die Ferne. „Tzz lüg mich nicht an. Du hast fast drei Tage mit am wenigsten geschlafen und gerade verbrennt dein Zuhause vor deinen Augen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir dabei gut geht.“ sie rutschte etwas an mich heran und sah mich mit einen ihrer Blicke an. Es war einer dieser denen man nicht ausweichen konnte, diese welche alles erfahren wollte. „Okay, okay ich erzähl ja schon. Naja, wie du schon sagst, ich bin müde, werde beinah erschossen und jetzt brennt die Stadt, die mein Leben war vor meinen Augen nieder.“. Ich fasste mir kurz an die Stirn und seufzte „Ja ich geb es zu. Mir geht’s beschissen.“. Die Schwarzhaarige umarmte mich leicht von hinten und sagte mit freundlicher Stimme „Na siehst du, geht doch. Du solltest nicht alles in dich hineinfressen, außerdem könntest du glaub ich echt etwas mehr Schlaf vertagen.“. „Wenn du meinst“ antwortete ich mit einem leicht genervten Ton. „Ja das ist so, jeder braucht Schlaf, also komm.“ Akira zog an meiner Hand und wir gingen gemeinsam in den Geschäftsraum, in welchem wir alle wohl heute schlafen würden.

  • Kapitel 5: Dylan


    Klick. Ein sprödes, fast schon hässliches Geräusch durchschnitt die Stille der Finsternis. Abgesehen davon war die Nacht bis jetzt ausgesprochen ruhig, was mich jedoch nicht unbedingt beruhigte. Normalerweise war immer irgendein Geräusch zu vernehmen, die Stimmen meiner Mitläufer, das Geklapper von Geschirr, ein entferntes Zombie-Heulen, irgendwas, sei es auch nur das Pfeifen eines Windstoßes. Doch jetzt war nichts zu hören, so sehr ich mich auch anstrengte. Es war sowieso schon eine krasse Umstellung. Bis vor wenigen Wochen war ich noch ein berühmter und erfolgreicher Schauspieler, Sympathieträger der Nation, ein gefeierter Star. Mein Tagesablauf vollgestopft mit Drehsets, Fotoshootings und Buzzfeed-Interviews. Es hatte den Anschein gemacht, als drehe sich die Welt alleine um mich, und es war um mich herum immer laut gewesen. Das alles war nun nichts mehr wert. Nun war ich mit fünf Leuten unterwegs und kämpfte mit ihnen ums Überleben, drei von ihnen habe ich bis vor kurzer Zeit noch nie gesehen. Abgesehen von den anderen fünf Spinnern, auf die wir vor wenigen Tagen getroffen sind, habe ich seit Wochen keinen anderen Menschen mehr gesehen. Zumindest keine, die wirklich lebendig waren.


    Alleine das machte mir zu schaffen. Mein Leben, wie ich es gekannt hatte, wurde durch die neue Situation regelrecht auf den Kopf gestellt. Doch hier, als ich nun nachts alleine auf der Bank vor einer Tankstelle, mitten in der nordamerikanischen Wüste saß, mit einer Schrotflinte in der Hand und Arktismütze auf dem Kopf, fühlte ich mich wie der einsamste Mensch der Welt.


    Ein weiterer Klick ertönte. Gott, wie ich Schusswaffen hasste. Mir wurde unwohl, wenn ich nur schon daran dachte, aber mit einer in den Fingern fing ich regelrecht zu zittern an. Doch es war meine Pflicht, Nachtwache zu stehen, und die wenigen Menschen, die mir geblieben sind, zu beschützen. Ich konzentrierte mich, so gut es mit meiner Angespanntheit ging, darauf, die Schrotpatronen in die Repetierflinte einzuführen. Einmal, zweimal, drei-, vier-, fünfmal. Fünf Patronen nahmen Platz im Magazin, ehe ich den Vorderschaft wieder nach vorne bewegte, um die Waffe einsatzbereit zu machen. Ich würde mir zwar lieber einen rostigen Nagel ins Auge rammen, anstatt sie zu benutzen, aber was solls. Nachdem der Ladungsvorgang abgeschlossen war, setzte wieder die unerträgliche Stille ein, die sich wie eine erbarmungslose Dornenranke um meinen Hals krallte, und mir die Luft abschnitt. Um diesem langsamen, aber sicheren Zerfall in den Wahnsinn zu entkommen, begann ich, vor mich hin zu summen. Beim besten Willen konnte ich mich nicht daran erinnern, wann ich dies das letzte Mal getan haben sollte. Ich gab “Bad Boy” von Red Velvet, den Soundtrack von Maze Runner und “Let It Go” zum Besten, und während ich so vor mich hin summte, begann ich mich zu beruhigen.


    Klick. Schon wieder ein Geräusch, dass die paralysierende Ruhe durchbrach. Ich öffnete ruckartig die Augen und schreckte hoch. Panik durchflutete meinen Körper, als ich realisierte, wie fatal dieser Fehler sein könnte. Ich stürmte zum Fenster rechts von der Eingangstüre, zückte hektisch die Taschenlampe und zündete durch die staubige Glasscheibe auf die schlafenden Körper im Innern der Tankstelle. Beruhigt stellte ich fest, dass nichts passiert war, und leuchtete die Lampe nun mehr aus Neugier in die dunkle Ferne. Wie lange hatte ich geschlafen? Da ich keine Uhr auf mir hatte, vermochte ich diese Frage nicht zu beantworten. Es konnte jedoch nicht sonderlich lange gewesen sein, da es noch immer stockfinster war. Plötzlich wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ich bemerkte, dass die Stille schon seit meinem Aufwachen durch ein Knistern gestört wurde. Dies war mir jedoch erst aufgefallen, nachdem sich mein Adrenalinspiegel wieder gesenkt hatte. Auf den Ort der Tonquelle zusteuernd, schritt ich zurück zur Sitzbank auf der linken Seite, und lokalisierte das Funkgerät auf der Sitzfläche, das Chastity und ich in diesem verlassenen Kaufhaus gefunden haben. Das immerwährende Rauschen, das vom Gerät aus ging, wurde ab und an durch das knackende Geräusch, von dem ich geweckt wurde, unterbrochen. Für bestimmt fünf Minuten starrte ich das kalte, metallene Gehäuse in meiner Hand an, in der schieren Hoffnung, es würde sich wieder jemand melden. Zwecklos. Hatte ich mir schon gedacht. Gerade, als ich das Funkgerät frustriert halb weglegen, halb wegschmeißen wollte, ertönte ein Laut, den ich noch nie wahrgenommen hatte. Es klang, unterlegt mit dem Rauschen, wie eine verzerrte Aufnahme des Motors eines Autos... oder dem Brummen von Insekten... oder etwa... kann es sein? Eine menschliche Stimme? Ich lauschte gespannt dem Wirrwarr von Geknister und Rauschen, und glaubte, den Klang des Menschen immer deutlicher wahrzunehmen. Die Ohren spitzend, konnte ich nun zuerst einzelne Silben, dann Wörter, schliesslich ganze Sätze raushören. Die Stimme wiederholte immer wieder denselben Satz: “Die Hoffnung ist erstarkt, der Widerstand ist real”


    Plötzlich brach das Signal abrupt ab. Ungläubig starrte ich das Funkgerät an, und konnte nicht fassen, was sich gerade vor meinen Augen abgespielt hatte. Den Rest meiner Wachschicht rutsche ich nervös auf der Bank hin und her, abwechslungsweise zum wieder verstummten Funkgerät und zur nun langsam aufgehenden Sonne blickend. Was hatte das zu bedeuten? Wer hatte diese kryptische Nachricht verschickt? Und, vor allem, wo waren diese Menschen nun? Mir schwirrte der Kopf. Ich konnte es kaum erwarten, den anderen davon zu erzählen.


    Kurz vor Sonnenaufgang wurde ich endlich von Channing erlöst, der die letzte Nachtwache zu halten hatte. "Soweit ohne Vorkommnisse?", brummte er mir entgegen. Ich erstarrte. Sollte ich ihm etwa von dem mysteriösen Funkspruch erzählen? Nach einem kurzen Augenblick, der sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatte, schüttelte ich den Kopf und den Gedanken ab. "Natürlich, hehe, alles bestens." Es kam nicht mehr als ein heiseres Krächzen aus meinem Mund. Mein Kollege mit der mächtigen Statur sagte nichts mehr, während er auf der Bank Platz nahm. Auch, als ich ihm die verhasste Schrotflinte daneben gelegt hatte, nickte er mir schlicht kurz zu, nur um dann wieder unentwegt vor sich hin zu starren. Ich entschied, es dabei zu belassen, und ging ins Innere des Ladens zum Schlafplatz, wo die anderen seelig schliefen. Mir fiel dabei auf, dass sich Tyler und Akira ziemlich eng aneinander gekuschelt hatten. Zu eng, als dass es willkürlich im Schlaf hätte passieren können. Da ich zu müde war, um noch länger über etwas nachzudenken, legte ich mich auf den von Channing vorgewärmten Platz auf einer dünnen Decke, wo ich fast sofort in einen unruhigen Schlummer fiel.


    Zwei oder drei Stunden Schlaf konnte ich mir gönnen, ehe ich vom regem Treiben meiner Kameraden gestört wurde. Ich rieb mir verschlafen die Augen, und fühlte mich genau so müde wie zuvor, mit dem kleinen Unterschied, dass ich nun frustriert war, zu wissen, dass die nächste Schlafgelegenheit noch etliche Stunden entfernt war. Was solls. Ich rappelte mich hoch, und fand mich im Geschäftsraum der alten Tankstelle wieder. Die anderen waren schon aufgestanden, nur Channing, der nach mir Wache hatte, schlief noch seelenruhig. Der Glückliche. Ich entschied, ihm die Ruhe zu gönnen, schlurfte aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir sachte. Ich musste unbedingt mit jemandem über letzte Nacht sprechen, aber mit wem? Mein Blick wanderte durch den heruntergekommenen, staubigen Raum.


    Channing schlief ja noch. Tyler und Akira waren mit sich selbst beschäftigt, wobei sie kichernd irgendwelche Kisten und Decken durch die Türe nach draussen schleppten. Durch ein verschmutztes Fenster konnte ich die fünf Knallköpfe von Hollywood Undead bei der Zapfsäule erkennen, welche ganz offensichtlich keine Meister des gelungenen ersten Eindrucks waren. Mit diesen wollte ich ganz sicher nicht reden, vor allem nicht über so etwas Brisantes. So ganz vermochte ich ihnen einfach nicht über den Weg trauen. Ich drehte mich um und schritt durch die Verkaufsregale, inmitten von aufgereihten Instant Ramen-Packungen und Eismaschinen in den hinteren Teil des Geschäfts, wo ich mich erneut umsah. Von Evolet weit und breit keine Spur. Blieb also nur noch Chastity. Die Rothaarige kauerte am Boden und sammelte fleissig Konservendosen aus der untersten Reihe zusammen. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass wir ja am Abend bevor beschlossen hatten, aufzubrechen, um einen sichereren Ort zu finden. Es hatte es zwar niemand ausgesprochen, aber insgeheim keimte in jedem von uns auch die Hoffnung, die Quelle des Funkspruchs zu lokalisieren. Chastity war so mit dem Plündern des Regals beschäftigt, dass sie mich wohl nicht bemerkt hatte. Ich räusperte mich und versuchte, meine Unsicherheit zu überspielen.


    "Guten Morgen, Madame", sagte ich in einem überspitzten Ton, während ich lässig mit dem Arm an die Wand anlehnte und Chas angrinste. Diese zuckte kurz zusammen, wirbelte herum und schoss in die Höhe, wo sie mich mit grossen Augen ansah. "D-dylan?" - "Nein, Morgan Freeman" entgegnete ich und rollte demonstrativ mit den Augen, konnte mir jedoch ein hämisches Kichern nicht verkneifen. Der Rotschopf wirkte leicht genervt, auch wenn ich glaubte, eine Spur von Belustigung in ihren leuchtenden, grünen Augen erkennen zu können. "Sehr witzig, du Scherzkeks." Sie beruhigte sich ein wenig. "Was willst du?" Mein Blick wurde wieder ernst und ich entsinnte mich, weshalb ich überhaupt hergekommen war. "Hör mal, weisst du noch das Funkgerät, das wir im Kaufhaus entdeckt und mitgeschleppt haben?" Ihre schönen Rehaugen wurden noch grösser "J-ja? Was ist damit?" Ich blickte sie jetzt dringlich an. "Es ist letzte Nacht, als ich Wache stand, wieder angesprungen, zuerst ein Knistern und Rauschen, und dann war da dieser Typ der immer wieder das Gleiche geschwafelt hat: 'Die Hoffnung ist stark, der Widerstand real' oder so ähnlich. Das hat der immer und immer wieder wiederholt, und plötzlich brach das Signal ab, und ich weiss nicht was es zu bedeuten hat." Ich kam kaum noch aus dem Schwafeln raus, so aufgeregt war ich. Dieses mal war es Chas, die mich beruhigte. "Okay, ganz ruhig, lass uns erst mal zu den andern gehen, wir fahren eh bald ab. Hast du noch irgendetwas anderes gehört?" Ich schüttelte eifrig den Kopf, und sie hob wieder an: "Es klingt nicht so, als ob wir dadurch grossartig etwas über den Standort erfahren. Wir können es unseren Freunden erzählen, aber ich glaube nicht, dass es uns weiterhilft." Etwas leiser fügte sie hinzu: "Trotzdem danke, dass du es mir gesagt hast." Ich nickte. Um dem nun eintretenden, peinlichen Schweigen zu entkommen, bückte ich mich, um ein paar von den Büchsen vom Boden aufzulesen.


    Gemeinsam trugen wir sie aus dem Laden, um sie in unseren CJ 5 Jeep zu räumen. Ein verschlafener Channing begrüsste uns, als wir bei den parkenden Wagen ankamen, die Turteltäubchen Tyler und Akira waren gerade bei, ihren Tahoe mit den Decken zu beladen, und auch Evolet war inzwischen aufgetaucht. Nach einer kurzen Besprechung beschlossen wir, in die gleiche Richtung zu fahren, wie die Sonne wanderte, um möglichst lange Tageslicht zu haben. Die Bandmitglieder waren bereits startklar in ihrem VW Bus, und man hörte Gelächter nach aussen dringen. Ich drehte mich zu Tyler: "Diese Typen kommen doch nicht etwa mit uns mit, oder?" Dieser erwiderte: "Ich fürchte schon." Genervt schlug ich die Hände vor dem Gesicht zusammen, während mir mein Schauspielkollege auf die Schulter klopfte. "Glaub mir, Dylan, ich will das genauso wenig wie du. Immerhin hätten mir diese Vögel eine Kugel in den Kopf geknallt. Aber Evolet kann wohl einfach nicht nein sagen." Ohne eine Antwort warf ich mich resigniert auf den Fahrersitz des Jeeps, wo Chastity bereits auf mich wartete. Sie schenkte mir ein kurzes Lächeln, was auf mich wie ein Sonnenstrahl, der durch die verhangene Wolkendecke bricht, wirkte. Mit laufendem Motor warteten wir darauf, bis Tyler, Akira, Channing und Evolet ebenfalls startklar waren. Als Tyler mir ein Zeichen gab, trat ich den Fuss volle Kanne aufs Gaspedal, sodass wir mit quietschenden Reifen davonrasten, die anderen beiden Fahrzeuge hinterher. So fuhren wir nun zu elft, eine Gruppe, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte, hinaus in die Wüste. Hinaus mit dem Wissen, allen möglichen Gefahren in die Arme fallen zu können. Hinaus ins Ungewisse. Hinaus in die Rettung, oder in den Tod.