Tipps zum Schreiben von (längeren) Geschichten

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  • Heyo - da ich selbst mich immer wieder beim Schreiben von Geschichten verloren habe, hab ich mir eine kleine Checkliste erarbeitet.

    Vielleicht findet sie der ein oder andere ebenfalls hilfreich. (Hoffentlich bin ich im richtigen Thread o.O)

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    Checkliste

    1. Für wen schreibe ich?

    Schreibe ich für mich selbst? Will ich meine Geschichte viellleicht veröffentlichen? Schreibe ich für eine bestimmte Person?

    Wenn dieser Punkt geklärt ist, hat man ein Ziel vor Augen - und vielleicht liegt es nur an mir, aber das gibt vielleicht schon den ersten Anreiz einer Motivation


    2. Konfliktpunkte und grobe Handlung überlegt?

    2.1 Worum geht es in der Geschichte? Was ist der Kernpunkt?


    3. Sinnhaftigkeit und Motivation

    Stelle dir folgende Fragen: Wer wird die Geschichte lesen? Was macht sie einzigartig? Bin ich motiviert genug, um das durchzuziehen oder gebe ich nach drei Sätzen auf?

    Das mag vielleicht schon den ein oder anderen ins Wanken bringen. Ich selbst habe oft das Problem, dass ich - wenn ich für mich selbst schreibe - nie fertig werde oder aufhöre,

    nach dem Motto: es liest doch eh keiner. Warum mach ich das überhaupt? Die Antwort ist doch meistens simpel - wenn es euch Spaß macht, schreibt weiter!


    4. Logiklinie – fasse die Geschichte in einem (höchstens drei) Sätzen zusammen.

    Wozu? Ganz einfach - wenn deine Geschichte zu kompliziert wird, merkst du es spätestens dann. Natürlich musst du nicht die komplette Geschichte ausformulieren, sondern nur die Kernpunkte.

    Ein Beispiel: Prota wird von Aliens entführt, erfährt mehr über seine/ihre Herkunft und kämpft für das Überleben ihres neuen Planeten, wobei seine/ihre beste/r Freund/in zum Antagonisten wird.


    5.Ist die Idee überzeugend?

    Damit meine ich, hättest du selbst Lust die Geschichte zu lesen? Interessiert sie dich? Auch das gehört eigentlich mit zu Punkt 3, aber um durchhalten zu können,

    empfielt es sich trotzdem das Ganze nochmals anzusprechen


    6. Struktur der Geschichte


    6.1 Schreibe ich einen Prolog? Was soll darin vorkommen?
    Als Prolog kann man eine Art Einführung in die Geschichte bezeichnen.
    Das kann ein Vorwort, eine Vorrede oder eine Einleitung sein, die jedoch getrennt vom ersten Kapitel gestaltet werden sollte.
    Vorteile eines Prologs: Ein Prolog kann Spannung erzeugen und den Leser neugierig machen oder auf die Situation in der Geschichte vorbereiten.

    Beispielsweise könnte ein Prolog auch ein Geheimnis sein, das der Protagonist verbirgt, welches aber erst im Laufe der Geschichte tatsächlich ans Licht kommt, oder eine Situation aus der Vergangenheit, welche in der Gegenwart der Geschichte nochmals aufgerollt wird. Prologe müssen nicht zwingend aus der Sicht eures Helden geschrieben werden, sollten aber natürlich zur eigentlichen Geschichte passen.
    Nachteile eines Prologs: Häufig wird der Prolog mit dem ersten Kapitel verwechselt. Der Prolog ersetzt nicht den Anfang eurer Geschichte, er sollte lediglich ein unterstützendes Element sein, um eure Leser
    auf die Geschichte vorzubereiten.
    Im Beispiel "Harry Potter und der Stein der Weisen" könnte man beispielsweise einen Prolog schreiben, der sich um Nicolas Flamels Stein der Weisen dreht - seine Gedanken, als er ihn Dumbledore zur Aufbewahrung übergab.


    6.2 Worum wird es in der Einleitung gehen?

    Überlegt, wie ihr die Geschichte beginnen wollt. Was soll am Anfang geschehen? Möchtet ihr euren Helden sofort auftreten lassen, oder erst etwas später? Wird etwas bestimmtes passieren?
    Beispiel Harry Potter: Junge erfährt, dass er ein Zauberer ist, genau wie seine Eltern


    6.3 Was geschieht im Hauptteil?

    Der Hauptteil bildet den Kern eurer Geschichte und kann ganz unterschiedlich ausfallen.
    Beispiel Harry Potter: Harry wird an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen und lernt neue Freunde, sowie Feinde kennen.
    Besonders einer der Lehrer scheint mit den seltsamen Ereignissen an der Schule in Verbindung zu stehen


    6.4 Was geschieht am Schluss?

    Es gibt viele Möglichkeiten, eure Geschichte zu beenden. Welches Ende ihr wählt, hängt von euren Wünschen und Vorstellungen ab.
    Es könnte

    - ein zeitliches Ende sein

    (beispielsweise hat der Held nur eine begrenzte Zeit in dieser Welt, bevor er stirbt. Somit wäre der Tod des Helden das zeitliche Ende),

    - ein räumliches Ende

    (beispielsweise das Ende einer Reise. Wenn euer Held auf eine Reise geschickt wird und schließlich an der Zielposition angekommen ist, bezeichne ich dies als räumliches Ende),

    - ein Erkenntnisgewinn       

    (In Krimis gern genutzt - bei einem Mordfall wäre der Erkenntnisgewinn beispielsweise das Aufdecken des Täters),

    - das Auflösen des Titels

    (Wenn eure Geschichte einen mysteriösen Titel hat, mit dem niemand etwas anfangen kann, kann dieser am Ende aufgelöst werden.
    Z.b. wenn euer Held Musiker ist und am Ende sein Lied fertig gebracht hat und diesem den Titel eurer Geschichte gibt, der bis dato noch nicht angesprochen wurde)

    - ein nostalgisches Ende     

    (bei dem man den Helden in Erinnerungen an das nun vergangene Abenteuer schwelgen lässt),
    - eine offene Frage               

    (Beispiel: Sie sah ihn an und fragte ihn das, was sie sich vor einigen Tagen noch nicht getraut hätte. "Liebst du mich?")

    - ein Abschied                       

    (Beispielsweise kann einer der Charaktere sterben oder der Held verabschiedet sich von seiner alten Heimat und bricht in ein neues Abenteuer auf)

    - eine Vorrausdeutung

    (Beispiel: Er sah durch die Gitterstäbe zu ihr und nickte beruhigend: "Mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe das alles hinter mir gelassen - und wenn ich hier rauskomme,

    dann ziehen wir nach Rom und eröffnen dort unser Restaurant."
    oder natürlich etwas, das ich noch nicht angesprochen habe - sein.


    7. Festlegungen der Handlung und Wendepunkte
    (nach Beispiel aus der Drehbuchlehre)

    7.1 Plot-Point 1 (erster Wendepunkt/erstes Ereignis, durch das die Handlung ihren Lauf nimmt. Beispielsweise führt der erste Plotpoint den Protagonisten erst recht in die Probleme. Der Plot-Point 1 trennt den ersten vom zweiten Akt. Er lenkt die Handlung entweder in einen aufsteigenden, positiven oder in einen absteigenden, negativen Verlauf. Idealerweise verkörpert er das Best- bzw. Schlimmstmögliche, das dem Protagonisten gemäß seiner Exposition widerfahren kann. Damit wirft der Plot-Point 1 die zentrale Frage des Films auf, die den gesamten zweiten Akt prägt.)

    7.2 Mid-Point (Wie sein Name bereits verrät, befindet sich der Midpoint in der Mitte des zweiten Aktes und teilt die Geschichte somit in zwei Hälften. Er stellt einen optionalen Wendepunkt dar. Das bedeutet, dass an diesem Punkt der Geschichte eine Wendung erfolgen kann, aber nicht muss. Es kann auch sein, dass sich der positiv-steigende bzw. der negativ-fallende Handlungsverlauf weiter bis zum Plot-Point 2 fortsetzt.)

    7.3 Plot-Point 2 (zweiter Wendepunkt der die Handlung beeinflusst. Beispielsweise schafft wird nun durch eine weitere Wendung dem Protagonisten eine Gelegenheit zur Lösung der Probleme geschaffen.Wie der Plot-Point 1 stellt auch der Plot-Point 2 einen obligatorischen Wendepunkt in einer Geschichte dar. Er trennt den zweiten vom dritten Akt und bildet das Ende der Hauptspannung. Er gibt die (vorläufige) Antwort auf die vom Plot-Point 1 aufgeworfene zentrale Frage. )

    7.4 Klimax (Showdown/Battle/Auflösung)


    8. Charaktere festlegen und ausarbeiten

    Hierfür eignen sich Charakterbögen sehr gut. Bestimmt habt ihr schon den ein oder anderen Charakter im Kopf, sein Aussehen, sein Auftreten - aber es gibt noch viel mehr.

    Macht euch ein genaues Bild von der Person und überlegt, wie sie reagieren würde. Was hat sie geprägt, welche Ziele verfolgt sie? Welche Stärken und Schwächen hat sie?

    Ich nutze hierfür gern Charakterbögen von Pen&Paper Rollenspielen wie DSA (Das schwarze Auge) oder DnD (Dungeons and Dragons) als Vorlage, da diese bereits die wichtigsten Fragen aufwerfen, die bei der Charakter-

    entwicklung geklärt werden sollten.


    9. Das Setting festlegen

    Wie sieht die Welt aus, in der sich eure Charaktere bewegen? Wie ist es um Flora und Fauna bestellt? Wie heißen die Orte, die eure Charaktere bereisen? Wie sehen bestimmte Orte aus?

    Bei komplett neuen Welten macht es vielleicht Sinn, eine grobe Weltkarte anzufertigen, um sich einen Überblick zu verschaffen in welche Richtung euer Held gerade unterwegs ist.


    10. Eine Timeline festlegen

    Was geschieht wann?


    10. Aufbau von einzelnen Szenen

    Schreibt Notizen zu bestimmten Szenen, die ihr im Kopf habt auf- was geschieht, wer in die Szene verwickelt ist und wo die Szene spielt.


    11. Zusammenfügen aller Szenen

    Fügt eure Notizen so zusammen, dass sie sinnvoll erscheinen und zur Timeline passen


    12. Schreiben der Geschichte

    Nun wird aus den Notizen die fertige Geschichte geschrieben.


    13.Ruhen lassen

    Wenn eure Geschichte fertig ist, gönnt euch erstmal eine Pause und schlaft eine Nacht drüber


    14. Erneut durchlesen und Streichen

    Nachdem ihr eine Nacht drüber geschlafen habt, könnt ihr eure Geschichte vielleicht aus einer anderen Perspektive betrachten.

    Lest sie euch durch und macht Korrekturen - streicht das, was euch stört bis es euch gefällt.


    15. Korrektur lesen

    Damit meine ich: lasst eine andere Person die Geschichte gegenlesen.

    16. Fertig


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    Weitere Anfängerfehler, die ich früher gemacht habe:


    1. Absätze

    Absätze sind verdammt wichtig, um dem Leser eine "Verschnaufpause" zu gönnen. Versucht es einmal selbst - schreibt ein Kapitel im Blocktext ohne Absätze

    und dasselbe noch einmal mit Absätzen und haltet es daneben. Der Text mit den Absätzen ist einfacher zu lesen, oder?


    2. Zu viele Beschreibungen!

    Versteht mich nicht falsch - es ist gut, seine Helden und die Umgebung zu beschreiben. Aber wen interessiert es, ob der Seidenrand der Spitze des Lolitakleides der Nachbarin des Helden in der RAL-Farbe 4003 mit grünen Streifen bestickt ist? Konzentriert euch auf das wichtigste.


    3. Zu wenige Beschreibungen!

    Natürlich müsst ihrdem Leser nicht jede Kleinigkeit beschreiben. Doch der Leser möchte ja wissen, wie es in der Welt des Helden aussieht und dazu braucht man die ein oder andere Beschreibung. Hier ist es hilfreich, einfach kurz die Augen zu schließen und sich den letzten Absatz nochmals in Erinnerung zu rufen. Ihr wisst in eurem Kopf, wie es in der Geschichte aussieht - habt ihr das euren Lesern auch genügend gezeigt?


    4. Zu viele Fremdwörter

    Schreibt eure Geschichte so, dass man nicht jedes dritte Wort im Lexikon nachschlagen muss. Wortgewandtheit ist gut, aber zu viel ist zu viel.

    Wenn ihr Fremdwörter benutzt, erklärt sie auch, damit der Leser nicht aus dem Lesefluss gerissen wird.


    5. Das Auge liest mit

    Ein Text kann den Leser schnell erschlagen. Damit das nicht passiert, kann man mit ein paar kleinen Änderungen das Geschriebene auflockern.


    Beispielsweise können Wörter oder Textpassagen, die besonders betont werden sollen, in Kursivschrift dargestellt werden.

    z.B.: "Hör auf zu fragen - das war die erste Regel, die man lernen musste, wenn man bei den Dursleys ein ruhiges Leben fristen wollte."

    "Gebrauche ihn klug, hatte es auf dem Zettel geheißen."

    Dasselbe gilt auch für Eigennamen wie

    z.B.: "Das Monsterbuch der Monster", "Tagespropheten", "Avada Kedavra", "Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen" oder auch "Weasleys Zauberhafte Zauberscherze"


    Durch GROßBUCHSTABEN kann geschrieenen Worten oder lauten Geräuschen mehr Nachdruck verliehen werden.

    z.B.: "BIST DU NUN EINE HEXE, ODER NICHT?"

    "BUMM, BUMM, BUMM! Wieder klopfte es."


    6. Offensichtliches nicht tausendmal erklären

    Erklärt sich von selbst,oder?


    7. Wortwiederholungen

    Beispiel: "Sanft schloss er die Augen, während eine sanfte Brise sanft sein Gesicht streichelte"

    Vor Kurzem habe ich auch ein Buch gelesen, in dem jemand gefühlt alle drei Absätze das Wort "Nichtsdestotrotz" verwendet hatte...


    8. Andere Gegenlesen lassen

    Die perfekte Geschichte gibt es nicht. Und selbst wenn ihr die beste Handlung habt, seid auch ihr nicht frei von Makeln, oder dem ein oder anderen Rechtschreibfehler.


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    Schätze, das war's fürs Erste von mir. Ich hoffe, der ein oder andere findet es nützlich und hilfreich.

    Weitere Anmerkungen sind natürlich willkommen!

    - in dem Sinne: fröhliches Schreiben!

    “Jeder normale Mensch ist wohl von Zeit zu Zeit versucht, in die Hände zu spucken, die schwarze Flagge zu hissen und anzufangen, Kehlen aufzuschlitzen...“

    (Lucanus 39-65n.Chr.):cat:

  • So nach 800 Normseiten hab ich nur eins dazu zu sagen: Einfach drauf loschreiben ;)

    Ich weiß, das klingt total abgedroschen, aber eine gute Geschichte fließt irgendwann von selbst, wenn man sich nur mal die Zeit genommen hat, sich hinzusetzten und anzufangen.

    Ich plane bei meinen Geschichten nichts im vorraus, ich kenne maximal meine Charaktere. Jeder ist ein anderer Schreibtyp und ich denke, man muss erst mal rauskriegen ob man ein Planer ist, oder die Geschichte einfach fließen lassen muss. Die Tips hier sind alle gut und berechtigt, aber nicht jeder wird damit gut arbeiten können.