Japan und der Massentourismus, Influencer, Tiktoker etc

  • Aktuell geht ja vieles durch die Nachrichten bzw. das Internet bzgl. Japan als "neu" entdecktes Reiseland.


    Wie steht ihr zu den aktuellen und anhaltenden Entwicklungen?


    Auf der einen Seite ist ein günstiger Yen klasse - auf der anderen Seite sind viele Japaner inzwischen abgefuckt und seit einigen Jahren haben ja auch das ganze Influencer und "Erlebnis"-Pack das Land für sich entdeckt...

  • Die Masse macht es nicht mal, sondern das Benehmen der Touris; das ist es was die Japaner so abfuckt.
    Hab mich immer gezielt abgesondert von den Touris, bei manchen musste man sich echt schämen ...

    Seit Japan - bereits vor einigen Jahren - viele Touris bekommt ist die Wirtschaft ja auch hoch gegangen; eigentlich nichts schlechtes. Aber ja, man hat das Gefühl seit Corona fliegt jeder nach Japan. Sei jedem gegönnt, der sich aufrichtig für das Land interessiert. Wer bloß hinfliegt um Klimmzüge an einem Torii zu machen, den möge der Blitz beim Scheißen treffen.

  • Habe mir da neulich mal ein bisschen zu angeschaut da auch ich irgendwann mal nach Japan will, allerdings würden ich meine liebste eh die Touri-Hot-Spots meiden wollen und dann auch ausgiebig lange in Japan sein wollen.

    Ich persönlich finde auch diesen respektlosen Umgang mit der Kultur oder Gesellschaftlichen Gepflogenheiten unmöglich und zum kotzen. Sein Name fällt mir gerade nicht ein und er ist es auch nicht wert aber diese Type die zum Beispiel im Zug mit der riesen Boombox aufläuft und Back-Flips macht ist ein gutes Beispiel für Ignoranz und Arroganz. Sagt nachdem man ihm stellt; ja ich weiß es ist nicht erwünscht und ich störe andere, ja ich bereue es blablabla.

    Dann lass es einfach bleiben, aber wenn man famgeil ist und sonst nichts hat was einen auszeichnete dann wird man eben blind für sowas wie Rücksicht auf andere.

    Aber da Japan seine Kultur und natürlich auch Anime, Manga, Videospiel usw. in den letzten Jahren immer mehr auch außerhalb der Filterbubble von "uns" mehr Anklang findet ist es natürlich auch ein riesiger Cashgrab und die Chance für mehr Reichweite der Influenzer. Warum man sich dem Thema nicht gestattet und ruhig annehmen kann liegt ja auch auf der Hand, die Reizüberflutung durch TikTok usw. zwingt einen ja quasi diese schnelle inhaltlosen Shorts etc. auf.

    Allerdings ist das ja auch kein Problem was nur in Japan auftritt, generell ist das Verhalten vieler Menschen in der Öffentlichkeit unmöglich geworden.

    Ich selbst kann mit Religion nicht viel anfangen, würde dennoch nicht auf irgendwelchen Böden religiöser Institutionen oder so mich respektlos verhalten. Wenn ich ehrlich bin bewundere ich Menschen die aufrichtig Glauben können schon ein wenig, das kann ein unglaubliche Stütze sein, habe es damals bei meiner Oma erlebt.

    Ich bin mir auch der Krux bewusst das ich Japan durchaus Tempelanlagen und so besichtigen will und diesen ganzen Mythos um die Götter deutlich spannender finde als unsere monotheistische Religion. Das liegt wahrscheinlich an dieser viel fantasievolleren Darstellung, ähnliche geht es mit ja ich bei den alten Griechen, Ägyptern und das alles aus dem Norden.

    Ich schäme mich teilweise echt für das Verhalten der Influenzer es wirft ein schlechtes Bild auf die die aufrichtiges Interesse an dem Land und der Kultur habe.

    Das Thema könnte ich durchaus stundenlang diskutieren, aber genug ich denke ich habe mein Stellung bezogen.

    Who is the round Cake?

    Don't forget. Always, somewhere, someone is fighting for you. As long as you remember her, you are not alone.

    Ich weiß nicht alles. ich weiß nur was ich weiß!

    Goodbye Sekai!

  • Da ich ja dieses Jahr selbst nach Japan fliege, habe ich mich vorher schon ausgiebig damit beschäftigt über die "No-Gos". Und ich finde, dass sollte jeder einfach tun, der in ein fremdes Land fliegt. Zumindest in solche, die eine gänzlich andere Kultur haben. Das hat einfach etwas mit Respekt zu tun. Außerdem zumindest "Bitte" und "Danke" in der Landssprache beherrschen (vorallem, wenn man weiß, dass das gewünschte Land mit Englisch nicht viel am Hut hat).

    Ich habe mittlerweile auch schon etliche Videos gesehen, dass viele Japaner von den Touris regelrecht genervt sind. Klar, es ist gut für die Wirtschaft, das würde vermutlich auch kein Japaner abstreiten. Nur, wenn man sieht, dass manche Bereiche nun bereits für Touris gesperrt sind (siehe Kyoto), dann fällt halt dieses negative Verhalten auf alle "normalen" Touris, die sich einfach für das Land und die Kultur interessieren. Finde ich ehrlich gesagt sehr schade, da man da einfach nix dagegen tun kann (außer sich natürlich selbst vernünftig zu benehmen). Und ich weiß halt auch wirklich nicht, was so unglaublich schwierig ist, einfach mal die Klappe in z.B. Zügen zu halten oder sich respektvoll an heiligen Orten zu benehmen. Hier schreit ja auch nicht ständig jemand in irgendwelchen Kirchen oder anderen religiösen Einrichtungen rum (denke ich zumindest, da bin ich null im Thema). Hätte auch absolut kein Problem, wenn Japan (oder generell alle Länder) einfach strengere Strafen verhängen. Aber meistens passiert den Leuten da halt einfach nix (solange jetzt keine Tempel beschädigt wurden, da wurden tatsächlich schon Leute bestraft, zu Recht). Eine Teilschuld hat da natürlich dieser ganze Social Media Mist (weil nur Extreme bringt oft die großen Klicks und Likes) und einfach die absolute Ignoranz der Leute, sich mal eben 10-15 Minuten hinzusetzen und sich zu informieren. Gibt unzählige Videos nur zu dem Thema, wie man sich zu verhalten hat (bzw. einfach besser sollte).

    Aber naja...sich aufregen bringt halt einfach nicht viel. Was ich einfach mal in einem Video gesehen habe: Wenn man selbst (ich vermute einfach mal als anständiger) Touri dort ist, ggf. Leute ansprechen, die sich grade daneben benehmen. Japaner sprechen Leute eher selten bis gar nicht darauf an. Einerseits wegen ihrer Kultur und auch oft wegen der Sprachbarriere. Natürlich würde mich das jetzt auch eine Menge Überwindung kosten, so einen fremden Ausländer anzuquatschen mit meinem Schulenglisch, aber ich traue mich ja auch kaum Leute anzusprechen, die meine eigene Sprache sprechen. Aber der Tipp ist vielleicht für Leute nicht verkehrt, die da jetzt nicht soo große Probleme mit haben. Die Japaner würden es euch sicher danken (sofern der Gegenüber überhaupt auf einen hören würde.)

    Jedes Paradies hat Dornen und jede Tat hat ihren Preis.

  • Wir haben gerade unsere Halbzeit erreicht und ich hab an machen Tagen auch schon in mich rein geschrien. Zwar hab ich zum Glück keine extremen Fälle erlebt, aber Touris die BILDER nicht lesen können das Fotos nicht erlaubt sind, gerade in einigen Bereichen bei Tempeln, oder einfach mitten im Weg stehen bleiben weil sie was gucken oder Fotos machen gab es einige. Vor allem Kyoto empfand ich als schlimm.

    Auch in Osaka waren einige Touristen unterwegs, aber es war auszuhalten. Hiroshima ging auch. Aber da war ich die 2 Tage nur auf dem Fest unterwegs wo es eh überfüllt war.

    In Nagoya sind wir heute angekommen und hier habe ich bisher kaum Ausländer gesehen.

    Wir haben auch noch nicht gemerkt das Japaner generell genervt von Touristen sind. In Hiroshima hat ein Restaurantbesitzer kurz mit uns geredet und beim Abschied was süßes geschenkt. In Osaka haben ein paar Mädels erst für und dann mit uns ein Foto gemacht. Und in Nagoya wollte uns zum einen eine Frau helfen am Automaten essen zu bestellen, wir kamen aber eigentlich klar, und dann hat unser Sitznachbar uns erklärt das man an einem anderen Automaten gratis Reis nachholen kann.

    Und das die Idols freundlich sind ist ja klar. Die wollen einen ja als Fan gewinnen und Chekis verkaufen (was auch gut klappt wenn sie einen einsam von der anderen Seite des Saals eine Minute lang mit Schmollmund ansehen 😅)

  • Jo....


    habe es selbst zwar selten selbst erlebt aber das aufdringliche und unverschämpte Verhalten (besonders in Gruppen) mancher Touristen festigt das negative Image gegenüber allen dann leider....


    in Gion sind manche Viertel ja bereits für Nicht-Ansässige gesperrt...

  • Meiner Meinung nach ist das ein generelles Problem der westlichen Gesellschaft. Es fällt nur in einem Land wie Japan, das kulturell so anders funktioniert, besonders stark auf.

    Social Media belohnt alles, was viral geht, und das sind nun mal meistens Provokationen. Selbst Werbeagenturen zahlen gerade polarisierenden Jugendlichen inzwischen Unsummen dafür Produkte zu bewerben, ganz egal ob sie dafür bekannt sind bspw. in öffentlichen Verkehrsmitteln laut Musik hören, Rückwärtssaltos in Öffis zu machen oder generell bewusst gegen Regeln zu verstoßen. Hauptsache, es gibt Klicks und Aufmerksamkeit. Da kommt auch mir das Kotzen und ich bin kein Japaner.

    Dazu kommt natürlich noch die wachsende Zahl an Touristen, die sich entweder vorher nicht informieren oder aus reiner Ignoranz lokale Regeln einfach übergehen. Fotoverbote? Egal. Rücksicht? Wozu? Viele benehmen sich, als wäre Japan ein Themenpark und wundern sich dann über die ablehnende Haltung, die ihnen entgegengebracht wird.

    Solange wir auf unserer Seite nichts dagegen unternehmen, wird sich das Ganze wohl auch weiter in den asiatischen Raum ausbreiten.

  • So dann hau ich meine 5-Yen auch dazu.


    Durch meine Kimono-Schule kenn ich auch zum Glück ein paar die in Japan selbst leben. Per se sind Japaner nicht feindselig gegenüber Touristen. Ich war 2023 auch dort und kann das Bestätigen. Und wenn man dann noch 5 Brocken japanisch kann, dann empfangen sie dich als hättest du gerade denen einen rießen Kompliment gemacht.


    Das Problem ist die Art und Weise der Touristen. Für einige ist Japan der nächste Freizeitpark. Regeln sind egal, Hauptsache der Fun stimmt. In Japan fällt das einfach extrem auf, da sich alle Bewohner an Gesetze, Regeln und Gepflogenheiten halten. Dazu kommt das nun eine ganze Generation frei in den Urlaub darf deren Meinung ist "Wenn ich Urlaub habe, dann lass ich mir den Spaß durch niemanden nehmen" (leider machen die auch in Deutschland Urlaub, hatte schon so eine Gruppe unter mir wohnen und als die Polizei wegen Ruhestörung kam, hieß es ich hätte die beleidigt) und deren einzige Bezugsquelle für Informationen Tiktok und Instagram ist und für die der Urlaub dann auch gilt um auf ebenjenen Plattformen likes zu bekommen. Dazu kommen die sogenannten "Karens" die ganz viele Bilder für ihre Damengruppe zuhause braucht. Nicht um die Schönheit Japans zu zeigen, sondern sich gegenüber den anderen in der Gruppe überlegen zu fühlen. Also zwei Parteien mit absolutem Desinteresse wo sie sind, Hauptsache sie erhalten auf eine oder ander Weise fame dafür. Der letzte drittel sieht dann in die Röhre und muss ausbaden was die anderen zweidrittel versaut haben.

    2023 hatte ich in Sensoji eine Begegnung mit einer "Karen" die für ein gutes Foto einen betenden Japaner weggeschubst hat. Ich hab dann gleich sie angesprochen mit sarkastischem "What a shame that a temple is a place for praying and not fotographing. Do you mind if I would push you away in your hometown church for a better picture? Would you like it? No? Then don't do it here".
    SIe war pissed und ist zu ihrem Mann gegangen und beide haben dann den Innenbereich sofort verlassen. Fand sie wohl nicht so cool das jemand sie auf ihr Verhalten angesprochen hat. Der zuvor betende Japaner sah dankbar aus, hat irgendwas gesagt (ich wünschte ich hätte es verstanden) hatte kurz verbeugt und ist dann nach seinem Gebet gegangen. Und ich hab in Ruhe die Atmosphäre genossen.

    Ich persönlich denke alle respektvollen Touristen müssen den "Krawall-, Insta- und Partytouristen" klar aufzeigen das es so nicht geht. Man müsste auch viel Stärker auf Instagram diese Influencer shamen wenn sie wieder dummes Zeug erzählen. Z.b. Im Pilgerbuch Bahnhofstempel einzudrücken. Wenn ich petty bin, melde ich auch Bilder und Videos wie dieses Torii-Climbing oder wenn jemand sein Herz in ein Bambus ritzt. Ich bin selbst in einer Woche in Japan, und wenn ich dann solche Touris in die Finger bekomme... :) Wobei ich versuche mich von den Hot-Spots fern zu halten. Lieber sollen die auf 2 quadratmeter sich festsetzen als auf die Idee kommen das Land zu fluten und auch die Abgeschiedensten Orte zu deren Partyzone zu verwandeln.