Main-Chars (ohne Details):
Peter Verhelst
Rachel Barret
Amy Barret
Zitat von Act1Alles anzeigenEs war ein frischer Morgen. Der Rest vom nächtlichen Regen ist durch die dünne Zelthaut von Innen deutlich sichtbar. Unregelmäßige aber auf dem ganzen Zelt verstreute und überwiegend kleine Wassertropfen. Bestimmt ist es noch sehr nebelig.
Mit etwas gezwungener Motivation richtete ich mich auf und öffnete den Reißverschluss vom Zelteingang. Noch mit dem Schlaf in den Augen überraschte ich als mir Amy mit strahlendem Gesicht einen guten Morgen wünschte.
"Na endlich, hab' ich dich endlich wachbekommen.", kicherte Sie mit vertrautem lächeln und hockte in auf Dauer bestimmt nicht angenehmer Haltung vor dem Zelt. "Du hast versprochen wir gehen gleich am Morgen vom ersten Tag angeln." führte Sie den so freundlich begonnen Satz in einem gespielt eingeschnappten Ton fort.
Amy ist meine Stieftochter. Wobei - Ich mag den Begriff "Stieftochter" nicht, er klingt unfamiliär und abstoßend - Amy ist meine Tochter. Nach kurzer Unsicherheit auf wohl beiden Seiten haben wir uns von Anfang an gut verstanden. Mit Sicherheit hatte ich die größere Angst. Vor sechs Monaten bin ich mit Amys Mutter, Rachel, zusammen gezogen und hatte Angst vor der Möglichkeit eines schnellen Endes der Beziehung aufgrund einer nicht harmonierenden Vater/Tochter-Beziehung. Zum Glück schwand die Angst schnell der Freude und es schien als ob Amy mich als Vater akzeptieren würde.
Amy war weniger Prinzessin als Ritter, Sie hat vor wenigen Monaten Ihr Interesse am Malen mit Kohlefarbe entdeckt, spielt öfter mit mir Fußball als für ein neunjähriges Mädchen üblich und kam vergangenen Montag mit einer neuen nicht sehr mädchenhaften Idee während des Frühstücks auf uns zu. "Ich will Angeln gehen", die Worte "gerne" oder "bitte" kennt Sie in solchen Phasen nicht, kurze Momente die eine werdende Diva durchblicken lassen. "Wo Sie das nur wieder aufgeschnappt hat" fragten wir uns beide und grinsten.
Meine Frau und Ich sind beide Berufstätig, dank flexibler Stundenplanung müssen wir Amy selten lange zuhause alleine lassen. Und wenn doch interessiert Sie Ihre Kohlefarbe mehr als das Fernsehprogramm, was wir als Papa und Mama natürlich gerne sehen.
Dieses Wochenende bis einschließlich kommenden Mittwoch kann meine Rachel jedoch aufgrund einer externen Weiterbildung und einem nachfolgenden Kundentermin nicht mit uns das sonst gemeinsame Wochenende verbringen. Um Amy die traurige Miene zu verjagen habe ich ohne viel zu überlegen vorgeschlagen Ihren am Montag vorgebrachten Vorschlag anzupacken und zusammen über das Wochenende Angeln zu gehen.
Vor dem Aussuchen eines passenden Gewässers und dem Prüfen der Camping- sowie Angelutensilien habe Ich Ihr aber noch klar gemacht, dass "Angeln gehen" eine schmutzige, schlammige und für Mädchen normaler Natur eklige Angelegenheit ist. "Pustekuchen!" versicherte Sie mir, der Teil von Ihr kommt definitiv nicht von Ihrer Mutter und hätte glatt meine Hälfte sein können.
So suchten wir einen großen nahegelegenen See mit der Möglichkeit der Campingzeltübernachtung und fuhren nach meinem Arbeitstag in das Wochenende am Freitag Abend gegen 18 Uhr. Aufgrund fehlender Hast und des Feierabendverkehrs verzögerte sich unsere Ankunft um eine Stunde und um schließlich 22 Uhr war das Zelt aufgebaut und die Sonne verschwand allmählich hinterm Horizont. Wir mussten das Angeln auf den nächsten Tag verschieben und Ich musste Ihr versprechen, dass wir gleich am Morgen damit anfangen würden.
Zitat von Act2Alles anzeigenIch sank mit schmerzverzogenem Gesicht neben meiner Tochter zu Boden und versuchte zu begreifen was gerade geschah. Heico hob mich vom schlickigen Boden auf und half mir bis zum Auto. Der Kofferraum war vom vorherigen Suchen nach unseren Gummistiefeln weiterhin offen gewesen und Ich konnte meine zitternden Beine entlasten. Ich betrachtete die Bissspuren von meiner rechten Hüfte bis zum rechten Knie. Es war ein wunder, dass es nur bei Bissspuren blieb. Auch der Schmerz war merkwürdig, ich musste mich beim Sturz ins Wasser an einem Balken vom Steg verletzt haben. Ich spürte einen dumpfen aber starken Schmerz in meiner linken Schulter, nicht aber von der Bisswunde, „bestimmt wegen des Schocks“ dachte ich mir.
Heico rannte nachdem er Peter beim Auto abgesetzt hatte mit großen sprungartigen Schritten wieder zum ehemaligen Stegbeginn und nahm die dort bewusstlos zu Boden gesunkene Amy auf die Arme und legt Sie auf die Rückbank vom Kombi, Sie hatte Puls und keine Verletzungen, Peter war Ihr definitiv vorzuziehen. Obwohl verletzt war er in der Zeit nicht untätig gewesen und hat die Plastikverschlüsse der Abdeckung zum Verbandskasten im Auto gelöst.
Ich wollte gerade den kleinen Erste-Hilfe-Kasten greifen als Heico mich an beiden Schultern packte, sich aber weder abstützte noch Druck ausübte sondern mit hastiger Stimme meinte ich solle still halten, er kümmere sich um meine Verletzung, meiner Tochter ginge es gut, Sie sei nur aus Schock bewusstlos geworden und liegt direkt hinter mir im Auto. Ein Glück, dachte ich mir, sind wir Heico begegnet, wer weiß wie es ohne Ihn in diesem Moment wäre.
Heico fiel auf, dass die Bisswunde nur auf einer Seite des Körpers vorhanden war, Peters Rücken hatte keinen Kratzer. Er versorgte und verband die Wunde, der Verbandskasten bot alle nötigen Hilfsmittel. Er war zum Glück noch versiegelt und nicht angebrochen gewesen.
Ich wagte einen Blick über die Sitzbank auf meine Tochter und sah Ihre Brust leicht auf und ab bewegen, es beruhigte mich, Ihr scheint wirklich nichts schlimmes passiert zu sein. „Heico!“, rufte Ich, „Was war das? Wieso ist der Steg zusammengebrochen und was hat mich angegriffen?“
Er bewegte sich am Rand des Sees beim ehemaligen Steg und blickte überraschend ruhig auf dem Seeboden umher. Er ging in die Hocke und griff mit beiden Armen nach etwas im Wasser, schien aber keinen Erfolg beim Versuch zu haben, es aus dem Wasser zu ziehen, er fiel sogar noch fast hin. „Es ist eine Bärenfalle!“, antwortete er mir rufend. „Es war kein Biss, nur eine alte Bärenfalle, der Steg muss dich beim Sturz auf diese gedrückt haben, daher die Verletzungen. Du musst schleunigst in ein Krankenhaus, nicht nur um die Wunde professionell verbinden zu lassen, sondern auch möglicher Entzündungen entgegenzuwirken, die Falle sah ziemlich alt und verrostet aus.“ Während er mir das sagte bewegte er sich immer weiter zum Auto und hielt bei mir angekommen seine Hand aus.
„Was?“ fragte Ich unsicher. „Wollte er etwa Geld für seine geleistete Hilfe? Jetzt schon?“ dachte ich und begrub schon fast meine bisher gefasste Meinung über Ihn. „Ich fahr dich ins Krankenhaus, gib mir deinen Autoschlüssel oder möchtest du in deinem Zustand ans Steuer?“ sagte er in fast mütterlicher Stimme.
Ich humpelte auf der rechten Seite am Auto entlang und stieg auf der Beifahrerseite ein, Heico nahm auf dem Fahrersitz platz, der Schlüssel steckte seit der Ankunft im Zündschloss. Ich hörte noch wie der Motor ansprang und wir nach wenigen Augenblicken von steinigen auf asphaltierten Untergrund fuhren, dann schloss ich die Augen und schlief ein. Das Autoradio zeigte zuletzt 11:34 Uhr.“
Zitat von Act 3Alles anzeigenMein Kopf dröhnt und meine Augen schmerzten. Ich brauchte einige Sekunden bis ich den Kampf um die Augenlider gewann und meine Augen öffnen konnte. Ich sah verschwommen, verstand aber sofort, dass ich mich nicht in einem Auto befand. Ich lag auf kaltem metallenen Boden.
„Amy?“, rief Ich und richtete mich hastig auf. Kaum auf beiden Beinen stehend sank ich auch schon wieder auf die Knie und stützte mich mit meinen beiden Händen vom Boden ab während mein Körper sich zu übergeben versuchte. Mir war schwindelig, übel und mein gesamter Kopf dröhnte, was war nur passiert? „Heico!“, kam es mir wie ein Blitz ins Gedächtnis zurück. „Wir haben den Jäger am See getroffen, danach brach der Steg ein und er fuhr mich und Amy ...“, ich unterbrach den Satz, „ich muss im Auto eingeschlafen sein.“. Ich stand erneut auf, langsamer und sicherer als beim vorherigen mal. „Okay, eins nach dem anderen“, murmelte ich mir zu.
Endlich sah ich klarer und konnte meinen Blick schweifen lassen und den Ort meines Erwachens näher in Augenschein nehmen. Es ist ein kleiner Raum, etwa 2x4 Meter, vollkommen aus teilweise rostig rotem, ansonsten dunkel blauen Metall, wahrscheinlich Stahl. Die Wände sind mit Nieten versehen. Am Ende des Raumes befindet sich eine abgerundete Luke wie man Sie aus U-Booten kennt, darüber eine weiß leuchtende Leuchtstoffröhre ohne Abdeckung. Auf der linken Seite vor der Tür befindet sich ein kleines Waschbecken mit Wasserhahn und ein darüber hängender Spiegel. Gegenüber steht ein mit dem Boden vernieteter Spint. Ich lenke meinen Blick nach links und rechts von mir. Auf beiden Seiten befindet sich ein metallenes Etagenbett, allerdings ohne Matratze und ebenfalls mit dem Boden vernietet. Im Rücken befindet sich nur die kalte metallene Wand.
„Wo ist meine Tochter, wo zur Hölle bin Ich und was ist passiert?“, fragte ich mich selbst. Ich stand auf und ging zur Luke. "Keine Kurbel oder Knopf zum Öffnen", merkte ich murmelnd an, wissend, dass Ich mit mir selbst rede.