~Todestrafe~ Ja oder Nein?

  • Bin strikt gegen die Todesstrafe. Sehr strikt. Da gibts auch wenig zu diskutieren. Dass es bei Delikten wo keine Tötung begangen würde (manche fordern die z. B. für Vergewaltigung) Blödsinn ist - müsste eigentlich jedem klar sein. (Weil es dann mehr Tötungen "on top" geben würd. Täter würde generell immer zusätzlich noch Töten - Strafe wär ja dieselbe aber er könnt damit noch das Opfer als möglichen Zeugen ausschalten.)

    Ansonsten seh ich das von tatsächlicher Umsetzung her meist eher schlecht - in Ländern in denen es sowas gibt. Entweder von unterdrückerischen Regimes in Schnellverfahren eingesetzt. Oder die Leute sind (in demokratischeren Staaten) dann ewig im Knast - da kann man gleich auch lebenslängl. Freiheitsrafe machen.

    Die meisten (nicht alle) die Todessstrafe befürworten scheinen mir auch dem rechten Spektrum anzugehören. Dann haben wir ggf. noch Leute die Bestrafung/Schutz zu stark bewerten, als Ziel einer Strafe.

    Die Idee der Resozialisierung und dass Menschen/Gesellschaft auch einen Anteil daran hat, wenn Menschen zu Straftätern werden ... finde ich aber ganz gut. Eher europäisch, während man in den USA anders drauf ist. Schwierig möglich, wenn man von vornerein den Tod plant. (Und derjenige dann ewig im Knast darauf wartet.)

    Eigentlich ist die lebenslange Freiheitsstrafe hier auch problematisch. (Es gibt tatsächlich Staaten, die diese auch abgeschafft haben - sogar Norwegen: Da gibts dann einen höheren Spielraum bei zeitigen Strafen und sowas wie Sicherungsverwahrung gibt es ja trotzdem noch. Damit hat man Anders Breivik z. B. ausreichend gut im Griff.)


    Todesstrafe schreckt eher nicht ab. "Heilt" die Opfer auch nicht wieder. Das "Sicherheitsgefühl" wird da - meiner Meinung nach - auch nicht zwingend besser. (Ich mein wer traumatisiert ist hat ganz andere Probleme. Ob der Täter jetzt ewig in der Sicherungsverwahrung sitzt und ausbrechen könnte oder tot ist ... dürfte da nicht sooo viel dran ändern.) Man verkennt nur, dass die Gesellschaft auch einen Anteil hatte, dass jemand zum Täter wurde. (Er ist ja schließlich nicht in luftleerem Raum - in den meisten Fällen - aufgewachsen. Sondern wurde durchs Umfeld geprägt.) Dass aus der Person ggf. noch ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werden könnte. (Viele holen im Gefängnis auch Berufsabschlüsse noch nach.)

    Das gilt ganz unabhängig von einer gewissen Gefahr von Fehlurteilen. (Die kann es immer geben. Selbst wenn man 100 Prozent sicher zu scheinen meint ... könnte man immer noch was übersehen haben. Oder Beweise gefälscht worden sein.)


    Für psych. Kranke gibt es ja "Unterbringung" in Psychiatrien. Und für Täter die wirklich prognostiziert dauerhaft gefährlich sind gibt es die Sicherungsverwahrung. Das reicht vollkommen aus. Das Problem ist nur, dass es manchmal halt Fehler gibt - kann man nie ganz verhindern. Kann es auch mit Todesstrafe geben, dass man einen falschen Freispruch hätte und die Person dann nochmal jemanden tötet.

    (Ich frag mich übrigens auch ob nicht viel mehr Leute die Töten psych. krank sind als man denkt - nur halt dann noch schuldfähig und in manchen Fällen dann trotdzem in ein normales Gefängnis, nicht Psychiatrie. Es muss ja schon viel "nicht mehr so ganz normal" sein - damit man überhaupt gewisse Hemmschwellen überwinden kann oder diese nicht mehr vorliegen.)

    Bei vielen Todesstrafebefürwortern (bei den sehr alten Beiträgen am Anfang des Threads beim Überfliegen manchmal gemerkt) schwingen aber igendwo auch latente Gewaltphantasien mit - scheinbar. :D Als wollen die nur irgendwie möglichst persönlich sich in nen Hass gegen vereinzelte Täter hinensteigern und diese dann brutal leiden lassen. (Sollte man hinterfragen ob sowas auch noch normal/gesund ist, dann.)


    Zu folgendem, was ich oben las:
    "Es gibt immer eine Wahl. Ich habe kein Verständnis dafür, aus irgendwelchen Gründen auch immer, rechtfertigt dies keinen Mord."
    Es gibt da sowas wie "Determinismus" als eine Art (wie ich finde gute) philosophische Denkweise - und ich denke man hat zwar subjektiv die "Auswahl" zwischen verschiedenen Alternativen. Aber wenn ich ne exakte Kopie unserer Welt häte und ne exakte gleiche Situation und gleichen Menschen mit Vorerfahrung/Prägung - der würde dann genaus handeln. Das sieht von außen vielleicht aus wie "zu 30 Prozent macht der A, zu 70 Prozent B" aber vielleicht entscheidet er A. Weil gerade irgendwie die Entscheidungsfindung dann dahin ging. Und es ja auch viele Faktoren gibt die man als Außenstehender nicht kennt.

    Das ist genau das was gemeint ist, wenn man davon redet, dass die Gesellschaft auch Mitverantwortung trägt.
    Also wenn - beispielhaft - ne Frau ihren Mann tötet (ohne dass es Notwehr war), weil dieser sie terrorisierte/unterdrückte. (Statt sich scheiden zu lassen - weil da vielleicht auch Angst, dass er ausrastet.) ... dann könnte man auf die Idee kommen, dass es zielführend wäre, Angebote zu schaffen, damit die Frau sich da lösen kann, sinnvoll. Ohne zu morden (oder Totschlag, je nachdem wies einzustufen ist). Und damit meinte ich jetzt nicht "der Mann ist selber Schuld dass er getötet wurde". Darum geht es nicht.

    Es geht darum Menschen dazu zu helfen, mit bestimmten Situationen umzugehen. (So dass z. B. Gemobbte auch nicht in die Schule rennen und rumballern - weil man deren Lage erkennt. Und Hilfe anbietet. Bietet man keine Hilfe an, so ist der Gemobbte der Amok läuft trotzdem weiterhin der Täter. Die andern nicht "selber Schuld" - sie wollten gewiss nicht getötet werden und es trifft da ja auch oft Unschuldige. Aber wenn "weggeguckt" wird - insbes. von Aufsichtspersonen wie Lehrern - dann ist das ein gesellschaftl. Problem.)

    Um das Beispiel etwas weiterzuführen: Außenstehender sieht vielleicht dass einer gemobbt wurde. Der dann Amok lief. Regt sich auf - meint: Der hätte es doch Lehrern melden können, Anzeige erstatten, etc. (Was wenn - aus Sicht des Gemobbten der dann Täter wurde: Dem mal irgendwo nicht geglaubt wurde? Wie viel Geduld/Unterwürfigkeit verlangt man dann von so einer Person?)

    Kann man nicht auf alles übertragen. Gerade bei Mord aus Habgier (Banküberfall) ist es oft Gier ... oder wenn Leute kein Geld haben dann schwer nachzuvollziehen, da wir ja ein Sozialsystem haben, und man Sozialleistungen beantragen kann. (Wobei: Hier für manche die Bürokratie und das Beantragen auch ne Hürde sein kann.)