Es gibt eine gute Dokumentation aus der Reihe "37°" mit dem Namen "Geritzt". Dort werden 3 Mädchen begleitet, die sich ritzen. Der Beitrag geht ca. 30mins.
Reiko "einfach gar nicht ritzen" ist relativ leicht daher gesagt. So wie "nimm einfach keine Drogen", "trink einfach keinen Alkohol", "hör einfach auf zu rauchen", "schlag einfach deine Frau nicht mehr", "verhüte einfach immer beim Sex", "fahr in einer 30 Zone einfach 30"...und die Liste kann ich ewig fortsetzen mit für mich sehr leichten oder für mich auch sehr schwer umzusetzenden Punkten.
Ritzen selber ist völlig bescheuert, da werden mir sicher viele zustimmen. Aber was macht ein Mensch, der seine Gefühle nicht anders zum Ausdruck bringen kann? Es ist manchmal sehr schwer, über das zu sprechen, was in einem vorgeht. Es kann sein, dass du es nicht in Worte fassen kannst. Es kann sein, dass dir der richtige Ansprechpartner dafür fehlt, weil Freunde und Eltern dafür nicht geeignet scheinen. Und wenn dir keine logischen Möglichkeiten einfallen, damit umzugehen (wie Sport zum Beispiel, oder Kochen...was auch immer), dann kann auch Ritzen eine Möglichkeit sein. So wie Alkohol, Drogen, usw.. Ritzen ist leider nicht logisch. Es bringt daher auch nichts, da mit Logik ranzugehen ala "ritz dich einfach nicht..tut doch nur weh".
Ich denke, es ist eine Art Ventil, das ich öffnen und schließen kann, wie es mir passt. Mir fällt dazu nur dieser Vergleich ein und er trifft ihn aus meiner Sicht ganz gut.
Find ich Ritzen gut? Nein. Es ist sehr schwierig, im Sommer immer wieder zu erklären, wieso man langärmelig rumläuft. Irgendwann geht einem das nervige Gefrage auf den Sack. Und wenn jemand doch mal etwas gesehen hat, versucht dieser jemand, immer mal wieder einen Blick drauf zu erhaschen. Es könnte ja eine Sensation sein. Mal abgesehen von den nervigen Narben kann dabei ja alles mögliche passieren und endet im schlimmsten Fall durch Blutverlust oder Sepsis mit dem Tod.