Ich konnte nun doch nicht mehr widerstehen und habe die Serie innerhalb weniger Tage durchgesuchtet, ohne vorher das Buch zu lesen.
Ehrlich gesagt bin ich ziemlich zwiegespalten...
Positiv:
- Die Schauspieler! Btw, die deutsche Synchro ist mal wieder zum würgen, wer kann, sollte sich die Originalversion geben.
- Die Aufmachung. Ich mag es, dass das Ende eigentlich vorweggenommen wird: Hannah ist tot. Trotzdem muss ich zugeben, dass man zwischendurch immer wieder Hoffnungsschimmer hat, dass es sich doch alles um einen riesigen Irrtum handelt.
- Die Thematik. Es wird während des Prozesses immer wieder gefragt, ob Hannah gemobbt wurde, aber die Serie verdeutlicht noch einmal, dass seelischer Terror noch viel subtiler als das altbekannte "Mobbing" sein kann.
- Die Härte. Oh Gott, ich bin echt nicht nah am Wasser gebaut, aber es gab mehr als eine Folge, in der meine Augen nicht trocken geblieben sind. Eigentlich habe ich mit jeder Abweisung mit Hannah gelitten.
- Alex. Mein Lieblingscharakter, weil er so eine achterbahnfahrtartige Entwicklung durch macht. (Außerdem hat er Luzifer als Vater, halloooo?! *supernaturalfangirl*)
Negativ:
- Die Schuldzuweisungen. Ich weiß, viele der Adressaten der Tapes haben echt Bockmist gebaut, aber bei dem einen oder anderen dachte ich auch, dass es echt in die falsche Richtung abdriftet.
Ernsthaft, ein Aufruf, jemandes Fenster mit Steinen einzuschmeißen? Der Junge hatte eh schon einen schweren Stand in der Schule, sie hat ihn damit nur noch mehr ins Abseits katapultiert. Genauso Sheri. Sie hat bewiesen, dass sie kein schlechter Mensch ist, außerdem: Warum gibt Hannah sich die Schuld an dem Unfall? Sie hatte keinen Akku und hat alles daran gesetzt, so schnell wie möglich die Polizei zu informieren. Und von Zach will ich gar nicht anfangen, er hat den Brief sogar aufbewahrt.
Fazit:
Oh Gott, ich komme mir vor wie ein schlechter Mensch, weil ich das denke, aber ich komme nicht umhin, Hannah nicht zu mögen. Denn ein Knackpunkt stört mich an der Serie: Hannah ist eine Dramaqueen durch und durch. Es macht mich fast schon wahnsinnig, wie sich die Story teilweise entwickelt hat, ich hatte zwischendurch den Drang, sie zu schütteln.
Mich stört z.B. sehr, wie sie mit Clay verfahren ist. Sie hat von Anfang an gemerkt, dass er Interesse an ihr hat, und sie hat ihn fast die ganze Zeit über belächelt. Sie stößt ihn auf Jess' Party echt übel weg, aber sie macht ja später einen Anlauf, mit ihm zu reden. War ein dummer Moment, okay, aber daraufhin ist sie davon überzeugt, dass Clay sie hasst. What? Statt nochmal vernünftig mit ihm zu reden, redet sie sich permanent so eine Grütze ein. Grrr, das macht micht wütend
Vielleicht macht aber auch gerade dieser Punkt nochmal deutlich, wie sich Jugendliche in dem Alter geben und fühlen: wirr, unüberlegt und eigentlich fühlen sie sich von allen nur missverstanden.
Letztendlich halte ich die Serie wirklich für einen gelungenen Denkanstoß, sich mit der Thematik zu beschäftigen, allerdings sollte man sich wirklich die ganze Story anhören. Am Anfang dachte ich ernsthaft, dass das Thema viel zu romantisiert dargestellt wird, dem ist aber definitiv nicht so.