Da die Serie Panty & Stocking With Garterbelt in meinem persönlichen Hiroyuki Imaishi-Ranking bequem auf dem letzten Platz sitzt, kann ich genauso gut mit ihr anfangen. :D
Erster Eindruck:
Ich hatte im Vorfeld auch schon viel Gutes über PSG gehört und ging mit dementsprechend hohen Erwartungen ran, zumal ich zu dem Zeitpunkt schon meinen All-Time-Favorite Kill la Kill vom selben Direktor gesehen hatte.
Habe ich vielleicht ein blödes Gesicht gemacht. Ich hatte ja schon gehört, dass die Serie obszön sein soll, aber auf die schiere Menge an Grossout-Humor allein in der ersten Episode war ich nicht gefasst. Wäre die Transformationsszene nicht gewesen, hätte ich mich nach der ersten Hälfte der ersten Episode möglicherweise schon verabschiedet. Aber da war dieser Funke von Genie, und den konnte ich nicht ignorieren. Und das hat sich in der zweiten Hälfte der Episode ausgezahlt. Die Verfolgungsjagd war genial animiert, besonders wo Stocking den Ghost im Vorbeifahren zerteilt - Sakuga vom feinsten.
Animation:
PSG ist beim ersten Schauen sehr gewöhnungsbedürftig. Mitten in einer Szene kann sich der visuelle Stil der Show radikal ändern, von glubschäugigen Minicartoons, die sich mit 5 oder weniger Gelenken bewegen über vollanimierte Charaktere im westlichen wie östlichen Stil bis hin zu den echten Pappmache-Explosionen, immer wenn ein Ghost besiegt wird. Diese ständigen Wechsel können mitunter anstrengend sein, aber sie sind niemals langweilig und halten das Auge ständig beschäftigt.
Aufbau:
Die Serie lässt sich grob in vier Abschnitte unterteilen:
Ep 1-5 etablieren das Schema, dem die Serie meist folgt: Ein Ghost erscheint, um die Bewohner von Daten City zu terrorisieren, Panty und Stocking müssen ihn stoppen, Pappmache-Explosion, Ende. Hört sich nicht besonders kreativ an, aber Gainax denkt sich solch absurde, abwechslungsreichen Szenarien aus, dass es unterhaltsam bleibt. Hinzu kommt, dass PSG sich schon hier nicht scheut die Erwartungen des Zuschauers zu untergraben. In Sex and the Daten City taucht einfach kein Ghost auf, und mein Favorit aus diesem Abschnitt Vomiting Point zeigt die bekannte Formel aus einem völlig anderen Blickwinkel und verleiht damit der sonst so stumpfen Action eine gänzlich unerwartete neue Dimension. Man sieht wie selbst in diesem, dem schwächsten Teil von PSG, die Serie immer erfindungsreich bleibt, und dabei seinen eigenen Kanon von Tropes aufbaut.
In Ep 6 tauchen endlich die Demon Sisters auf und die Serie wird durch sie massiv verbessert. An ihrem Design lässt sich sofort ablesen, dass sie die eigentlichen Antagonisten von PSG sind und bis Ep 9 sind sie die treibende Kraft hinter der Serie und weisen auf die Existenz eines übergreifenden Plot hin. In diesem Abschnitt finden sich einige der besten Einzelepisoden, die die Serie zu bieten hat. Die einzige, die ich nicht so mochte war die Transformers-Episode, wohl auch weil Scanty und Kneesocks keinen Auftritt haben. Ich schmeiße mich einfach jedes Mal weg, wenn Kneesocks mit ihren "Ruuu~Rus" anfängt, und ihr autoritäres Gehabe, wenn sie am Ende doch genauso dumm sind wie die Engel, ist sehr unterhaltsam.
Schon Ghost: The Phantom of Daten City läutet eine Art Ruhe vor dem Sturm ein (Ep 10, 11), in der die Engel und Dämonen nicht mehr aneinanderstoßen. Hier wird etwas Zeit auf die Nebencharaktere Garterbelt und sogar Chuck verwendet, wobei besonders die Garterbelt Episode sowohl in sich unterhält, als auch interessanten Hintergrund zur Story bietet. Offensichtlich sticht auch das Musikvideo am Ende von Ep 10 heraus, sowohl wegen der coolen Klänge als auch weil der Text eine Art Manifest für PSG ist: Anarchie! Lass dich von keinen Regeln binden! Sei frei! Wir sind obszön und vulgär und respektlos, aber wir sind frei, und das ist etwas wert! Untermalt ist das von super Animation, die diese Message eindrucksvoll unterstreicht, die Gifs hat bestimmt jeder schon gesehen. Das ist nun keine besonders tiefsinnige Message, und das soll es auch nicht sein, aber diese Grundeinstellung von Anarchie ist wichtig um die ganze Serie zu genießen.
Vor dem Hintergrund dieser ruhigeren Episoden kommt das Finale in Ep 12, 13, in dem sich der vorher angedeutete Plot nun zu Wort meldet und es ist glorreich. Hierzu habe ich sonst nicht allzu viel zu sagen. PSG verknüpft alle losen Enden in einem bombastischen Finale mit emotionalen Szenen wie sie vorher nur im Ausreißer Ghost: The Phantom of Daten City zu finden waren.
Und dann kommt das Twist-Ende und stellt alles wieder auf den Kopf, weil... Anarchie eben!
Charaktere:
Kurz zu den Charakteren: Die Tatsache, dass sie alle vulgär und unmoralisch sind, und sich die ganze Zeit streiten ist zum einen wichtig für die zentralen Themen der Serie, sprich Anarchie, hilft zum anderen mit der Schadenfreude, wenn sie aufs Maul bekommen, was häufig passiert.
Soundtrack:
Möglicherweise der beste Teil der Serie?
Bewertung:
Panty and Stocking with Garterbelt hat eine Menge Ecken und Kanten, und es will nicht so richtig in irgendeine Schublade passen, und dafür liebe ich es. Ist es ein Meisterwerk? Nein, dafür haben gerade die ersten 5 Episoden sich zu viele Fehlgriffe erlaubt. Es ist weniger das Werk eines Meisters als das eines wahnsinnigen Genies. Insgesamt bekommt PSG von mir eine solide 8/10.
Bonus:
Vor Kurzem wurde ein Zine mit einer Fortsetzung der Story nach dem Twist-Ende veröffentlicht, einfach mal googlen, besonders wer Space Patrol Luluco mochte. ;)