Ich finde diesen Whataboutism auch furchtbar. Nur weil es irgendwo schlimmer ist, heißt das ja nicht, dass man nicht anmerken darf, dass es hier auch noch an manchen (oder vielen) Stellen unzureichend ist.
Uns geht es in Deutschland vergleichsweise verdammt gut, ja. Dennoch ist das Gesundheitswesen nicht immer ausreichend, dennoch bekommen wir langsam ein Problem mit Rechten, dennoch wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer, dennoch haben wir Korruption, dennoch müssen hier einige um ein angemessenes Gehalt kämpfen (oder überhaupt um einen Job), dennoch ist unser Netzausbau echt schlecht, dennoch wird vielen nicht geholfen, extrem viele ruhen sich auf unserem hohen Standard zu sehr aus, etc.
Ich denke, wenn Leute Aussagen wie "Deutschland ist scheiße" etc. tätigen, ist das oft nicht, weil sie Deutschland rein objektiv betrachtet echt kacke finden und das Land damit auf eine Stufe mit Entwicklungsländern stellen, sondern weil sie in ihrem Leben bisher wahrscheinlich mehr von der schlechten Seite Deutschlands gesehen haben, also ihre subjektive Wahrnehmung von Deutschland einfach kacke ist. Nach dem Prinzip "wenn einem im Leben nur scheiße passiert, ist man davon überzeugt, dass das Leben scheiße ist".
Das einzige, was mich an solchen Aussagen nur immer etwas stört, ist dass kaum ausgeführt wird, was genau man scheiße findet, wie es besser sein könnte oder ähnliches. Dadurch wirkt das eben so, als hätte man einfach Luxusprobleme und bietet keine gute Grundlage für eine angemessene Diskussion. Und was dann rauskommt ist sowas. :(