
Kizumonogatari Trilogi Filmreihe (2016-17)
Bin ich tatsächlich der erste hier im Forum, der auf diese Filme zu sprechen kommt? Laut Suchfunktion scheinbar schon. Von daher werde ich mal den Anfang machen. Zunächst einmal habe ich null Ahnung vom ganzen Monogatari Universum. Ganz unbekümmert und unbefleckt habe ich mir diese Filme letzte Nacht spontan einfach mal angesehen.
Die Handlung ist einfach und schnell erklärt: Es geht um Koyomi Araragi. Ein eher sonderbarer Eigenbrötler und an sich ein ganz normaler Schüler bis er eines Tages in einer U-Bahn Station der Vampirin Kiss-shot Acerola-orion Heart-under-blade begegnet, der man sämtliche Gliedmaßen weggenommen hat und sterbend daliegt. Völlig verstört und voller Angst läuft Koyomi zunächst davon und lässt die am Boden liegende und um ihr Leben bettelnde Kiss-shot alleine zurück, überlegt es sich dann doch anders und hilft ihr indem er ihr sein ganzes Blut zur Verfügung stellt damit sie sich wieder regenerieren kann. Das Ergebnis dieser selbstopfernden Entscheidung ist, dass er nun selber ein Vampir geworden ist. Kiss-shot erklärt sich aber bereit ihn wieder in einen Menschen zurückzuverwandeln. Hierzu muss er ihr jedoch dabei helfen die ihre Gliedmaßen von den Vampirjägern, die sie ihr gestohlen haben zurückzuerlangen, damit sie wieder ihre volle Stärke erlangt und damit auch die Kraft hat Koyomi wieder zurückzuverwandeln. Dabei ist Koyomi gar nicht bewusst mit was für eine Vampirin er sich eingelassen hat, die mehr zu verbergen hat als es der Anschein macht.
Viel schwieriger ist zu beschreiben was für einen Stil diese Filme haben. Das muss man erst mal selber gesehen haben. Am ehesten könnte man dazu expressionistisch sagen mit gewissen LSD-Halluzinationen gepaart mit einem Fiebertraum. Gewöhnlich ist daran jedenfalls nichts. In jeder Sekunde wird man mit der abgedrehten Erzählweise, Inszenierung und Gestaltung der Welt konfrontiert. Das macht das ganze um einiges besonders, wirkt mit der Zeit wie ich finde aber auch überfrachtet. An sich finde ich diesen ungewöhnlichen Stil in Ordnung, der in seiner eigenen Liga spielt. An einigen Stellen wäre weniger jedoch mehr gewesen, vor allem an den Punkten, wo die ganze Aufmachung, Schnitte, Inszenierung mehr Selbstzweck sind als das sie zur Erzählung der Geschichte beitragen. Stellenweise kann es sein, dass Neueinsteiger sich zu Beginn so mit den Filmen etwas schwer tun und erst mal orientierungslos sind. Ich selber habe 30 Minuten vom ersten Film gebraucht um einigermaßen in der Welt drin zu sein.
Die Charaktere lassen sich wie ich finde nur schwer erfassen. Jeder von ihnen scheint im inneren etwas zu verbergen, was sich einem als Zuschauer nur schwer oder gar nicht erschließen mag. Vor allem aus der sehr neugierigen und vollbusigen Klassenkameradin von Koyomi Tsubasa wurde ich nicht schlau. Sie und der mysteriöse Meme Oshino haben jedoch einen Charakter an sich der sich nicht wirklich in irgendeine Schublade einordnen lässt. Man neigt dazu diese und auch Koyomi in irgendwelche Schubladen einzusortieren. Dies muss jedoch ständig immer wieder verworfen werden, weil die Charaktere am Ende doch noch mit etwas aufwarten womit man nicht gerechnet hat.
Diese Filme bilden die Vorgeschichte zu der 2009 herausgekommenen Animeserie "Bakemonogatari". Diese Serie kenne ich noch nicht und auch nicht die anderen Sachen aus dem Monogatari Universum. Da diese Filme der absolute Anfang sind kann auch ein Neueinsteiger gut sich darin zurecht finden. Zudem funktionieren die Filme auch fast als komplett eigenständiges Werk. Fast, weil ich in den Filmen eine genauere Erläuterung dieser Welt vermisst habe. Als unbedarfter Neueinsteiger wird man recht schnell reingeworfen. Erst im zweiten Film hab ich in etwa den Kern des ganzen erfasst, wobei mir die ganze Welt immer noch etwas verschlossen war. Kenner von "Bakemonogatari" werden sich in den "Kizumonogatari" sicherlich schneller einfinden können. Es klappt aber mit gewissen Abstrichen auch bei Neulingen, die die frühere Serie, die zeitlich nach den Filmen spielt nicht kennen.
Kurz zur deutschen Synchro (falls es irgendwen hier interessiert): Die wartet mit Sprechern wie David Turba (deutsche Feststimme von Shia LaBeouf; Edward Elric aus Fullmetall Alchemist u.a.), Ulrike Stürzbecher (deutsche Feststimme von Jennifer Aniston, Kate Winslet u.a.), Klaus-Dieter Klebsch (deutsche Feststimme von Hugh Laurie, Alec Baldwin u.a.), Tobias Nath (deutsche Stimme von Ben Whishaw, Wyane Rigsby von The Mentalist u.a.), Peter Flechtner (deutsche Feststimme von Ben Affleck, Lupin III. u.a.) und Oliver Siebeck (Vegeta aus Dragon Ball Z u.a.) sehr hochkarätig auf und leisten auch alle Top Arbeit, sind zudem im Animebereich noch recht unverbraucht. Da kommt auch richtiges Hollywood Blockbusterfeeling auf, was den "Kizumonogatari" Filmen mehr als gerecht wird.
Fazit: Die "Kizumonogateri" Filme kann man am besten als ein sehr ungewöhnliches und surreales Erlebnis beschreiben. Dabei warten die Filme an einigen Stellen mit einer dermaßen unglaublichen Härte auf mit der ich nicht gerechnet habe. Klar ist das alles FSK 16. Dennoch gab vereinzelt ein paar Szenen, die ich so bisher nur bei "The Walking Dead" (FSK 18) gesehen habe und bei einer Szene sogar noch darüber hinaus. Dementsprechend ist das ganze natürlich nichts für zartbesaitete, aber die haben schon spätestens bei der ersten Szene mit Kiss-shot in der U-Bahn abgeschaltet. Sicherlich gehören diese Filme zu der Kategorie, die man erst mal auf sich einwirken lassen muss. Und erst dann wenn man sich das ganze noch ein zweites, gar ein drittes mal nochmal angesehen hat lernt man diese Filme erst so richtig zu schätzen und vielleicht auch zu lieben. Sei es wegen den ungewöhnlichen Charakteren, die einem zum Ende hin doch näher gehen als gedacht, dem kaum zu erfassenden Stil und Design der Welt oder der Cinematographie, die von Anfang bis Ende eine klare Linie verfolgt, auch wenn es zunächst so aussieht als wäre alles völlig wirr inszeniert. Einen Wermutstropfen gibt es jedoch, die ich als Zugeständnis an die Anime-Otakus auffasse: Der diverse Fanservice um Tsubasas großer Oberweite und Koyomis verschämte, aber doch notgeile Reaktion darauf. Zugegeben, das wurde stylistisch schon sehr ungewöhnlich und eigen verpackt. Hatte mich jedoch nicht angesprochen und war eher zum Fremdschämen, vor allem im dritten Film, wo sich eine gefühlte Ewigkeit damit herumgeplagt wurde. Mit viel gutem Willen könnte man diese Szenen als komödiantische "Comic-Relief"-Momente betrachten, die die ansonsten ziemlich ernste Handlung ein wenig lockern, wobei ich dafür die Interaktionen zwischen Koyomi und der geschwächten Kiss-shot besser fand, die auch wirklich lustig waren und nicht eben zum fremdschämen peinlich. Wie gesagt. Dadurch, dass die entsprechenden Szenen künstlerisch und stylistisch sehr ungewöhnlich und kreativ in Szene gesetzt werden, wodurch es nicht völlig deplatziert wird kann man damit leben.
Ich empfehle alle drei "Kizumonogatari" Filme mal eine Chance zu geben, auch wenn man mit "Bakemonogatari" nicht vertraut ist. Fans davon werden sich diese Filme ohnehin angucken, weil das so wie ich das sehe wohl notwendig ist, um Koyomis Charakter und Wesen besser verstehen zu können. Auch wenn einem das nicht wirklich anspricht so kommt man nicht umhin zu sagen, dass einem die Filme schon doch ziemlich überrascht haben und einiges doch spannend empfunden hat. Beim zweiten mal gucken könnte ich mir sogar vorstellen wirklich richtig gefallen an den Filmen zu finden.