Ich gehöre auch eher zu den introvertierten Leuten, würde ich behaupten.
Früher war ich auch eine wahnsinnig schüchterne Person, obwohl sich das heute gut gelegt hat. Ich kann mittlerweile auf Menschen zugehen, aber auch nur nach reiflicher Überlegung, ob ich auch wirklich muss. Wenn ich ein Problem mit etwas habe, bin ich der Typ Mensch, der zunächst versucht, sich alleine reinzufuchsen. Erst, wenn ich merke, dass ich wirklich nicht vorankomme, bitte ich um Hilfe. Dann habe ich aber auch selten ein Problem damit.
Meine Introvertiertheit hat mir zu Schulzeiten aber leider immer Steine in den Weg gelegt. Ich war keine Schülerin, die sich ständig mit Beiträgen am Unterricht beteiligt hat, weil ich einfach nicht reden mochte. Dementsprechend waren es meine Noten in der mündlichen Leistung, die mir meinen Schnitt immer wieder runtergezogen haben. Schriftlich konnte man über meine Noten nur selten meckern, da ich mich so zum einen besser ausdrücken kann, mich zum anderen aber auch nicht scheue, dummes Zeug zu schreiben, wenn etwas davon richtig sein könnte. Für Lehrer hieß es aber leider immer: Zu still.
In großen Gruppen finde ich mich auch leider nur schlecht ein, was es mir immer etwas schwer gemacht hat, im Klassenverband Anschluss zu finden. Das lief dann immer darauf hinaus, dass ich ein, zwei Leute hatte, mit denen ich in der Schule quatschen konnte, mit den anderen aber eher koexistierte. Man hat mal ein Wort gewechselt, mehr aber auch nicht. Mit meinen paar Freunden war ich aber auch eigentlich immer zufrieden. Ich brauchte keinen Haufen, um glücklich zu sein. Es reichte mir immer, wenn ich mal mit einer Person etwas unternehmen konnte. Da ich in größeren Gruppen auch recht still bin, blieb ich dann auch immer außen vor und fühlte mich unwohl, weshalb ich nie irgendetwas mit Partys oder Ähnlichem anfangen konnte.
Am wohlsten fühle ich mich in kleineren Grüppchen, wenn niemand untergeht, sondern man sich noch gut miteinander arrangieren und jeder zu Wort kommen kann. Dann unterhalte ich mich auch relativ gerne und bin nicht so still, wie man das ansonsten von mir gewohnt ist. Sofern ich zu einem Thema auch was beitragen kann, jedenfalls. Danach brauche ich dann aber dennoch Zeit für mich, weshalb Wochenenden für mich reine "Abschaltzeit" sind, in denen ich seelenruhig lese oder Videospiele spiele. Ich brauche das, sonst fühle ich mich schnell überanstrengt, was sich stark auf mein Gemüt niederschlägt.
Das Blöde ist leider, dass mein berufliches Umfeld aus eher extrovertierten Menschen besteht, die gerne feiern gehen und ordentlich die Sau raus lassen. Meine Kollegen verstehen leider nicht, warum mir das nicht gefällt und versuchen hin und wieder, mich für Feierabendaktivitäten einzuspannen. Ich weiß zwar zu schätzen, dass sie versuchen, mich zu integrieren, aber nach einem langen Arbeitstag will ich einfach nur nach Hause, abschalten und den Tag ausklingen lassen. In eine Decke eingekuschelt mit einem guten Buch oder einem Videospiel.
Auf Conventions verhält sich das Ganze jedoch völlig anders. Da bin ich recht aufgeschlossen und komme gut und gerne mal mit anderen Fans und Cosplayern ins Gespräch und plaudere mit ihnen. Da habe ich auch nichts gegen den Trubel, weil er für mich einfach dazu gehört und Stimmung macht. Nach einer Convention bin ich dafür dann aber ziemlich platt und muss erstmal wieder zur Ruhe kommen. Das klappt mit manchen Freunden besser als mit anderen. Zur Dokomi übernachten immer zwei Freunde bei mir, die dann abends aber auch eher ruhig und entspannt sind. Mit denen komme ich gut aus. Zur AnimagiC habe ich mir jedoch mit einer anderen Freundin ein Hotelzimmer geteilt, die auch abends noch ein Energiebündel war. Da wünschte ich mir stellenweise schon, wir hätten getrennte Zimmer genommen, weil ich nur schwer zur Ruhe kam.
Ich muss aber gestehen, dass es mich teilweise leider schon stört, introvertiert zu sein. Manchmal wäre ich gerne extrovertierter, um mich schneller in Gemeinschaften einzufinden und nicht außen vor zu stehen. Es ist leider schwierig für mich, mich in größeren Gruppen einzufinden, obwohl ich größere Gemeinschaften manches Mal gerne genießen würde. Eine Gilde in einem MMO, beispielsweise, mit der man Gruppeninhalte und Raids angehen kann. Bislang ist jedoch noch jeder meiner Versuche gescheitert, etwas offener zu agieren