...Das mit Wehrdienst (falls eine Pflicht kommt) ... wird dann auch nochmal interessant. Wenn junge Leute (vor allem männlich) dann Zeit verlieren und den Arbeitgebern fehlen....
Wo siehst du denn bei einer Wehrpflicht ein Problem? Bis 2011 gab es über 55 Jahre lang eine Wehpflicht und das hat die Wirtschaft und die Unternehmen auch nicht in Probleme gebracht. Zudem wäre es in einem solchen Fall ja auch nicht so, als wenn dann auf einem Schlag eine große Zahl an Arbeitnehmern fehlen würde.
Und warum nur männliche? Wenn es so kommen sollte, wäre ich dafür das es ein allgemeines Pflichtjahr für alle geben sollte, also für Männer und Frauen ab 18 Jahre. Denn Gleichberechtigung sollte hier auch gelten, dass sowas geht, zeigen andere Länder. Warum sollten für Frauen hier wieder eine Ausnahme gemacht werden? Denn ein Pflichtjahr, unabhängig davon, ob man Wehrdienst oder etwas anderes macht, ist jedem zumutbar. Und es ist ja nicht so, dass es nur eine einseitige Sache ist, sie es ja so oft dargestellt wird, denn man gewinnt auch neue Erfahrungen dazu, die man ansonsten so nie gemacht hätte. Viele Zivildienstleistende vor 2011, sind so nach dem Pflichtdienst in verschiedenen Berufe wie Pflegedienst, Rettungsdienst oder anderen Berufe hinein gekommen, zu denen sie ohne diese "Pflicht" nie gedacht, geschweige gemerkt hätten, dass dies ein Beruf ist, der sie interessiert oder gar gefällt. Selbes bei der Bundeswehr. Viele länger dienende und Berufssoldaten sind erst über die Wehrpflicht dazu gekommen. Vor dem Wehrdienst hätten sie nie im Traum gedacht, so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen, aber erst nachdem sie den Dienst kennen gelernt haben und auch was es dort für Angebote gab, haben sie sich dann für eine Kariere beim Bund entschieden. So hat diese "Pflicht" welche zuerst als unangenehm oder lästig empfunden wurde, für eine Vielzahl von jungen Menschen eine ganz andere Perspektive gegeben. Das geht aber nur, wenn man es selbst mal sehen, erleben und dann ein eigenes Urteil darüber geben kann.
Zudem würde durch ein Pflichtjahr auch andere Berufe profitieren, das hat der Wehrdienst ja gezeigt. Der heutige Mangel an Pflegekräften wurde durch die Zivildienstleistende abgefangen. Das kam den Diensten zu gute, den Personal, den Pflegebedürftigen und auch den Zivis selbst. Denn auch sie haben profitiert, indem sie etwas für die gemeinsacht leisten, selbstständig arbeiten, Verantwortung tragen. Gerade für Bewerbungen für künftige Arbeitgeber war es ein gutes Signal, wenn im Lebenslauf so was angegeben wurde. Denn es zeigte einem Unternehmen, dass der Bewerber bereit ist Leistung zu zeigen, bereit ist sich sozial zu engagieren und auch Erfahrungen aus diesem Dienst mit in das Unternehmen bringen würde. Es ist also nicht nur eine Investition in die eigene Zukunft, sondern auch in die Wirtschaft und unser gesamtes Gemeinwohl, wenn wir alle wieder etwas mehr an das "wir" und weniger an das "ich" denken.
Den aktuell höre ich viel zu oft das fadenscheinige Argument, dass junge Menschen bei einer Wehrpflicht kostbare Zeit im Arbeitsleben verlieren würden, oder ihre persönliche Entwicklung eingeschränkt würde. Sorry, aber dass sind doch sehr faule Ausreden. Warum? Nun, wenn es ein allgemeines Pflichtjahr geben würde, würden ja alle in einem Jahrgang davon betroffen sein und damit jeder diesen "Verlust" an Zeit haben. Und selbst wenn, was sind schon 12 Monate? Was soll also verloren werden? geht es um die Beiträge zur Sozialversicherung / Rente? Da muss man keine Sorgen machen, die werden vom Staat bezahlt. Also aus finanzieller Sicht gibt es da keine Lücke. In der beruflichen Kariere? Also wer noch am Anfang des Berufslebens steht, wird da kein echten Nachteil haben, das zeigen die Erfahrungen vor 2011. Zudem haben Frauen, wenn sie durch die Geburt eines Kindes aus dem Beruf zeitweise aussteigen oft mehr Nachteile als ein junger Mann Anfang 20! Also wo sollen da echte Nachteile entstehen? Es ist eher das eigene Befinden, mehr nicht. Zudem gibt es Länder, die eine viel längere Wehrdienstzeit haben, (Israel: Frauen 24 Monate, Männer 36 Monate, oder Südkorea, 18-21 Monate je nach Teilstreitkraft, Norwegen und Schweden: 12 Monate für Männer und Frauen )und die haben deswegen auch keine Nachteile. Es zeigt sich, dass ein Jahr, in dem Menschen für die Allgemeinheit einen Dienst leisten, keinesfalls benachteiligt werden und das sehr gut funktionieren kann.