Um mal einen kurzen Bezug zu der mir vorangehenden Diskussion zu nehmen:
Ich verstehe nicht, warum man sich als Cis-Mann seiner eigenen maskulinen Fragilität verschreiben muss, wenn man sich derart über das Label des cis-Mannes echauffiert.
Mir persönlich ist es ziemlich gleichgültig, ob man mich als weißen cis-Mann definiert - der ich ja bin - oder einfach nur als Mann, Kerl, oder zu alt aussehenden Buben. Meine Persönlichkeit hängt nicht davon ab, wie mich andere labeln. Zumal ich FLINTA, die mich aufgrund meiner eigenen, nicht aus freien Stücken gewählten Eigenschaften, aus dem Diskurs verbannen wollen, sowieso nicht ernst nehmen kann.
Das eigentliche Problem mit dem cis-Präfix heutzutage ist wahrscheinlich, dass wir weißen, heterosexuellen Männer (und mitunter auch Frauen) es nicht gewohnt sind, gelabelt zu werden, wohingegen BIPoC oder die LGBTQIA-Community schon seit ihrer Geburt damit konfrontiert werden. Am Ende erfahren wir nur denselben vorurteilsbelasteten Umgang, den wir seit Generationen gegenüber Minoritäten an den Tag gelegt haben - und wenn wir das mit lautstarkem "Mimimimi" kontern, machen wir uns einfach nur lächerlich.
Ich denke am Ende müssen wir alle wieder lernen, Dinge entspannter zu sehen. Wir, systemisch am besten gestellten, weißen Dudes sollten nicht bei jeder kleinen Kritik direkt das Jammern anfangen und uns eingestehen, dass es uns im Durchschnitt in vielen Bereichen noch mit am besten geht. Ebenso sollten Unterstützende des Feminismus nicht jeden Faux-pas direkt als ignoranten oder übergriffigen Sexisten-Move verklären und die Person im Anschluss überall zur persona non grata erklären.
Wir sind alle nicht perfekt und wir sind auch alle auf eine gewisse Weise sozialisiert worden, was sich nicht mit einem Fingerschnippen umkehren lässt. Lasst uns doch einfach etwas toleranter gegenüber Fehlern sein, wenn klar ist, dass die Intention eine gute war und die Person willig ist, zu lernen. (Von bewusst übergriffigem Verhalten spreche ich hier natürlich nicht)