Mich hat "Chaika" von der ersten Episode an mitgerissen - irgendwie seltsam, dass diese Serie so lange an mir vorbeigegangen ist und auch sonst, meinem Eindruck nach, wenig Aufmerksamkeit erhält.
Die Stärken der Serie liegen auf jeden Fall im World-Building, der detailreichen Animation und dem Rätselraten um die Herkunft der Chaikas und was wirklich hinter dem großen Plan steckt. Es kommen sehr viele Figuren vor, manchmal sogar ein wenig zu viele, weshalb die Charakterentwicklung bei manchen ein wenig auf der Strecke bleibt. Besonders Akira ist mir da aufgefallen, die eigentlich nur als Kampfmaschine und Brocon heraussticht, was sie jetzt aber auch nicht unsympathisch macht.
Angesichts der vielen Action hätte ich mir noch die eine oder andere ruhige Episode mehr gewünscht, gerade am Ende, wo es sehr schnell hoch her geht und kaum eine Atempause für die Charaktere bleibt. Gerüchteweise scheint die zweite Staffel ja zwei Folgen kürzer geworden zu sein, weil die erste nicht so erfolgreich war, aber das kann ich mir bei den kurzen Produktionsabständen nicht so richtig vorstellen.
Das Ende war mir im ersten Moment zu gehetzt, aber nachdem ich länger darüber nachgedacht habe, hat es mir doch gefallen.
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Gazu, der gnaden- und emotionslose Oberbösewicht, stirbt ausgerechnet durch die Hand seines Werkzeugs Chaika, nachdem ihn seine alles vernichtende Gazu verraten hat - einsam, wortlos und unspektakulär. Genau, wie er es sich durch seine Untaten verdient hat.
Chaika verliert - nachdem sie immer wieder davor gewarnt wurde, diese Magie noch einmal einzusetzen - beim Kampf gegen ihren "Vater" ihr Gedächtnis und anscheinend auch ihre gefälschte Identität. In den kurzen Momenten des Epilogs fällt auf, dass sie nur noch "das Mädchen" genannt wird und bei dem Spaziergang mit Toru durch die Frühjahrswiesen nicht mehr ihre gebrochene Wortwahl gebraucht, sondern völlig normal spricht. Ein wirkliches Happy End für die immer wieder aufgeflammte Liebesgeschichte der beiden ist das zwar nicht, aber man kann sich denken, dass Chaika nun wenigstens alle ihre falschen Erinnerungen abgelegt hat und ein neues Leben beginnen kann.
Die OVA hätte es nicht unbedingt gebraucht, vielleicht, wenn man sie als Epilog genutzt hätte. Stattdessen werden einem zwei Kurzgeschichten-Abenteuer mit ein wenig Cross-Dressing, Fanservice und Schmunzeleinlagen präsentiert, die angesichts der Figurenkonstellation mehr oder weniger außerhalb der Serienkontinuität spielen. Ganz nett, mehr aber auch nicht.
Für die Serie an sich gebe ich allerdings 9/10 Punkte. Eine klasse Shonen-Serie mit tollem Soundtrack und durchdachter Story, und sogar mal zu Ende erzählt, was bei Animes leider viel zu selten der Fall ist.