Hab das Spiel dann gestern noch einmal durchgespielt, der chronologischen Reihenfolge wegen.
Und ich finde es leider immer noch nicht so toll.
Ich bin/war ein sehr großer Fan von Heavy Rain, dieses Spiel war auch der einzige Grund, dass ich mir eine PS3 gekauft habe. Umso sehr habe ich mich dann natürlich auch damals (der Release von Beyond ist ja jetzt auch schon ein Weilchen her) über ein neues Spiel von Quantic Dream gefreut. Vor allem weil der Trailer einen wirklich guten Eindruck abgegeben hat, und mir dieses Übernatürliche sowieso immer zusagt, mich sogar extrem an Elfenlied erinnert hat. Und wenn man dann natürlich denkt, dass sie es so wie Heavy Rain gestalten, mit endlosen Interaktionsmöglichkeiten und vielen verschiedenen Verläufen... tja.
Es war ein Pflichtkauf.
Die Ernüchterung kam ungefähr auf der kurz vor der Hälfte des Spiels. Schnell habe ich gemerkt, dass das, was man anstellt keinerlei Einfluss auf den Verlauf des Spiels hat.
Zum Beispiel bei der Episode "Die Party". Egal wie sehr man um sich wütet, die Partygäste erschreckt, und sogar das Haus in Brand steckt; weder stirbt jemand, noch hat das, was man anstellt, wirkliche Konsequezen. Damit will ich nicht sagen, dass unbedingt jemand sterben soll - aber wozu seine Kräfte demonstrieren und Angst und Schrecken verbreiten, wenn es danach so weitergeht als hätte man nichts gemacht??
Oder auch, als man im dunklen durch den Wald gejagt wurde. Ich habe keine einzige der Aktionen richtig gemacht, und bin dennoch "durchgekommen", was eigentlich gar nicht möglich gewesen wäre. Wirklich sinnvoll.
Die eigentlichen Entscheidungen kamen erst ganz am Ende. Und je nach dem, was man dann gewählt hat, gibt es halt eine andere Endsequenz.
Also kein wirklicher Anreiz, sich bei dem und jenem Mühe zu geben, wenn man eh "durchkommt", egal ob man jetzt vom Hund zerbissen wird oder sonstwas.
Ist natürlich aber auch schwer zu handhaben, wenn man nur einen Hauptprotagonisten hat, das muss man zugeben. Aber ein paar andere Sequenzen hätte ich halt gut gefunden, wenn man wirklich versagt hat.
Soviel zur Spielmechanik an sich.
In Sachen Grafik ist das Spiel natürlich top, vermittelt auch gut Emotionen etc. Das allein reißt aber für mich noch nicht das obig genannte wieder heraus, das konnte nur die Story. Und sie hat es halbwegs geschafft.
Während ich die Kindheitsepisoden vergleichsweise langweilig und klischeehaft fand - und diese auch für mich kein Kernelement sind - so machen die späteren Szenen das Spiel erst erinnerungswürdig.
Zwischen Actionszenen, die wirklich Hollywood-reif sind (und man könnte aus dem Spiel auch wirklich einen 1A-Sci-Fi-Actionfilm basteln), sind eher die Zwischengeschichten das wirklich Wahre, und bauen Verbindung zum Charakter auf.
[Das folgende ist ein halb-Spoiler. Ich verrate nicht wirklich etwas, aber evtl. möcht sich ja jemand überraschen lassen, wo die Reise als Nächsten hingeht]
Da wäre zum Beispiel die obig bereits genannte Obdachlosen-Episode, im kalten Winter. Besonders toll fand ich hier, wie nachvollziehbar und anschaulich das ganze doch dargestellt wurde. Aber welchen "Ausflug" ich wirklich genossen habe war der in die Prärien, auf eine Ranch. Dort hat man sich auch einige Zeit aufgehalten und ein kleines Geheimnis entdeckt. Beide Szenen haben an sich nichts mit dem ganzen "Aiden"-Zeug zu tun, aber diese haben eine wirklicht tolle Atmosphäre (vor allem die Steppen-Sequenz) erzeugt.
Insgesamt bin ich bei einer Empfehlung für das Spiel eher vorsichtig. Das sage ich vor allem wegen der Spielmechanik. Die durcheinandergewürfelten Sequenzen sind mal okay (um zum Beispiel endlich mal von den Kindheitsepisoden wegzukommen, die mich ein bisschen an Monster AG erinnert haben. Klingt banal, ist aber wahr), und mal nervig (wenn man gerade im Fluss eines Abschnittes drin ist). Der Charakter Jodie Holmes ist leider auch nicht wirklich besonders und zum größtenteil schlichtweg austauschbar (außer in den oben genannten "abschweifenden" Sequenzen), da klischeehaft (Kind weint weil Kindheit nicht so wie gewünscht, wird zur Kämpfernatur...). Die Story ist okay. Mir haben halt vor allem diese "Ausflüge" gefallen, den übernatürlichen Action-Teil fand ich auch sehr ansprechend und spaßig, und wie gesagt, würde er auch perfektes Filmmaterial abgeben - aber ist jetzt halt auch nicht die Storyrevolution.
Dem Spiel würde ich also - wäre es eine Schulnote - eine 3+/2- geben.